Gera im Osten von Thüringen ist mit 95000 Einwohnern die drittgrößte Stadt des Landes. Von Gera hatte ich eigentlich nicht viel erwartet und auch nur wenig Zeit eingeplant. Ich war dann doch überrascht von den relativ vielen gut erhaltenen Straßen.
Gera (Galerie)
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Los geht es am Bahnhof, das Empfangsgebäude von 1881 wurde in den 1960ern gnadenlos entstuckt.
Bahnsteighalle von 1911
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Über die teils etwas trostlose Bielitzstraße in Richtung Innenstadt.
Clara-Zetkin-Straße
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Bahnhof, das Empfangsgebäude von 1881 wurde in den 1960ern gnadenlos entstuckt.
Ein schönes Projekt, wäre die Re-Stuckierung. Da die Bahn aber für so etwas kein Bewusstsein hat und vermutlich kein Geld ausgeben möchte (das verballert man lieber für Projekte a la Stuttgart 21), wäre es an einer privaten Initiative von Geraer Bürgern, die dafür einen Kostenvoranschlag einholen, Geld sammeln, mit der Bahn verhandeln und dann das Projekt umsetzen lassen.
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Heimdall: ich fürchte, auch wenn man ihnen noch Geld dafür zahlen würde, würden sie es nicht machen, weil sie keine pflegeaufwendigen Gebäude haben wollen (eine Stuckfassade neu zu streichen kostet viel mehr als so eine glatte Lochfassade zu tünchen).
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Wenn man sie monchrom weiß streichen würde, was ich als Freund des Klassizismus auch in Ordnung fände, oder gelb-ocker, würde sich der Kostenunterschied vielleicht etwas minimieren lassen.
Aber vermutlich hast Du Recht. Diese Gesellschaft kennt nur noch Geld. Und weil sie darüber ihre Seele verlieren und ein schlechtes Gewissen haben, schmeißen sie es dann wieder auf der anderen Seite für allerlei sinnlose Projekte oder für "Menschlichkeit", die keine ist, heraus. Details erspare ich.
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An der Ecke Clara-Zetkin-Straße/Puschkinplatz stand seit 1786 das Geraer Theater. Nach dessen Neubau 1902 an anderer Stelle enstand hier 1906 das heutige Gebäude.
Gegenüber die Tonhalle, 1866/68 als Konzert- u. Ballhaus erbaut und anschließend mehrmals umgebaut.
Weiter am Pusckinplatz, früher ein aufwendig gestalteter Schmuckplatz:
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Das Postamt am Übergang zur Schloßstraße stammt von 1892.
Ursprünglich existierte noch ein Turm.
Rechts Puschkinplatz Ecke Tivolistraße, 1849/51 als Gesellschaftshaus "Tivoli" erbaut, heute Haus des Handwerks.
Weiter an der Westseite des Puschkinplatzes.
Direkt gegenüber an der Ostseite steht ein großer DDR-Bau, ein typischer Kontrast für Gera.
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Ich war dann doch überrascht von den relativ vielen gut erhaltenen Straßen.
Und ich hab glaubt, dass ich der einzige Gera-Fan weit und breit bin.
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Blick in die Schloßstraße in Richtung Altstadt, im Hintergrund der Rathausturm.
Westseite der Schloßstraße
Amtsgericht
Pusckin-Denkmal von 1989
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Die Schloßstraße wird vom Sparkassen-Hochhaus ehem. Handelshof von 1929 dominiert.
Kultur- und Kongresszentrum von 1977-81, die Fassade ist mit Sandsteinplatten verkleidet, was sie aber nicht besser macht.
Elster-Forum von 2003 am Beginn der Altstadt.
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Interessante Stadt, Gera verwechsele ich immer mal mit Gotha.
Gera sagt mir so nämmlich wenig.
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Weiter in die Hauptgeschäftsstraße Geras, die Sorge. Die Straße liegt noch nicht in der Altstadt, Stadtmauer und Stadtgraben lagen rechts an der südlichen Seite der Straße. Neben wenigen Gebäuden aus dem späten 18. Jh. ist die Straße weitgehend gründerzeitlich bebaut.
Sorge Ecke Johannisstraße
Nordseite
Sorge 9, der 1784 erbaute Ratsmarstall. Das Haus wurde 1999 bis auf die Fassade abgerissen, dahinter befindet sich jetzt das Einkaufszentrum Amthorpassage.
Ebenfalls in die Amthorpassage integrierter Gründerzeitler.
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Südseite
Sorge Ecke Humboldtstraße, die 1883 durch den Abbruch zweier Häusern mit der Sorge verbunden wurde.
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Das frühere Kaufhaus Hermann Tietz, das 1882 gegründete Stammhaus der Firma, die bis 1900 ihren Hauptsitz in Gera hatte. Das Gebäude von 1912 steht leer, soll aber wohl in Kürze saniert werden. Hier gibt es weitere Infos und ein Foto vom Lichthof: https://www.mdr.de/thueringen/ost…zungen-100.html
Von 1904 bis 1911 stand dort dieser bemerkenswerte Vorgängerbau.
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Woah, das Gebäude von 1904-1911 war aber nicht wirklich schön. Mit seinen riesigen Reklameflächen und murkeligen Bögen finde ich es ziemlich häßlich - mal ein Gebäude, das ich als Bausünde früherer Jahre aufnehmen würde.
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Wie so ein clown-mäßiges Zirkuszelt.
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Ich finde es außergewöhnlich und sehr interessant. Ein toller Jugendstilprachtbau der fast mit den Kaufhäusern von Horta seinerzeit mithalten konnte. Schade, dagegen ist das heutige Gebäude richtig langweilig...
Die geschwungenen Formen das viele Glas ergibt so eine Leichtigkeit! Und trotzdem stört es nicht sonderlich das Stadtbild durch seine Banalität wie es heute der Fall wäre... So eine Moderne für heute wäre wirklich "innovativ"
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Gegenüber die Tonhalle, 1866/68 als Konzert- u. Ballhaus erbaut und anschließend mehrmals umgebaut.
Interessant. Ich hätte beim ersten Hinsehen auf einen neoklassizistischen Bau aus der Stalin-Ära getippt.
Interessante Stadt, Gera verwechsele ich immer mal mit Gotha.
Das geht mir genauso.
Von 1904 bis 1911 stand dort dieser bemerkenswerte Vorgängerbau.
Ich finde, das Haus ist ein Knaller. Das würde ich mir als Rekonstruktion mal wünschen. Nicht an der historischen Stelle, da die ja gut besetzt ist, aber in einem Neubaugebiet oder Gewerbeareal, als Ersatz für eine abgerissene Kiste.
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Hier noch ein paar detailliertere Bilder von diesem genialen Bauwerk:
https://www.pinterest.de/pin/4263642896…ic_v2=1b3MnTE3Z
https://www.pinterest.de/pin/4906109531…ic_v2=1b3MnTE3Z
https://images.app.goo.gl/wvxJemppDxKnFbNz7
Aber auch das heutige Gebäude ist für bundesrepublikanische Verhältnisse innen noch echt gut erhalten:
https://images.app.goo.gl/j8fQTcJ5SLpi1EMo9
https://images.app.goo.gl/zzP7Ftjkytk6yn2o38
https://images.app.goo.gl/WpPeiKvEQhFmLtgM7
https://images.app.goo.gl/na5FwneRchgHiLgs5
https://images.app.goo.gl/b78NSmVKhDVwC83n9
Aus dem Bauwerk könnte man ein Schmuckstück machen...
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Bei den Bildern komme ich zu dem Schluss, dass Gera angesichts des historischen Bestands und entsprechenden Potenzials eine zu wenig beachtete Stadt ist. Danke für die Einblicke, die mein Interesse geweckt haben.
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