Ludwigshafen am Rhein (Galerie)

  • Im Folgenden soll nun eine Stadt vorgestellt werden, die vermutlich fast nie von Touristen besucht wird - es handelt sich um Ludwighafen am Rhein, den meisten wohl nur als Standort von BASF und Anhängsel von Mannheim bekannt.

    Was wir in Ludwigshafen kaum finden werden, ist historische Architektur - schließlich wurde die Stadt erst 1859 gegründet und entwickelte sich aus der Mannheimer Rheinschanze als Rheinhafen und Industriestandort ohne große architektonische Ambitionen (der zudem im Zweiten Weltkrieg eben deshalb stark bombardiert und im Zentrum fast vollständig zerstört wurde).

    Wir haben hier also eine ganz ähnliche Situation wie bei Neu-Ulm und Ulm, deren Zentren auch sehr eng beeinander liegen, wobei in beiden Fällen durch die Grenzziehung (in diesem Fall zwischen Baden und Bayern bzw. dem Rheinkreis bzw. Pfalz/Rheinpfalz, die Kurpfalz wurde ja durch Napoleon am Rhein entlang geteilt und der Osten Baden zugeschlagen) erst der Anstoß zur Gründung einer neuen Stadt gegeben wurde (entsprechend auch benannt nach dem bayerischen König Ludwig I.).

    Interessant ist Ludwigshafen aber trotz des Fehlens historischer Viertel (mit Ausnahme von etwas Gründerzeit-Wohnbebauung) dennoch, weil es eine in vielfacher Hinsicht widersprüchliche Stadt ist:

    Einerseits ein starker Wirtschaftsstandort dank BASF mit sehr hohem Bruttoinlandsprodukt, andererseits eine relativ hohe Arbeitslosigkeit und ein eher ärmlicher Eindruck seitens Bebauung und Einwohnern (was auf die extrem viele Einpendler zurückzuführen ist, die fast 70 % ausmachen - diese wohlhabende Gruppe wohnt außerhalb und geht sicherlich auch nicht im Zentrum zum Einkaufen).

    Auf der einen Seite im Zentrum eine typische Industriestadt, auf der anderen Seite äußerst ländlich und dörflich geprägt, sobald man das Zentrum verläßt - ob Mundenheim, Friesenheim oder das durch Kohl bekannte Oggersheim, man fühlt sich eher wie in großen Dörfern, auch die Sozialstruktur wandelt sich von extrem hohen Ausländeranteilen zu überwiegend einheimischer Bevölkerung.

    Ebenfalls spannend ist die "disruptive" Stadtentwicklung mit mehreren Phasen - nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wurde das Projekt Visitenkarte 1959 beschlossen und danach in weiten Teilen umgesetzt:

    • Bau von zwei Hochstraßen nördlich und südlich der Innenstadt
    • Errichtung eines neuen Hauptbahnhofs
    • Bau einer U-Bahn (eingestellt)
    • Gliederung der Stadt in einen "Nordpol" und "Südpol" mit einem Rathochhaus im Norden (als Gegenpol zum BASF-Hochhaus) und einem repräsentativen Platz im Süden, verbunden durch zwei Fußgängerzonen

    Interessanterweise wird diese Stadtstruktur inzwischen wieder entschieden zurückgebaut, teilweise aufgrund der Rahmenbedingungen (Ratshochhaus und Hochstraßen marode) und teilweise aufgrund von bewußter Planung im Rahmen des 1997 beschlossenen Umbauprojekts AnschLUss 2000:

    • Öffnung der Stadt zum Rhein hin
    • Aufwertung des südlichen Stadtzentrums durch einen neuen Bahnhof
    • Umbau des Berliner Platzes ebenfalls im Süden
    • Umwidmung von Gewerbe- und Industrieflächen unmittelbar südlich davon

    Daher ist Ludwigshafen städtebaulich wohl die dynamischste Stadt in Süddeutschland, mit dem teilweisen Abriß von Hochstraßen und des kompletten Rathauscenters bleibt es spannend.

    Was indes trotz all der Planung eher unklar bleibt, ist die Funktion des Stadtzentrums im Rahmen der faktischen "Doppelstadt" Mannheim-Ludwigshafen - aufgrund des gemeinsamen öffentlichen Verkehrsnetzes mit gemeinsamer Straßenbahn "braucht" niemand das Zentrum von Ludwigshafen mit seiner doch sehr unattraktiven Fußgängerzone, in der nicht einmal die sonst allgegenwärtigen Ketten vertreten sind - weil man in wenigen Minuten mehr gleich in Mannheim ist.

    Zwar ist Mannheim auch nicht gerade eine Schönheit, hat aber doch in jeder Hinsicht - erst recht in Sachen Shopping und Kulturangebot - wesentlich mehr zu bieten.

    Nichtsdestoweniger soll es in der folgenden Galerie praktisch ausschließlich um das Zentrum von Ludwigshafen gehen, mit kleinen Ausflügen nach Norden (Hemshof) und Süden.

    Zu den Hochstraßen habe ich eine alte Broschüre angehängt, die auch interessante Luftaufnahmen bietet.

    Informationen gibt es z. B. hier: Rhein-Neckar-Wiki und direkt bei der Website der Stadt zu Bauprojekten: Ludwigshafen baut: urbane Lebenswelten

  • Beginnen wir unseren Rundgang nun am neuen Hauptbahnhof von 1969, der zeitweise als modernster Bahnhof Europas galt und den teilzerstörten alten Kopfbahnhof nördlich der Innenstadt ersetzte - in etwa dort gelegen, wo sich bislang noch das zum Abriß freigegebene Rathauscenter befindet (der Rest des Areals ist entweder unbebaut oder wird von der ebenfalls abzureißenden Hochstraße Nord in Anspruch genommen).

    Beim Hauptbahnhof handelt es sich zwar um keine Schönheit, aber durch seine Lage unter einer Brücke der Hochstraße Süd und durch seine Konzeption mit nicht weniger als 4 Verkehrsebenen ein echtes Unikat (die Umgestaltung des Bahnhofs zu einem Durchgangsbahnhof geht auf Vorkriegsplanungen zurück, siehe auch Wikipedia zum heutigen Bahnhof).

    So handelt es sich um eine Kombination aus einem Keilbahnhof und einem Turmbahnhof mit insgesamt zwei Gleisebenen:

    Aufgrund der Keilform sind die Bahnsteige der unteren Ebene aufgefächert und nicht parallel, in der oberen Ebene gibt es neben den Bahnsteigen noch eine Brücke für eine nach Süden abgehende weitere Strecke), dazu kommt ein weiterer unterirdischer Bahnhof für die Straßenbahn und auf der obersten Ebene wird der Straßenverkehr über die Hochstraße in Richtung Mannheim weitergeführt - dies ergibt zusammen tatsächlich 4 Ebenen.

    In der Praxis wirkt aber alles eher unspektaktulär, zumal das Bahngebäude sehr flach gehalten wurde und komplett unterhalb der Straßenebene liegt.

    Hier ist der Bahnsteig bei der Anreise von Mannheim aus zu sehen, die meisten Reisenden steigen aber inzwischen im neuen Bahnhof Mitte aus:

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    Links ist die Pylonenbrücke als erster Abschnitt der Hochstraße Süd zu sehen, diese geht in die Weiße Hochstraße und schließlich in den ältesten Abschnitt der Hochstraße von 1959 über, die sogenannte Pilzstraße, die kurz vor dem Einsturz steht, dazu aber später mehr.

    Nochmals die Brücke:

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    Hinter der Überdachung ist die Brücke mit dem einzelnen Gleis zu sehen, das in Richtung Güterbahnhof weitergeführt wird:

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    Blick über den Bahnhofsplatz nach Norden:

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    Blick entlang der weißen Hochstraße nach Osten, bei dem einzelnen Hochhaus handelt es sich um das Hotel Excelsior:

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    Hauptgebäude des Bahnhofs mit Blick nach Westen:

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    Am Hotel Excelsior vorbei geht es nun weiter in Richtung Innenstadt, ein Tunnel führt unter der Lorientallee weiter:

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    Blick zurück:

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    Die nachfolgende Wohnbebauung aus langen Häuserzeilen prägt das gesamte Areal zwischen Lorientallee und Heinigstraße und ist für die weitere Innenstadt ziemlich untypisch.

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    Und schon haben wir die Heinigstraße erreicht, die wichtigste Nord-Süd-Verbindung neben der Rheinuferstraße, die direkt von der Hochstraße Nord zum Wittelsbacher Platz im Süden führt:

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    Unmittelbar jenseits der Heinigstraße beginnt auch schon das eigentliche Zentrum, auf das wir hier einen ersten Blick werfen können:

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    Wir blicken hier über den Museumsgarten des Wilhelm-Hack-Museums auf den Turm der zerstörten Lutherkirche, in dem ein italienisches Restaurant untergebracht ist.

    Rund um den Platz befindet sich neben dem Arbeitsamt und Museum auch die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz in einem Nachkriegsgebäude, dies bildet den Auftakt zu einer kleinen "Kulturmeile", die auch den Pfalzbau umfaßt, der später gezeigt wird. Hier aber erst das Philharmoniegebäude:

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  • Gleich daneben befindet sich das Wilhelm-Hack-Museum für moderne und zeitgenössische Kunst mit der Mirò-Wand aus Kacheln des katalanischen Künstlers aus dem Jahr 1979.

    Laut Wikipedia:

    Zitat

    Die Einfuhr der Fliesen wäre fast an der Zollbehörde gescheitert, die sie als Sanitärverkleidung mit einem hohen Zoll belegen wollte. Doch die Oberfinanzdirektion erkannte letztlich die Fliesen als Kunstwerk an, womit eine enorme Verteuerung der Wandgestaltung durch Zollgebühren vermieden wurde.

    Die Stadt Ludwigshafen hat dann nachträglich noch Belüftungsschlitze in das Kunstwerk geschlagen, kennzeichnend für das örtliche Kunstverständnis ...

    Nichtsdestoweniger hier das Museum von hinten mit dem Kunstwerk:

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    Wir betreten nun den Hans-Klüber-Platz zwischen Philharmonie und Museum, der vom großen Museumsgarten eingenommen wird.

    Blick auf die Philharmonie von der Platzseite aus:

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    Museum mit Museumsgarten vom Platz aus:

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    Der Garten:

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    Blick in Richtung Innenstadt:

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    Das genannte Arbeitsamt:

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    Blick auf den verbliebenen Turm der Lutherkirche, aus Finanzmangel entstand er erst nach dem inzwischen zerstörten Kirchenschiff, hat dieses aber überdauert:

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    Von hier aus nun weiter zum Pfalzbau, dem wichtigsten Veranstaltungsbau Ludwigshafens, der auch für Konzerte und Theateraufführungen genutzt wird. Der Vorgängerbau stand am Berliner Platz, wurde im Krieg teilzerstört und für die Hochstraße abgerissen.

    Hier sehen wir auf der rechten Seite den Pfalzbau, links davon die wichtigste Kirche, benannt nach ... natürlich nach St. Ludwig, zumal König Ludwig I. von Bayern für den Bau spendete:

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    Wir gehen jedoch nicht direkt auf den Platz, sondern erst einmal weiter auf der Berliner Straße, hier ergibt sich nochmals ein Blick auf das Kunstwerk am Museum:

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    Pfalzbau von hinten, das Museum im Hintergrund:

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    Von hier aus nun die Wredestraße entlang, die direkt zu St. Ludwig führt:

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    Die Platzgestaltung ist minimalistisch, im Hintergrund wieder die Lutherkirche, auf dem Platz die Pfalzsäule, die im Mini-Format auch als Auszeichnung vergeben wird:

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    Zur Vergleich: der alte Pfalzbau und hier der neue:

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    Die Platzgestaltung ist minimalistisch und besteht nur aus Pflaster, Freunden gepflegter TV-Unterhaltung wird das Gebäude im Hintergrund indes bekannt vorkommen:

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    Die restliche Platzgestaltung besteht eigentlich nur aus einem Parkplatz:

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    Gleich daneben gibt es eine große freie Fläche, hier wurde das C&A-Gebäude (ein Betonwürfel) abgerissen und wird gerade durch einen Neubau der Pfalzwerke ersetzt:

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  • Und das soll eine Stadt sein? Ich sehe bloß viele mehr oder weniger moderne Gebäude, die beziehungslos zueinander irgendwie so rumstehen, dazwischen mehr oder weniger große Freiflächen.

    Stadtgestaltung gleich 0. Das sollte wohl kein Lebensraum werden, man hat noch nicht einmal den Eindruck, dass es eine funktionale Ordnung gibt. Da scheint nur irgendwas irgendwo rumzustehen. Jetzt verstehe ich plötzlich den Begriff der Urbanität und deren Notwendigkeit, denn die Urbanität fehlt hier komplett. Das ist doch keine Stadt, das sind gesammelte Werke von irgendwelchen Gebäuden, bei denen man sich die Frage stellt, ob die überhaupt jemand braucht.

    Ich kenne ja Frankenthal, und denke stets mit gemischten Gefühlen daran. Irgendwie ganz nett, aber langweilig ohne Ende. Aber Ludwigshafen scheint ja selbst das noch einmal weit zu übertreffen... :kopfschuetteln:

  • Die Bildauswahl ist sehr selektiv. Das ist nicht das ganze Bild Ludwigshafens. Es gibt in der Innenstadt primär eine engere Blockrandbebauung. Im südlichen Bereich incl. Fußgängerzone mit Nachkriegsbebauung, nördlich der Hochstraße Nord primär gründerzeitlich geprägt. Wer allerdings eine Altstadt erwartet, dürfte enttäuscht werden.

  • Und das soll eine Stadt sein?

    Auf einmal so kritisch??

    Na ja, dieses Stadtbild wirkt fast ein wenig "sozialistisch". Ich kann aber nicht sagen, dass es mir sonderlich missfällt. Natürlich, schön ist anders. Aber warum sagt hier niemand: Pforzheim ist noch schlimmer?

    Es ist natürlich die totale Abkehr von der dicht bebauten europäischen Innenstadt. Aber ob eine höhere Dichte ästhetisch zuträglich wäre, wage ich letztlich zu bezweifeln.

  • Um mal dieses nicht vollkommen falsche, aber völlig einseitige Bild von Ludwigshafen etwas zurecht zu rücken, ein paar andere Eindrücke:

    Ludwigshafen südliche Innenstadt

    Fußgängerzone: https://images.app.goo.gl/2UwDAzQJhgjdL8AHA

    Bahnhofstraße: https://images.app.goo.gl/MtnmhMcJo5hU9e9K8

    Ludwigshafen nördliche Innenstadt

    Hartmannstraße: https://images.app.goo.gl/Zk3kgtRaBHXZekJF6

    Jakob-Binder-Straße: https://images.app.goo.gl/tbtVXS7A8w8suwxXA

    Stadthaus Nord: https://images.app.goo.gl/QGeY3G6c8YzMvouw5

  • Stadtgestaltung gleich 0. Das sollte wohl kein Lebensraum werden, man hat noch nicht einmal den Eindruck, dass es eine funktionale Ordnung gibt

    Doch, die gibt es schon, siehe auch meinen Einleitungsbeitrag - es gibt schon Gestaltungspläne, z. B. das Projekt Visitenkarte und AnschLUss 2000, dafür aber Mängel bei der Umsetzung.

    Die Bildauswahl ist sehr selektiv. Das ist nicht das ganze Bild Ludwigshafens

    Selektiv ist die Bildauswahl nicht, sondern systematisch :smile: Es handelt sich ja um einen Rundgang, bei dem immer wieder andere Themen im Vordergrund stehen.

    ludwigshafen.jpg

    Wir begannen am Bahnhof (Punkt 1), haben die Wohnbebauung mit den langen Häuserzeilen durchquert und befinden uns jetzt zwischen Punkt 2 und 3, entsprechend steht jetzt die "Kulturmeile" mit größeren Plätzen im Vordergrund. Später geht es dann durch die Fußgängerzone ganz nach Norden nach Hemshof (siehe hier) und von dort aus am Rheinufer wieder zurück zum zweiten Bahnhof, Ludwigshafen-Mitte.

    Dadurch kommt auch der letzte Abschnitt der städtebaulichen Entwicklung, nämlich die Neugestaltung des Rheinufers, beim Rundgang am Ende, so daß auch hier eine Systematik vorhanden ist.

    Die Gestaltung kommt ja im obigen Stadtplan zum Ausdruck: Die Innenstadt wird V-förmig von den zwei Hochstraßen eingefaßt, bei 3 und 5 sind die beiden Pole der Innenstadtentwicklung zu sehen, Berliner Platz und Rathausplatz, wobei der Rathausplatz als Gegenpol zum BASF-Hochhaus mit einem Rathaus-Hochhausbau gestaltet wurde.

    Zwischen den beiden Polen befindet sich die Fußgängerzone mit zwei parallel laufenden Straßen, wobei sich eine nach Norden hin platzartig erweitert (Ludwigsplatz).

    Das interessante ist nun, daß sich diese Struktur momentan auflöst - Hochstraßen teilweise abgerissen und rückgebaut, BASF-Hochhaus abgerissen, Rathauscenter wird abgerissen, dafür neue Stadtentwicklung mit einem "Boulevard" im Norden und einer Neugestaltung des Berliner Platzes im Süden. Es tut sich also etwas und das macht die Stadt auch zeigenswert, obwohl sie objektiv betrachtet natürlich nicht bedeutend ist.

    Das ist auch der entscheidende Unterschied zu den meisten anderen Nachkriegsstädten, wo häufig einfach unattraktive Neubauten auf die alten Grundrisse gesetzt wurden, ergänzt durch Verkehrsschneisen, entsprechend wäre eine Pforzheim-Galerie eher eine "Anti-Galerie", während die Ludwigshafen-Galerie zwar teilweise kritisch ausfällt, aber auch die zugrundeliegende Planung vermitteln soll.

    "Schlimmer" als Ludwigshafen finde ich persönlich Mannheim, weil es dort einfach ein riesiges Potential als bedeutende alte Residenzstadt gibt, das aber fast vollständig verschenkt wird. Bei Ludwigshafen gibt es hingegen schlicht kaum etwas, an das man anknüpfen könnte.

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  • Ich interessiere mich ja auch besonders stark für Design & Inneneinrichtung, auch 50er und 60er Jahre Design. Deswegen bin ich mit moderner Architektur stets etwas milder im Urteil. Ludwigshafen ist wie erwähnt eine sehr junge Stadt und keine "gewachsene". Ich wette keinen Architekturinteressierten vor 1945 hat es jemals nach Ludwigshafen verschlagen, was nur ein Anhängsel Mannheims ist. Liebhaber schöner Architektur haben sich Mannheim, Heidelberg, Worms oder Ladenburg angeschaut.

    Deswegen war klar, dass nach 45 hier die moderne Stadtplanung voll durchschlagen würde, in amerikanischem Stil. Und wenn ich die abgebildeten Bauten als Solitäre ansehe, wie den Pfalzbau, die Pylonenbrücke, das Hotel Excelsior oder die Häuserblocks in der Lorientallee, dann muss ich sagen, ist das qualitätsmässig weit besser, als was in Pforzheim oder in der Kölner Innenstadt steht.

  • Die Pylonbrücke gefällt mir auch, die finde ich ästhetisch sehr gelungen.-

    Ansonsten finde ich, hat das Gebiet (ich sag mal nicht "Stadt") viele unwirtliche Betonbrachen, die mal Plätze werden wollten, es aber dahin nicht schafften. Das ist so eine Eigenart der "Moderne", daß sie keine Plätze mehr kann. Vielleicht könnte man mal Material sammeln zu verschiedenen Beispielen, um zu versuchen, dahinterzusteigen, warum das so ist.-

    Ein anderer Faden, dem man mal nachgehen könnte, wären Industriestädte und Arbeitersiedlungen, wie deren Struktur im Laufe der Zeit sich darstellte. Ich finde, Ludwigshafen hat eine entfernte Ähnlichkeit mit Wolfsburg, das ja auch eine sehr junge Industriestadt ist. Bei beiden besteht größtenteils nur Wohnansiedlung, kaum "Zentren" wie Geschäftsstraßen oder "Rathausplatz"/"Kirchplatz".

  • Endlich der Verweis auf Pforzheim

    Wer hat denn als erster das Wort "Pforzheim" hier genannt? Tip: Beitrag Nr. 7 :smile:

    Pforzheim ist eben die Meßlatte, noch schlechter geht es in Süddeutschland meines Erachtens einfach nicht mehr, zumindest fand ich noch keine Stadt häßlicher, zumal in so schöner Umgebung.

    Ansonsten finde ich, hat das Gebiet (ich sag mal nicht "Stadt") viele unwirtliche Betonbrachen, die mal Plätze werden wollten, es aber dahin nicht schafften

    Wie schon Heimdall anmerkte, es kommt schon noch eine stärkere Verdichtung mit richtigen Plätzen und Straßen, wenngleich die extrem anspruchslos gestaltet sind. Das wird auch noch gezeigt, Luftansichten bietet z. B. Luftbild.de

    Ich finde es schon fast bedauerlich, daß momentan das Nachkriegs-Ludwigshafen mit den Hochstraßen verschwindet und eigentlich nur noch belangloses verbleibt. Bei Mannheim würde ich mir indes in der Tat großflächige Rekonstruktionen wünschen, aber das ist natürlich völlig aussichtslos. Daher wird die Mannheim-Galerie auch sicherlich kritischer ausfallen als bei Ludwigshafen, wo es schlicht keine große historische Vergangenheit gab.

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  • In den Vororten mit ihrer dörflichen Prägung vermutlich schon (wenn ich müßte, als Notlösung), im Zentrum sicherlich nicht. Obwohl ich in Ludwigshafen immerhin kein schlechtes oder unsicheres Gefühl habe, auch wenn in manchen Ecken der "Vielfaltsaspekt" sehr ausgeprägt ist.

    Allerdings lösen leider die allerwenigsten Städte im heutigen Deutschland bei mir das Verlangen aus, dort dauerhaft zu wohnen, vielleicht Stralsund oder Überlingen, aber damit konnte Ludwigshafen ja noch nie mithalten.

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  • Ich finde es schon fast bedauerlich, daß momentan das Nachkriegs-Ludwigshafen mit den Hochstraßen verschwindet und eigentlich nur noch belangloses verbleibt.

    Nun, die Hochstraße Süd bleibt ja nach der Sanierung erhalten. Die Hochstraße Nord soll verschwinden. Dafür entsteht eine neue, ebenerdige Straße. Wenn auf dieser ansprechende Architektur entsteht, könnte das durchaus eine positive Weiterentwicklung sein.

  • Nun, die Hochstraße Süd bleibt ja nach der Sanierung erhalten

    Jein, die Weiße Hochstraße wird saniert, die Pilzhochstraße, so genannt aufgrund ihrer pilzförmigen Träger und für die Innenstadt städtebaulich relevant, wird durch eine Brücke ersetzt.

    Diese Straße wurde bereits abgerissen und erstreckte sich entlang der Innenstadt bis auf in etwa der Höhe der Berliner Straße, dahinter ist die Innenstadt ja sowieso weitgehend zu Ende und die oben gezeigten Wohnzeilen beginnen. Letztlich wird man aber vom Wechsel von einer Hochstraße zu einer Brücke nicht viel merken, da die Hochstraße/Brücke ja im wesentlichen nur von der Dammstraße aus sichtbar ist und das Faktorhaus den Blick vom Berliner Platz aus verdeckt, der Eingang in Richtung Bahnhof-Mitte wird auch so bleiben.

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