Beiträge von ulmus carpaticus

    Nun eigene Bildern aus dem Klosterkomplex.

    Als Entschädigung für die Kirche hatte wenigstens der Kreuzgang geöffnet. Ob aus Irrtum, weiß ich nicht. Es ist aber eine Art Schule dort. Die Observanten wölbten etliche ihrer Kreuzgänge derart ein, Bechin ist nur der Prototyp für Südwestböhmen.



    Wir begegnen also wieder der Zweischiffigkeit, die auf der Orgelempore zu einer ganz spezifischen Lösung der Doppelung geführt hat.

    Uns interessiert natürlich das Phänomen des Zellengewölbes, das in dieser Gegend um Sobieslau-Tabor im sakralen Bereich erstaunlich gehäuft auftritt.

    Es handelt sich um einen Import aus Sachsen.

    Im Bechiner Minoritenkloster war nämlich eine bedeutende Meißnerische Bauhütte tätig. An und für sich waren die Beziehungen des Landes Böhmen zu den sächsischen Wettiner aufgrund deren Freundschaft zu Mathias Corvinus schlecht, weshalb sich die Tätigkeit der progressiven sächsischen Baumeister in erster Linie auf den Erzgebirgsbereich beschränkten (dies aufgrund vor allem familiärer Bindungen des lokalen Adels). Böhmen blieb nach Niedergang der Parlerhütte und den Hussitenkriegen architektonisch recht konservativ. Auch in Bechin spielten die in Nordböhmen tätigen Franziskaner-Observanten die entscheidende Rolle, zumal ihnen die Wiederherstellung des verlassenen Bechiner Minoritenklosters anvertraut wurde.

    Die sakralen ZG von Bechin und Sobieslau stehen nicht nur in den gesamten böhmischen Ländern eine Besonderheit dar. Selbst in Sachsen sind derartig eingewölbte Kirchen eine Seltenheit, mit fällt nur ein kleineres Torgauer Beispiel ein. Wahrscheinlich liegt dies das am protestantischen Charakters Sachsens.

    Folgende Bilder aus dem Familenarchiv der Firma firmy Šechtl a Voseček:

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    Wir beschäftigen uns nun mit dem Kloster Mariä Himmelfahrt. Die schöne Lage über der Lainsitz/Luschnitz erschließt sich dem Tagestouristen aufgrund der zurückzulegenden größeren Entfernungen zu den Aussichtspunkten nicht so ohne weiters, auch war die Kirche wie üblich geschlossen, weshalb ich auf Bilder der Seite Klášter s kostelem Nanebevzetí panny Marie - Město Bechyně (mestobechyne.cz) der Stadt Bechin zurückgreifen muss.

    Klášter Bechyně
    Klášter Bechyně
    Klášter Bechyně
    Klášter Bechyně

    Die Spitzbögen der Fenster im Kreuzgang schauen mir irgendwie Santini-mäßig (sog Böhm. Barockgotik) aus:

    Rajský dvůr

    Das Haus zur Weißen Glocke (zweisprachig bezeichnet dt "bey der wessen Klocken")

    Geburtshaus des Geigers und Komponisten Wenzel (Vaclav) Pichl, der die Zauberflöte ins Tschechische übersetzt hat (nicht erhalten), heute ein nettes Restaurant, daneben das Städtische Museum:

    Typisch für Bechin: der stets durchschimmernde dörfliche Charakter.

    Noch einmal die WESSE KLOCKEN:

    unerfreulich der schlechte Zustand des Freskos (war im Kommunismus noch besser).

    Keine Frage, der Stadt geht es nicht gut. Geschäfte und Restaurants am Platz stehen leer bzw sind geschlossen. Außerhalb der Saison (indes - gibt es hier eine solche?) ist das Zentrum ziemlich ausgestorben. Nicht dass dieser riesige leere Platz nicht reizvoll wäre, allein...

    An der Lainsitz oder Luschnitz,


    etwas unterhalb von Tabor, liegt das Städtchen Bechyně (deutsch Bechin, auch Beching; Bechingen).

    Bechyně ist für Anfang des 12. Jahrhunderts urkundlich belegt und somit natürlich deutlich älter als das hussitische Tábor.

    Die Stadt steht völlig im Schatten dieser berühmten Hussitenstadt, die meisten Menschen haben erst von ihrer Existenz aufgrund des Bechiner Tors zu Tábor von ihr gehört.

    Indes darf man Bechin keineswegs unterschätzen.

    Der Markt- oder Ringplatz ist riesig:

    wie hier eigentlich noch nicht richtig zu sehen.

    Genug der Blödelein, genug der Zwischenkriegszeit-Brücken und der überdimensionierten Plätzen gesäumt mit Ackerbürgerhäusern. Natürlich präsentiere ich euch die Stadt Sobieslau aus einem bestimmten Grund. Dabei sollt ihr es besser haben als ich, dh diese Galerie soll befriedigender ausfallen als mein Besuch.

    Natürlich geht es mir um die Kirchen - Peter und Paul sowie Veith.

    Die waren wie in ketzerischen Ländern (egal ob protestantisch oder hussitisch) wie üblich geschlosen. Man kommt kaum rein abseits der sehr seltenen Gottesdienste (vielleicht 2x die Woche). Bilder ab jetzt offizielle Seite der Stadt Sobieslau.

    St. Veith ist, wie auch oft in Ö anzutreffen, zweischiffig:


    St Peter und Paul (die größere, die mit dem hohen Turm) ist auch zweischiffig, aber...


    Der Chor erinnert ein bissl ans Mostviertel (Mank).

    Unser Interesse gilt aber dem Hauptschiff:



    Tja, das hätt ich gern gesehen...

    Diese Gegend zählt zu den Schwerpunkten des Meißner Stils, nämlich gerade im kirchlichen Bereich. Kirchenschiffe mit Zellengewölbe gibt es in Meißen selbst bekanntlich gar nicht...

    Das war s aus Sobieslau. Ein Ausflug als Ärgernis - aber zum Glück gibt es viele andere Sehenswürdigkeiten in der Umgebung. Niemand fährt nach Sobieslau nur um Sobieslau willen...


    Die Reste der Rosenberger-Burg schenken wir uns.

    Die Stadt war mit der Rosenbergern eng verbunden, von diesen gegründet und in deren Besitz. Hier das Rosenberger-Haus:

    Auch hier typ. tschech. Zwischenkriegsarchitektur mit kubistischen Zügen, der hierzulande auch durchaus runde Elemente beinhalten konnte:

    Dieser Fluss ist die gute alte nö. Lainsitz, die hier Luschnitz heißt. Sie wird bei Moldauthein in die Wulda vulgo Moldau münden: