Gera wird arg unterschätzt, und fein, dass ich mit dieser Ansicht nicht mehr ganz alleine bin.
Gera (Galerie)
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Bevor es in die Altstadt geht noch weitere Bilder aus der nördlichen Vorstadt. 1706 wurden die Vorstädte befestigt, die heutige Bebauung stammt zum größten Teil aus dem 19. Jahrhundert.
Zschochernplatz
Adler-Apotheke, Leipziger Straße Ecke Zschochernplatz
Blick in die Leipziger Straße Richtung Nordwesten
Blick Richtung Altstadt im Hintergrund die Salvatorkirche
Hoffentlich werden die drei Häuser noch saniert, zumindest die Dächer sind erneuert.
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Leipziger Straße
Leipziger Straße 31
Links am Ende der Leipziger Straße begrenzte das Bieblacher Gatter von 1706 bis 1856 die Vorstadt, die dichte Bebauung geht ab hier in ein Villenviertel über.
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Von der anschließenden Bebauung an der Berliner Straße und den Seitenstraßen hatte ich keine Fotos gemacht, deshalb hier eine Auswahl aus Wikimedia Commons.
Die folgenden beiden Villen stammen vom Geraer Architekten Carl Zaenker, der das heutige Tietz-Kaufhaus und auch dessen extravaganten Vorgängerbau erbaute.
HaPe_Gera from Gera, Germany / CC BY (https://creativecommons.org/licenses/by/2.0)
HaPe_Gera from Gera, Germany / CC BY (https://creativecommons.org/licenses/by/2.0)
HaPe_Gera from Gera, Germany / CC BY (https://creativecommons.org/licenses/by/2.0)
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Gera…9Fe_14,_001.jpg
Tilman2007 / CC BY-SA (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)
HaPe_Gera / CC BY (https://creativecommons.org/licenses/by/2.0)
Gera Villa MünchFerber 2016-08 1
Steffen Löwe / CC BY-SA (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)
HaPe_Gera / CC BY (https://creativecommons.org/licenses/by/2.0)
WBG Aufbau Gera Hauptgeschaeftsstelle
Wohnungsbaugenossenschaft "Aufbau" Gera eG / CC BY-SA (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)
Johanniskirche von 1881-84
Zacke82 / CC BY-SA (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)
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Diese Villen sind ein Traum!
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Die Altstadt von Gera hatte den Zweiten Weltkrieg vergleichsweise gut überstanden. In der Innenstadt gab es vor allem im Westen um die Heinrichstraße und den Johannisplatz Zerstörungen. Ende der 1970er Jahre begann dann die Umgestaltung der Altstadt, ich würde schätzen dass etwa 40% der Altbauten abgerissen und durch Plattenbauten ersetzt wurden. Der Marktplatz, die Große Kirchstraße und der Bereich um die Salvatorkirche ist dagegen nahezu perfekt erhalten.
Vom Zschochernplatz geht es über den Steinweg in die Altstadt. Am Steinweg steht eine Mischung aus historischen Gebäuden und angepassten Plattenbauten.
Steinweg 9, Foto aus den Wikimedia Commons.
Tilman2007 / CC BY-SA (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)
Steinweg Ecke Hinter der Mauer
Die Straße Hinter der Mauer liegt zwischen Sorge und Großer Kirchstraße bzw. Markt. Die Straßenbahn wurde 1984 von der Sorge hierher verlegt.
Blick auf die Hinterhäuser der Sorge, die zum Teil auf der Stadtmauer stehen.
Johannisstraße, Durchfahrt zur Straße Hinter der Mauer.
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Auf dem Johannisplatz stand die älteste Kirche Geras, die Johanniskirche. Sie brannte beim Stadtbrand von 1780, bei dem 90% der Stadt zerstört wurden, aus und die Ruine wurde 1824 abgerissen.
Ostseite des Johannisplatzes, rechts das ehem. Kutschenbachsche Haus, 1729 als Doppelhaus zwischen Markt und Johannisplatz erbaut und 1945 zerstört. 1966 entstand das heutige Gebäude mit dem eingefügten alten Portal, das Haus zum Markt wurde 1959/61 vereinfacht wiederaufgebaut.
Auf der Südseite steht das ehem. Regierungsgebäude der Fürstentümer Reuß jüngere Linie, 1722 erbaut, 1749 zur Dreiflügelanlage erweitert, 1780 Schäden durch den Stadtbrand, 1820 Abriss des beschädigten Nordflügels, seit 1995 Leerstand, inzwischen als Teil des Campus Rutheneum saniert und aktuell Errichtung eines Neubaus am Standort des ehem. Nordflügels.
https://www.thueringer-allgemeine.de/leben/vermisch…d223222063.html
https://www.otz.de/regionen/gera/…d227585631.html
Mittelrisalit an der Burgstraße
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Die Westseite des Johannisplatzes wird vom 1608 begründeten Rutheneum, heute Goethe-Gymnasium, eingenommen, das Gebäude stammt von 1887.
Der Vorgängerbau stand direkt auf der ehem. Stadtmauer und wurde zusammen mit dem Badertor 1884 abgerissen.
An der Nordseite standen drei große um 1900 erbaute Geschäftshäuser, die 1945 zerstört wurden. Seit 2003 steht hier das Elster-Forum.
Elster-Forum, Ansicht von Westen.
Ähnliche Ansicht von etwas weiter nordwestlich um 1910, das Stadtmuseum links ist oben nur angeschnitten.
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Schon verrückt wie eine Straßenbahn durch ein Einkaufszentrum durchfährt
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Und ich habe gedacht, die Durchfahrt an der Ostseite der Johannisstraße wäre die einzige. War sie damals aber offenbar auch, denn das Elster-Forum hat es damals (= bei meinem letzten Aufenthalt in Gera) noch nicht gegeben; die Westseite der Johannisstraße war meiner Erinnerung nach unbebaut. Also hat man das erfolgreiche Modell von Gera mit der Durchfahrt westlich anschließend beim Elster-Forum gleich nochmal angewandt, aber mit einer erheblich größeren Tunnellänge.
Die Straßenbahn in das Blockinnere südlich der Sorge ("Hinter der Mauer") zu verlegen und dort die zentrale Haltestelle anzulegen, war freilich auch eine geniale Idee, die die Sorge verkehrsmäßig sicherlich erheblich entlastet hat.
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Die Bebauung des Marktplatzes entstand nach dem Stadtbrand von 1780. Das Rathaus mit dem 57m hohen Turrm wurde 1573-76 erbaut, 1780 brannte es aus und wurde bis 1784 wiederhergestellt.
Südseite
Der Simsonbrunnen in der Mitte des Platzes ist von 1685/86, die Figur des Simson mit dem Löwen wurde 1979 durch eine Kopie ersetzt.
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Westseite, das heutige Standesamt ist der 1959/61 vereinfacht wiederaufgebaute Teil des Kutschenbachschen Hauses, das bis zum Johannisplatz reichte.
Historische Ansicht mit dem Kutschenbachschen Haus links, allgemein wurden die Fassaden des Marktes in den 1950/60er Jahren bei Renovierungen und der Behebung von Kriegsschäden teilweise vereinfacht und vereinheitlicht, wobei anscheinend vor allem historistische Veränderungen zurückgenommen wurden.
An der Ecke zur Kleinen Kirchstraße steht die Stadtapotheke von 1592 mit ihrem 1606 angefügten Erker. Das Dach ist anscheinend auch nach dem Stadtbrand 1780 erneuert worden.
Der Erker zeigt im 1. Obergeschoss die vier Jahreszeiten, im 2. Obergeschoss verschiedene mit dem in Gera regierenden Haus Reuß zusammenhängende Wappen und dazwischen jeweils Darstellungen von Aposteln.
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Südseite
Ostseite
um 1910
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Man muss sagen, dass diese DDR-Gestaltung ungemein stilsicher war und im Ergebnis überzeugt: eines der geschlossensten Marktensembles in Deutschland. Die Entstuckungen geben dem Platz so etwas wie eine noble Note.
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Die Entstuckungen geben dem Platz so etwas wie eine noble Note.
Ein unglaublich geschmeidiger Satz, der einen neuen Trend auslösen könnte. Schick ihn am besten gleich zu verschiedenen Stadtbauämtern, die können sowas wunderbar für ihre PR-Abteilungen gebrauchen!
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He, wer wird das so giftig interpretieren wollen? Hier geht es um die Marktplatzgestaltung in Gera, nicht um einen neuen Trend, schon gar nicht um Entstuckungen von Gründerzeitlern. Generell scheinen historistische Stuckierungen älteren thüringisch-sächsischen Bauten nicht sehr gut getan zu haben. Im Falle des Torgauer Rathauses bin ich selber gespalten. Klar passte der Stuck überhaupt nicht, aber das Ergebnis hatte beinahe skurril-liebevolle Qualitäten. Die Entstuckungen führten in etlichen sächsischen Kleinstädten zu unsäglich faden Fassadenfluchten (zB Glauchau). Im Falle Geras jedoch wirkt das Ergebnis recht überzeugend. Renaissance geht gut mit Biedermeier.
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War auch nicht giftig gemeint, dein Satz war halt nur zu schön und einladend, um nicht verarscht zu werden
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Die Große Kirchstraße zwischen Markt und Nicolaiberg ist die prachtvollste Straße von Gera. Nach dem Stadtbrand 1780 wurde die Straße, wie die gesamte Stadt, einheitlich mit dreistöckigen Häusern wiederaufgebaut. Die Häuser links wurden im 19. Jahrhundert aufgestockt.
Große Kirchstraße 7, Haus Buttermann mit einer Rokokofassade von 1754, die den Brand überstand.
Die Figuren auf dem Portal sind typisch für Gera, sie nehmen Bezug auf den Handel, links Merkur auf einen Warenballen gestützt und rechts Fortuna mit dem Füllhorn und einem Rad.
Links der Eingang zur Späthe-Passage, die seit 1863 die Große Kirchstraße mit der Sorge verbindet.
Späthe-Passage
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Große Kirchstraße
Große Kirchstraße 15
Große Kirchstraße 17 von 1781, im 1. Obergeschoss sind Stuckdecken, Kamine und Türen mit Rokoko- und Zopfstilornamentik erhalten.
Innenhof der Großen Kirchstraße 17 um 1900
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Die Salvatorkirche entstand 1717-20 anstelle der abgebrannten Nikolauskapelle, 1775-79 Errichtung des Turms, 1780-83 Wiederherstellung nach dem Stadtbrand.
Der 1903 neu gestaltete Innenraum.
Salvatorkirche Gera, Innenraum mit Blick zum Altar und zur Kanzel, Wikimedia Commons
Alexander Jörk / CC BY-SA (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)
Für den Bau der Freitreppe wurde 1898 eine ganze Häuserzeile abgerissen.
Das 1686-88 für einen Leipziger Kaufmann erbaute Schreibersche Haus (Nicolaiberg 3), heute Naturkundemuseum, ist das einzige Bürgerhaus der Stadt, dass den Stadtbrand von 1780 unbeschadet überstanden hatte. In dem äußerlich sehr schlichten Gebäude ist eine reiche Innenausstattung erhalten: aus dem späten 17. Jh. Stuckdecken in zwei Räumen und dem Saal im zweiten Stockwerk und zwei Kamine mit je drei Stuckbüsten im Saal und aus dem 18. Jh. mehrere geschnitzte Türflügel und eine Stuckdecke im Erdgeschoss.
Fotos der Innenräume:
Ausstellungsraum im 2. Obergeschoss
Portal mit Merkur und einer Allegorie des Fleißes
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