Rekonstruktion von Innenräumen

  • Die Rekonstruktion der nach dem Krieg nur vereinfacht wiederhergestellten Kurfürstenzimmer, ausgestattet von François de Cuvilliés

    Das sogenannte Bellotto-Zimmer, d.h. das Zimmer, in dem die drei Bellotto-Bilder von München hängen, bekommt gerade seine ursprüngliche Wandvertäfelung rekonstruiert.

    Die Rekonstruktion des Prunkschlafzimmers der Kurfürstin Henriette Adelaide, eine Raumschöpfung der späten 1660er Jahre

    Das wird noch lange Zeit nicht möglich sein, da hierfür einfach die Gelder fehlen, die an anderer Stelle dringend benötigt werden. Vorher müssen auf jeden Fall weite Teile der Elektroinstallationen neu gemacht werden, da die alten inzwischen schon ein Sicherheitsrisiko darstellen, z.B. liegen in der Ahnengalerie hinter den originalen Wandvertäfelungen aus dem 18.Jh schlecht isolierte Elektroleitungen, die bei einem Kurzschluss ein erhebliches Brandrisiko darstellen...

    Außerdem soll die Besucherführung geändert und ein neuer Haupteingang im Osten der Residenz geschaffen werden, da eines der Hauptprobleme für Besucher das ist, dass sie immer die gesamte Residenz durchlaufen müssen, um einzelne Räume erreichen zu können. Es soll in Zukunft mehrere Besucherrouten geben, in denen man auch nur Teile besichtigen kann. Die meisten Besucher der Residenz sind am Schluss fix und fertig und völlig desorientiert, weil sie gar nicht mehr wissen, wo sie überhaupt sind, was angesichts von über 150 zu besichtigenden Räumen und vielen verschlungenen Wegen nicht verwunderlich ist. Hierbei werden viele Baumaßnahmen nötig sein, die viel Geld kosten werden, um das Bestehende besser in Szene zu setzen.

    Für Rekonstruktionen bräuchte man wieder einen potenten Sponsor wie bei der gelben Treppe.

    "In der Vergangenheit sind wir den andern Völkern weit voraus."

    Karl Kraus

  • Das sogenannte Bellotto-Zimmer, d.h. das Zimmer, in dem die drei Bellotto-Bilder von München hängen, bekommt gerade seine ursprüngliche Wandvertäfelung rekonstruiert.

    Hochinteressant!

    Hier ein aktuelles Bild:

    tysy_IMG_20200830_1321325.jpg

    und hier die Vorkriegsversion, in die ggü liegende Ecke fotografiert:

    mi02256d14

    Hier noch die Nachkriegsversion: klick

    In diesem Zimmer ist man also vom Ursprungszustand gar nicht so weit weg. Bei den anderen Zimmern der Enfilade gäbe es noch reichlichst Potential und generell wirken die Zimmer mittlerweile leicht angeranzt.

    Das wird noch lange Zeit nicht möglich sein, da hierfür einfach die Gelder fehlen, die an anderer Stelle dringend benötigt werden.

    Ja das liebe Geld... Allerdings befürchte ich auch, selbst wenn jemand mit großem Geldsäckl um die Ecke kommt, dass sich die Begeisterung für weitere Rekonstruktionen bei den derzeitigen Verantwortlichen in engen Grenzen hält. Nur so ein Gefühl...

    Etwas enttäuscht war ich, als ich den ehem. Speisesaal im Königsbau gesehen habe: obwohl ich es schon von den Pressebildern ahnen konnte, hatte ich gehofft, dass man da im Zuge der vergangenen Sanierung ein klein wenig mehr als eine grobe Wandzeichnung und das aufstellen eines original Möbels bringt; wenigstens z.b. das Parkett.

    tysy_IMG_20200830_1408289.jpg

    Dabei würde der derzeitige Ausstellungsinhalt (Porzellansammlung) so gut zur ursprünglichen Funktion passen.

    Die "Reminiszenz":

    tysy_IMG_20200830_1409207.jpg

  • Mit Stift Haug konnte ich, wie mit den meisten Würzburger Kirchen innen generell wenig anfangen, die Leere ödet mich einfach nur an. Besonders schlimm fand ich daneben noch die Augustinerkirche und Sankt Peter sowie natürlich auch den Dom. Da ist man dann in M doch wieder froh, dass zB Hl. Geist, St. Michael, St. Peter und St. Anna im Lehel sich wieder fast in alter Pracht präsentieren, während St. Moritz oder St. Stephan in A oder die Egidienkirche in N zu den Kirchen gehören, die ich im gegenwärtigen Erscheinungsbild ganz sicher nicht mehr betreten werde.

  • @ Kurfürstenzimmer: ja, da wäre noch Potenzial, allerdings waren diese Zimmer immer schon relativ sparsam. Da man ja die ebenfalls aus dem Rokoko stammenden und ungleich prächtigeren Reichen Zimmer rekonstruiert hat, finde ich den rudimentären Zustand der Kurfürstenzimmer verschmerzbar. Ähnlich denke ich beim Königsbau: sicher sind die rückwärtigen Ausstellungsräume rein funktional und somit im Vergleich zum Vorkriegszustand enttäuschend (vor allem im Vergleich zum von dir verlinkten Speisesaal), aber dafür hat man mit der gesamten Hauptenfilade zum Max-Joseph-Platz eine dermaßene Menge an aufwendig rekonstruierten klassizistischen Prachträumen, dass es fast schon wurscht ist, ob da noch ein Raum dazu kommt oder nicht... bitte nicht falsch verstehen, ich würde mich selbstverständlich über jeden weiteren rekonstruierten Raum sehr freuen, aber unbedingt "brauchen" tut man das im Königsbau nicht, das ist auch so schon mehr als überwältigend (es gibt ja auch noch die Nibelungensäle im Erdgeschoss...). Die ganze Residenz ist eh mehr, als ein Besucher in einem Besuch verdauen kann, das ist immer wieder mein Eindruck, wenn ich mit Neulingen dort hingehe, die wissen am Schluss nicht mehr, wo Ihnen der Kopf steht.

    Was die generelle Bereitschaft der jetzigen Verantwortlichen zu weiteren Rekonstruktionen betrifft, so glaube ich täuschst du dich - es wird ja immer wieder mal was kleineres rekonstruiert und es gibt auch für die Zukunft einige Gedanken. Die Hauptherausforderungen liegen aber momentan in der generellen Sanierung der Residenz, die in letzter Zeit einiges weniger an Geld bekommen hat als beispielsweise die Würzburger Residenz und andere Schlösser der Bayerischen Schlösserverwaltung. Das kann man nicht mehr weiter aufschieben, von daher müssen größere Rekonstruktionen leider warten. Aber wie ich oben bereits geschrieben habe: die Münchner Residenz besitzt dermaßen viele Stilräume aus verschiedenen Epochen, dass es immer noch mehr als genug ist für jeden Besucher.

    "In der Vergangenheit sind wir den andern Völkern weit voraus."

    Karl Kraus

  • So sparsam waren die Kurfürstenzimmer eigentlich gar nicht, nur etwas intimer. Siehe auch hier und hier. Sie wären eine hervorragende Ergänzung in ihrem ursprünglichen Erscheinungsbild zu den Reichen Zimmern. Momentan wirkt das Konzept im wahrsten Sinne des Wortes doch etwas angestaubt. Hier mal den Stuck der Decke wieder zurückbringen, dort mal die Wandvertäfelung vervollständigen. Und wie du uns dankenswerterweise mitgeteilt hast, findet da ja schon eine kleine Maßnahme statt. Weißt du eigentlich näheres dazu? Motivation der Residenzverwaltung ausgerechnet dieses Zimmer anzugehen? Geldgeber? :wink: (hier übrigens noch ein Blick aus dem "Bellotto Zimmer" in die Enfilade, gemalt von Friedrich Gurlitt.)

    Trotz dass man schon so viel erreicht hat gibts aber in der ganzen Residenz noch wahnsinnig viele "Baustellen". Es gäbe noch vieles zu rekonstruieren, und bei den bisherigen Rekonstruktionen könnte man hier und da auch schon wieder Hand anlegen, weil einiges zwar großartig war in der Nachkriegszeit und später um überhaupt wieder einen angemessenen Platz zu haben, um die geretteten Möbel präsentieren zu können, aber heute doch halt womöglich in den ein oder anderen Räumen mehr "rauszuholen" wäre, mit neueren Erkenntnissen/Technologien. (Die Charlottenzimmer erscheinen mir mit ihrem zusammengewürfelten Inventar und musealen Charakter auch so ein Fall, oder die Decken oder die fehlenden Türen in den Trierzimmern, die Decken"gemälde" im Kaisersaal, die Wandgestaltung in den Steinzimmern etc) Insbesondere wenn man die Reichen Zimmer vor Augen hat oder ganz aktuell die Paradekammern im Dresdner Residenzschloss.

    Du hast natürlich Recht, brauchen tut man weder vollständig rekonstruierte Kurfürstenzimmer noch den Speisesaal im Königsbau. Da gäbe es noch ganz andere Kaliber. (Die Cäcilienkapelle wäre vielleicht so ein Prunkstück, wenn es überhaupt möglich ist von der Dokumentation her oder eine weitergehende Rekonstruktion der Päpstlichen Zimmer/Kurfürstinnenzimmer, die "Blumensäle" im 3. Obergeschoss des Königsbaus, die Staatsratszimmer (die müssten eigentlich jetzt frei sein, da die "Silberkammern" in den Königsbau umgezogen sind), das Apartment König Ludwig II, die Hofgartenzimmer (ein äußerst schmerzender Verlust, wobei dafür natürlich der Originalstandort nicht mehr in Frage käme), die Allerheiligen-Hofkirche, evtl müsste man auch mal hinterfragen ob die AdsK, die AdbW und die Räume des Max Plank Institut(?) wirklich noch in der Residenz untergebracht sein müssen)

    Aber klar, alles nur träumerische Gedankenspiele. Wenn man öfter in der Residenz ist, dann fallen einem halt immer mehr Lücken auf, vor allem wenn man anfängt mit dem Vorkriegszustand zu vergleichen.

    Aus der Perspektive eines Fremdenführers, der Besucher dort hinbringt habe ich es noch gar nicht betrachtet. :wink: Und selbstverständlich: die Residenz ist jetzt schon im wahrsten Sinne des Wortes überwältigend mit einer sehr reichen Sammlung und ihrer angemessenen Präsentation, und man kann Toni Beil, Rudolf Esterer und Otto Meitinger nicht dankbar genug sein, die mit ihrer übermenschlichen Kraftanstrengung nach '45 die Residenz gerettet haben. Denn damals war das, was uns heute selbstverständlich erscheint, alles andere als eben dieses.

    Zitat

    Was die generelle Bereitschaft der jetzigen Verantwortlichen zu weiteren Rekonstruktionen betrifft, so glaube ich täuschst du dich - es wird ja immer wieder mal was kleineres rekonstruiert und es gibt auch für die Zukunft einige Gedanken.


    Um so besser, wenn ich mich da täuschen sollte! In welche Richtung würden denn - rein hypothetisch - die Gedanken gehen?

  • So sparsam waren die Kurfürstenzimmer eigentlich gar nicht, nur etwas intimer. Siehe auch hier und hier. Sie wären eine hervorragende Ergänzung in ihrem ursprünglichen Erscheinungsbild zu den Reichen Zimmern. Momentan wirkt das Konzept im wahrsten Sinne des Wortes doch etwas angestaubt. Hier mal den Stuck der Decke wieder zurückbringen, dort mal die Wandvertäfelung vervollständigen. Und wie du uns dankenswerterweise mitgeteilt hast, findet da ja schon eine kleine Maßnahme statt. Weißt du eigentlich näheres dazu? Motivation der Residenzverwaltung ausgerechnet dieses Zimmer anzugehen? Geldgeber? :wink:

    Ja, sicher wär das schön... ich hab bloß gemeint, dass es angesichts des erhaltenen (Ahnengalerie und Porzellankabinett) und rekonstruierten (Reiche Zimmer) Bestands an Rokoko in der Residenz verschmerzbar ist. Außerdem ist ja das Audienzzimmer der Kurfürstenzimmer erhalten bzw. rekonstruiert.

    Ich weiß leider nichts Näheres zur Maßnahme im Bellotto-Zimmer, nur, dass die Wandvertäfelungen in der Tischlerei der Schlösserverwaltung in Schleißheim angefertigt werden. Ich nehme mal an, dass das aus Geldern der Schlösserverwaltung bezahlt wird, so groß wird die erforderliche Summe auch nicht sein, da die Wandvertäfelungen auch nicht sonderlich aufwendig sind.

    Was ich hingegen mal gehört habe, ist, dass es inzwischen extrem schwer sein soll, Stukkateure zu finden, die komplexe Rokokostukkaturen zufriedenstellend herstellen können. Anscheinend wäre deshalb eine neuerliche Rekonstruktion der Reichen Zimmer heute nicht mehr möglich, weil die Handwerker dies heute einfach nicht mehr können. Auch bzgl. Maler und Freskanten sind die jetzigen Verantwortlichen skeptisch, was wahrscheinlich der Grund ist, warum man die fehlenden Deckenbilder im Kaisersaal, an deren Stelle z.T. noch immer kolorierte Fotografien in der Kassettendecke hängen, bei der letzten Sanierung des Kaisersaaltrakts nicht hat nachmalen lassen. Idem die vielen fehlenden Deckenbilder in den Stein- und Trierzimmern (wobei ja doch auch einiges originale erhalten geblieben ist, weil man vor der Zerstörung vieles ausgebaut und gerettet hat). Das finde ich sehr schade, gerade im Falle des Kaisersaals. Aber vielleicht ändert die Schlösserverwaltung ja mal ihre Meinung diesbezüglich. Es ist aber nicht so, dass sie grundsätzlich etwas gegen rekonstruierte Stuckaturen und Deckenbilder haben, sondern nur an der heute erreichbaren Qualität zweifeln.

    Generell glaube ich, dass man durchaus in Zukunft hier und da wieder Hand anlegen wird, um einzelne Sachen zu verbessern und auch zu rekonstruieren, wo dies sinnvoll und möglich ist - ich habe aus Gesprächen immer wieder herausgehört, dass Bereitschaft dazu da ist. Keinesfalls gibt es eine grundsätzliche Aversion gegenüber Rekonstruktionen (sonst hätten sie ja auch die Gelbe Treppe nicht rekonstruiert). Konkrete Gedanken dazu sind aber überhaupt nicht spruchreif und liegen in fernerer Zukunft, tut mir leid... außerdem weiß ich dazu auch viel zu wenig. Ich schnappe halt nur ab und zu mal was auf, weil ich ein paar Leute kenne, die dort arbeiten, mehr nicht.

    Zuerst einmal ist die Sanierung weiterer Teile des Bestands vorrangig und die Erschließung eines neuen Besuchereingangs samt neuer Besucherführung, wozu aber noch nicht mal konkrete Pläne vorliegen. Außerdem wird in den nächsten Jahren Herr Dr. Neumann in Rente gehen, der die letzten 30 Jahre der Spiritus rector aller Bau- und Sanierungsmaßnahmen in der Residenz war und ein Nachfolger muss gefunden und eingearbeitet werden.

    In der Zwischenzeit muss man mit dem Bestand vorlieb nehmen ;)

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    Karl Kraus

  • An die Cäcilienkapelle hätte ich nun überhaupt nicht gedacht. Das wäre natürlich eine große Herausforderung - und das bei einem denkbar kleinen Raum. Ich frage mich, ob die nicht auch über den nördlichen ´Anraum´ der Grünen Galerie betretbar war oder immer noch wäre!? Wobei: Gesetzt den Fall, ein Onkel Dagobert zahlt das, dann wäre die Kapelle vermutlich niemals für das allgemeine Publikum zugänglich, sondern wie das Miniaturenkabinett nur durch die geöffnete Tür einsehbar.

  • Nochmal zurück zu deiner Frage Jakob, weil Leonhard ein passendes Bild des nördlichen "Anraums" gepostet hat:

    Reiche-Zimmer-Grune-Galerie-4-Leo.jpg

    Hier sieht man links den (ehem.) Zugang zur Kapelle, von einer reich geschnitzten Rokoko-Tür leider nichts mehr, stattdessen ein etwas deplatzierter Spiegel.

    Hier zwei Ausschnitte aus dem Grundriss. Der erste zeigt den Grundriss im 18. JH, der zweite ist von vor 1918. Beide male kann man schön den Durchgang auf der linken Seite des ovalen Raums erkennen.

    mrgri40kdh.jpg

    mrgriizuk0q.jpg

    Im aktuellen Grundriss ist kein Durchgang mehr verzeichnet:

    mrgriii8ckr1.jpg

    Ob sich hinter dem Spiegel tatsächlich eine Mauer verbirgt, oder ob dort aktuell noch ein Zugang vorhanden ist und einfach nicht eingetragen wurde, weil er eh nicht genutzt wird, kann ich nicht sagen. Von der anderen Seite - also dem ehem. Kapellenraum selbst - habe ich leider keine Bilder, dort müsste man ja dann zumindest Umrisse erkennen können, sollte ein Zugang vorhanden sein. In den Räumen wird normalerweise die Ostasien-Sammlung gezeigt, sind aber meine ich wegen Covid19 zur Zeit nicht zugänglich.

  • Hier sieht man links den (ehem.) Zugang zur Kapelle, von einer reich geschnitzten Rokoko-Tür leider nichts mehr, stattdessen ein etwas deplatzierter Spiegel.

    Der Residenzführer von 1937 erwähnt an dieser Stelle eine Spiegeltüre, keine geschnitzte Tür, was auch absolut Sinn ergibt - denn nicht ein Spiegel, sondern eine Holztüre wäre an dieser Stelle deplatziert, weil der Spiegel hier nämlich eine wichtige Funktion erfüllt: er verlängert die gesamte Enfilade der Reichen Zimmer zusammen mit dem Spiegel am anderen Ende im Miniaturenkabinett ins Unendliche! Ob die genaue Form des Spiegels aber dem Vorkriegszustand entspricht, weiß ich nicht, weder in der Publikation "Die Reichen Zimmer" von Otto Aufleger noch in "Die Innenräume der königlichen alten Residenz in München" von Böttger (die beiden umfangreichsten Fotopublikationen über die Residenz vor dem 1. Weltkrieg) findet sich ein Foto von exakt dieser Stelle.

    Woher hast du denn die beiden alten Pläne? Das ist ja hochinteressant! Was mir aber komisch vorkommt: warum sind im Plan aus dem 18. Jh Raumnummern eingetragen? Damals dürfte man doch eigentlich keine Nummern gehabt haben, weil es ja noch kein Museum war...

    Soweit ich mich erinnern kann, sind in der heutigen Cäcilienkapelle schon noch die Nischen zu sehen, einen Durchgang wird es aber sicher nicht mehr geben, weil es ja überhaupt keinen Nutzen mehr dafür gibt.

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    Karl Kraus

  • Woher hast du denn die beiden alten Pläne? Das ist ja hochinteressant! Was mir aber komisch vorkommt: warum sind im Plan aus dem 18. Jh Raumnummern eingetragen? Damals dürfte man doch eigentlich keine Nummern gehabt haben, weil es ja noch kein Museum war...

    Der Plan aus dem 18 Jh. stammt aus dem Buch: Die Königliche Residenz in München von Christian Häutle/Georg Seidel (1883)

    (interessant: Christian Häutle wollte auch noch eine umfangreiche Geschichte der Herzog-Max-Burg (Wilhelminische Veste) herausbringen, ist aber leider vorher verstorben...)

    Hier noch ein Ausschnitt aus einer Litographie von Simon Mayr (1826), welche den Einbau der Cäcilienkapelle ganz gut zeigt:

    tysy_IMG_5551_ausschnitt.jpg

    Also im Erdgeschoss war es bündig zur restlichen Fassade, im Obergeschoss als rundes Bindeglied zwischen den beiden Gebäudeflügel konzipiert. Heute meine ich ist die komplette Fassade bündig, d.h. man sieht die Ausformung von außen nicht mehr (obwohl sie ja sehr wohl innen als Raum existiert).

  • Noch ein Nachtrag zur Frage nach der ehemaligen Türe zwischen nördlichem Anraum der Grünen Galerie und Cäcilienkapelle: ich hab heute mit Herrn Dr. Neumann von der Schlösserverwaltung darüber gesprochen und er hat mir bestätigt, dass dort ursprünglich eine durchgehende Spiegeltür und keine geschnitzte Tür war. Man weiß dies erstens aus den Inventarlisten der Entstehungszeit, in denen genau vermerkt wurde, wieviele Spiegel für welche Stellen aus Paris bestellt worden waren (damals sündhaft teuer, so große Spiegelflächen konnten anscheinend nur in Paris hergestellt werden und mussten dann mit dem Ochsenwagen nach München transportiert werden...) und zweitens gibt es zwar kein altes Foto, aber ein Gemälde, auf dem an dieser Stelle eine Spiegeltür zu sehen ist: es ist dies das Gemälde, das die Ziviltrauung von Eugène de Beauharnais, dem Stiefsohn von Napoleon, mit Auguste Amalie von Bayern am 13. Januar 1806 in der Grünen Galerie der Münchner Residenz zeigt (Maler ist François Guillaume Ménageot, das Bild hängt in Versailles). Voilà:

    napoleon-001-01-g.jpg

    Die Konfusion von Herrn Quaeitzsch im Residenz-Blog rührt wahrscheinlich daher, dass man im Zuge der Rekonstruktion der Reichen Zimmer nach dem Krieg an dieser Stelle fälschlicherweise tatsächlich zwei geschnitzte Türflügel eingesetzt hatte, die eigentlich woanders hingehört hätten (ich weiß jetzt nicht genau wohin, möglicherweise an den gegenüberliegenden Durchgang zwischen nördlichem Anraum und Thronsaal); ich hab dazu im Internet sogar ein Foto von 1981 gefunden, welches die geschnitzte Tür zeigt:

    010.jpg

    Herr Dr. Neumann hat dann später diese geschnitzte Tür wieder an ihren ursprünglichen Ort zurückbringen und stattdessen den heute dort befindlichen Spiegel anbringen lassen. Anders als ursprünglich handelt es sich aber nur um einen Spiegel und keine Türe, d.h. einen Durchgang zur Cäcilienkapelle gibt es nicht mehr. Rätsel gelöst :)

    "In der Vergangenheit sind wir den andern Völkern weit voraus."

    Karl Kraus