Nürnberg (Allgemeines)

  • Heute erschien ein neuer Brief der Altstadtfreunde Nürnberg aus Anlass der morgigen Festivitäten zur vorläufigen Fertigstellung des Pellerhofes:

    Zitat von Altstadtfreunde Nürnberg

    Seit wenigen Tagen ist Nürnberg um einen Schatz reicher! Wer den Pellerhof betritt, erlebt den überwältigenden Eindruck des fertigen Schaugiebels im schönsten Bürgerhof unserer Stadt. Nachdem nun alle Gerüste gefallen sind und das Schutzdach über der Altane entfernt ist, präsentieren sich die kunstvoll gearbeiteten Renaissance-Ornamente in all ihrer Pracht. Sämtliche Fenster im Giebel sind zurückgekehrt und in den (oft nur schmalen) Innenräumen mit einer Beleuchtung versehen. Diesen vorläufigen Schlusspunkt haben wir gestern mit OB Ulrich Maly, dem Mäzen Werner Diehl und ca. 150 Ehrengästen unter dem Motto „Halb-Finale“ gefeiert, (denn der Hof ist ja noch nicht fertig). Am Samstag, 14. Juli geht es mit einem Fest weiter, zu dem wir alle Interessierten einladen. Von 11 bis 17 Uhr wird ein vielfältiges Programm mit Musik, Theater und Kurzführungen geboten.

    Fast zehn Jahre nach der Grundsteinlegung sind wir damit einen entscheidenden Schritt bei dem ehrgeizigen Projekt weiter, das anfangs auf heftigen Widerstand und Skepsis stieß, inzwischen aber manche Kritiker überzeugt hat. 2005 schenkte der Steinmetz Harald Pollmann der Stadt einen Stein und löste damit eine heftige Kontroverse aus. Heute kommt es einem fast wie ein Wunder vor, dass es uns damals gelang, die Erlaubnis für den Wiederaufbau des Renaissance-Juwels zu bekommen. Obwohl das Haus am Egidienplatz der Stadt gehört, haben wir mithilfe unserer Spender bisher die gewaltige Summe von ca. 4,5 Millionen Euro in den Hof investiert, ein noch nie dagewesenes Zeugnis bürgerschaftlichen Engagements.

    pellerhof-altstadtfreunde-50.jpg

    Nun konnte ich aber nicht mehr warten, bis das Scharrer-Gymnasium dahinter auch endlich Geschichte ist und das Hinterhaus fertig rekonstruiert werden kann. Ich habe es für mich privat rekonstruiert und die wenigen verbliebenen Gerüstteile und provisorischen Wasserabflussrohre eigenhändig entfernt. Jetzt fehlen nur noch die beiden seitlichen Dachgauben mit ihren welschen Hauben:

    pellerhof-altstadtfreunde-dach-50.jpg

    (Bildgrundlage: Altstadtfreunde Nürnberg)

  • Ich war gerade mit Karl-Heinz Enderle (Vorsitzender der Nürnberger Altstadtfreunde) in Kontakt, und er hat mir in einer Mail schöne Worte betreffend des Pellerhofes geschrieben. Einen Auszug davon darf ich euch weitergeben:

    Zitat von Karl-Heinz Enderle (Vorsitzender der Altstadtfreunde Nürnberg)

    [...] Der Austritt durch die Türen des ehemaligen Hinterhauses von der zweiten Galerie auf das Flachdach des Gymnasiums, inzwischen obligatorischer Teil jeder Führung, hat etwas unglaublich Groteskes, das die Besucher erschauern lässt.

    Ja, wir haben einen ganz wichtigen Schritt geschafft, und man merkt es an den Reaktionen der Besucher: "Faszinierend", "Gänsehaut" etc. Heute konnte ich zwei ältere Damen tatsächlich gerade noch daran hindern niederzuknien! Der stellvertretende Leiter der "Akademie Nürnberger Prinzipien", die vorübergehend im Pellerhaus (eigentlich im Imhoffhaus) untergebracht ist, ein Spanier, sagte mir, dass er jeden Tag vor Dienstantritt einen Moment in den Hof geht um Kraft zu tanken. Und: "It's a privilege to work here!"

    Leider hat die Nürnberger Presse heute schwach berichtet und den Artikel (noch) nicht online gestellt. [...]

    Das ist doch ein schöner Beweis, wie ein solches Bauwerk sofort in den "Besitz" der Öffentlichkeit übergeht. Irgendwie ganz selbstverständlich und von allein. Das habe ich bei einem modernen Bauwerk noch nie so erlebt!

  • JA, Harmonie geht den Menschen unter die Haut und erinnert sie daran, daß sie ursprünglich selbst Harmonie sind.

    Das Groteske wird seine Wirkung entfalten. Immer mehr Menschen werden nach Weiterbau und Vollendung rufen!

    Danke Dir für die schöne "Urheberrechtsverletzung", zu der ich Dich nur beglückwünschen kann!

  • Ja.

    Ich hatte den Stadtplan von 1944 mit dem heutigen Satellitenbild verglichen. Dort sieht man schon, was für ein Eingriff das war. Es ist zwar nur ein "kurzes Stück um die Ecke" und keine Schneise wie in vielen andern Städten, weshalb dieser Durchbruch nicht so als extremer Eingriff ins Stadtgefüge wahrgenommen wird.

  • Rangierbahnhof


    Von den Nürnberger Anlagen wird wohl mittlerweile vieles wegmodernisiert worden sein.

    Aber im Grunde noch so wie im Film zu sehen.

    Der Rangierbahnhof ist in den 80er-Jahren vollkommen erneuert worden. Der Höhepunkt war der berühmte Osterumbau 1987. Das war eine Meisterleistung, von der man heute nur noch träumen kann. Dieses Video zeugt von der euphorischen Stimmung der damaligen Zeit:

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  • Hatte ich dieses Video nicht auch im APH letztes Jahr verlinkt?

    Dieses Video zeugt von der euphorischen Stimmung der damaligen Zeit

    Ich hatte das ganze Video mit grosser Begeisterung und ohne eine Sekunde vorzuspulen angeschaut. Wenn man sich für Technik und Maschinen interessiert, bekommt man fast Gänsehaut :) Ich schaue heute noch gerne bei Youtube alte Produktionsfilme bei "Die Sendung mit der Maus" an. Gerade gestern Abend zum Beispiel diesen hier:

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    Ab den unterschiedlichen Kommentaren musste ich herzhaft lachen, aber einige beschreiben genau den Zeitgeist, den auch Zeno erwähnt.

  • Der Nürnberger Rangierbahnhof bietet nach seiner Modernisierung ein faszinierendes Schauspiel.

    Der Höhepunkt ist der Ablaufberg. Das ist das Herzstück der Anlage. Über die dortigen Gleise fahren unentwegt Züge. Die Gruppen der aufeinanderfolgenden Wägen, die in denselben neuen Zug eingestellt werden sollen, werden hier voneinander getrennt, um dann über die automatisch gesteuerten Weichen selbständig ihren Weg in eines der 56 Gleise der Richtungsgruppe zu finden. Während auf benachbarten Gleisen Züge bergwärts fahren, darunter die, die in der Einfahrgruppe bereitgestellt werden, kommen hier die Züge langsam an. In Kontrast zu der hochtechnisierten Anlage mit jeder Menge Elektronik werden die Wägen hier von Hand mit einer Holzstange getrennt. Unmittelbar danach rollen die Wagengruppen ohne Lokantrieb selbständig durch das riesige Gleisfeld der Richtungsgruppe. Sie haben dabei durchaus eine nennenswerte Geschwindigkeit. Am Ablaufberg - ich habe den Betrieb dort ja direkt gesehen - hat man den Eindruck, dass pausenlos und scheinbar unaufhörlich neue Züge aus aller Herren Länder angefahren kommen, die zu trennen sind. Der Kontrast zwischen den langsam zum Ablaufberg geschobenen Wägen, die alle über dasselbe Gleis fahren, und den einzelnen Wägen, die sich danach minutenlang über das Gleisfeld bewegen, bis sie schließlich in ihrem Bestimmungsgleis an die dortigen Wägen anschließen, ist faszinierend.

    Vom Stellwerk aus stellt sich die Situation anders dar. Man hat einen Überblick über den östlichen und mittleren Teil das Rangierbahnhofs; die Ausfahrgruppe im Westen muss man mehr erahnen, als dass sie vor Augen ist. Was kilometerweit zu hören ist, beobachtet man hier mit den Augen. Vom Ablaufberg kommend rollen die Wägen und Wagengruppen selbständig, ohne Lok, über das Gleisfeld, hier und da durch eine Weiche in die richtige Richtung geschickt. Und so stellt sich der Betrieb hier wie von Geisterhand gesteuert dar, denn die Wägen rollen ganz allein. Sie müssen nicht geschoben werden, denn aufgrund des Gefälles rollen sie schon von selber schnell genug, wenn auch vom Stellwerk aus gesehen, gemütlich, vor sich hin. Unmittelbar am Ablaufberg geht es ja erst mal richtig bergab, so dass sie daher ihre erste Beschleunigung bekommen. Das Problem ist hier, dass die Wägen abgebremst werden müssen. Und das erledigen die Dowty-Retarder, die für desen Bahnhof entwickelt wurden. Ihr Überfahren - sie werden dabei niedergedrückt - erzeugt einen charakteristischen Ton, an dem man die Geschwindigkeit des Wagens abschätzen kann. Aber noch etwas sieht man vom Stellwerk aus. Der Blick nach rechts zeigt den Ablaufberg; dahinter die Hochhäuser von Langwasser und insbesondere die von Neuselsbrunn. Nach Norden schließt sich zunächst eine ausgedehnte Industriezone an. Und dahinter sieht man dann die Burg, auch ein erstklassiger Anblick.

    Google Maps

  • Hier sieht man die Wagengruppen, die gerade vom Ablaufberg herunterkommen - und was für eine Geschwindigkeit sie haben:

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    Bei 0:05 seht man gerade die Trennung zweier Wägen.


    Und noch näher am Ablaufberg:

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  • Eine sehr positive wie auch unerwartete Meldung aus Nürnberg: Der Sebalder Pfarrhof wird derzeit umfassend saniert und erhielt im Rahmen dessen seine Dachgauben zurück (nur 3 von 8 blieben übrig auf der einen Seite).

    Zitat

    Weniger überraschend war die Erkenntnis, dass beim Wiederaufbau des Gebäudekomplexes der Dachbereich stark vereinfacht wurde. Zum Sebalder Platz hin waren beispielsweise von acht Dachgauben nur noch drei übrig. Nun ist die Doppelreihe wieder vollständig und bietet vom Rathaus her einen phantastischen Anblick! Insgesamt wird das Dach des Pfarrhofs nun wieder durch 16 Gauben gekrönt, deren Wiederherstellung die Altstadtfreunde voll übernahmen und sich 25.000 Euro kosten ließen.

    Rekonstruktion der Dachgauben Sebalder Pfarrhof


    Bisherige Ansicht (eigenes Foto)

  • 20 Bildvergleiche, beginnend mit dem Egidienplatz und dem Pellerhaus:

    Nürnberg vor den Luftangriffen: Pellerhaus und St. Egidien

    Zitat von nordbayern.de


    Am 2. Januar 1945 zerstörten britische Bomben die komplette Nürnberger Altstadt. Dabei starben 1850 Menschen, 100.000 verloren ihr zu Hause. Tausende Tonnen Sprengmaterial wurden über der Innenstadt abgeworfen. Die Trümmer der Nürnberger Wahrzeichen werden zum Abbild einer vom Krieg gezeichneten Gesellschaft. Die Fotos des Stadtarchivs Nürnberg zeigen die verheerenden Schäden.


    Die Aufnahme zeigt das Pellerhaus und die Kirche St. Egidien vor 1905.

    Nürnberg nach den Luftangriffen: Pellerhaus und St. Egidien

    1947

    Bilder der Zerstörung: Nürnberg vor und nach den Bombenangriffen von 1945 - Nürnberg - nordbayern.de

  • Heute bekam ich Post von den Altstadtfreunden Nürnberg, Förderkreis Pellerhof. Daraus zitiere ich folgende Passage:

    Zitat

    2019 hätte im Pellerhof das Jahr werden sollen, in dem Fußböden verlegt, Wände verputzt, Türumrahmungen gebaut und Decken verkleidet werden. Es kam jedoch anders. zum ersten Mal seit Baubeginn müssen wir unsere Arbeiten mit der Stadt absprechen. So muss beispielsweise geklärt werden, wohin wir unsere Leerrohre für Kabel im Fußboden verlegen. Die Stadt muss absegnen, das Wasser der Dachrinnen nach außen abzuführen, damit die Dachschläuche nicht sichtbar im Hof verlaufen. Der Ganz, der hinter dem Schaugiebel die beiden Galerien im 2. OG verbindet und das Chörlein sowie die Fenster erschließt, muss genehmigt werden und es muss aufgeschlüsselt werden, wer von beiden Vertragspartners - Stadt oder Altstadtfreunde - welche Kosten für Innenausbau und Infrastruktur übernimmt. Ebenfalls ist zu klären, ob wir einen Teil der von uns gebauten Räume selbst nutzen dürfen. Hierzu fanden im Dezember 2018 Gespräche statt. Am 25.02.2019 erhielt die Stadt ein Schreiben mit den offenen Fragen und unserem Nutzungskonzept für den westlichen Hofflügel. Leider war es im gesamten Jahr 2019 nicht möglich, für einen dieser Punkte eine Antwort zu erhalten, so dass, abgesehen von zwei Monaten Bestandssanierung und dem Einbau der Fenster im Westflügel, praktisch keine Arbeiten stattfinden konnten. Um überhaupt ein sichtbares Ergebnis dieses verlorenen Jahres zu hinterlassen, haben wir im Dezember die vier meisterhaften Kupferwasserspeier des Metallbildhauers Adolf Held anbringen lassen. Die "Wildheit" dieser kupfernen Drachen bildet nun wieder einen interessanten Kontrast zu der eher geordneten Architektur des Hofes.

    (Zum Glück leben wir nicht in China, sondern in einem demokratischen Land mit sorgfältig prüfender Verwaltung. :lachentuerkis: Diese kleine Spitze konnte ich mir nicht verkneifen.)

  • Eine kurze Info:

    Das Hauses zum Savoyischen Kreuz (Winklerstraße 24) geht nicht an die Altstadtfreunde, sondern wurde von der IHK an einen Investor verkauft, der in Hilpoltstein bereits ein Denkmal zerstört hat.

    Soviel zu der im Vorhinein aufgestellten Behauptung der IHK, der Verkauf erfolge nicht an denjenigen, der das höchste Angebot abgibt, sondern an den, der über die höchste Kompetenz verfügt.

  • Dieses Gebäude liegt doch an der Ecke zum Sebalder Kirchenplatz, oder? Es wäre extrem wichtig für den Platzbild.

    Falls da eine Verschandelung drauf kommt, kann man die Ecke vergessen, Letztlich wird der Eindruck verstärkt, dass man in N mit einer Borniertheit sondergleichen auf den alten Fehlern beharrt bzw der alten Schönheit ganz gleichgültig bzw ablehnend gegenübersteht.

  • Leider gibt es sowas wie die Nürnberger Altstadtfreunde nicht in jeder Stadt. Es ist bewundernswert, was dieser Verein schon alles erreicht hat. Voraussetzung dafür ist eine Liebe zum historischen Erbe der Stadt, den die Verantwortlichen in der Politik oft vermissen lassen.

  • Passend zur Diskussion im Nachbarforum: Eine 13-minütige Reportage von Arte über

    Zitat

    Das Reliefartige Nürnberg von Dürer | Doku | ARTE

    In Nürnberg kreuzten sich Ende des 15. Jahrhunderts Europas große Handelsstraßen, der kulturelle, wissenschaftliche und künstlerische Austausch florierte. In diesem Klima konnte ein Genius der westlichen Kunst wie Albrecht Dürer aufblühen. Er schöpfte seine Inspiration aus den Veränderungen, die seine Stadt erlebte, und überhöhte die Wirklichkeit in seinen Gemälden, Zeichnungen und Stichen

    Neben dem eigentlichen Inhalt finde ich die Motivwahl der Journalisten/Kameraleute hochinteressant, gleichzeitig aber wenig überraschend:

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    Hier kommen also höchstwahrscheinlich ortsfremde in die Stadt und was machen sie? Intuitiv versuche sie die Nachkriegstristesse auszublenden und zeigen fast ausschließlich historische und pittoreske Ansichten.