Im folgenden möchte ich einige Eindrücke aus Krakau zeigen, vom Aufbau her angelehnt an den Rundgang durch Dresden, mit einer eher subjektiven Motivauswahl und leider auch nicht so vollständig, wie es bei einer so sehenswerten Stadt eigentlich erforderlich wäre (insbesondere fehlt leider die nördliche Vorstadt Kleparz völlig).
Außerdem war das Wetter ziemlich wechselhaft, so daß ich auch nicht mit allen Aufnahmen völlig zufrieden bin ...
Zuerst einige Worte zu Krakau - eigentlich scheint die Situation eindeutig zu sein: Warschau wurde fast völlig zerstört, Krakau als zweitgrößte polnische Stadt hingegen nicht, daher sind beide Städte grundverschieden und Krakau so etwas ähnliches wie Prag ...
Tatsächlich ist es nicht so eindeutig - einerseits wurde in Warschau ja weitaus mehr rekonstruiert als nur die Altstadt - siehe auch diese Galerie - nämlich praktisch der gesamte Königsweg inkl. Teilen von Neuer Welt und Krakauer Vorstadt (das Rekonstruktionsprojekt erreicht damit eine Länge von knapp 4 km!), während andererseits Krakau zwar den Zweiten Weltkrieg unbeschadet überstanden hat, aber nicht nur zweimal durch schwedische Truppen (1655 und etwa 50 Jahre später nochmals) stark zerstört wurde, sondern auch Mitte des 19. Jahrhunderts durch einen 10 Tage dauernden Stadtbrand in Mitleidenschaft gezogen wurde.
Außerdem ist Krakau nur aufgrund zahlreicher Eingemeindungen die zweitgrößte Stadt Polens, effektiv wirkt es auf mich auch heute noch eher kleinstädtisch, eher wie Landshut als München
Tatsächlich hatte Krakau zum Zeitpunkt der Gründung der Republik Krakau im Jahr 1815 gerade einmal 25.000 Einwohner und wuchs bis zum oben genannten Stadtbrand auch nur bis auf 40.000 Einwohner an. Nach der Angliederung an Österreich bzw. Galizien wurde Krakau durch Österreich zu einer Festungsstadt ausgebaut, was wiederum das weitere Wachstum allein schon aufgrund von Platzmangel verhinderte.
Tatsächlich bestand Krakau in der Zeit der Republik Krakau im wesentlichen nur aus der heutigen Altstadt, die ähnlich dicht bebaut war wie heute, und einer Reihe von sehr sporadisch bebauten und verarmten Vorstädten - von der Fläche her eine Kleinstadt mit etwa 1 km in Nord-Süd-Richtung und maximal 500 m in Ost-West-Richtung.
Auf diesem Stadtplan, der allerdings schon von 1891 stammt, sind die historischen Vorstädte indes schon sehr dicht bebaut, tatsächlich wies Krakau von allen Städten in Österreich-Ungarn die höchste Bevölkerungsdichte auf:
"śródmieście" bedeutet "Stadtmitte" und ist mit der Altstadt identisch, "Zamek" wiederum bedeutet "Schloß" und bezeichnet den Wawel, der sich südlich an die Altstadt anschließt.
Um die Altstadt herum sind dann die Vorstädte (die Karte muß um 90 Grad gedreht werden, der Norden ist links) Kleparz (mit dem Jan-Matejko-Platz gibt es dort die den sehenswertesten Platz außerhalb der Altstadt), Piasek und Nowy Świat (=Neue Welt, vgl. den gleichnamigen Stadtteil in Warschau) angeordnet. Stradom lag zwar jenseits der Alten Weichsel (einem Nebenarm), war aber eine Vorstadt von Kazimierz.
Kazimierz wiederum war ursprünglich eine eigene Stadt (die im Jahr 1800 eingemeindet wurde), die sogar durch einen später zugeschütteten Arm der Weichsel getrennt war und ein eigenes Zentrum aufwies ... oder vielleicht sogar zwei, da sie im westlichen Teil christlich und im östlichen Teil jüdisch geprägt war.
Größer war Krakau damals tatsächlich nicht, wie aus diesem österreichischen Stadtplan hervorgeht:
Eigentlich ist Krakau selbst auch heute nicht größer, denn das gesamte Wachstum erfolgte durch drei große Wellen an Eingemeindungen.
Die erste begann in der Endphase der österreichischen Zeit ab 1907, als die Stadtbefestigungen fielen und die Stadtfläche von 6 auf zuerst 30 und später sogar 50 Quadratkilometer vergrößert wurde (und z. B. 1915 Podgorze eingemeindet wurde). Nach einer eher langsamen Stadterweiterung in den Zwischenkriegsjahren wurde Krakau dann ausgerechnet während der deutschen Besatzung massiv vergrößert und zwar auf nicht weniger als 168 Quadratkilometer.
In die Zeit der Volksrepublik fallen dann all die Plattenbauten am Stadtrand sowie die Gründung und Eingemeidung von Nowa Huta als "proletarischem" Gegenstück zum "bürgerlichen" Krakau mit über 200.000 Einwohnern.
Entsprechend besteht Krakau also aus einen ziemlich kleinen, aber extrem sehenswerten Zentrum, und einer ganzen Reihe an Sub-Zentren rundherum, die allerdings meist weder besonders sehenswert noch besonders gut erhalten sind (mit Ausnahme von Kazimierz und Teilen von Kleparz), grob geschätzt dürften 80 % der Fläche Krakaus auf Plattenbauviertel entfallen, die Stadterweiterung des 19. Jahrhunderts blieb eher Stückwerk und auch mengenmäßig minimal (also kein Vergleich mit Prag mit seinen riesigen Altbaubeständen).