München (Allgemeines)

  • BR Retro

    Altmünchner Bauten 1964

    Das architektonische Gesicht einer Stadt ist immerzu im Wandel. Dieser Beitrag aus dem Jahr 1964 dokumentiert die Neubauten, die Ruinen und die beschädigten Gebäude Münchens zur Erinnerung.

    Spannende und traurige Bilder aus dem Nachkriegs-München. Der Abrissbagger wartet an vielen Ecken.

    Unter anderem werden auch Bilder des ruinösen Kriegsministeriums gezeigt.

    Besonders interessant:Das Armeemuseum wird als "Münchens schönste Ruine" bezeichnet. Ich dachte immer, es sei Konsens gewesen, dass es "architektonischer Müll" aus der Gründerzeit war.

  • Sehr interessanter Film, vielen Dank! Hab gar nicht gewusst, dass vom Kommandanturgebäude hinter dem Kriegsministerium nur noch das Portal stand... heute ist es ja äußerlich komplett wieder aufgebaut, mitsamt dem östlichen Anbau, das hätte man damals wahrscheinlich nicht für möglich gehalten...

    Angesichts der damals weit verbreiteten Indifferenz gegenüber alter Architektur ist es eh verwunderlich, dass überhaupt wieder so viel rekonstruiert wurde. Manchmal hab ich den Eindruck, dass Architektur in früheren Zeiten noch viel pragmatischer gesehen wurde als heute, wo wir doch mehr museales Verständnis dafür haben... Im Vorwort zum Buch "Münchener Architektur des 18. Jhs" von Otto Aufleger aus dem Jahr 1892 z.B., in dem einige barocke Bauten Münchens auf Fotos verewigt sind, steht, dass diese Fotosammlung auch als Vermächtnis dienen sollte, weil viele dieser barocken Gebäude voraussichtlich eh nicht mehr lange existieren würden... angesichts der vielen damals rücksichtslos vorgenommenen Abrisse von alter Architektur scheint diese Befürchtung aus damaliger Sicht durchaus verständlich. Wenn man aber heute schaut, was von den gezeigten Gebäuden noch steht, dann ist das erstaunlicherweise gar nicht so wenig! Und das obwohl die unvorstellbare Katastrophe des 2. Weltkriegs dazwischen liegt... das hätte sich Aufleger auch ohne Krieg wahrscheinlich noch schlimmer vorgestellt.

    Dass der zentrale Teil des Armeemuseums heute noch steht, ist auch ein Wunder, auch wenn die modernen Flügelbauten daran vielleicht nicht optimal sind. Aber eine beeindruckende Erscheinung ist dieser Bau trotzdem!

    "In der Vergangenheit sind wir den andern Völkern weit voraus."

    Karl Kraus

  • Vorab: Ich finde es sehr löblich, wenn die Erinnerung an die deutsche Geschichte im östlichen Mitteleuropa wachgehalten wird, besonders in Zeiten wie den unsrigen. In diesen Kontext reiht sich auch das neue Sudetendeutsche Museum im Stadtteil Au-Haidhausen ein, welches Einblicke in die deutsche Vergangenheit Böhmens und Mährens gibt.


    Alles andere als lobenswert ist die Architektur des Baus. Ein kalter, grauer Beton-Monolith ohne jegliche Rücksicht auf seine Nachbarn.


    Zitat

    Der neue Baukörper mit einer Bruttogeschossfläche von 11.830 Quadratmetern entstand über einem mehr als zehn Meter abfallenden Steilhang am Isarhochufer. Zuvor hatte sich auf dem 3.315 Quadratmeter großen Grundstück das Restaurant Wallenstein-Stuben befunden. Das Museum nimmt in seiner Höhenentwicklung die Trauf- und Firsthöhen der benachbarten Häuserzeile auf und schließt diese als markanter Kopfbau nach Süden hin ab. Das Volumen tritt zur Straße hin mit einer fensterlosen, auch das Dach einschließenden Kalksteinfassade als Monolith auf, der sich nur im Sockelbereich öffnet. Auf der Hangseite legt es sich wie eine Klammer um den Bestandsbau des Sudetendeutschen Hauses. Hier entwickelt sich hangabwärts in einer spiralförmigen Bewegung ein schmaler, fünfgeschossiger Gebäudeeinschnitt, der innen wie außen mit einer Messingverkleidung akzentuiert ist.

    Monolith am Isarhang - Sudetendeutsches Museum in München von pmp Architekten


    PS: Vielleicht könnte jemand aus dem Raum München dem Museum einen Besuch abstatten und seine Eindrücke betreffend Konzeption wiedergeben?

  • Mit diesem Gebäude hat der Architekt wohl kaum getan, was im Sinne der Sudetendeutschen war. Im Sudetenland hat eine ganz andere Architektur geherrscht. Statt sich daran irgendwie anzulehnen, hat der Architekt ein abstoßendes Betonmonster ist Stadtbild gesetzt, das dem Renomee der Sudetendeutschen Abbruch tut. Die Sudetendeutschen haben sich nach der Vertreibung in Bayern vorbildlich angepasst und integriert - in völligem Kontrast zu diesem Bauwerk, das vorgibt, deren Geschichte wachzuhalten. Welcher der wenigen noch lebenden Sudetendeutschen soll sich denn damit identifizieren? Ein Schlag ins Gesicht ist das.

  • Eine sehr positive Meldung aus München: Die Signa-Gruppe, allseits bekannt durch ihre Pläne für das Kaufhaus am Berliner Hermannplatz, wird nun auch in der bayerischen Landeshauptstadt aktiv. Und zwar geht es um das Karstadt-Areal zwischen Hbf und Stachus, welches attraktiver gestaltet werden soll. Dazu gehört auch eine denkmalgerechte Sanierung des historischen Kaufhauses Hermann Tietz von 1905. Sehr löblich folgendes:

    Zitat

    Das imposante Kaufhaus Hermann Tietz von 1905 wird denkmalgerecht saniert. Das historische Gebäude wird dabei wieder komplett freigestellt! Die seltsame "Brücke", die Verbindung zum Kaufhaus-Anbau von 1971 über der Luitpoldstraße wird abgerissen. Ergebnis: Die Luitpoldstraße wird wieder offener und freundlicher. Und für Fußgänger ist die Verbindung zur Prielmayerstraße attraktiv - mit Sicht zum Alten Botanischen Garten.

    Die Jahrhundert-Wende-Architektur des früheren Hertie wird neu erstrahlen: mit allen Dachgauben, die nach dem Krieg nicht wiederhergestellt worden waren. Als Erstes werden Mitte August das Glasdach und die Aluverkleidung im Erdgeschoss abgeschraubt. Danach werden die historischen Rundbögen freigelegt und das Innere saniert. 2023 wird das verkleinerte "Erlebnis-Kaufhaus" wiedereröffnet.

    Wieder "Trubel und Glanz": So wird der Karstadt-Kaufhof-Altbau saniert


    Bahnhofplatz 7 Muenchen-1

    Rufus46, CC BY-SA 3.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0>, via Wikimedia Commons

    Aktuelle Ansicht


    KarstadtMünchenBahnhofplatzL1050734 (2)

    Oktobersonne, CC BY-SA 4.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0>, via Wikimedia Commons


    Vor 1945

  • Ein in meinen Augen sehr gelungener Neubau ist im Werksviertel entstanden. Ganz im Stil des "Industrial Design" und in Anlehnung an alte Fabrikhallen.

    Zitat

    Was von der Bauherrin, der Optima-Aegidius-Firmengruppe, als „Factory-Loftstyle“ bezeichnet wird, nennen Oliv Architekten eine „Symbiose aus klassischen und zeitgeistigen Elementen“. Der Bezug zum ehemals industriell geprägten Areal liegt jedenfalls auf der Hand: rote Ziegel, Rundbögen, Lisenen. Damit knüpfen Oliv, ähnlich wie auch Hild und K für ein Hotel im Werksviertel, an die Architektur historischer Lager- und Fabrikhallen sowie klassischer Kontorhäuser an.

    Arbeiten und Rutschen im Werksviertel - Bürogebäude in München von Oliv Architekten

  • Kann zeitgenössische Architektur sich selber noch unterbieten? Sie kann, wie der geplante Neubau des "Forums der Physik" am Englischen Garten zeigt. Erschreckend wie die Entwürfe alle gleich aussehen.


    Zitat

    Bis vor wenigen Jahren noch stand das Gesamtbauvorhaben an diesem Standort unter etwas brisanteren Vorzeichen. Das Gelände besetzt ein historisch gewachsenes Ensemble von Institutsgebäuden der Tierärztlichen Fakultät der LMU, die nach Oberschleißheim in den Norden von München zieht. Die Bestandsgebäude sind nun dem Abriss geweiht, was nicht überall auf Wohlwollen stieß. Mit einer Petition und Gesuchen beim Landesamt für Denkmalpflege versuchte vor allem die Initiative Altstadtfreunde München das großformatige Neubauvorhaben zu verhindern. High-Tech-Forschung brauche jedoch moderne Gebäude, lautete 2016 die Forderung des damaligen Wissenschaftsministers Ludwig Spaenle und des amtierenden LMU-Präsidenten Bernd Huber.

    Forum der Physik am Englischen Garten - Wettbewerbsentscheidung für Neubau der LMU München

  • Dankenswerterweise hat "thommystyle™" im APH-Forum eine Webseite zum Bürgerdialog verlinkt, aus der ich ein paar Informationen poste.

    Zuerst die angedachte Bebauung des Paketpost-Areals mit Hochhäusern, die die Silhouette Münchens verändern würden:

    Süddeutsche vom 11. Februar 2022: Paketpost-Areal: Mehrheit für die zwei 155-Meter-Hochhäuser (Bürger:innen-Gutachten) - Bürgerdialog Online
    Für mehr Grün- und Freiflächen würden die mehr als hundert zufällig ausgewählten Münchnerinnen und Münchner auch eine höhere Bebauung in […]
    buergerdialog.online
    Paketposthalle: Mehrheit für zwei 155-Meter-Hochhäuser
    Aus dem „Bürger*innen-Gutachten“ zum Paketpost-Areal geht auch der Wunsch nach mehr Freiflächen hervor.
    www.sueddeutsche.de

    Dann werden in der Eggarten-Siedlung 22 der 25 historischen Häusl abgerissen. Hier dreht sich die Aufregung allerdings vor allem um den Naturschutz bzw. die Fledermäuse:

    Eggarten-Siedlung: Abriss 'wie im Wilden Westen'
    Nach einem Stopp letzte Woche entkernen Arbeiter weiter in einem der historischen Häusl im Eggarten in der Lerchenau. Das bringt Naturschützer auf. Und wo…
    www.abendzeitung-muenchen.de

    In Milbertshofen ist ein 100 Jahre altes, gut erhaltenes Gebäude vom Abriss bedroht. Geplant ist der Neubau eines Wohnhauses mit zwölf Wohneinheiten sowie einer Tiefgarage mit Multiparkern. Das übliche eben im Rendite-orientierten Ballungsraum:

    100 Jahre altes Haus könnte abgerissen werden: Ein Zeugnis des fast verschwundenen Milbertshofen
    Ein über hundert Jahre altes Haus in Milbertshofen könnte einem Neubau weichen. Doch die AZ-Recherche ruft den Denkmalschutz auf den Plan. Er wird erst durch…
    www.abendzeitung-muenchen.de
  • In der Isarvorstadt wird an der Thalkirchner Str. 80 ein 1879 erbautes Neorenaissance-Gebäude saniert, welches für 22,5 Mio. € an ein Feldafinger Immobilienunternehmen verkauft wurde.


    Zitat

    Gut möglich, dass das 1879 erbaute Wohnhaus an der Thalkirchner Straße 80 in der Isarvorstadt bald auch als "Meisterstück" firmiert. Denn nach einer kurzen Phase der Hoffnung für die Mieter, die Stadt könne das Anwesen kaufen, ist nun klar, dass Pronesta mit ihrer Tochtergesellschaft T80 GmbH den Zuschlag bekommen hat. Im Grundbuch ist die Firma bereits eingetragen, im Kaufvertrag ist ein Preis von 22,5 Millionen Euro für das Anwesen mit Vorder- und Hinterhaus und insgesamt 26 Wohnungen festgeschrieben.

    "Künstlerhaus" für 22,5 Millionen Euro an Investor verkauft


    Thalkirchner Str. 82-80 Muenchen-1

    Rufus46, CC BY-SA 3.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0>, via Wikimedia Commons

  • Externer Inhalt youtu.be
    Inhalte von externen Seiten werden ohne Ihre Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklären Sie sich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.

  • Vorgestern waren wir im Bieberbau in Berlin. Da mußte ich an die rekonstruierten Stukkaturen in der Münchner Residenz denken: dieser Herr Bieber wäre der Richtige gewesen, die zu rekonstruieren, der war ein Meister seines Fachs! Aber leider ist er schon lange tot (das Haus wurde so um 1905 gebaut).

    Restaurant Bieberbau Berlin | Kreative deutsche Küche mit Stern und Lieferservice
    Im Sterne-Restaurant Bieberbau in Berlin-Wilmersdorf kreiert Stephan Garkisch und sein Team kreative deutsche Küche.
    www.bieberbau-berlin.de
  • Im Münchner Norden, genauer in Schwabing-Freimann, wird für obdachlose Menschen ein Neubau namens "Übernachtungsschutz Lotte-Branz-Str." realisiert. Der Bau ist ok und stört nicht sonderlich.


    Zitat

    Typologisch lehnt sich der Entwurf an Theodor Fischers Ledigenheim in der Bergmannstraße im Westend an, der 1927 im Stil der Neuen Sachlichkeit errichtet wurde. Dessen kammartige Struktur wird im Neubau so interpretiert, dass in den einzelnen Trakten die getrennte Unterbringung von Männern, Frauen und Familien erfolgt. Gleichzeitig entstehen dadurch unterschiedliche Freibereiche und Höfe.

    Wohnen für Obdachlose - Hild und K planen in München