Ulm, die alte Reichsstadt an der jungen Donau (Galerie)

  • Wirklich erstaunlich, dass diese absolut großartige Kirche den Krieg ohne größere Schäden überstanden hat, fast das gesamte Umfeld des Münsters wurde ja komplett vernichtet...

    Für dieses Phänomen hat die sudet.-dt.-österr. Autorin Gertraud Fussenegger folgende schwachsinnige Erklärung parat:

    Zitat

    Am Nachmittag des 17. Dezember 1944 starteten …. blablabla, also eine Armada, um eine bis dahin noch … intakte Mittelstadt … anzufliegen. Der Auftrag lautete auf Totalzerstörung vor allem des Zentrums mit Ausnahme eines einzigen, in allerdings jedem Sinne einzigartigen Gebäudes... das Ulmer Münster. Es sollte aus der allgemeinen Vernichtung als Kunst- und Kulturdenkmal ausgespart, in Maßarbeit ausgeschnitten bleiben, und später als Beweis vorgewiesen werden können, dass der allierte Generalstab seine taktischen Entscheidungen zwar mit Härte, doch nicht ohne kulturelles Verantwortungsbewusst sein getroffen habe.

    Der Befehl wurde ausgeführt. Blablabla, schönst Altstadt hatte aufgehört zu bestehen blabla, Das Münster blieb richtig verschont. Ein einziger Treffer hatte sein Gewölbe durchschlagen, ein Irrläufer, der sich verspätet aus dem Schacht gelöst hatte; er wäre eigentlich bestimmt gewesen, über einem Wohnviertel von Neu-Ulm niederzugehen.

    Pflastersteine 110 Meter in die Höhe geschleudert, blabla…

    (Moewig Reisebuch Die Donau, Kapitel Ulm oder der schwäbische Phönix)

    Soweit, so blöd. Stellt sich die Frage: woher hat die Märchentante diesen Unfug? Woher will sie wissen, welche konkrete Bombe für welche konkrete Stelle bestimmt war? Eigentlich klingt das nicht wie von ihr erfunden. Gab es eine entsprechende schamhaft-unverschämt verlogene Propaganda der Briten, zumindest in der unmittelbaren Nachkriegszeit, der sie auf den Leim gegangen ist?

    Andernfalls wäre das wieder mal ein Beweis mehr, zu welchen geistigen Kapriolen der schuldgeplagte deutsche Geist fähig war (ist). Diese Autorin ist eigentlich nicht schlecht, versteht ihr Handwerk, wenngleich ihre in derartigen Zusammenhängen entwickelten Ansätze mir sehr schwer verdaulich sind (als NS-Parteigängerin bzw wenigstens Sympathiesantin, wie im Sudentenland ja öfters der Fall, war sie natürlich "vorbelastet").

  • Gab es eine entsprechende schamhaft-unverschämt verlogene Propaganda der Briten, zumindest in der unmittelbaren Nachkriegszeit, der sie auf den Leim gegangen ist?

    Ich habe mich mal in das Thema Luftkrieg eingelesen und mir ist nichts dergleichen bekannt geworden. Solche Märchen aufzutischen, wäre auch von den Briten eher ungeschickt gewesen. Denn damit hätten sie sich selbst bezichtigt, zahllose andere Kulturdenkmäler mit Absicht nicht verschont zu haben.

    .

  • Das Phänomen, daß in einem total oder teilzerstörten Stadtumfeld Großkirchen nahezu unversehrt geblieben sind, haben wir mehrfach: Ulm, Freiburg, Köln, Berlin (Marien- und Sophienkirche (?)), und ...

    In meiner Kindheit wurde mir erzählt, ja in Köln hätten die Amis/Briten den Dom extra verschont,...

    In Freiburg hieß es durch die Nähe des aufsteigenden Schwarzwaldes, der Schauinsland, Freiburgs Hausberg ist immerhin rund 1250m hoch, hätten die Bomber nicht frei anfliegen können. Zudem wehte in diesen Nacht ein für den Angriff ungünstiger Wind, der die Bomben teils abtrieb, so daß das Münster, und die zu den Schwarzwaldhängen zu liegenden Viertel verschont geblieben sind. Überdies die bereits am Eingang des Dreisamtales liegenden Gründerzeitviertel der Wiehre. Sonst wäre das auch alles verheert worden. Mein Kunstgeschichteprof, ein gebürtiger Freiburger erzählte immer mal wieder die Storys, die er von alteingesessenen Freiburgern hörte, die die Bombennacht miterlebten, wie ringsum die Stadt brannte und mittendrin das Münster unversehrt standhielt und nur im Luftdruck der Explosionen der Turm zu schwanken schien. Besorgt sei man gewesen, daß er zusammenfällt. Aber später schrieb man es den eisernen Ketten und Zugankern zu, die die mittelalterlichen Baumeister sehr weise miteingebaut hatten, daß er standgehalten hatte.

    Während Flächenbombardements sollen einzelne Gebäude verschont werden können, tsss!?. Nach Kenntnis der damaligen Bombardierungstechnik schlichtweg ein Ding der Unmöglichkeit. Eine Zielgenauigkeit wie heute bei Lenkwaffen gab es nicht. Die Großflächen konnten noch einigermaßen ausgerichtet werden, wie in Dresden mit dem großen Zerstörungsfächer. Das war aber auch alles. Bei Jörg Friedrich (Der Brand) fand ich auch keinen Hinweis auf beabsichtigte Verschonung von Großbauten.

    Wollten die Briten zielgenau treffen setzten sie alle technischen Hebel und Versuche in Bewegung um eine Flugbombe zu entwickeln, die im Tiefflug abgeworfen, im Fall einen Drall bekam und auf dem Wasser wie ein flacher Stein springen konnte und zuletzt das beabsichtige Ziel erreichte, nämlich die Staumauer zu treffen. So wurden die Möhne- und Edertalsperren zerstört und eine Flutwelle mit tausenden Opfern ausgelöst. Zu diesem Zweck gab es viele Übungsflüge in England bis das mit den "Springbomben" in Form von Tonnen endlich klappte.

    Hach ja, die Märchen um die alliierten Terrorangriffe!

  • Sind wir doch froh und dankbar, daß über unsere schönsten Kathedralen in größter Bedrängnis sich eine schützende Hand hielt!

    Mainz, Worms (brannten nur die Dachstühle ab) und Speyer blieben auch weitgehend intakt, oder!?

    Die Münchner Marienkirche hatte nur die Dachziegel eingebüßt. Neulich sah ich ein Foto davon!

    Ja, andere Dome und Münster hat es übelst erwischt, z.B. Xanten, Münster auch ziemlich. Der Braunschweiger kam etwas besser davon. Ach ja, lassen wir das ruhen.

  • Es wird geholfen haben, dass die großen Kirchen oft frei standen und daher die Brände nicht so leicht auf sie überspringen konnten. Die Altstädte wurden ja in der Hauptsache nicht von den Sprengbomben zerstört, sondern durch die Feuersbrünste, die die Brandbomben ausgelöst hatten.

  • Aachen wäre ebenfalls zu nennen. Ulm war eigentlich schon ein Wunder, muss man sagen. Dass allein auf dieser Riesenfläche nix niederging...

    In Wien sprangen auch irgendwelche Funken über. Wie leicht so ne Kathedrale abgefackelt ist, sieht man in Paris.

    Ich halte Phänomene à la Ulm schon für ein Zeichen von oben wider die satanistischen Kräfte, die da losgelassen wurden. Trotz vorübergehender protestantischer Nutzung.

  • als Pseudoreko der NMU eingeschätzt...

    Schön wär's.

    Nein, mit der Neuen Mitte wurde nichts wiederhergestellt vom alten Ulm. Völlig unpassende, störende und verstörende Modernismus-Gebäude wurden in die Mitte der ehrwürdigen Reichsstadt Ulm gestellt, dahin, wo sowas absout nichts zu suchen hat.

    Wenn der echt ist, verliert die NM natürlich etwas an Ansehen

    Natürlich ist es ein echtes historisches Gebäude, steht auch auf der Denkmalliste. Macht die "NM" blind für solche Kostbarkeiten?

    Früher war da der Wienerwald drin.

  • Gegenüber vom Münsterchor, der Georgsbrunnen im Kern aus dem 16. Jh. 1856 kopiert:

    Kramgasse 4, ein weiterer bürgerliche Repräsentationsbau nämlich das Schuhhaus 1537-38 als Tanzhaus des Patriziat erbaut:

    Folgen wir nun der Schuhhausgasse Richtung Osten:

    Ein Bürgerhaus mit bemerkenswerten Giebel, wohl aus der Renaissancezeit: