Ist sicher Geschmacksache. Mir würde es wahrscheinlich mit den Malereien schon besser gefallen und zwar aus dem dargelegten Grund, dass das Hauptschiff zu ungegliedert erscheint und dadurch langweilig wirkt; es konzentriert sich alles auf auf den Ostbereich, der aber erst recht spät voll einsehbar wird. Und für diese Monotonie ist die Architektur letztendlich nicht stark genug und es offenbart sich ihr "nachgemachter" Charakter.
München - Die Kirchen (Galerie)
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Hm ja, die Ausmalung war etwas arg wild und teppichmusterartig, das stimmt. Aber jetzt ist es zuviel Weiß, und das Mosaik und die Bilder knallen zu kontrastreich raus. Auch paßt zu (Neo-)Romanik nicht unbedingt klassizistisches Weiß. Man bräichte eine Farbgestaltung, die etwas vermittelt.
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Als "monoton" kann man den Raumeindruck in der Pfarrkirche St. Anna m. E. nicht bezeichnen. Keine Kirche, in der mir etwas fehlen würde. Da warten wir mal auf St. Johann in Haidhausen und Maria Hilf in der Au...
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Es geht noch viel unbefriedigender, das ist klar, aber für meinen Geschmack ist St. Anna halt leider kein zufriedenstellender Kirchenraum, ich empfinde die Architektur als nicht so stark, dass sie den Mangel an Aura des Echten überspielen kann. Mehr Dekoration hingegen könnte einen zufriedenstellenderen Raumeindruck schaffen, weil dann eine Rhythmisierung stattfindet und das Langhaus nicht eine ungegliederte Masse ist. Aber wir müssen ja nicht einer Meinung sein.
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Ich hab vor ein paar Tagen noch eine schöne alte Postkarte von St. Anna entdeckt:
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Wir gehen in die Ludwigsvorstadt.
Ehem. Spitalkirche St. Elisabeth
Mathildenstraße 10
Erbaut 1758-60
Typus: oktogonaler Zentralraum mit Pendentifkuppel, querrechteckigem Altarraum und ebenfalls querrechteckigem Vorraum mit Orgelempore
Baugeschichte:
- 1754 Ansiedlung des Pflegeordens der Elisabethinerinnen in der Nähe des kurz zuvor gegründeten Spitals der Barmherzigen Brüder auf Veranlassung der Kaiserinwitwe Maria Amalie
- 1757 Grundsteinlegung zum Kloster- und Spitalbau der Elisabethinerinnen
- 1758 Grundsteinlegung zur Spitalkirche St. Elisabeth, Entwurf der Kirche wahrscheinlich von Leonhard Matthäus Gießl, evtl. auch von Johann Michael Fischer
- 1760 Fertigstellung der Anlage samt Kirche mit Ausnahme der Fassade und der Innenausstattung und vorläufige Benediktion der Kirche
- 1765 Fresken in der Kuppel, am Chorgewölbe, sowie Zwickelkartuschen und Monogramme von Matthäus Günther
- 1777 Errichtung von Hochaltar und Kanzel nach Entwürfen von Ignaz Günther (Ausführung Joseph Häringer) und endgültige Weihe
- 1790 Fertigstellung der Fassade wahrscheinlich nach Entwurf von Franz Anton Kirchgrabner
- 1809 Auflösung der Ordensniederlassung der Elisabethinerinnen, ab 1823 Nutzung des Spital- und Klostergebäudes für das hierher transferierte Heiliggeistspital
- 1844-48 Erweiterung des Spitalgebäudes zu einer symmetrisch sich um die Kirche gruppierende, um einen rückwärtigen Trakt erweiterten Vierflügelanlage
- 1907 Abriss des Spitalgebäudes nach Auszug des Heiliggeistspitals und Neubau von Poliklinik und Augenklinik unter Beibehaltung und Einbeziehung der Kirche
- 1943 schwere Zerstörung der Kirche bis auf Fassade und Umfassungsmauern, Gewölbe und Ausstattung weitgehend vernichtet
- 1963-65 Rekonstruktion der Raumschale durch das Universitätsbauamt
- 1966-71 Teilrekonstruktion von Hochaltar und Kanzel unter Verwendung von einigen aus dem Schutt geborgenen Skulpturen durch Josef Lang und die Bildhauer Höpfl, Konrad und Rösner
- 1990/91 RestaurierungSt. Elisabeth wurde als Spitalkirche für die Elisabethinerinnen erbaut, welche mit Unterstützung der Witwe von Kaiser Karl VII., Maria Amalia, 1754 nach München gekommen waren. Diese höchste Protektion mag auch der Grund gewesen sein, weshalb zunächst zwei außergewöhnlich qualitätvolle Fassadenentwürfe samt Innenentwurf erstellt wurden, deren Urheber wahrscheinlich niemand Geringerer war als Johann Michael Fischer; diese Entwürfe wurden dann allerdings nicht realisiert, vermutlich weil das Projekt zu teuer gekommen wäre. Bei Verwirklichung dieser Entwürfe, in denen neben böhmischen Einflüssen auch die ebenfalls von Fischer stammende Fassade des Marienmünsters in Dießen am Ammersee anklingt, wäre wohl eine der feinsten und elegantesten Kirchenfassaden des bayerischen Spätbarock entstanden. Die schließlich in einfacheren Formen erbaute Kirche übernahm zwar das grundsätzliche, dreiteilige Innenschema des Entwurfs von Fischer, orientierte sich in ihrer Fassadengestaltung aber an der Damenstiftkirche, wobei die erst 1790 fertiggestellte Fassade noch mehr als jene der Damenstiftkirche klassizistisch geprägt ist. Der Architekt des letztendlichen Entwurfs ist nicht gesichert: Norbert Lieb schrieb die Kirche aufgrund stilistischer Übereinstimmungen trotzdem J. M. Fischer zu, in neueren Publikationen, u.a. bei Bernhard Schütz, wird sie aber dem Hofmaurermeister Leonhard Matthäus Gießl und die Fassade dem aus dem Fischer-Umkreis stammenden Franz Anton Kirchgrabner zugeschrieben.
Die Deckenfresken wurden von einem der großen Meister des süddeutschen Rokoko gemalt, von Matthäus Günther, von dem u.a. auch das Kuppelfresko in der Abteikirche von Rott am Inn stammt. Die drei Fresken, deren mittleres in einer Schwarz-Weiß-Aufnahme überliefert ist, wurden zusammen mit dem Gewölbe und dem Großteil der Ausstattung im 2. Weltkrieg zerstört, von der Kirche blieben nur die Umfassungsmauern. Im Anschluss wurde zwar das Äußere der Kirche, das Gewölbe sowie der Hochaltar und die Kanzel wiederhergestellt bzw. rekonstruiert, aber im Gegensatz zu den meisten anderen Kirchen der Innenstadt nicht die restliche Ausstattung, weswegen sich der Kirchenraum heute relativ kahl präsentiert; vor allem das Fresko von Matthäus Günther ist ein herber Verlust.
St. Elisabeth ist heute der Sitz der griechisch-katholischen Unierten Rumänischen Kirche; “uniert” bedeutet, dass sie mit der römisch-katholischen Kirche verbunden ist und den Papst als geistliches Oberhaupt anerkennt. Gleichzeitig aber hat sie ihren östlichen Ritus beibehalten, weswegen in St. Elisabeth vor dem Hochaltar auch eine Ikonostase steht.
Zunächst die wahrscheinlich von Johann Michael Fischer stammenden und nicht realisierten Entwürfe von 1757:Fassadenentwurf Nr. 1:
Fassadenentwurf Nr. 2:
Längsschnitt:
Dann einige Innenansichten vor der Zerstörung:
Das zentrale Kuppelfresko von Matthäus Günther, das Wirken des Elisabethinerinnenordens darstellend:
Weitere historische Innenansichten bei Google Arts & Culture (dort fälschlicherweise als Herzogspitalkirche bezeichnet):
- https://artsandculture.google.com/asset/münchen-katholische-herzogspitalkirche-sankt-elisabeth-0012-und-0013/SgE4enCWHayu9A
- https://artsandculture.google.com/asset/münchen-katholische-herzogspitalkirche-sankt-elisabeth-0012-und-0013/qQHm4omU2uhUtw
- https://artsandculture.google.com/asset/münchen-katholische-herzogspitalkirche-sankt-elisabeth-0012-und-0013/mAHSknNRpJ9icQAnsicht nach der Zerstörung (Foto von 1946):
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Der heutige Innenraum:
Die wiederhergestellte Kanzel von Ignaz Günther:
Einer der beiden Beichtstühle:
Weitere Fotos von St. Elisabeth hier: https://www.flickr.com/photos/1619455…177720316248049
Zum Schluss möchte ich noch die Situation an der Mathildenstraße gegenüber der Elisabethspitalkirche zeigen, wo das 1881/82 bzw. 1895/96 erbaute Mathildenstift, ein Altenheim, einen Ehrenhof bildet und zusammen mit der Elisabethspitalkirche ein hübsches Ensemble ergibt:
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Eine farbige Fassung täte St.Elisabeth aber schon gut. So weiß wie jetzt der Innenraum ist, aber mit Stuckierung, sieht er wie halbfertig aus.
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Ja natürlich, man müsste im Grunde unbedingt das Deckenfresko rekonstruieren, aber da ist meiner Meinung nach der Zug abgefahren - ich glaube nicht, dass irgendjemand so viel Geld zur Verfügung hat (die Rumänische Kirche sicher nicht) oder dass dies heutzutage überhaupt jemand für nötig hält. St. Elisabeth ist außerdem zwar nahe am Zentrum, aber doch ziemlich unbekannt, Touristen kommen da nicht hin und auch die meisten Münchner dürften die Kirche nicht kennen. Ich nehme auch an, dass dies der Grund sein dürfte, warum man sie nach dem Krieg nicht besser rekonstruiert hat, sie ist im Vergleich zu anderen Kirchen einfach zu unbedeutend. Aber um das wunderbare Fresko von M. Günther ist es natürlich jammerschade.
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