Nürnberg (Allgemeines)

  • Mich nimmt es Wunder, wie mit der Patina umgegangen wird. Die Steine, die nach der Wiederherstellung nach dem Krieg neu eingesetzt wurden, heben sich noch heute deutlich von den dunkleren Steinen ab. Dasselbe optische Problem ergab sich bei der Spreeufermauer beim Berliner Schloss, wo die wenigen neuen Quader geschickt nachpatiniert wurden, weil sie sonst das Gesamtbild einfach gestört hätten. Ein hell strahlender Laufertorturm wäre sehr gewöhnungsbedürftig, insbesondere weil er aus beigem statt rötlichem Burgsandstein ummantelt wurde. Trotzdem nähme mich die Wirkung 1:1 wunder.

  • In der Grünewaldstraße wurde ein Kindergarten neugebaut, Kostenpunkt 12 Millionen. Kurz vor der Fertigstellung ist das Gebäude abgebrannt. Es hat mehrere Tage gedauert, bis man den Brand hat löschen können. Das Gebäude muss nun vollständig abgebrochen werden. Und danach kann man dann wohl anfangen, die nächsten 12 Millionen zu verbauen...

    https://www.infranken.de/storage/image/9/8/2/6/3816289_noscale_1yug_m_WTUYHp.jpg

    und natürlich viele weitere Berichte (selber suchen!)

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  • Auf dem Nürnberger Johannisfriedhof wurde ein 1701 errichtetes barockes Epitaph aufwendig saniert.


    Zitat

    Im Laufe der Jahrhunderte sind Helm und Löwe abhandengekommen, Rost fraß sich durch den Unterbau. Nun ist das Ensemble, von dem es nur einen alten Kupferstich als Vorlage gab, wieder vollständig.

    Die ergänzten Stücke hat er auf seine eigene Art und nicht eins zu eins nach der Vorlage gestaltet – dies sei auch nicht im Sinne des Denkmalschutzes gewesen, da das neue Epitaph einen eigenen künstlerischen Wert erhalten sollte. "Am schwierigsten war, die passende Ästhetik für den Löwen zu finden", sagte Haydn. Immer wieder habe er die Mähne neu gestaltet und verfeinert, "um einen Mix zu finden aus den historischen Ästhetiken und meiner eigenen Auffassung. Das war gleichzeitig auch das Spannendste."

    Nürnberger Johannisfriedhof: Wertvolles Barock-Epitaph saniert

  • Beim Betrachten der Altstadt mit Google maps bin ich auf eine archäologische Grabung neben der nördlichen Karlsbrücke - gegenüber dem Augustinerhof - aufmerksam geworden:

    https://club.baukultur.pictures

    Auf dem Grundstück, das bis 1945 samt dem zur Pegnitz hin liegenden Park eng bebaut war, stand bis vor einem Jahr eine 1960 errichtete Kirche der Neuapostolischen Gemeinde. Diese für 700 Gemeindemitglieder Platz bietende Kirche wird nun durch einen kleineren Neubau ersetzt. Im folgenden Artikel gibt es eine Ansicht der projektierten und der abgerissenen Kirche:

    Neue Kirche entsteht in Altstadt-Traumlage an der Pegnitz
    Nürnberg - Die Zahl der Konfessionslosen steigt, neue Kirchen sind heute eine Seltenheit. Mitten in der Altstadt entsteht trotzdem ein Neubau: Die…
    www.nn.de

    Nicht nur architektonisch, sondern auch städtebaulich ein völliger Fehlgriff! Allein die lappalische Überschrift sollte schon zu denken geben:

    "Neue Kirche entsteht in Altstadt-Traumlage."


    Mir geht es jetzt aber mehr darum, nachzuforschen, was dort bis 1945 stand und was die archäologischen Grabungen entdecken können. Auf die Häuser, die anstelle der heutigen Grünfläche zwischen Kirche und Pegnitz standen, bin ich im Fachwerkstrang bereits einmal gestossen:

    ak-pegnitz7.jpg
    Pegnitzpartie nordwestlich der Karlsbrücke mit dem Anwesen Karlstr. 1. Ansichtskarte um 1930, ohne Verlagsangabe, nur "Nr. 114. L.R.F.". Das Haus am rechten Bildrand stand anstelle des 2008 abgebrochenen Eckhauses auf dem Augustinerhof-Areal.

    Das ganze Häuserkonglomerat entlang der Pegnitz war unter der Adresse 'Karlstr. 1' zusammengefasst.

    In einer Serie von zehn Privataufnahmen von 1956 fand ich zwei Aufnahmen der abgeräumten Grundstücke, aber in entgegengesetzter Blickrichtung (hier im APH mal vorgestellt und beschrieben):


    ruinen_troedelmarkt_henkersturm.jpg

    Blick über die Karlstrasse südwestwärts zur Pegnitz, Unschlitthaus und Henkerturm. Privataufnahme(?) von 1956, rückseitig mit Stempel 'Foto Wilh. Dunckert, Röntgental b. Berlin'.


    ruinen_weinstadel.jpg

    Blick von der Karlstrasse westwärts zum Weinstadel und Henkerturm. Privataufnahme(?) von 1956, rückseitig mit Stempel 'Foto Wilh. Dunckert, Röntgental b. Berlin'.


    Ruinen-Troedelmarkt-Weinstadel-Montage.jpg

    Zusammenfügung beider Fotos.

    Der Fotograf stand mit dem Rücken zur östlichen Brandmauer des Sozialgerichts an der Weintraubengasse, wo heute das Wohnhaus Karlstr. 5 davor steht. Die jetzt abgerissene neuapostolische Kirche von 1960 wurde ziemlich zentral im Bereich vor dem Henkerturm errichtet. Nebst der Kirche wurden auf diesem grossen Areal lediglich noch zwei Wohnhäuser errichtet (Maxplatz 18/20, Karlstr. 5).

    Die folgenden drei Satellitenbild- und Planausschnitte zeigen immer denselben Ausschnitt. Im Satellitenbild ist die Bestandsbebauung mit gelben Linien eingezeichnet, da auf dem Bild nur die perspektivisch verschobenen Dachkonturen zu sehen sind, nicht aber die exakten Grundrisse, die für die Korrelation mit älteren Stadtplänen unbedingt erforderlich sind.


    Karlstr.-1-Google-maps-2021.jpg

    Satellitenaufnahme 2021, Ausschnitt aus dem Google maps-Link am Anfang des Beitrags. Anstelle der abgerissenen Kirche sind mit Planen abgedeckte archäologische Grabungsflächen sowie einzelne Mauerzüge zu sehen.


    Karlstr.-1-Stadtplan-1945.jpg

    Gleicher Ausschnitt wie oben aus dem Stadtplan 1945. Die auf der Ansichtskarte abgebildete Front an der Pegnitz entspricht der schraffierten Partie entlang der unteren Bildkante.


    Karlstr.-1-Uraufnahme-1811.jpg

    Gleicher Ausschnitt wie oben aus der Bayerischen Uraufnahme 1811.


    Karlstr.-1-Google-maps_1811.jpg

    Übereinanderprojizierung der Google maps-Aufnahme von 2021 und der Bayerischen Uraufnahme von 1811.

    Die aktuellen Grabungen betreffen also vor allem das Hinterhaus 'in zweiter Reihe von der Pegnitz her' mit der Nr. 118. Die blauen Planen bezeichnen die einstigen Räume just beidseits des Durchgangs, der einst unter dem Hinterhaus durchführte. Das Nord-Süd verlaufende Mauerstück stammt demnach von der Ostfassade des einstigen Hinterhauses.

  • Der Kircheneubau ist wirklich ein Skandal! Vom Regen in die Traufe im Vergleich zum Vorgänger... Ob das im Sinne der Gemeinde ist diese Architektur?

    Ansonsten: theoretisch wäre selbst mit dem Kirchenneubau also eine Reko des Gebäudeskomplexes (Nr. 119) direkt an der Pegnitz machbar. Es wäre zwar Backe an Backe wie Garnisonkirche in Potsdam mit dem Rechenzentrum, aber warum nicht? Das wäre doch ein tolles weiteres Projekt für die Altstadtfreunde. Naja man darf ja noch träumen :S

  • Danke für die beiden Aufnahmen und den Link zu den 'Nürnberger Nachrichten'! Jetzt konnte ich endlich eine Farbansichtskarte aus meiner Sammlung lokalisieren, deren Motiv auf der Rückseite nur mit 'Ein schöner alter mit Blumen geschmückter Hof' beschrieben war. Mir hat der Hof nie so gut gefallen wie zahlreiche andere Höfe in der Altstadt, die viel intimer und überaus reicher geschmückt waren. Wohl deshalb hatte ich es nicht so eilig mit der Lokalisierung des Kartenmotivs.

    Ein Blick auf den Stadtplan von 1945 und die Bayerische Uraufnahme von 1811 verdeutlicht schnell, dass hier in der Zwischenzeit zwei Höfe vereinigt worden sind. Man erkennt dies allein schon am Treppenturm, dessen rechter Abschluss nicht so gefallen mag. Hier setzte einst die Trennmauer an, die die beiden ursprünglichen Höfe trennte (auf dem Plan von 1811 sind es die Nummern 118 und 119). Der Treppenturm war also als Eckturm und nicht als ein auf drei Seiten freistehender Turm konzipiert. Die Galerie am 2. Obergeschoss rechts beeinträchtigt die Wirkung des Chörleins am 1. Obergeschoss sehr; diese ist wohl auch jünger als das Chörlein. Und links kann man sich vorstellen, dass die Hofgalerien an beiden Obergeschossen wie beim Peller-Hof einst auch ohne Fenster waren.


    Ak-Karlstrasse-1-Hof-DFW.jpg

    Hof von Karlstr. 1 (1944/45 zerstört. Ungelaufene Ansichtskarte, wohl Ende der 1930er Jahre. Blickrichtung nach Nordwesten auf die Fassaden der Hinterhäuser. Verlagsangabe: "Naturfarbenfotografie gedruckt, DFW".

    Irgendwie fühlt es sich für mich eigenartig an, wenn über minutiöse archäologische Ergrabungen von Gebäuden berichtet wird, die nur zwei Jahrzehnte vor der eigenen Geburt noch aufrecht standen. Bei Archäologie denkt man doch oft an Stätten der Antike und des Mittelalters, also von Urzeiten. Mein Grossvater mit Jahrgang 1896 sprach noch oft vom Vorkriegsnürnberg (er begeisterte sich vor allem für mittelalterliche Burgen). Also ist es möglich, dass er auch noch über diese Hofpflästerung geschritten ist, deren Umfeld jetzt minutiös mit Pinsel, Kelle, Staubsauger und Skalpell freigelegt wurde, wie wenn einst Kleopatra oder Cäsar darüber geschritten wären.

    Karlstr.-1-Uraufnahme-1811.jpg

    Gleicher Ausschnitt wie oben aus der Bayerischen Uraufnahme 1811.

    (Gelb sind die Eintragungen der heutigen Gebäude)

    Natürlich vergleiche ich jeweils Grabungsbefunde mit Aufnahmen der noch intakten Gebäude. Das Kellergewölbe in der von Frederic verlinkten Bildergalerie befand sich just hinter der niedrigen Rundbogentür ganz rechts. Das bereits erwähnte Nord-Süd verlaufende Mauerstück ist das Fundament des Mauerstücks just unter dem Chörlein. Und die Partie zwischen den blauen Planen im Satellitenbild ist der Boden des Hofdurchgangs rechts. Das Fundament des Treppenturms liegt wahrscheinlich gerade ausserhalb der Grabungsfläche, denn die Südwand der abgerissenen Neuapostolischen Kirche stand zufällig ziemlich exakt auf der schon viel früher beseitigten Hoftrennwand, als das ganze Anwesen noch aus zwei Liegenschaften bestand.

  • Zufall oder nicht:

    Riegels Farbaufnahme des Hofs von Karlstraße 1 erinnert mich in ihrem damaligen Zustand an die hohe Qualität im Umgang mit traditioneller Bausubstanz wie man sie so vielfach heute noch in der Schweizer Baukultur und Denkmalpflege erleben kann.

  • Riegels Farbaufnahme des Hofs von Karlstraße 1 erinnert mich in ihrem damaligen Zustand an die hohe Qualität im Umgang mit traditioneller Bausubstanz wie man sie so vielfach heute noch in der Schweizer Baukultur und Denkmalpflege erleben kann.

    In der Tat übt diese Aufnahme auch auf mich eine schweizerische Anmutung aus - kein überbordender Fassadenschmuck und der ockerfarbene Sandstein, den man in der Schweiz vor allem im Kanton Bern und den benachbarten französischsprachigen Kantonen Freiburg, Neuenburg und Watt antrifft.

    Nun hat mich die Fassade des südlichen Hintergebäudes doch noch weiter interessiert. Es ist jener Gebäudetrakt, zu welchem der Treppenturm schon ursprünglich gehörte und an dessen Stelle heute der Park zwischen der Neuapostolischen Kirche und der Pegnitz liegt. Auf den Fotos in den Beiträgen oben sieht man, dass unmittelbar links des Treppenturms eine weitere Hofdurchfahrt bestand. Diese ist im Stadtplan von 1945 eingezeichnet, nicht aber in der Uraufnahme von 1811. Wahrscheinlich wurde diese erst mit der Zusammenlegung mit der nördlichen Liegenschaft geschaffen, als beide Höfe vereinigt wurden. Dies könnte im Zusammenhang mit dem Umbau (um 1901/1916) vom Hotel Bayerischer Hof zu einem Ämtergebäude der Stadt passiert sein.


    Ak-Karlstrasse-1-Hof-Soldan.jpg

    Hof von Karlstr. 1. Ungelaufene Ansichtskarte um 1920/30. Soldan'sche Verlagsbuchhandlung, Nürnberg.

    Im Vergleich zu den Arkaden der Obergeschosse ist der Durchgang recht gross, und die Arkadenpfeiler leiten ihre Last direkt auf dessen Bogen ab. Wurde hier wirklich ein neuer Durchgang geschaffen oder lediglich eine bestehende Bogenöffnung umfunktioniert? Aufgrund der Abbildung kann man es nicht beurteilen. Zuweilen ist es recht schwierig, echte nürnberger Renaissance (mit nachgotischen Masswerkbrüstungen) von gründerzeitlicher Neurenaissance zu unterscheiden. Man kann auf den Witterungszustand der Steinoberflächen oder auf das Fugenbild achten, aber bei überrenovierten historischen Bauten muss auf eine Beurteilung nur aufgrund von Fotos verzichtet werden.

    Hingegen kann man recht gut die helleren Ergänzungen an der rechten Kante des Treppenturms erkennen, als die Hoftrennwand niedergelegt wurde. Mit ihrer Höhe über drei Geschosse bildete sie vermutlich die Rückwand eines Verbindungstraktes vom Vorder- zum Hinterhaus der nördlichen Liegenschaft.

    Ganz eigenwillig sind auch die Masswerkmuster am obersten Turmgeschoss.

  • Es gibt von den Altstadtfreunden noch eine Detailaufnahme, angeblich von 1903. Aber das Datum muß nicht zwingend stimmen.

    Hier ist die Hofmauer bereits entfernt, der Turm noch verputzt und unten rechts eine Tür, wo später dann ein Fenster war.

    Auffällig ist auch die halbkreisförmige Öffnung rechts des Torbogens in Höhe der Maßwerkbrüstungen des Turms.

    Weiterhin habe ich noch eine Innenaufnahme eines Treppenhauses. Aber ob das in dem Turm war oder woanders?

  • Der Laufer Torturm wird auch unter Mithilfe der Deutschen Stiftung Denkmalschutz für rund 1,7 Mio. € saniert.


    Zitat

    Seit Jahren ist der Laufer Torturm sanierungsbedürftig, nun geht es endlich los. Gleichzeitig startet die Stadt Nürnberg zusammen mit der „Deutschen Stiftung Denkmalschutz" (DSD) eine Spendenkampagne, durch die Bürger die Wiederherstellung des markanten Turms und die Sanierung der Stadtmauer unterstützen können. „Wir arbeiten am Erhalt dieses akut sanierungsbedürftigen prachtvollen Turms und sind dankbar für jede einzelne Spende!", betont Baureferent Daniel Ulrich in einer Mitteilung vom Donnerstag.

    Der Laufer Torturm in Nürnberg wird saniert: Stadt startet eine Spendenkampagne


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    [url=https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Torr…3-16,_DD_01.jpg]Torre Laufer, Núremberg, Alemania, 2013-03-16, DD 01[/url]

    Diego Delso, CC BY-SA 3.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0>, via Wikimedia Commons


  • Weiß eigentlich jemand, warum man beim Kornmarkt in Nürnberg auf eine moderne Gestaltung gesetzt hat, obwohl innerhalb der Altstadtmauern gelegen? Das ist ja sonst zwar teilweise der Fall, z. B. bei der Lorenzer Straße, aber so konsequent eigentlich sonst kaum wo.

    sou perfeito porque / igualzinho a você / eu não presto