Beiträge von hollanda

    Das kann gut sein, in Preußen bzw. später im Kaiserreich gab es ja viele Architekten, die auf irgendetwas spezialisiert waren, da entstanden häufig ziemlich ähnliche Bauten.

    Besonders verrückt: das Stadttheater Fürth basiert auf dem Entwurf für Czernowitz, der zuerst mangels Geld nicht umgesetzt wurde, danach doch - seitdem gibt es zwei fast identische Gebäude: klick

    Das ist die frühere Wiebenkaserne bzw. deren südlicher Rest, das restliche U-förmige Gebäude der Kaserne ist nicht mehr erhalten, der überwiegende Rest der Bebauung der Vorstadt auch nicht mehr (nach dem Krieg war dort ab 1958 das Elektronikkombinat "Unimor" untergebracht, das Radios und Fernseher produzierte und relativ lange nach der Wende Konkurs anmeldete).

    Alte Ansicht: klick

    Wie ich gerade festgestellt habe, gibt es dazu sogar einen Forumsbeitrag im APH: klick

    Schön in der Umgebung sind Weißer Turm und Kleines Zeughaus. Der Rest ist ziemlich häßlich und besteht aus Brache, Ruinen und Hochhäusern und sonstigen Relikten der Volksrepublik, was sich in dieser Form einen halben Kilometer nach Norden bis zum Vorstädter Graben fortsetzt. Gleich hinter dem Gebäude gibt es indes den Pomerania Office Park auf dem früheren Kasernenareal.

    Ausnahmsweise mal eine Galerie von mir mit relativ wenig Text - weil ich schlicht zu den meisten Gebäuden keine Informationen habe.

    Zeigen möchte ich im wesentlichen die Straße, die unter verschiedenen Namen vom Fischertor (Am Fischertor, Frauentorstraße ...) im Norden durch das Domviertel dann weiter ins Zentrum führt. Das Domviertel unterstand dem Bischof und war wohl von der restlichen Stadt durch eine Stadtmauer getrennt, hier galt offensichtlich die Domfreiheit, über genauere Informationen würde ich mich freuen, leider bin ich kein Augsburg-Experte.

    Vermutlich werde ich den Rathausplatz noch anhängen, auch wenn dieser natürlich schon außerhalb des Domviertels liegt - entdeckt habe ich das Areal eher durch Zufall beim Besuch des Augsburger Leopold-Mozart-Hauses. Außerdem gibt es dort noch das Fugger und Welser Museum und ganz in der Nähe, aber außerhalb des Viertels, noch das Mazda-Museum. An Gastronomie kann das Saigon Village empfehlen, mithin das beste mir bekannte asiatische Lokal.

    Auch dieses Viertel wurde großflächig zerstört, in Luftaufnahmen ist auch zu sehen, daß es teilweise größere unbebauten Flächen gibt, z. B. entlang der Langen Gasse, ob das schon immer so war oder ein Produkt des Wiederaufbaus ist, weiß ich auch nicht.

    Wir beginnen in der Thommstraße, die das Viertel nach Norden hin begrenzt:

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    Von hier aus zum Fischertor:

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    Hier gibt es einen Teil der Stadtmauer:

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    Hier das Fischertor, das in der jetzigen Form tatsächlich erst 1924 errichtet wurde:

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    Dem Wikipedia-Artikel zum Fischertor entnehme ich, daß die Straße Am Fischertor erst 1908 anstelle einer schmalen Gasse angelegt wurde, vermutlich stammt die Bebauung daher ebenfalls von Anfang des 20. Jahrhunderts:

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    Möglicherweise ist auch die Stadtmauer eine spätere Nachempfindung? Wie dem auch sei, es kommt die erste Querstraße (Georgenstraße bzw. Pfärrle) mit großstädtischer Architektur:

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    Hier kommt in der Georgenstraße die Kirche St. Georg, man beachte die etwas schematisch gestalteten Giebelhäuser fast wie in Danzig smile:)

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    In Gegenrichtung (Pfärrle) dann eher unansehnliche Nachkriegsarchitektur:

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    Das wäre tatsächlich extrem bedauerlich, ich kenne das Haus sogar vom Vorbeifahren, weil mein Honda-Händler 100 Meter daneben ist. Am Platz wurde schon fast alles alte abgerissen, und nördlich des Platzes gibt es nur Neubauten jüngsten Datums und sogar grüne Wiese.

    Dennoch: Landshut ist großartig (auch von der Stimmung und Mentalität her). Ich verbinde jeden Werkstattbesuch mit einem ausgiebigen Altstadtaufenthalt.

    Damit sind wir auch schon fast am Ende von Teil 1 angekommen, denn der Universitätsring endet an der Kreuzung mit der Großen Ulrichstraße - und heißt von dort an Moritzburgring.

    Vorher gibt es leider noch ein Plattenbauviertel zu zeigen, auf der Karte ganz am Anfang mit Nr. 1 gekennzeichnet und unmittelbar nördlich des Universitätsrings gelegen. Es erstreckt sich beidseits der Geisstraße (der Verlängerung der Großen Ulrichstraße nach Norden) und endet dann nach etwa 400 Meter östlich der Geisstraße und vielleicht 250 Metern westlich der Geisstraße.

    Ursprüngliches Erscheinungsbild der Plattenbauten:

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    Nach der Sanierung deutlich angenehmer:

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    Die Bebauung dürfte auch vom Ende der 80er-Jahre stammen, da war es dann möglich, flexibler zu bauen:

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    Immerhin, die Bebauung entlang des Moritzburgrings hat man hier erhalten:

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    Und hier noch das östliche Gegenstück, das Eckhaus zur Geisstraße:

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    Ein Highlight habe ich mir noch für das Ende aufgehoben, ein Wohn- und Geschäftshaus von 1898, an der Ecke Universitätsring und Große Ulrichstraße bzw. Kleine Ulrichstraße gelegen:

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    Die großen Fenster wurden von Berliner Kaufhäusern der damaligen Zeit inspiriert und durch eine Stahlskelettbauweise ermöglicht, da die Außenwände nicht tragend sind.

    Hier der Blick in die Kleine Ulrichstraße, bevor dann leider bald die hier nicht sichtbaren Plattenbauten kommen:

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    Und zum Abschluß noch eine kleine Themenverfehlung (dann kann ich im nächsten Teil mit der Leopoldina beginnen), da wir jetzt schon am Moritzburgring sind, nämlich gleich daneben das frühere Lichtspielhaus Astoria von 1914:

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    Äußerlich erhalten, inzwischen aber u. a. für Restaurants genutzt. Ich hoffe, nach dem eher schockierenden Auftakt mit dem Riebeckplatz konnte der weitere Verlauf des Rundgangs auch den Reiz vermitteln, den Halle heute noch hat.

    Es steht sogar eine Generalsanierung an, allerdings glaube ich nicht, daß es da zu solchen Verbesserungen kommen wird. Es geht eher um Brandschutz und die Behebung teilweise drastischer Baumängel, siehe MDR. Interessanterweise gehört die Oper nicht der Stadt, sondern einer Gmbh der Bühnen Halle mit insgesamt 30 Immobilien.

    An der Oper beginnt der Universitätsring, der in einem langen Bogen nach Westen einschwenkt. Im großen und ganzen ist hier die Bebauung weitgehend erhalten - zunächst aber einen Blick auf den Universitätscampus der 1694 gegründeten Universität, der in Richtung Innenstadt bis fast zur Großen Ulrichstraße reicht.

    Hier befand sich früher das Barfüßerkloster, das 1828 abgerissen wurde, Im Laufe des 19. Jahrhunderts entstanden dann drei große klassizistische Gebäude:

    Das Löwengebäude von 1834 (das größte Gebäude in der Mitte), ergänzt 1891 durch das Robertinum (1891) und als Nachzügler das Melanchthonianum (1903). In der Nachwendezeit entstanden noch Audimax und Juridicum um die Jahrtausendwende, zudem gibt es noch kleinere historische Bauten wie das Thomasianum, ergänzt durch einen modernen Anbau.

    Das ganze liegt in reizvoller Hanglage:

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    Audimax:

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    Melanchthonianum:

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    Die großen Freitreppen wurden erst nach der Wende angelegt, hier vom Melanchthonianum in die Innenstadt:

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    Die beiden Neubauten der Universität sind zugleich die einzigen Neubauten, das Umfeld ist historisch bebaut:

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    Am Thomasianum wieder in Richtung Universitätsring zurück, das Eckhaus ist die Burse zur Tulpe:

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    Dort folgt dann am Universitätsring 6 ein neobarocker Bau aus dem Jahr 1893, der der Preußischen Lebensversicherungs-AG als Hauptsitz diente und nach dem Vorbild eines Geschäftshauses in Berlin gestaltet wurde.

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    Der Universitätsring wird jetzt ziemlich breit, mit einer Grünanlage am Rand, aber leider auch Baustellen. Daher konnte ich fast nur die in Gehrichtung linke Seite fotografieren, also die Innenstadtseite. Aber auch auf der anderen Seite waren die Bäume ein Hindernis für die Fotos ...

    Hier die Außenseite des Rings:

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    Dort kommen dann zum Ende des Universitätsrings auch erste Plattenbauten, aber angenehmerweise nur auf dieser Seite:

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    Was haben die hier 40 Jahre gemacht?

    Meine laienhafte West-Meinung:

    Das Wirtschaftssystem war nicht leistungsfähig, der Staat hatte daher kaum Einnahmen, die Bürger kein Geld und das Angebot war spärlich und nicht am Verbraucher ausgerichtet. Die Mieten waren schon im Dritten Reich eingefroren worden, die Privateigentümer hatten kein Geld und keine Teile für den Erhalt. Daher wurden die Häuser an den Staat weitergegeben, der sie weiter verfallen ließ und schließlich häufig abriß.

    Daher blieb nur das industrielle Bauen, wobei dem offensichtlich ab den 80er auch das Geld ausging, wie mir eine aus der DDR stammende Kollegin mal mitgeteilt hat. Die Standards sanken (angeblich keine richtigen Geländer mehr, eher so eine Art Metallgitter), die Großblock- und Großtafelbauten konnten nicht mal renoviert werden. Außerdem kosteten Neubauten Geld, das nicht durch Mieten, private Geschäfte oder Investoren wieder hereinkam. Entsprechend die gigantischen leeren Flächen selbst im Zentrum.

    Dazu kommt natürlich eine ideologische Komponente - neue sozialistische Stadt gleich daneben, gigantische Straßen als Aushängeschilder inkl. gigantischer Hochhäuser und Scheibenbauten.

    Es gab offensichtlich ab Anfang der 80er eine Kehrtwende, die vorhandenen Bauten sollten "liebevoll" erhalten werden, die Bürger ihr "vertrautes" Umfeld behalten (so stand es in einem Beschluß zu Magdeburg). Nur war es da wohl schon zu spät, die meisten großflächigen Abrisse in Halle entfallen ja auf die Zeit ab Mitte der 80er.

    Ich habe mir übrigens noch ein kleines Büchlein "Eine Stadt verändert ihr Gesicht - Halle an der Saale: Bildband" antiquarisch gekauft, passender wäre aber "Eine Stadt verliert ihr Gesicht".

    Völlig unglaublich, was da zu DDR-Zeiten noch alles abgerissen wurde, noch 1966 war der Vorkriegs-Riebeckplatz fast vollständig erhalten, abgesehen von wenigen einzelnen Gebäudeverlusten. Das wurde dann alles für diesen doch monströsen Platz abgerissen.

    Nun also die Hauptpost entlang, deren Hauptfassade ich aufgrund des Gegenlichts nicht fotografieren konnte, daher die Fassade entlang der Wilhelm-Külz-Straße und der Link zum Wikipedia-Eintrag:

    Hinter der Hauptpost Halle befindet sich dann der Joliot-Curie-Platz, bestehend aus einer langgezogenen Grünanlage, an deren nordwestlichem Ende das teilzerstörte Opernhaus kommt.

    Blick zum Opernhaus:

    Auf der linken Seite gibt es eine große Baulücke, auf der rechten zwei kleine und dahinter eine Brache - die Baumreihen verdecken das ein wenig, die erhaltene Bebauung ist attraktiv.

    Auf Höhe der Post biegt die Große Steinstraße ab und führt direkt über die Große Ulrichstraße zum Marktplatz:

    Erinnert mich fast irgendwie an Prag:

    Oper aus der Nähe:

    Es wäre mal spannend, hinter die Kulissen zu blicken und zu begreifen, wie das in Polen jeweils finanziert und entschieden wird. Das verblüffende ist ja immer dieser Gegensatz zwischen perfekt rekonstruierten großflächigen Arealen und komplettem Verfall gleich daneben, dann aber auch wieder ziemlich flächendeckend. Oder absolutem Bebauungschaos. Vielleicht werden da nur bestimmte Viertel gefördert?

    Wenn ich die Fotos aus Halle mit den Fotos der Nachwendezeit vergleiche, muß es ja Hunderte von solchen Wiederaufbauprojekten gegeben haben, und das über die ganze Stadt einigermaßen gleichmäßig verteilt.

    Breslau bietet viel Licht, aber auch Schatten, da habe ich gerade diese hochinteressante Galerie gefunden: Global Photos

    Meine Unterkunft war nördlich des Bahnhofs, hinter dem Ibis Styles-Hochhaus, zu sehen beim Text "Similar to Krakow and Warsaw, the main train station is sparkling new". Das Viertel war generell eher schlecht erhalten, eine komische Mischung aus alten Gründerzeitlern, Baulücken, Neubauten, Brachen und größeren Wohnblocks aus der Volksrepublik.

    Die nahe Tadeusza Kosciuszki hat mit der früher so schönen Tauentzienstraße leider auch nur noch die Lage gemeinsam.

    Jetzt kam aber bei mir erstmals Begeisterung auf, denn am Leipziger Turm treffen wir auf die Ringstraße von Halle, die mit Beginn der "Entfestigung" (Beseitigung von Festungsanlagen und allen Stadttoren) angelegt wurde, welche wiederum 1815 begann und bis 1874 dauerte.

    Die eigentliche Bebauung des Rings nahm nochmals mehr Zeit in Anspruch:

    Der älteste Teil war die Alte Promenade von 1837 (heute: Universitätsring ganz im Norden, siehe obigen Stadtplan), im Süden entstand etwas später die Neue Promenade (heute: Waisenhausring), die leider durch Abrisse und vor allem die Hochstraße stark beeinträchtigt wurde.

    Der jüngste Teil des Rings, der heutige Hansering, ist der südöstliche Abschnitt und entstand erst um die Jahrhundertwende. Er gefällt mit repräsentativer Bebauung, einem guten Erhaltungszustand und viel Grün:

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    Links geht die Leipziger Straße weiter bis zum Marktplatz, zu sehen ist das Nachwende-Ritterhaus von 1997, das meines Erachtens recht gelungen ist und den teilzerstörten Vorgänger aus dem Jahr 1928 ersetzt: Das Ritterhaus, Prestigeprojekt der hallischen Moderne

    Die Leipziger Straße wird dann erst gezeigt, nachdem die komplette Ringstraße dokumentiert wurde.

    Hier nun die Bebauung des Hanserings in Richtung Innenstadt:

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    Die Anlage der Straße mit den Grünanlagen und der Hanglage mit passender abschließender Bebauung auf der anderen Seite finde ich sehr gelungen:

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    Hinter einem passablen Neubau kommt dann mit dem Landgericht von 1905 schon ein erster Höhepunkt, es entstand einer der größten Justizpaläste der damaligen Zeit:

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    Wo jetzt der weiße Gründerzeitler an der Rathausstraße steht, befand sich früher übrigens der Karzer der nahen Universität, die Straße dahinter trägt daher auch noch den Namen Karzerplan.

    Sehr reizvoll der Blick durch die Rathausstraße zum Marktplatz:

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    Nördlich davon zwei relativ gelungene Neubauten, Technisches Rathaus und die Filiale der Landesbank Baden-Württemberg bzw. Niederlassung der Wohnunsbaugesellschaft HWG.

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    Zu DDR-Zeiten war hier ein Kundgebungsplatz, die Rednertribüne und anderen Relikte verschwanden beim Bau der Tiefgarage, das Fahnenmonument von 1967 blieb aber erhalten. Durch neue Farbgebung wurde das früher knallrote Betonmonument mit seinen fast 20 Metern Höhe aber "entschärft".

    Nochmals das Landgericht:

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    Und die komplette Platzbebauung:

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    Das extrem lange Gebäude mit Bank und Wohnungsbaugesellschaft HWG geht schließlich in die Hauptpost über, die abgebildete Straße verläuft parallel zum Hansering und ist nach Wilhelm Külz benannt:

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    Nach Osten hin reicht der Stadtpark bis an den Ring heran:

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    Wobei man zugeben muß, daß es in den "neuen Ländern" in der Fläche sicherlich sehr viel besser aussieht (vielleicht sogar in Berlin) und der ehemals deutsche Durchschnitts-Gründerzeitler in Polen eher eine Art Gebrauchsgegenstand ist, der meist irgendwie notdürftig und sicher nicht denkmalgerecht am Leben erhalten wird.

    Dennoch freue ich mich natürlich über jedes Projekt dieser Art!

    Die Straße ist eigentlich recht schön, aber eben auch durch einzelne Lücken und dahinter teilweise großflächige Brachen beeinträchtigt - vielleicht typisch für weite Teile von Halle.

    Andererseits habe ich mit Google Earth festgestellt, daß es auch möglich ist, ziemlich lange Strecken in weitgehend historisch bebauter Umgebung zurückzulegen, z. B. vom Dom über die Große Nikolaistraße und Große Steinstraße bis zum Steintor, und das ist mehr als 1 km am Stück. Jedenfalls behaupte ich daher einfach mal, daß Halle schöner ist als 95 % aller Großstädte, denn selbst Wiesbaden hat ja selbst im Zentrum durchaus seine Bausünden.

    Dennoch - es kommt gleich zu Anfang ein unsaniertes Haus:

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    Danach geht es relativ geschlossen weiter:

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    Hinterhof auf der linken Seite - wie fährt man denn in die Garage?

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    Kurzer Blick in Richtung Marthastraße/Augustastraße gleich am Leipziger Turm hinter der rechten Häuserreihe:

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    Weitflächige Brache:

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    Damit haben wir aber erst einmal die unschönen Seiten hinter uns gelassen, der Hansaring, der über die Hauptpost zur Oper führt, hat mich dann wirklich begeistert. Komplett geschlossen ist die Bebauung zwar auch dort nicht, aber der Gesamteindruck hat mich überzeugt.

    Nun geht es die westliche Platzkante entlang nach Norden, hier eine kleine Übersicht:

    Die großen Scheiben schirmen die Innenstadt völlig ab:

    Die beiden Stahlskelettbauten wurden abgerissen, der Renovierungsaufwand wäre zu hoch gewesen, entsprechend gibt es hier freie Fläche bzw. deutlich flachere Neubauten:

    Die Straßenbahn unterquert jetzt wieder den Platz und führt in Richtung Innenstadt:

    Unterhalb der Hochstraße befindet sich jetzt eine runde Ladenzeile mit einer Spielhalle:

    Die neu angelegte Straßenbahnlinie:

    Diese riesige Scheibe schirmt das Charlottenviertel ab:

    Dahinter entstand dieser Neubau:

    Geschafft - wir haben jetzt die Leipziger Straße erreicht, die bis zum Marktplatz führt und auf Höhe des Leipziger Turms durch die Ringstraße mit wechselnden Namen quasi halbiert wird.

    Das Charlottenviertel bietet im südlichen Drittel noch historische Bauten, ist aber teilweise doch fragmentiert. Nördlich davon das gigantische Charlottencenter und wiederum im Norden davon Blockrand-Wohnbebauung, vermutlich eine Mischung aus alt und neu.

    Kleiner Vorgeschmack - es wird jetzt auf jeden Fall attraktiver:

    Das ComCenter scheint wieder im Angebot zu sein: https://www.immobilienscout24.de/expose/143717191#/ - bei meinem Besuch war da irgendeine Hilfseinrichtung für "Geflüchtete" untergebracht.

    Der Text war tatsächlich irreführend, weil ich das Foto mit dem flachen DDR-Bau erst später gebracht habe, das kleine Backsteingebäude ist wohl ein Trafohäuschen? Vielleicht sogar aus dem 19. Jahrhundert.

    Wir beginnen bei Punkt 9, also am Bahnhof - und das bedeutet auch, daß hier zu DDR-Zeiten jede Menge abgerissen wurde.

    Angereist bin ich mit dem ICE, der ab Bamberg extrem schnell unterwegs war, mit mindestens 280 km/h, und somit die Reisezeit ab Nürnberg auf gut 1 Stunde 45 Minuten verkürzte.

    Die Hochgeschwindigkeit-Strecke zwischen Nürnberg und Bamberg ist aber offensichtlich auch nach 30 Jahren noch nicht freigegeben.

    Den Bahnhof selbst habe ich nicht fotografiert, es handelt sich um einen Inselbahnhof zwischen den Gleisen, zu DDR-Zeiten bekam er eine vorgehängte Fassade, die aber 1984 schon wieder abgebaut wurde: Wikipedia Halle Hbf

    Das ist also nicht der eigentliche Bahnhof, sondern nur der Ausgang in Richtung Innenstadt:

    Ein wenig erhaltene Bauten gibt es hier noch:

    Aber nicht besonders viel, denn dahinter kommt gleich der Riebeckplatz - ab dem Bau des Hauptbahnhofs mit gründerzeitlichen Hotels bebaut, die dann (siehe oben) teilweise zerstört wurden.

    Der Platz wurde zu DDR-Zeiten dann in Thälmannplatz umbenannt, heute trägt er wieder den alten Namen, sieht aber leider nicht mehr wie vor 1945 aus.

    Im Hintergrund der Ausgang des Bahnhofs, daneben der neue zentrale Omnibusbahnhof:

    Und schon sind wir am Riebeckplatz angekommen - ab 1960 wurde fleißig unter Richard Paulick (ja, der hat auch Halle-Neustadt entworfen) geplant, dann abgerissen, gesprengt und wieder aufgebaut.

    Es entstand eine Hochstraße in Nord-Süd-Richtung, der Ost-West-Verkehrsstrom (Anbindung der Hochstraße nach Halle-Neustadt) wurde mit einem Kreisverkehr eine Etage darunter gebündelt und die Fußgänger in Tunnel verbannt. Bei der Straßenbahnanbindung ging dann aber leider das Geld aus, die fährt erst seit Nachwendezeiten wieder in Richtung Halle-Neustadt.

    Dafür war für neue Gebäude jede Menge Geld da - zwei Hochhäuser mit 23 Geschossen in Stahlskelettbauweise und natürlich jede Menge Plattenbauten, mit denen der Platz eingefaßt und die dahinter befindliche Bebauung quasi versteckt wurde.

    Dazu noch eher unfreiwillig komische Kunst wie die vier Fäuste. Der Platz soll umgestaltet werden, bereits jetzt wurden die beiden Hochhäuser abgerissen und einige Neubauten errichtet, auch die untere Ebene hat eine Ladenzeile erhalten.

    Das als Einleitung vor den Fotos. Hier der ZOB mit Blick auf den Platz:

    Die Hochstraße in Nord-Süd-Richtung:

    Die DDR-Bebauung schirmt Straße und Platz ab, hier entlang der heutigen B91 in Richtung Süden:

    Dahinter ist schon die erwähnte Brache von Punkt 10 zu erahnen. An der Ecke indes erst noch das ComCenter, eine Kombination aus einem Altbau von 1929 und einem Neubau von 1988:

    Darin ist offensichtlich eine Art von Flüchtlingsbetreuung untergebracht. Nördlich davon dann ausgedehnte Brachen bzw. verfallende DDR-Bauten:

    Auf diesem Foto aus DDR-Zeiten scheint das Gebiet noch bebaut zu sein, die beiden Stahlskelett-Hochhäuser stehen auch noch: klick

    Abgerundet wird das Ensemble dann noch durch etwas Ruinen und Wildnis:

    Insgesamt habe ich meinen dritten Besuch in Halle sehr positiv empfunden, natürlich gibt es tatsächlich ausgedehnte DDR-Abrisse vor allem im Süden und Westen der Innenstadt und ganz drastische Eingriffe wie den Riebeckplatz und die Hochstraße, aber angenehmerweise gibt es auch viele weitgehend erhaltene Straßenzüge.

    Die Plattenbauten im Zentrum wurden jetzt überwiegend saniert und die zuvor doch recht häßlichen Platten mit ihrer seltsamen Farbgebung wurden jetzt durch hellgrauen bis weißen Putz mit einigen farbigen Akzenten ersetzt.

    Auf jeden Fall kann man auch mal längere Strecken im Zentrum zurücklegen, ohne mit besonders störenden "Brüchen" oder Neubauten konfrontiert zu werden, und hat den Eindruck einer historischen Stadt, was man ja in Dresden oder auch in Leipzig eher nicht hat. Auch in Leipzig kommt ja nach wenigen Gehminuten entweder einfach nichts mehr, weil die Innenstadt schon zu Ende ist, oder so etwas wie dieses Bildermuseum.

    Die vorhandene Bausubstanz war zu DDR-Zeiten extrem verfallen, hier ein Video:

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    Im Internet gibt es auch viele Bildserien zum Halle unmittelbar nach der Wende, das Ausmaß an Verfall ist selbst aus heutiger Sicht noch erschreckend.

    Hier ein Überblick über Nachkriegs-Abrisse, die ja leider im Gegensatz zu den Kriegsschäden offensichtlich nirgendwo in einer Liste dokumentiert werden:

    halleab.jpg

    Herausgefunden habe ich bislang folgendes, bin aber für weitere Informationen dankbar:

    1 Breite Straße, Fleischerstraße, Abrisse 80er-Jahre, Ersatz durch Plattenbauten

    2 Wohnanlage Domplatz, Abrisse ab 1986, Ersatz durch Plattenbauten, wahrscheinlich am schlimmsten, weil die Areale bis ins Zentrum reichen

    3 Neubaugebiet Spitze, 80er-Jahre, fast kompletter Abriß, Neubebauung ab Wende

    4 Bau der Hochstraße, ab 1968, vermutlich viele Abrisse

    5 Glauchaer Straße, vermutlich Kriegsschäden?

    6 Brunos Warte, flächendeckende Abrisse ab 1984, teilweise Platte, teilweise Brache

    7 Schülershof, ab 1964, erstes Projekt dieser Art, Brache und Platte, Hochhäuser nach der Wende zurückgebaut

    8 Jerusalemer Platz, teilweise wohl Kriegsschäden (Ritterhaus), vermutlich jedoch überwiegend DDR-Abriss in den 80er-Jahren (nebulöser Internetfund: "1984 wurde das umliegende Wohngebiet zum Teil neu bebaut und auch der Platz umgestaltet"), auch heute noch Brache neben einigen Plattenbauten sowie dem Neubau des Ritterhauses nach der Wende

    9 Riebeckplatz: einzelne Kriegsschäden, sieh oben, hier überwiegen aber sicherlich die DDR-Abrisse gegenüber den Kriegsschäden, Bau von Hochhäusern und einer gigantischen Kreuzung

    10 Ernst-Toller-Straße: Zufallsfund beim Betrachten alter Luftaufnahmen, Bebauung fehlt heute, stand nach der Erbauung des Thälmannplatzes noch

    Umfang dieser Verluste in der Innenstadt - schwer zu schätzen, vielleicht 25 %?