Baumeldungen aus Polen

  • Erneut gibt es zwei Rekos aus Polen zu vermelden:


    1. Die verfallene Burg Nimmersath im Bober-Katzbach Gebirge in Niederschlesien wird derzeit rekonstruiert.

    2. Die barocke Franziskanerkirche in Zamosc hat ihre giebelbekrönte Fassade zurückerhalten, welche sie 1887 eingebüsst hatte.


    Rekos Polen (ganz herunterscrollen)


    512px-CastleNiesytno1.jpg

    André Offringa / Public domain

    Burg Nimmersath


    512px-Franciscan_church_Zamosc_2011.JPG

    Franciscan church Zamosc 2011MaKa~commonswiki / CC BY-SA (Creative Commons — Attribution-ShareAlike 4.0 International — CC BY-SA 4.0)

    Franziskanerkirche Zamosc


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    Franciscan Church in Zamość 1880sUnknown author / Public domain


    PS: Übrigens wurde vor zwei Jahren die Gedenktafel am Geburtshaus von Rosa Luxemburg von den Behörden entfernt. Sehr erfreulich, in Deutschland undenkbar.


    Unerwünschte Person: Rosa L.

  • Es ist aber ein typisch poln. Phänomen, dass die Baudenkmäler im Laufe der Jahrhundert eine arge Nivellierung erfahren haben. Stets wurde vereinfacht, rückgebaut. Eklektizismus scheint keine polnische Angelegenheit zu sein. Polnischer Barock existiert jenseits von ein paar Schlössern nicht und ist überhaupt italienisch-klassizistisch geprägt. Die Nivellierung der Franziskanerkirche in Zamosc scheint ganz typisch.

    Sie muss natürlich auch im Inneren arg beeinträchtigt worden sein.

  • In Dirschau (Tczew) nahe Danzig wird die alte Brücke von Stüler, die im zweiten Weltkrieg beschädigt wurde, saniert und teilrekonstruiert:

    zobacz-rozbiorke-mostu-na-wisle-w-tczewie-n135823.html

    So wie ich es verstanden habe durch google translate wird auch dieses Portal wiedererichtet:

    Zobacz jak Most Tczewski będzie wyglądał po remoncie [WIZUALIZACJE] | Dziennik Bałtycki

    Wobei es da auch schon aller höchste Eisenbahn war:

    Most między Lisewem a Tczewem - Tczew. Zdjęcie nr 19 / 26

    Tego można było się spodziewać. Runął stary, historyczny most… - Tczewska.pl

    Einen Teil hat man bereits geschafft:

    alamy.com

  • Przemyśl besitzt einige sehenswerte Bauten, die ein gutes Panorama ergeben. Wie so oft in Polen ist die nähere Befassung indes enttäuschend.

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    Der Ringplatz wirkte bei meinem Besuch vor über zehn Jahren uferlos:


    Sprzedam dom : Przemyśl , ulica rynek Rynek, 831 m2, 1889000 PLN, 12 pokoi  - Domiporta.pl

    wenngleich er schöne Ecken aufwies:

    przemysl_rynek07-1024x683.jpg

    vor allem aber dieses:


    Przemyśl

    Tja...,

    diese schöne Zeile im Zuammenhang gesehen:

    272327.jpg


    ein herrliches Platzbild, ist man geneigt zu sagen...

    Ja, beim A..., Herr Karl, wie der Wiener entgegnen würde.

    Man beachte die ganz rechts angeschnittene Brandmauer. Dort hört es nämlich auf...

    Rynek w Przemyślu – Przemyśl – atrakcje turystyczne - Tropter.com


    Widok na rynek - Przemyśl. Zdjęcie nr 57 / 109

    Rynek w Przemyślu - Polskie Szlaki

    Ganz offensichtlich fehlt hier was.

    Przemysl - Rynek | Kamera Live! | on-line

    [Obrazek: 7r.jpg]

    Nun, diese Visu scheint noch sciene fiction zu bleiben. Aber immerhin wurde diese hässliche Baulücke auf der Oberen Platzkante geschlossen, und zwar mit zwei Laubenhäusern:


    Przemyśl, Kamery internetowe, kamerki online, Przemyśl na żywo, webcam

    Arkasse hatten wir in Budweis zwar schon bessere, aber immerhin...

    Wahrscheinlich wäre eine Reko dieses visualisierten Rathauses für die Wiedergewinnung des Stadtraumes wirklich unentbehrlich...

    Mir will indes scheinen, dass der Platz nach Norden hin sozusagen verdoppelt worden ist. Die Südhälfte wäre wunderbar quadratisch und dazu von alten Parzellen bzw Häusern gesäumt. Es scheint, dass die Ostzeile einfach weggerissen worden wäre, was indes sich nicht mit obiger Visualisierung vereinbaren ließe.

    Jetzt rächt es sich, dass wir keine Genies wie Rastrelli im Forum haben.

    Pokoje Gościnne

  • Hmmm... also ehrlich gesagt hat mir der schlierig-marmorierte Ockerputz besser gefallen wie das überakkurate Weiß. Ja, die abgefallenen Putzflecken mußte man mal wieder machen, aber ich mag diesen alten Ockerputz sehr, ich finde, der hat sowas würdevoll-heimeliges. Der altert gut, ganz im Gegensatz zu vielen modernen Materialien.

  • Am Rande der Altstadt der alten westpreussischen Hansestadt Thorn entsteht ein neues Europäisches Filmzentrum. Mir ist das viel zu nah an der Altstadt (Bild 10) und von der Konzeption her überholt. Aber wenn ein Vorarlberger Architekturbüro gewinnt, kann man historische Referenzen kaum erwarten..


    Zitat

    Das geplante Europejskie Centrum Filmowe Camerimage soll zunächst einmal Mittelpunkt des Festivals sein, aber auch ganzjährig Programm für Menschen von Toruń ebenso wie die Filmwelt bieten. Die Architekten sprechen dahingehend von einer Stadt für Cineasten, die neben einer Festivalhalle und Kinosälen unter anderem auch Studios, ein Museum, Seminarräume und ein Ausbildungszentrum umfassen wird. Geplant ist eine Bruttogeschossfläche von insgesamt 42.000 Quadratmetern. Diese verteilt sich auf mehrere Volumen, welche wiederum unterirdisch verbunden sind. Im Untergeschoss wird dann auch das Museum Platz finden, denn beim Thema Film stört allzu viel Außenbezug ja ohnehin.

    Europäisches Filmzentrum - Baumschlager Eberle gewinnen in Torun

  • Frohe Kunde aus schlesischen Landen: In der schlesischen Kleinstadt Strehlen, am Ende des Krieges beinahe vollständig zerstört, so u.a. auch das markante Rathaus. Nachdem 2010/11 der Turm rekonstruiert wurde, ist die Rekonstruktion des Gebäudes in vollem Gange und weit gediehen. :applaus:


    Gruzy strzelińskiego ratusza straszyły swoim widokiem. W ich miejscu pojawił się już budynek


    Rathaus Strehlen

    Unknown authorUnknown author, Public domain, via Wikimedia Commons


    1935


    2016 Wieża ratuszowa w Strzelinie 2

    Jacek Halicki, CC BY 3.0 <https://creativecommons.org/licenses/by/3.0>, via Wikimedia Commons

    2016

  • Die Abweichungen sind aber gering - achteckig ist er immer noch, auch die Uhr, das "Gesicht", ist wieder an Ort und Stelle. Die Querbänder sind etwas versetzt, und er hat ein bißchen mehr Fenster bekommen unten (wahrscheinlich innen anders ausgebaut), und vor allem wurde die Haube erweitert und noch ein Stockwerk erhöht, was mir aber gut gefällt.

    Es ist ein Grenzfall, für Neuschöpfung finde ich die Abweichungen zu gering, für Rekonstruktion fehlen die Querbänder (daß ein Turm eine neue Haube aufgesetzt bekommt, kommt immer mal vor).

  • Der Turm sieht aber anders aus als das Original. Kann man da überhaupt von einer Rekonstruktion sprechen, oder ist es nicht vielmehr eine traditionelle Neuschöpfung?

    Sehr berechtigte Fragestellung: Wo fängt eine "Rekonstruktion" an und wo hört sie auf?

    Ich zitiere mal:

    Aus dem Faden Wiederaufbau deutscher Städte im Vergleich

    Ich rege mich nicht über T und T auf.
    Ich find´s nur seltsamt, dass man bei diesem Projekt kritiklos von Reko spricht und die Mängel vom Städtebau bis zur Ausführung nicht angesprochen werden. Ich finde insbesondere dieses Projekt ist wahrlich KEINE Glanzleistung.

    [T und T = Palais Thurn und Taxis, Frankfurt]

    Antwort

    Dann sollte man doch besser über den Wiederaufbau des T&T mit dem in Potsdam etablierten Wort „Erinnerungsbau“ sprechen und denken(!). Das würde übrigens bei so manchen Bauten einen Knoten im Kopf beim nachdenken lösen, ob man noch von Rekonstruktion sprechen kann.

    Der ist unspezifisch genug, um das Palais mit abzudecken wenn man nicht den (von dem ja durchaus auch von der (archäologischen) Rekonstruktion der Frauenkirche im vorletzten Jahrzehnt mitgeprägten) Begriff einer „Rekonstruktion“ verwenden will, was bei den vielen Abweichungen vom Original ja verständlich ist (obwohl es ja für „Rekonstruktion“ auch keine feste Definition gibt).

    Aus dem Nürnberg Faden:

    Naja, die Denkmalpflege in Deutschland ist inzwei Lagen gespalten: das deutlich größere sieht einzig in der Substanz das entscheidende Kriterium für "authentische" Denkmale, ich schätze etwa 70 Prozent der Denkmalpfleger und in den Großstädten fast 90 %. Das zweite Lager, das es auch schon lange gibt, führt neben der Substanz noch andere Faktoren an ist sagt die FORM, der STANDORT und die NUTZUNG eines potenziellen Denkmals sind genauso wichtig wie die Substanz und jeweils individuell bei jedem Projekt abzuwägen. Siehe hierzu Wolfgang Seidenspinner.

    Die Erinnerungsbaudefinition von Kalesse fand ich immer gut, weil sie realitätsnah ist und die Wirklichkeit spiegelt. 1:1-Rekonstruktionen, auch innen, sind in den meisten Fällen unrealistisch, müssen aber auch nicht immer sein. Gerade im Fall von starken, individuellen Stadtgrundrissen ist die Wiederholung charakteristischer Merkmale mitunter wichtiger als das letzte Detail.

    Und: Kalesse definiert die Erinnerungsbauen als Ausdruck zeitgenössischem Bauens, das ist deskriptiv aber eben sehr richtig. Die meisten Modernisten sprechen den Erinnerungsbauten das Zeitgenössische ab, da sie es mit "modern" gleichsetzen, obwohl die abstrakte Moderne ein 100 Jahre alter Baustil ist und die fortwährenden Bauhaus-Aufgüsse nichts anderes als Historismus (der Moderne) sind.

    https://www.stadtbild-deutschland.org/forum/wcf/inde…entizitaet-pdf/

    Die nächste Frage, die sich für mich stellt, hat man in Strehlen vielleicht einen älteren Zustand (z.B von einer Darstellung aus der Renaissance) zum Vorbild genommen, als den letzten vorm Krieg? Also doch Rekonstruktion, aber auf der Basis älterer Unterlagen/Originalpläne/Idealdarstellungen aus der Erbauungszeit?

    Oder ist das eine idealisierte Vorstellung von heute, die ich allerdings aus meinem laienhaften Dafürhalten auch als authentisch wahrnehme, wie es sein hätte können? Wobei ich natürlich nicht in den schlesischen/polnischen Architekturdetails drinstecke, um hier vielleicht eine mögliche Polonisierung erkennen zu können, die ja dann doch wiederum etwas problematisch wäre.

  • Zu Strehlen und dem Rathausprojekt gibt es sogar Einträge in der Wikipedia:

    Strehlen - hier gibt es sogar eine Teilaufnahme des Stadtzentrums mit "aufgelockerter Wohnbebauung aus den 70er Jahren" - wie fast immer wurden also irgendwelche Platten- und Zeilenbauten auf die Grüne Wiese gesetzt, auch das Rathausprojekt hat eine eigene Seite

    Im Buch "Schlesien aus der Luft" von 2003 habe ich ein Foto gefunden und gescannt, Aufnahmedatum ist Sommer 2000, der Turm ist ziemlich genau in der Mitte, der eckige Stumpf auf der Wiese:

    sou perfeito porque / igualzinho a você / eu não presto

  • Oder ist das eine idealisierte Vorstellung von heute, die ich allerdings aus meinem laienhaften Dafürhalten auch als authentisch wahrnehme, wie es sein hätte können?

    Ja, natürlich, das ist die ganz normale pragmatische Vorgehensweise der "polnischen Schule", man sucht sich einen früheren Bauzustand aus (idealerweise natürlich einen, der "polnisch" aussieht), und der wird dann optimiert oder es entsteht einfach ein Phantasiegebäude, das man für echt halten könnte.

    Dadurch entstehen dann Ensembles, die es niemals gab, aber ehrlich gesagt viel besser und harmonischer aussehen als das Original.

    Exkurs:

    Wobei "Original" natürlich in vielen Fällen ein reines Konstrukt ist, man schaue sich mal die Danziger Langgasse 62 bis 66 nach und vor 1935 an (das "Original" war die Flachdachvariante, wobei die sicherlich auf irgendwelche Aufstockungen zurückgehen):

    lang1935.jpg

    Hier wurde ganz extrem "purifiziert" und vereinheitlicht, im vorliegenden Fall durch Bruno und Heinz Bahr, das Ergebnis war hier positiv, in vielen Fällen schoß man gigantisch über das Ziel hinaus und ließ nur noch recht minimalistische Fassaden übrig.

    Beispiel Neues Schöffenhaus rechts neben dem Artushof vor dem Großen Stadtumbau der 1930er Jahre:

    artus2.jpg

    Danach mit minimalistischer Fassade:

    artus3.jpg

    Heute - so gut sah es nie in seiner Geschichte aus:

    IMG_4473_sil.jpg

    Diese plastische Fassade gab es nie zuvor, diese Aussage stammt von einem der leitenden Denkmalpfleger der Vorkriegszeit, den Namen habe ich aber gerade nicht parat. Und wie schon anhand der Danziger Wassertore gezeigt - abgesehen vom relativ schwach modifizierten Grünen Tor sieht praktisch kein einziges Gebäude genauso wie das Original aus, inkl. der Sternwarte.

    club.baukultur.pictures/forum/index.php?thread/8725/

    sou perfeito porque / igualzinho a você / eu não presto

  • Das 1864 erbaute, neogotische Rathaus von Frankenstein in Schlesien wird für über 6 Mio. Zloty umfassend saniert.


    Das historische Rathaus in Ząbkowice Śląskie wird seinen früheren Glanz wiedererlangen


    1024px-2014_Rynek_w_Z%C4%85bkowicach_%C5%9Al%C4%85skich%2C_02.JPG

    [/url[url=https://commons.wikimedia.org/wiki/File:2014…85skich,_02.JPG]2014 Rynek w Ząbkowicach Śląskich, 02[/url]Jacek Halicki, CC BY-SA 3.0 PL <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/pl/deed.en>, via Wikimedia Commons