• Das provinzielle Gerasa war zwar auch vom "internationalen römischen Stil" geprägt, aber immerhin war da Stil und Formwille (und wohl auch Geld). Und es gab wohl einen Begriff von Öffentlichkeit, der dem heutigen Amman völlig abgeht - symptomatisch diese verfallene Kreiseldeko. Mir kommt diese Stadt sehr peripher-provinziell vor, da wirken die Bilder aus dem Irak mit den sonderbaren modernistischen Häusern wesentlich origineller.

  • Als ich den Turm mit dem Gebäude mit den Rundbogenfenstern sah, dachte ich erst: oh, eine Kirche im Regionalstil. Bei genauerem Hinsehen war es dann als Minarett erkennbar (Halbmond oben, Lautsprecher). Aber es sieht schon sehr wie eine Kirche aus.

  • Abgesehen von den römischen Ruinen ist das alles gruselig. Na ja, Ruinen sind auch irgendwie gruselig... ^^

    Wie halten die da eigentlich Ruhe im Beritt? Von Jordanien hört und liest man bei uns praktisch nichts. (Möge es so bleiben!)

  • Wie halten die da eigentlich Ruhe im Beritt?

    Wirtschaftliche Probleme, Überschuldung und youth bulge haben die zweifellos auch.

    Aber, zum Einen ist die Bevölkerung nicht "bunt" und "vielfältig". Es sind zu über 90 Prozent Araber sunnitischer Glaubensrichtung. Das hält die ethnisch-religiösen Konflikte klein.

    Zum Anderen besteht für den von den USA geführten und von Israel beeinflussten Westen kein Interesse an dem Land. Es gibt dort fast keine Bodenschätze zu sichern, und es existiert ein Friedensabkommen mit Israel. Insofern wird wohl im Westen (der stets dahinter steckt, wenn es irgendwo in der Region brennt) keine Notwendigkeit daran gesehen, das Land zu destabilisieren.

  • Njää, bezüglich ethnischer Konflikte habe ich da aber früher anderes gehört - die Konflikte zwischen den Alteingesessenen und den zugezogenen Palästinensern waren zT wohl recht heftig. Und dann gibt es wohl noch die Beduinen. Ganz so grau in grau ist das dort nur von außen.

  • Auch dort hat es immer Kämpfe gegeben. Schon seit Alters her. Die jetzigen Konflikte - die es noch immer gibt- dürften mit der Kolonialmacht England zusammenhängen. Nach dem II. Weltkrieg wurde der israelische Staat etabliert. Im Sechstagekrieg hat Israel die gesamte Luftwaffe Jordaniens zerstört und dann die Westbank sowie Ostjerusalem erobert. 1973 haben Ägypten und Syrien Israel überfallen. Dann gab es in Jordanien noch diverse Militärputsche, die PLO usw. Noch heute gibt es palästinensische Flüchtlingslager. Eine echte Integration der Palästinenser gibt es offensichtlich nicht. Den Einfluss der PLO konnte das Königshaus aber zurückdrängen.

  • Unser Guide berichtete, dass er einige Zeit in Deutschland gelebt hätte. Erstaunt wäre er gewesen, in welch kleinen Wohnungen die Deutschen wohnen.

    "My home is my castle" scheint auch in Jordanien zu gelten.


    Außerhalb der eigenen Mauern hört das Engagement aber schlagartig auf.


    Für die merkwürdige, unfertig wirkende Bauausführung haben wir die Erklärung erhalten, dass damit eventuell mögliche Erweiterungen oder Aufstockungen ermöglicht werden sollen.


    Innerhalb der Umzäunung des Hotels kann man auch einen kleinen Pool nutzen.

    Eigene Fotos.

  • Was mir auffällt: die Fenster sind fast immer mehr breit als hoch, sehr einheitlich. Das scheint der Lokalstil zu sein. Mal sieht man an einem Treppenhaus Fenster in einem anderen Format, aber die große Masse sind Breitfenster.

    die merkwürdige, unfertig wirkende Bauausführung

    gibt es auch in Griechenland und gab es zumindest zeitenweise auch in Italien, vor allem im Süden. In der Türkei gibt es das auch recht viel. Das liegt mW an Gesetzen, die erst bei Fertigbau des Hauses Steuern verlangen. Dann werden irgendwelche "Aufstockungsstümpfe" oben unfertig gelassen, um Steuern zu sparen (mit der Begründung, da käme noch ein Stockwerk drauf, wenn man wieder Geld hat). Da Nässe von oben nicht so problematisch ist wie im kälteren Deutschland, geht da auch nichts groß kaputt, wenn das 2.OG viele Jahre unvollendet bleibt. Aber schön aussehen tuts nicht.

    Außerhalb der eigenen Mauern hört das Engagement aber schlagartig auf.

    Ich nehme an, das ist auch der Grund, warum große Wohnungen gebraucht werden - weil die Öffentlichkeit bzw. die Straße als täglicher zeitweiser Aufenthaltsort eben wegfallen, anders wie in europäischen Städten.

  • ...Das liegt mW an Gesetzen, die erst bei Fertigbau des Hauses Steuern verlangen. Dann werden irgendwelche "Aufstockungsstümpfe" oben unfertig gelassen, um Steuern zu sparen (mit der Begründung, da käme noch ein Stockwerk drauf, wenn man wieder Geld hat)...

    Das hatten wir auch vermutet. Unser Guide konnte das aber nicht bestätigen.

    Die Wohnungsgrößen konnte ich nicht überprüfen. Dann ist noch die Frage: Wie viele Personen leben in der "großen" Wohnung?

  • Das ist ein generelles Problem des Südens. Stets fliegt auf solchen Brachgrundstücken einfach abgeladener Bauschutt oder gar Müll herum. Das wird zum Einen am mangelnden Entsorgungs-System dieser Länder liegen, zum Anderen an einer anderen Mentalität im Umgang mit der Umwelt. In Marokko erzählte mir unser Reiseführer immerhin, dass Gesetze gegen Plastikmüll in der Mache seien. So sollen die Plastiktüten abgeschafft werden. Das wäre mal ein wichtiger Schritt. Wenn viele Produkte aus Plastik stattdessen aus Naturprodukten (Jute, Pappe) bestehen würden, wäre es etwas weniger schlimm, dass der Müll herumliegt, weil die Sachen verrotten und in den Naturkreislauf zurückfließen könnten. Wenn auch witterungsbedingt langsamer als bei uns.