Zürich (Allgemeines)

  • Ich habe mal die Umgebung bei Bing Maps aus der Vogelperspektive angeschaut. Das Palais war ja offenbar nur ein Beispiel von vielen, es gibt zahlreiche Neubauten, die offenbar nur durch Abriss der historischen Bebauung realisiert werden konnten. Insgesamt sieht das Stadtbild Zürichs, abgesehen von der Altstadt, doch recht "zerfleddert" aus, ähnlich wie in deutschen Städten, allerdings ganz ohne ursächliche Kriegszerstörung.

  • Zürich ist halt die Wirtschaftsmetropole der Schweiz... Als ich in den 1980er-Jahren in Zürich studiert hatte, bangte ich jedes Jahr auf den Denkmalpflegbericht, auch die zehn Jahre danach. Diese Bände umfassten jeweils 200 Seiten mit vielen Bildern, Plänen und bauarchäologischen Forschungsberichten. Erschreckend waren aber auch die vielen gerichtlichen Auseinandersetzungen zwischen Bauherren/Investoren und der Stadt, wobei sich diese sehr oft mit exorbitant hohen Entschädigungszahlungen einigten. Dies mal die positive Seite des Kapitalismus'.

    In vielen Bereichen ist das Stadtbild in der Luftaufnahme tatsächlich sehr zerfleddert. Wenn man aber mal zwei Stunden ziellos mit dem Tram durch das erweiterte Zentrum fährt, wird man von Zürich positiv überrascht sein.

  • Nein, ich weiss nicht mehr darüber (auch wenn mir in dieser Schule mein architektonisches Wissen beigebracht wurde). Sockel und Masten der Kandelaber waren noch vorhanden, aber die Lampenaufsätze waren vorher im 70er-Jahre-Stil:

    eth_zürich_-_hauptgebäude_-_polyterasse_2012-09-27_14-40-49_shiftn.jpg

    (für eine Vergrösserung einmal ins Bild klicken.)

    Hier noch mehr zur Lampenrestaurierung (auch die beiden Kommentare lesen!):

    Die Semper-Kandelaber im goldenen Gewand – Services & Ressourcen | ETH Zürich

    Was mit den Statuen über dem Mittelrisalit geworden ist, weiss ich auch nicht. Möglicherweise wurden solche gar nie aufgestellt, wenn ich die Fotografie betrachte, auf der das Gebäude erst gut dreissig Jahre alt ist:

    Wie Gottfried Semper Schweizer wurde - ETHeritage

    Dieser Bericht ist übrigens allgemein lesenswert, weil er den Lebnsweg Gottfried Sempers von Preussen in die Schweiz beschreibt.

    Auch 1880 gab es keine Statuen über dem Mittelrisalit:

    1024px-ETH_Zuerich_1880.jpg

    Bildherkunft: Baugeschichtliches Archiv Zürich, repr. bei Wikimedia Commons. Bild gemeinfrei.

  • In Zürich wurde der einfallslose Erweiterungsbau des Kunsthauses von David Chipperfield eröffnet. Im Interview mit einem der Beteiligten ärgerte mich besonders die eine Passage des Fragestellers:

    Zitat

    Ihr Neubau muss nicht nur die zwangsläufige Gegenüberstellung mit dem mächtigen alten Kunsthaus von Karl Moser aus dem Jahr 1910 aushalten, sondern auch mit mit dem historistischen Schauspielhaus quer gegenüber. Wie bringen sich die Fassaden Ihres Gebäudes in diese neue Dreifaltigkeit des Platzes ein?

    Wenn man etwas aushalten muss, dann ist es dieser unfassbar belanglose Neubau Herr Heilmeyer!


    Kunsthaus Zürich von David Chipperfield Architects

  • In Zürich wurde der einfallslose Erweiterungsbau des Kunsthauses von David Chipperfield eröffnet. Im Interview mit einem der Beteiligten ärgerte mich besonders die eine Passage des Fragestellers:


    Wenn man etwas aushalten muss, dann ist es dieser unfassbar belanglose Neubau Herr Heilmeyer!


    Kunsthaus Zürich von David Chipperfield Architects

    Dieser Neubau ist wirklich ein Ausbund an Geschmacklosigkeit und passt mit seiner wuchtigen Kubatur an die Ecke wie eine Faust in ein Kindergesicht.

    kunsthaus-ZH.png

    Vorher standen an der Stelle einige gefällige niedrige Bauten (die genaue Funktion ist mir leider nicht mehr erinnerlich, ich meine, es waren Lagerräume) und imposante alte Bäume. Auf Google Street View sieht man sie noch.

    kunsthaus-ZHalt.png

    Hier ein Blick ins Innere des Neubaus: https://www.swissinfo.ch/eng/new-kunsth…elight/46179304

    Ich als Proletarier verstehe generell nicht, warum man für viel Geld in besten Innenstadtlagen hässliche Hallen errichten muss, damit das Publikum dort einsame bunte Bilder in großer Distanz zueinander betrachten kann. Warum ist man nur von der effizienten wie beeindruckenden "Salonhängung" abgekommen?

    Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Salonhängung

    petersburger-h%C3%A4ngung-bildergalerie-in-der-petersburger-eremitage-Eduard-hau-1860%5B1%5D.jpg

  • Man ist leider von gar vielen Sachen abgekommen, die wir hier schön finden... z.B. von anspruchsvoller Kunst ;)

    Wenn ich Bilder wie die Installation auf dem folgenden Foto sehe (von der oben verlinkten Website zum Erweiterungsbau), dann komm ich mir wirklich verarscht vor:

    ausstellung_seitenlichtsaal_1og.jpg

    Was ist das für ein - Verzeihung für die Assoziation - hodenähnliches Gehänge auf der rechten Seite? Da stehen dann feine ältere Herrschaften davor und versuchen mit pflichtschuldigem Ernst, die wichtige künstlerische "Message" zu erfassen und merken gar nicht, wie sie verarscht werden...

    "In der Vergangenheit sind wir den andern Völkern weit voraus."

    Karl Kraus

  • Leonhard: das ist Gender als Skulptur. Die Verschmelzung von weiblichen und männlichen private parts. Hoden, Eierstöcke, Vulva, alles dran. Die Jungfernzeugungsmaschine, sozusagen. Ich finde es jedenfalls einen noch irgendwie greifbaren Kommentar zur Genderei. Völlig nichtssagend finde ich hingegen das Bild an der Wand - ein angefangenes Muster im Rapport, ja und?

  • Vorher standen an der Stelle einige gefällige niedrige Bauten (die genaue Funktion ist mir leider nicht mehr erinnerlich, ich meine, es waren Lagerräume) und imposante alte Bäume. Auf Google Street View sieht man sie noch.

    Das waren zwei Turnhallen von 1880 und 1902 der benachbarten ehemaligen Kantonsschule (Gymnasium) Rämibühl. Dann standen noch weitere Provisorien herum, die man extra als Leichtkonstruktionen errichtet hatte, um das ehemalige Rämibollwerk (Schanze) später wieder freihalten zu können. Seit 2008 wurde gegen die Kunsthauserweiterung an diesem Ort gekämpft; https://www.alt-zueri.ch/turicum/strass…aus_neubau.html nachzulesen.

    Die ehemalige Kantonsschule Rämibühl wurde übrigens 1842 eröffnet und entstand unter Architekt Gustav Adolf Wegmann nach dem Vorbild der Berliner Bauakademie. > Wikipedia-Artikel

  • Wenn die den Mohrentanz löschen, löschen sie die Geschichte der schwarzen Musik in Europa. Denn vor Jazz, Rock'n'Roll und HipHop gab es eben schonmal Mohrentänze ("Moriskentanz" ist wohl das gleiche), was offenbar vor Jahrhunderten die Vorgänger waren. Der heutige Antirassismus ist das reinste Ariertum.

  • Ich werde am Montag eine Email an die Denkmalpflege und die SVP der Stadt Zürich schreiben. Das ist ein schwerer Eingriff in die historische Bausubstanz, der nicht unwidersprochen stehen gelassen werden darf. Aber von diesem knallroten Stadtrat kann man nichts anderes erwarten.

  • In Zürich soll eine 530 Meter lange Fussweg- und Fahrradbrücke über das Gleisareal des Hauptbahnhofs realisiert werden. Die Volksabstimmung ist für 2027 geplant.


    Zitat

    In einer Halbkurve soll die 6,5 Meter breite Stahlkonstruktion das Zürcher Gleisfeld überspannen, die bestehende Kohlendreieckbrücke unterführen und sich schließlich zu beiden Seiten gen Straßenebene spiralförmig absenken. Sie führt vom kantonalen Polizei- und Justizzentrum bis zum Wipkinger Viadukt und weitet sich von beiden Auffahrten auf bis zu acht Meter in der Mitte aus. Hier setzt ein Grünstreifen ein, der den Fußweg vom Fahrradstreifen trennt.

    530 Meter übers Gleisfeld - Fahrrad- und Fußwegbrücke in Zürich geplant

  • Das schrieb ich dazu im APH-Forum:

    Hmmm, den Sinn müsste ein schweizer Forist erläutern.

    Positiv wäre sicher, dass der Rad- und Fußverkehr dadurch eine bessere Querung über die Gleisanlage erhalten würde. Insofern aus verkehrstechnischer Sicht gut.

    Negativ sind zum Einen die Kosten. 75 Millionen Euro Baukosten für diese Fahrrad-/Fußgängerbrücke. Wir wissen aber, dass das Folgekosten nach sich zieht, denn die Unterhaltung/Sanierung solcher Brückenkonstruktionen wird dann in 40 Jahren teuer werden. Nicht beurteilen kann ich zum Anderen den Bedarf. Wie stark wird die Brücke genutzt, um eine solche Investition zu rechtfertigen? Schließlich, sieben Minuten wird ein Fußgänger zur Überquerung benötigen. Das ist lang. Sitzbänke sind keine vorgesehen, um Partyvolk/Eventszene dort vom Feiern abzuhalten. Wenn Oma also schwächelt, bleibt nur der Boden zum Hinsetzen. Der Rettungswagen wird dort auch nicht raufkommen, falls es ein Herzinfarkt ist. Träger brauchen also im schlimmsten Fall hin und zurück die ganzen sieben Minuten, um zum Wagen zu kommen. Natürlich könnte man diesen Vorwurf auch jedem Wanderweg machen. Aber ein solcher liegt eben nicht mitten in der Stadt und wird womöglich nicht so ausgiebig genutzt. Zudem wird man schauen müssen, ob das ein Angstraum wird. Es gibt keine Ausweichmöglichkeiten, Flucht geht nur den ganzen Weg zurück, Anwohner existieren nicht.

    Bedenkenträger "Heimdall"? Keinesfalls. Ich wollte nur das Für und Wider erläutern. Die Züricher werden dann in fünf Jahren (!) darüber abstimmen.

  • In Zürich wurde vor kurzem das neue Polizei- und Justizzentrum auf dem Areal des alten Güterbahnhofs fertiggestellt. Zum Bau selber brauchts keinen Kommentar, aber hier noch eine allg. Anmerkung: Ich bin öfters in Zürich und was ausserhalb der Innenstadt gebaut wird, bspw. in Oerlikon, Hardareal oder das Europaareal ist absolut desaströs. Da ist null Individualität vorhanden. Es ist jedes Mal das gleiche Trauerspiel. Viereckige Baukasten mit Rasterfassaden, natürlich auch bei Hochhäusern. Das ist eine ganz bedrohliche Entwicklung, die in der gesamten Deutschschweiz zu beobachten ist.


    Zitat

    Charakteristisch für den Bau ist die umlaufende graugrüne Fassade, für die der Naturstein Vert de Salvan aus dem Wallis zum Einsatz kam. Die strenge Gliederung der Fassade wird teilweise durch einzelne größere Öffnungen sowie von außen als geschlossen wahrgenommene Fassadenteile etwas aufgelockert. Seine Entsprechung findet dies in den untergebrachten Funktionen im Inneren des Baus. Zu diesen gehören nicht nur die Kantonspolizei Zürich, sondern auch Räumlichkeiten der Staatsanwaltschaft, die Polizeischule sowie das Forensische Institut, für das es Büroräume und spezielle Labore zu kombinieren galt.

    Hinter Steinen - Polizei- und Justizzentrum von Theo Hotz Partner in Zürich