Stuttgart (Allgemeines)

  • Nach vielen Jahrzehnten besteht die Chance, dass aus dem schmuddeligen Rotlichtviertel wieder ein Stück Altstadt für alle wird. Ein guter Tag für Stuttgart.

    Stadt macht Ernst: Stuttgart beschließt Prostitutionsverbot im Leonhardsviertel
    Seit Jahren wird gestritten, jetzt macht Stuttgart Ernst: Bordelle und bordellartige Betriebe im historischen Quartier sollen schließen. Der Bebauungsplan soll…
    www.stuttgarter-zeitung.de
  • Im Prinzip ist das richtig an dieser für die Stadthistorie sensiblen Stelle. Aber eine Nachfrage: Stehen die Häuser unter Denkmalschutz bzw. Ensembleschutz? Ich frage, damit nicht irgendwelche Investoren am Ende auf die Idee kommen, dort nun abzureißen und teure Wohnkästen zu errichten.

  • Das wird niemand wagen, diese Häuser abzureißen. Da bin ich mir ausnahmsweise mal absolut sicher. Das bisschen Altstadt, das man noch besitzt, ist umso wertvoller und muss erhalten bleiben, dessen ist man sich auch bei der Stadt wohl bewusst. Denkmalschutz ja, teilweise, aber sicher nicht vollständig.

  • Diese Sitzgelegenheiten gibt es in Neuburg inzwischen auch, ich finde die Kombination aus Bepflanzung und Sitzmöglichkeiten gar nicht so schlecht, mit dem Stadtbild hat das aber nichts zu tun (schöner als eine endlose Abfolge von geparkten Autos ist es allemal).

    sou perfeito porque / igualzinho a você / eu não presto

  • Diese Sitzgelegenheiten gibt es in Neuburg inzwischen auch, ich finde die Kombination aus Bepflanzung und Sitzmöglichkeiten gar nicht so schlecht, mit dem Stadtbild hat das aber nichts zu tun (schöner als eine endlose Abfolge von geparkten Autos ist es allemal).

    Dieser optische Mist feiert in zahlreichen Städten Einzug, womöglich ausgehend vom Shithole Berlin(?)

    Bei Stadtbildthemen geht es selbstverständlich um solche Aspekte wie die Gestaltung des öffentlichen Raums.

    Wer parkende Autos zugunsten von dieser Art zusammengezimmerter Holzpaletten mit Alibigrün schöner findet, hat allerdings auch eine andere Agenda als die Aufwertung und Ästhetik des öffentlichen Raums.

  • Poller und "Parklets" oder, wie hier, "Superblocks", die am Straßenrand herumstehen, damit Fußgänger nicht zwischendurchkommen, sind derzeit die große Straßenmöblierungsmode. Wird als Verkehrsberuhigung und "Nachbarschaftspflege" verkauft. So ganz neu ist das nicht, in Wittenberg gibt es aus den Zeiten der Reformation Sitzsteine vor den Häusern, auf die sich damals wohl die Leute am Abend zum Quatschen setzten. Aber mir sind anonyme Stadtbänke ohne Bezug zu Wohnhäusern, etwa in Parks, lieber. Oder Cafés mit Straßentischen, wo man auch einen Espresso trinken kann.

    Ach ja, und die öffentlichen Klohäuschen sind inzwischen fast komplett verschwunden.

    Und an den Parklets/Superblocks sind keine Mülleimer.

  • Der Stuttgarter Westen hat durchaus seine städtebaulichen Probleme - liebloser Umgang mit historischen Fassaden, mäßiger Erhaltungszustand, unpassende Lückenfüller, Richtung Nordosten immer mehr unschöne Neubauten, die schließlich flächendeckend werden.

    Inwiefern Außengastronomie, Sitzflächen und Begrünung, die im Rahmen eines zeitlich begrenzten Pilotprojekts erprobt werden sollen, jetzt den Untergang des architektonischen Abendlandes in Stuttgart bedeuten, ist mir nicht so recht verständlich.

    Mal ein paar Fotos aus Neuburg:

    Außengastronomie:

    Sitzgelegenheit mit Begrünung:

    Und das ruiniert im Gegensatz zu abgestellten Autos jetzt das Stadtbild?

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  • Die sind optisch ja immerhin etwas besser als unsere "shabby look"-Parklets. Und gefallen mir besser als die bisherigen scheußlichen Waschbetonpflanzkübel. Die Blechwände sind allerdings zuwenig robust und zu fleckenanfällig für Stadtmobiliar. Das Holzlattenbänkchen ist allerdings gefällig.

  • "hollanda", wenn ich das richtig sehe, ist das eine gestaltete Fußgängerzone. Beete und Sitzbank sind hochwertig, witterungs- und beschädigungssicher gebaut und offenbar dauerhaft in das Straßenpflaster eingepasst. Das lässt sich mit der Situation in vielen Großstädte, u.a. in Stuttgart, nicht vergleichen. Dort wird gar nichts in die dauerhafte Verschönerung des Straßenraums investiert. Im Gegenteil. Es werden völlig wirre Radweglinien auf die Straßen gemalt, es werden auf Parkplätze billige, schnell versiffende Holzsitze und -kübel gestellt, die rasch ungepflegt sind. Wenn man also Straßen in verkehrsberuhigte Bereiche mit einer dauerhaften und durchdachten Stadtraumgestaltung umwandeln möchte, habe ich nichts generell dagegen. Die üblichen Maßnahmen in deutschen Großstädten sind aber nur billige Stümpereien, die das Stadtbild nicht die Spur verschönern und verbessern. Da sind mir parkende Autos lieber.

  • Es werden völlig wirre Radweglinien auf die Straßen gemalt, es werden auf Parkplätze billige, schnell versiffende Holzsitze und -kübel gestellt, die rasch ungepflegt sind.

    Da hast du völlig recht, manche "Fahrradstraßen" verschwinden dann auch schnell wieder, weil sie im Nichts beginnen und enden, den einseitig eingezeichneten Fahrradstreifen auf einer viel zu schmalen Straße in Ostfildern habe ich, glaube ich, schon mal unter den Skurrilitäten präsentiert.

    Trotzdem finde ich solche Projekte im Prinzip gut, wie auch die sogenannten Schanigärten in München oder Wien, auch in Eger habe ich solche Konstruktionen schon gesehen. Daß das ganze mit der professionellen Umsetzung steht und fällt, ist klar.

    Um mal ein paar Fotos im Umfeld der Augustenstraße zu präsentieren (Schwabstraße, die Augustenstraße finde ich in meinen 5000 Stuttgart-Fotos sich auch noch):

    IMG_3642_sil.jpg

    IMG_3643_sil.jpg

    IMG_3646_sil.jpg

    Reinsburgstraße, die Parallelstraße zur Augustenstraße:

    IMG_3647_sil0eaf24366c86ca80.jpg

    Wenn ich mal wieder in Stuttgart bin, mache ich Fotos. Jedenfalls ist die Gegend eher durchwachsen, speziell jenseits der Schwabstraße in Richtung Westen dominieren in der Augustenstraße dann auch die Nachkriegsbauten und/oder entstuckten Bauten.

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  • Danke Heimdall

    hollandaNicht alles, was hinkt, ist ein Vergleich ...

    Wer die optische Wirkung am Beispiel Neuburg im Unterschied zu den schäbigen Parkletts in Stuttgart nicht erkennt oder nicht sehen möchte, hat so wie geschrieben eine ganz andere Agenda im Kreuzzug gegen den Individualverkehr. Es ist auch müßig, hier noch ganz Grundsätzliches zur traditionellen Ästhetik erklären zu müssen, was offenbar schon nicht im Stadtbildforum gefruchtet hat. Dein Untergangsszenario das Abendland betreffend, wäre an anderer Stelle dieses Forums vielleicht angebracht. In diesem Kontext klingt es dann doch eher wie aus der Hand des Klientels im Stadtbildforum, das aber nur dem Anschein nach etwas für Baukultur und die "Schönheit unserer Städte" übrig hat.

  • Kreuzzug gegen den Individualverkehr

    Autofahren kann man in Stuttgart einfach vergessen, zumindest zu normalen Zeiten. Als ich noch inhouse im Büro arbeitete, zum Glück schon damals freiberuflich, fuhr ich immer nur zu extrem unüblichen Zeiten ins Büro und wieder zurück, z. B. um 11 Uhr morgens hin und um 20 Uhr abends wieder zurück. Oder um 6 Uhr hin und am frühen Nachmittag wieder zurück.

    Der morgendliche/abendliche Rückstau vom Industriegebiet bis auf die Autobahn wurde dann dadurch gelöst, daß man zwischen Echterdinger Ei und Abfahrt Möhringen auf knapp 2 km parallel zur Autobahn zwei weitere "Stauspuren" anlegte, auf denen man sich dann eine gute Stunde lang bis ins Industriegebiet mit Schrittgeschwindigkeit fortbewegen konnte.

    Nonstop-Staus von Stuttgart Flughafen bis zum Kreuz Stuttgart waren keine Seltenheit, einmal stand ich da sogar nachmittag um 15 Uhr auf dem Weg zu einer Schulung nach Korntal.

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  • Bei der Augustenstraße fällt mir auf, daß da keinerlei Fußgängerquerungen sind - wie kommen Fußgänger da auf die andere Straßenseite bei dieser Verkehrssituation (es ist so völlig unübersichtlich und lebensgefährlich halbdicht; bei Stau kann man sich gut durchschlängeln)?

    Nach dem Erfahrungsbericht von hollanda scheint Stuttgart ja noch um einiges schlimmer zu sein als Berlin...

  • Die Augustenstraße ist als Seitenstraße nicht stark befahren. Es ist ohnehin fast schon eine Fußgängerzone, eben vollgeparkt mit Autos der Anwohner. Staus gab es dort mit Sicherheit noch nie, man kann sich da als Fußgänger ziemlich unbekümmert bewegen. Darum interpretiere ich dieses "Superblock"-Projekt auch nicht als gegen den Verkehr, sondern gegen Automobilität an sich gerichtet (was es zu ideologischem Unsinn macht, wo sollen die Anwohner denn ihr Auto sonst abstellen in einem Wohngebiet der Gründerzeit, wahrscheinlich sollen sie es verkaufen und gefälligst mit Öffis fahren).
    Auf den Bildern von hollanda ist die Schwabstraße zu sehen, die zusammen mit der Rotebühlstraße die Hauptverkehrsstraße im Westen darstellt. Hier gibt es allerdings an jeder größeren Kreuzung Ampeln und Fußgängerüberwege.

  • Es dürften nur für sehr wenige Anwohner überhaupt Parkplätze vorhanden sein, insgesamt schreibt die Projektseite dazu:

    Zitat

    Der Superblock Augustenstraße befindet sich größtenteils im Bewohnerparkgebiet W4 mit 750 legalen Parkplätzen. Während des Verkehrsversuchs bleiben 733 Parkplätze erhalten. Je nach Größe der Fahrzeuge und örtlichen Gegebenheiten ist mit einem Verlust von knapp 20 Parkplätzen zu rechnen. Dies entspricht einem Verlust von ca. 2,5 %. Vor dem Verkehrsversuch wurde eine Parkraumuntersuchung gemacht. So liegt die Parkplatzauslastung in der Parkraumbewirtschaftungszone W4 in der Spitzenzeit bei 97%, was bedeutet, dass es selbst am Vormittag noch freie Parkplätze im Gebiet gibt.

    Fallen während des Verkehrsversuch Parkplätze weg?
    Ja, während des Verkehrsversuchs werden einige Parkplätze anders genutzt. Je nach Größe der Fahrzeuge und örtlichen Gegebenheiten ist mit einem Verlust von knapp 20 Parkplätzen zu rechnen. Zum Ausgleich der wegfallenden Parkplätze werden 10 Parkplätze an der Reinsburgstraße übergangsweise eingerichtet und 12 Kurzzeitparkplätze zu Bewohnerparkplätzen dauerhaft umgewandelt.

    Wenn ich dort wohnen würde und ein Auto bräuchte, dann würde ich das irgendwo am Stadtrand in der Nähe der S-Bahn abstellen. Ich glaube, es gibt auch im Park and Ride in Degerloch Dauerparkplätze? Wobei meine Fahrleistung zum Schluß auf 3000 km im Jahr sank, allerdings bin ich als "Heimarbeiter" auch im Vorteil.

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