Ulm, die alte Reichsstadt an der jungen Donau (Galerie)

  • Im Hintergrund sieht man übrigens nicht den Münsterturm, sondern die viel kleineren Chortürme, die aber für sich genommen ebenfalls gigantisch sind. Mit 86 Metern Höhe gehören sie zu den höchsten Kirchtürmen in Baden-Württemberg und übertreffen z.B. das Konstanzer Münster, die Kilianskirche in Heilbronn, die Marienkirche in Reutlingen, die Stiftskirche in Stuttgart und und und.

  • Das alte Ulm muss wohl sowas wie ein riesiges Nördlingen gewesen sein... Wirklich schade, dass auch diese -trotzdem immer noch großartige- Stadt nur noch fragmentarisch erhalten ist (zum Glück steht aber immer noch weit mehr als zB. in Nürnberg, Hildesheim oder Braunschweig!).

  • Ja das alte Ulm war wunderschön und schon mit dem heutigen Straßburg, Colmar und dem alten Nürnberg vergleichbar... Eine Schande dass sie nördlich vom heutigen Fischerviertel (an der neuen Straße der heutige Busparkplatz) nach dem Krieg eine völlig erhaltene Fortsetzung des Gerberviertels abgerissen hatten...

    Da gibt es eine Menge Bilder im Netz vielleicht erstelle ich im Anschluss noch ein Strang mir Bildern vom alten Ulm!

  • Ein besseres Photo habe ich nicht gefunden: https://www.alamy.de/altes-rathaus-…e232083804.html

    Hier ist eine Rekonstruktion, deren Genauigkeit ich nicht beurteilen kann: https://www.swr.de/-/id=19632386/…20um%201890.jpg

    Interessant ist, dass man den von ursus erwähnten Knick in der Fassade des Rathauses vom Vorgängerbau übernommen hat.

    Im Bildarchiv Foto Marburg meine ich, dieses Fachwerkhaus gesehen zu haben. Wenn ich die Gelegenheit habe, verlinke ich die Aufnahme. Die Rekonstruktion passt mE nicht dazu.

    Im übrigen gibt es im Bildindex vom untergangenen Ulmer Marktplatz wohl über 100 Aufnahmen, u.a. eben auch diese nordwestliche Bürgerhausreihe mit dem Hauptturm des Münsters dahinter. Die Vergleichsaufnahme mit den beiden niedrigeren Osttürmen ist aber auch schon eindrucksvoll genug. Es spricht für sich, wie auch beim zB Stuttgarter Marktplatz, dass das eigentlich naheliegendste überhaupt gar nicht in Erwägung gezogen wird und statt Stadtreparatur man nur noch einmal einen draufsetzt...

  • Eine Schande dass sie nördlich vom heutigen Fischerviertel (an der neuen Straße der heutige Busparkplatz) nach dem Krieg eine völlig erhaltene Fortsetzung des Gerberviertels abgerissen hatten...

    Das ist aber doch schon Kriegsverlust. Habe mir mal im Bildindex die Aufnahmen dazu angeschaut, von der Steinernen Brücke ostwärts, rechts / südlich die Rückseiten zur Gerberstrasse waren besonders grossartig, auch die Bebauung an der Glöcklerstrasse.

    Könnte man, da Busparkplatz und Neue Straße rekonstruieren, aber was man wenn dort derzeit hinstellen würde, weiss man ja, dann lieber so...

  • Ja da habe ich mich wohl vertan dachte diese Bilder waren nach 45 aufgenommen stimmt aber nicht:

    https://www.bildindex.de/document/obj32…medium=fm820748

    Nachtrag: es war dieses Bild was ich meinte angeblich von 1950-60:

    https://www.bildindex.de/document/obj32…dium=mi09047f12

    Dieser Bildindex ist wirklich eine Fundgrube. Darüber müssen wir einen Strang eröffnen ähnlich wie der von Niederländer übers alte Nürnberg;)

  • Dieser Bildindex ist wirklich eine Fundgrube.

    Angesichts dieser Bilder wird deutlich, was für ein wundervolles, großartiges Stadtbild da verlorengegangen ist.

    Man tut sich schwer, diese Ansichten mit dem heutigen Aussehen der abgebildeten Orte in Verbindung zu bringen. Wir kennen von der Aschauung ja nur das Ulm der Nachkriegszeit. Angesichts der Neuen Straße habe ich mich anfangs schwergetan, hier eine echte Altstadt vor mir zu haben, zu umfassend war die Neugestaltung. Man denkt bei der Neuen Straße ja immer zuvörderst an den Abschitt von östlich der Sparkasse bis zur Frauenstraße. Sie beginnt aber bekanntlich außerhalb der Altstadt beim Universum-Center. Der Abschnitt zwischen Friedrich-Ebert-Straße und Neuem Bau aber hat auch diesen Teil der Altstadt ja ganz gewaltig umgestaltet.

    Angesichts der Macht des Faktischen habe ich diesen westlichen Teil schließlich hingenommen, auch wenn ihr Verlauf hart an der Lochmühle vorbeiführt (eigentlich so, dass diese auf die Neue Straße überhängt) und damit beständig in Erinnerung ruft, wie unsensibel sie durch die Altstadt trassiert wurde. In gleicher Weise habe ich schließlich, lange bevor die Neue Mitte zur Debatte stand, den Zustand der ganzen Altstadt akzeptiert - so quasi als Konglomerat von alt und neu. Dabei hat die Altstadt damals noch so manches Schmankerl besessen, das mit den Umgestaltungen späterer Jahre bedauerlicherweise verlorengegangen ist.

    Nicht nur akzeptiert habe ich die Altstadt der Nachkriegsjahre, sondern geradezu als Gesamtkunstwerk angesehen. Offiziell als schwerwiegende Zäsur gehandelt, habe ich den östlichen Teil der Neuen Straße mehr und mehr als Prachtstraße aufgefasst, wo sich Rathaus und Marktplatz auf der einen Seite Münster und Münsterplatz auf der anderen Seite gegenüberstanden.

    Sich mit diesem Verständnis des Aussehens der Altstadt anzufreunden, war in gewisser Weise lebensnotwendig, um nicht angesichts der umfangreichen Zerstörungen und Störungen im Herz der Stadt zu verzweifeln. Die Gesamtkomposition dieses Neuen Ulm war freilich dennoch nie eine Freude anzusehen, insoweit habe ich sie doch nie wirklich gut gefunden. Wer die Frauenstraße mit ihrem Wahnsinnsverkehr kennt, weiß, wie schwer es ist, sich hier als in der Altstadt zu fühlen. Wer kennt sie nicht, die Geduld erfordernde Fußgängerampel am Ende der Hafengasse? Wer hat sich noch nie gefragt, wie viel Lebenszeit einem diese Ampel im Lauf der Zeit kostet?

    Aber wie gerne hätte man diese notgedrungene Akzeptanz des Nachkriegsstadtbildes auf der Adlerbastei stehend den Fluten der Donau überlassen, um das authentische Bild der alten Reichsstadt wiederzubekommen, wenn es einem auch zunächst fremd wäre?

    Aber jetzt verstehe ich, warum vielen von Euch die Steppe in der Sebalder Altstadt in Nürnberg so ein großer Dorn im Auge ist. Sie ist das Pendant des südöstlichen Teiles der Ulmer Altstadt. Denn hier hat mir schon seit jeher ein Stück Altstadt gefehlt.

  • Das alte Ulm muss wohl sowas wie ein riesiges Nördlingen gewesen sein...

    Wieso- Nördlingen ist doch erst recht "riesig". Auch in der Qualität steht es dem alten Ulm um nichts nach.

    Der Vergleich mit dem Vorkriegszustand ist so deprimierend, dass eigentlich eh alles wurscht ist.

    Nein, das würde ich nicht so zulassen. Dazu ist eindeutig zu viel erhalten. Sicherlich sehe ich die NM für einige - fast alle hier zu positiv. Aber es ist eben doch ein beeindruckender Stadtraum der hier entstanden ist, auch wenn er mit dem alten nicht mitkann - das steht außer Zweifel. Aber wurscht ist es nicht. Rathaus und Münster sind nicht "wurscht". Und wenn sie allein auf einer riesigen Wiese stehen würden, wären sie nicht wurscht.

    Ich muss aber einräumen, dass ich im Falle Nürnbergs so wie Leonhard empfinde.

    Nachtrag: es war dieses Bild was ich meinte angeblich von 1950-60:

    https://www.bildindex.de/document/obj32…dium=mi09047f12

    Was jetzt? Dieses Bild wird wohl falsch datiert worden sein, oder? Wer konnte so was abgerissen haben? Oder steht das noch (teilweise)?

    Den Verlust des Vorgängerbaus empfinde ich als eine Tragödie.

    Tragödie ist wohl übertrieben, weil des Tübingers Einschätzung ("auch keine Offenbarung") zutrifft, jedoch im Kern zu teilen, weil der alte Bau eine gewisse Proportionalität wahrte und grundsätzlich altstadttauglich war. Damit hätte er sich im Zusammenhang mit der Neuen Mitte sehr gut gemacht.

    Nicht nur akzeptiert habe ich die Altstadt der Nachkriegsjahre, sondern geradezu als Gesamtkunstwerk angesehen. Offiziell als schwerwiegende Zäsur gehandelt, habe ich den östlichen Teil der Neuen Straße mehr und mehr als Prachtstraße aufgefasst, wo sich Rathaus und Marktplatz auf der einen Seite Münster und Münsterplatz auf der anderen Seite gegenüberstanden.


    Sich mit diesem Verständnis des Aussehens der Altstadt anzufreunden, war in gewisser Weise lebensnotwendig, um nicht angesichts der umfangreichen Zerstörungen und Störungen im Herz der Stadt zu verzweifeln.

    Ich denke der letzte Satz erklärt vieles, während der erste Absatz für mich zunächst eher befremdlich wirkte. Dann aber stellte sich mir die Frage, inwieweit es mir mit der NM nicht ähnlich geht? Auch eine Art Selbstanästhesierung?

  • Was jetzt? Dieses Bild wird wohl falsch datiert worden sein, oder? Wer konnte so was abgerissen haben? Oder steht das noch (teilweise)?

    Ja wahrscheinlich hast du recht. Es ist ein falsch datiertes Bild. Tübingers Luftaufnahme nach Zerstörung zeigt dass diese Häuser zt zerstört waren https://www.alamy.com/stock-photo-ae…n-20229930.html (südlich von der Gabelung kleine Blau mit großer Blau) ...

    Wie es heute aussieht habe ich schon ganz am Anfang gezeigt nämlich so:

  • Donaustraße 8, Südteil 1509 erbaut durch den Stadtarzt Stocker, 1611 heutige Gestalt:

    Gegenüber, das Ensemble Grüner Hof mit Ehinger Hof:

    Blick in die Herdbruckerstraße:

    Über die Donaubrücke verlassen wir nun vorerst das Bundesland Baden-Württemberg und betreten bayerischen Boden mit der gegenüberliegenden Nachbarstadt Neu-Ulm:

  • ein paar deprimierende Neubauten am Uferweg in Neu-Ulm

    Der Blick von Ulm nach Neu-Ulm ist eigentlich in summa deprimierend. Da gibt es nichts Schönes zu sehen.

    Neu-Ulm ist eine Stadt des 19. Jahrhunderts. Nein, es ist nur offiziell seine Stadt. Faktisch ist es der Süden von Ulm. Neu-Ulm hat ja noch nicht einmal einen eigenen richtigen Namen. Wenn man direkt vor der Kulisse des wundervollen Ulm steht, ist es kein Wunder, wenn man die Innenstadt von Neu-Ulm nur abstoßend findet. Das beste an Neu-Ulm sind die Herdbrücke und der Zug nach Augsburg.

  • Die Sparkasse übertrifft in ihrer Störwirkung und ihrer Scheußlichkeit mehr oder weniger alles, was in Neu-Ulm jemals gebaut wurde. Im APH wurde ja seinerzeit auch berichtet. Das sollten wir aber in einem Strang von Neu-Ulm und nicht in einem ihrer Nachbarstadt besprechen.