Insgesamt habe ich meinen dritten Besuch in Halle sehr positiv empfunden, natürlich gibt es tatsächlich ausgedehnte DDR-Abrisse vor allem im Süden und Westen der Innenstadt und ganz drastische Eingriffe wie den Riebeckplatz und die Hochstraße, aber angenehmerweise gibt es auch viele weitgehend erhaltene Straßenzüge.
Die Plattenbauten im Zentrum wurden jetzt überwiegend saniert und die zuvor doch recht häßlichen Platten mit ihrer seltsamen Farbgebung wurden jetzt durch hellgrauen bis weißen Putz mit einigen farbigen Akzenten ersetzt.
Auf jeden Fall kann man auch mal längere Strecken im Zentrum zurücklegen, ohne mit besonders störenden "Brüchen" oder Neubauten konfrontiert zu werden, und hat den Eindruck einer historischen Stadt, was man ja in Dresden oder auch in Leipzig eher nicht hat. Auch in Leipzig kommt ja nach wenigen Gehminuten entweder einfach nichts mehr, weil die Innenstadt schon zu Ende ist, oder so etwas wie dieses Bildermuseum.
Die vorhandene Bausubstanz war zu DDR-Zeiten extrem verfallen, hier ein Video:
Im Internet gibt es auch viele Bildserien zum Halle unmittelbar nach der Wende, das Ausmaß an Verfall ist selbst aus heutiger Sicht noch erschreckend.
Hier ein Überblick über Nachkriegs-Abrisse, die ja leider im Gegensatz zu den Kriegsschäden offensichtlich nirgendwo in einer Liste dokumentiert werden:
Herausgefunden habe ich bislang folgendes, bin aber für weitere Informationen dankbar:
1 Breite Straße, Fleischerstraße, Abrisse 80er-Jahre, Ersatz durch Plattenbauten
2 Wohnanlage Domplatz, Abrisse ab 1986, Ersatz durch Plattenbauten, wahrscheinlich am schlimmsten, weil die Areale bis ins Zentrum reichen
3 Neubaugebiet Spitze, 80er-Jahre, fast kompletter Abriß, Neubebauung ab Wende
4 Bau der Hochstraße, ab 1968, vermutlich viele Abrisse
5 Glauchaer Straße, vermutlich Kriegsschäden?
6 Brunos Warte, flächendeckende Abrisse ab 1984, teilweise Platte, teilweise Brache
7 Schülershof, ab 1964, erstes Projekt dieser Art, Brache und Platte, Hochhäuser nach der Wende zurückgebaut
8 Jerusalemer Platz, teilweise wohl Kriegsschäden (Ritterhaus), vermutlich jedoch überwiegend DDR-Abriss in den 80er-Jahren (nebulöser Internetfund: "1984 wurde das umliegende Wohngebiet zum Teil neu bebaut und auch der Platz umgestaltet"), auch heute noch Brache neben einigen Plattenbauten sowie dem Neubau des Ritterhauses nach der Wende
9 Riebeckplatz: einzelne Kriegsschäden, sieh oben, hier überwiegen aber sicherlich die DDR-Abrisse gegenüber den Kriegsschäden, Bau von Hochhäusern und einer gigantischen Kreuzung
10 Ernst-Toller-Straße: Zufallsfund beim Betrachten alter Luftaufnahmen, Bebauung fehlt heute, stand nach der Erbauung des Thälmannplatzes noch
Umfang dieser Verluste in der Innenstadt - schwer zu schätzen, vielleicht 25 %?