Metz - Teil 1: Cathédrale St. Etienne, Stephansdom

  • Mit diesem Start zu einer ausführlichen Galerie zu Metz, welche ich schon vor längerer Zeit angekündigt habe, wünsche ich euch ein frohes neues Jahr 2019! Beginnen wir mit dem Stephansdom, (in frz. Kathedrale St. Etienne). Er wurde zwischen 1222 und 1520 im Stile der Gotik errichtet. Die heutige Anlage ersetzt einen romanischen Vorgängerbau. der vom Metzer Bischof Konrad von Scharfenberg in Auftrag gegeben wurde. Namhafte, vorallem deutsche Künstler und Baumeister haben während dieser 3 Jahrhunderte das Bauwerk mitgestaltet wie u.a. Hermannn von Münster für die Glasfenster, und Valentin Busch. Pierre Perrat, war einer der großen Dombaumeister, der dem Gotteshaus seine heutige Gestalt verliehen hatte. Im 18. h., nach der Annektion der Stadt durch das Kgr. Frankreich wurde die Umgebung südlich von der Kathedrale umgestaltet im Stile des französischen Klassik. Während der Zugehörigkeit zum zweiten deutschen Kaiserreich wurden viele Eingriffe in das Gotteshaus wieder rückgängig gemacht!

    Doch nun zu den Bildern:


    Die Südseite zum im 18. Jh. geschaffenen "Place d'armes"

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    Im Dunklen wird der wunderschöne, goldene Jaumontstein sehr professionell beleuchtet:

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    Im Winter, zur Weihnachtszeit steht vor der Kathedrale ein Riesenrad, das jedes Jahr von einer deutschen Firma aufgestellt wird:

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    Fortsetzung folgt Morgen!

  • Weiter geht's mit der Westfassade, und dem Liebfrauenportal. Es wurde nach der Umgestaltung des 18. Jh. von 1895-97 vom berühmten deutschen Architekt Paul Tornow:

    Die erste Figur von rechts soll den Kaiser Wilhelm II zeigen als Prophet Daniel verkleidet:

    Meist ist das Hauptportal verschlossen:


    Aber es gab auch ein paar wenige Male, wo es offen war, und man kann den perfekten Blick ins Innere somit erhaschen:7

    Blick zurück zur Stadt:

  • Ja, diese Kathedrale ist schon der blanke Wahnsinn! Mit einer Gewölbehöhe von 41,4 Metern ist es im Innern die fünfthöchste gotische Kirche überhaupt, nach Beauvais (wurde aufgrund Konstruktionsfehler leider nie vollendet), Köln, Amiens und Ulm (41,6 Meter, keine Kathedrale!). Und dazu auch die wirklich riesige Fensterfläche, wobei die Glasmalereien oft noch spätmittelalterlich sind - wohl deshalb auch der Beiname "La Laterne du Bon Dieu". Keine andere Kirche hat mich bisher mehr beeindruckt!

  • Die Details auch an dieser Seite der Kathedrale sind wirklich sehr beeindruckend:

    Besonders schön sind die Architekturteile wenn die Sonne auf dem örtlichen Jaumont-Stein scheint!

    Wasserspeier in Form von schrecklichen Gestalten, die das Böse symbolisch fernhalten sollen :

  • Der Südturm Kapitellturm genannt (Tour du chapitre), ist niedriger als der 88 Meter hohe (Mit der Spitze 93 Meter) Südturm hoch (Genannt "tour de la Mutte"), und wurde von Paul Tornow umgstaltet:

    Im unteren Geschoss befindet sich im Maßwetk kombiniert ein Kruzifix:

    Details vom Nordportal:

  • Blick auf die Kathedrale von der Paul-Tornow Straße:

    Schauen wir uns den Chor an von außen. Er ist noch nicht abgedüst, an ihm merkt man wie schnell der Jaumont-Stein altern kann, wenn er ein paar Jahrzehnte nicht gepflegt wird:

    Der Treppenturm zeigt den Übergang von der Gotik in die Renaissance:

    Die linke Seitenkapelle der Südfront:


  • Fachwerkliebhaber: Du hast dich anscheinend recht gut mit der "Zurückverwandlung" durch den Architekten Tornow im 19.Jhdt. befaßt. Weißt Du vielleicht, ob die geschweiften Wimperge über dem südlichen Querhausfenster und oben an den Turmabschlüssen aus dem 19. Jhdt stammen, oder ob die älter sind?

    Weil ich gerade im Thread nördliche/südliche(italienische) Renaissance, wenn auch etwas OT, weil das eher Gotik/Neogotik berührt, ins Grübeln gekommen bin hinsichtlich dieser "zwiebligen" (geschweiften, in einem spitzen "Bützchen" auslaufenden) Bogenform, zu welchen Zeiten und an welchen Orten die auftritt.

  • So, ich habe nun im Buch "Metz - portrait d'une ville" von Suzanne Braun und Jacques Hampé nachgeschaut . Und dort steht, dass nach einen Feuerwerk zu Ehren des deutschen Kaisers Wilhelm I das Dach der Kathedrale 1877 zerstört wurde und Paul Tornow ein wesentlich steileres Dach errichten ließ. Dafür hat auch an beiden Seiten des Querhauses die spitzen Giebel hinzugefügt. Von einer Veränderung des Wimpergs steht da nichts, deshalb gehe ich davon aus, dass dieser ein Original zu sein scheint. Er zeigt wahrscheinlich sehr anschaulich den Übergang zwischen Gotik und Renaissance, der Spätgotik, im Frankreich aus "Style flamboyant" genannt, gerade eben wegen dieser geschweiften Giebel oder Wimperge. Die schauen nämlich von der Form so ähnlich aus wie "Flammen" daher das Wort "flamboyant"!

  • Betreten wir nun die Haupteingangspforte: Sie stammt tatsächlich aus der gotischen Zeit und ist reich bestückt mit vielen Statuen, wie es bei Kathedralen in diesem Zeitalter üblich war.

    Einige der Statuen zeigen die alten Bischöfe des Bistums Metz:

    Die Figur ganz links zeigt den Heiligen Clemens, der erste Bischof von Metz im 3. Jh. , der der Legende nach die Stadt vor dem Drachen "Graoully" befreit hatte. Dieser befindet sich unten links an seinen Füßen versteckt. Heute noch findet man im Stadtbild einige Spuren und Orte, die den Drachen zeigen, später mehr dazu!

    Hier ist der kleine Drache nochmal in Stein gemeißelt:

  • Hallo Fachwerkliebhaber,

    einen fernen Nachklang der Sage des sagenhaften Drachens "Graoully" oder zu deutsch: Grauli findet sich in der Hohkönigsburg i. E. Dort hängt im Vorzimmer zum Audienzzimmer des Kaisers ein Drache namens Grauli von der Decke. Selbstverständlich ist er grau gefasst. Nur die Augen sind aus Glas und leuchten entweder rot, dann musste der Besucher warten. Sobald aber die Augen grün leuchteten, durfte der Besucher das Audienzzimmer betreten. Letztlich wie bei den heutigen Verkehrsampeln auf den Straßen.

  • Villa1895: *prust* der Metzer Drachen als Besucherverkehrsampel. Ich staune immer wieder, wieviel 20.Jhdt. doch schon in der Kaiserzeit steckt - ob Verkehrsampel oder Bartreklame (Pagentorn, wenn ich mich nicht irre, brachte neulich im APH einen Zeitungsscan mit Reklame für Produkte des Hoffriseurs von Wilhelm II).

  • Bevor ich Euch Fotos vom Inneren zeige, hier der Grundriss der Kathedrale:

    Man erkennt an den unterschiedlichen Farben die Bauabschnitte des Gotteshaus. Der Chor zb ist eines der jüngsten Abschnitte aus dem 16. Jh. Der Westabschnitt, dem wir jetzt betreten stammt aus dem 13-14 Jh. und ist somit der älteste Teil:

    Dieser Westteil war jedoch ursprünglich eine eigene Kirche, der heiligen Jungfrau Notre-Dame-la-Ronde geweiht. Zu Osten wurde sie mit der Kathedrale durch eine Mauer getrennt. Heute erkennt man die Unterschiede noch in den verschienen Säulen und Kapitellen:

    Wie Niederländer schon angemerkt hat, sind die Maße der Karthedrale beträchtlich: Das Langhaus ist 42 Meter hoch und 15,60 m breit, das Querhaus sogar 43 m hoch, 136 ist die Kirche lang insgesamt!

    Die Westrosette:

  • Vor allem innen finde ich das Gebäude sehr eindrucksvoll, mit dem hohen Langhaus und den vielen großen Fenstern. Daß es aus 2 Kirchen zusammengesetzt ist, merkt man gar nicht so arg, weil beide Teile einheitlich hochgotisch sind.

  • Nach sehr anstrengenden Wochen wegen dem Studium für mich habe ich nun etwas mehr Zeit um diese Galerienreihe fortzusetzen!

    Schauen wir uns nun das Querhaus an. Der nördliche Teil wird von einer gigantischer Glasfensterfläche dominiert, welche noch vom Architekturstil her als spätgotisch zuzuordnen ist:

    Das Gewölbe:

    Links unten befindet sich das berühmte Fenster von Marc Chagall, welches Szenen des alten Testaments darstellt:

    Gegenüber: