Bremen - Essighaus (Allgemeines)

  • Was mir am "Dunkelschen Eßzimmer" sehr gut gefällt, sind die großen Fenster. Das Zimmer war bestimmt recht angenehm tageslichtbeleuchtet. Diese Fenster scheinen mir bei den Nachfolgerbauten stets geschrumpft zu sein. Ob man nicht welche solcher Größe wieder einbauen könnte? Zwar ist die "ganz große Fenster"-Mode schon wieder etwas vorbei, aber noch nicht ganz...

  • Das 'große Fenster' hätte rekonstruiert werden können

    Sehr geehrte Loggia, schön, daß Sie das 'Fenster zum Hof' ansprechen.

    Daß das genannte Fenster bei entsprechendem Willen sogar jetzt noch rekonstruiert werden könnte, steht außer Frage. Aber darum soll es im Folgenden nicht gehen. Nein, das Fenster hätte bereits 1956 rekonstruiert werden können, zusammen mit der Fassade des Vorderhauses.

    Letztere hatte nach dem Zusammensturz - infolge Bombentreffes - (wie durch ein Wunder) größtenteils geborgen werden können und war hernach mehrfach von Lagerplatz zu Lagerplatz umgezogen. Als man den- zunächst durchaus beabsichtigten, originalgetreuen Wiederaufbau der Fassade in Angriff nehmen wollte, stellte man entsetzt fest, daß - bis auf die Utluchten und die Umrandung des Oberlichts - fast alle Fassaden- Elemente 'verschwunden' waren. Besser sollte man wohl sagen 'entwendet' waren. Wer weiß, in welchen Nachkriegsbauten diese Teile der Essighaus-Fasse verbaut wurden und bis heute unerkannt schlummern...

    Da neben der Fassade auch große Teile des Erdgeschosssockels des Vorderhauses überlebt hatten und im provisorischen Essighaus in Szene gesetzt waren, kann man auf im Bremer Staatsarchivs verwahrten Fotos des 'Provisoriums' die Sockelzone unterhalb des ehemaligen Fensters zum Hof sehen, die vollkommen intakt war: Sowohl die große Platte mit dem mittigen Esich-Wappen, als auch die links daneben angebrachten Kacheln waren offensichtlich in keiner Weise von den Zerstörungen tangiert. Hier hat dann der Neubau Schotts 1956 Geschichte vernichtet...

    Abbildung 01:

    Der Bereich unterhalb des Fensters zum Hof im Vergleich: Links: Vorkriegspostkarte, rechts : fast indentische Perspektive im provisorischen Essighaus.

    Abbildung 02

    Die Diele im Schott-Bau (links) und im Provisorium (rechts).

  • Impressionen vom 9. Dezember 2022

    Der heutige Abstecher zum 'Essighaus' war ein Schock: Denn nun scheint offenbar auch vom Hinterhaus fast nichts mehr übrig zu bleiben. Lediglich die Außenmauern des Erdgeschosses und der 'Strebepfeiler' wurden bisher verschont. Ein Bild des Jammers !

  • Selbst das 'Provisorische' Essighaus zwischen 1945 und 1956 hatte noch mehr an Substanz zu bieten als der jetzige jämmerliche Torso:

    Der Mittelbau (rechts vom Schornstein) mit Eßzimmer und Rokokozimmer darüber war noch voll intakt (man beachte die drei Strebepfeiler an diesem Bauteil; diese waren - was dieses Foto beweist - tatsächlich alt und wurden, nachdem sie den Krieg überdauert hatten, erst im Zuge der jetzigen Abbrucharbeiten beseitigt). Das Hinterhaus dürfte auch in großen Teilen unversehrt gewesen sein.

    Vom 1912 ins Essighaus einbezogenen direkt östlichen Nachbargebäude steht hier noch der Sockel des Erdgeschosserkers.

    (Foto aus den Beständen des Staatsarchiv Bremen)

    01---Kopie.jpg

    Ich hätte noch etwas zum - aktuell offenbar zum Erhalt vorgesehenen - Strebepfeiler am Hinterhaus zu schreiben, aber ich weiß nicht ob das momentan sinnvoll wäre, denn es bestünde sonst die Gefahr, daß er auch noch beseitigt wird (Stichwort: evtl. 'Nachkriegs-Disney...').

  • Daß zwei nebeneinanderliegende historische Giebelhäuser gemeinsam gastronomisch genutzt werden (wie es von 1912 bis 1943 beim Essighaus und seinem östlichen Nachbarn der Fall war), scheint übrigens in den norddeutschen Hansestädten nicht ganz unüblich zu sein: Man denke nur an das gegenwärtige Schabbelhaus in der Lübecker Mengstraße.

  • Wäre es ggf. möglich, vernünftige Mitglieder aus dem Bremen-Strang (Heinzer eher weniger ...) als Foristen in unser Forum zu lotsen?

    Ich habe mal beiläufig von snork erfahren, daß die Bremen-Mitglieder aus dem APH ins Skyscraper-Forum abgewandert seien und sich daher im APH nichts mehr tun würde.

    (OT - den Beitrag verschiebe ich später komplett in den Keller_

    https://www.skyscrapercity.com/ ist ja das Wahnsinns-Forum mit 1 Mio. Mitgliedern und 133 Mio. Beiträgen! Durch die Vielzahl der Beiträge findet man zu allen Randthemen etwas, auch zu klassischer Architektur, sogar wesentlich mehr als in unseren deutschsprachigen Foren zusammen.

    Das ganze läuft mit https://xenforo.com/purchase/self-hosted - das ehemalige Team von vBulletin hat ja eine neue Software entwickelt. Eine der wenigen Alternativen zu Burning Board, die mich wirklich reizen würden und auch noch selbst gehostet werden können. Bislang konnte ich dem Reiz noch widerstehen, mir eine Lizenz zu kaufen ...)

    sou perfeito porque / igualzinho a você / eu não presto

  • Impressionen vom 15.12.2022 - Ein Hauch von Nichts

    Nach einer Woche stehen nun tatsächlich nur noch die Außenmauern des Hinterhauses bis Oberkannte 'Hochparterre'.

    Die Wand mit den beiden Blendbögen am - nun ehemaligen - Gang zur Obernstraße ist freigelegt. Das historische Portal mit der Inschrift 'Gerechtigkeit des Ganges' scheint verschalt zu sein. Die Nischen der Nordwand sind ebenfalls freigestellt. Und der 'Strebepfeiler' an der Ostwand ist sorgfältig präpariert...

    Sic transit gloria mundi !

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  • Sorry, ich habe schon an den Support geschrieben und sogar 1 Monat Pro-Support bestellt, ich hoffe, daß die Probleme noch vor Weihnachten gelöst werden können.

    Bis zu diesem Zeitpunkt kann ich aber den bisherigen Bilderservice wieder bereitstellen. Das sollte jetzt ab sofort wieder funktionieren.

    sou perfeito porque / igualzinho a você / eu não presto

  • Herauspräparierung - Wiederholung oder Premiere ?

    Auf den Nachkriegsfotos des provisorischen Essighauses kann man auf einigen noch das Erdgeschoss einer an der Großen Waagestraße gelegenen Kriegsruine sehen, welche u.a. den Platz einnahm, auf welchem bis heute der 'Strebepfeiler' steht, welcher jetzt so sorgsam präpariert wurde. Vermutlich 'steckte' der Pfeiler in der auf der in den Fotos zu sehenden Seitenwand der Ruine. Nach Abbruch der Ruine blieb der Bereich der Seitenwand, die den Pfeiler enthielt, offenbar stehen.

    Oder war es ganz anders: Hat man hier etwa einen schnöden Brandmauerteil aus dem 19. Jahrhundert zu einem mittelalterlichen Strebepfeiler hochstilisiert ??

    Abbildung 01

    Die Seitenwand, links vor und rechts nach ihrem Abbruch

    Zusammenschau-Strebepfeiler.jpg

    Abbildung 02

    Kann man in dem markierten Bereich ein anders strukturiertes Mauerwerk als in der übrigen Wand erahnen ?

    Zusammenschau-Strebepfeiler---Kopie.jpg

    Abbildung 03

    'Strebepfeiler' nach Abbruch der Ruine und am 20.12.2022

    Zusammenschau-Strebepfeiler---Kopie-2.jpg


    Mit anderen Worten: Hat Herr Dr. Jacobs hier eine 'Altstadt-Inszenierung' der 50er Jahre bewahrt ?

    Ein Aktenstudium im Staatsarchiv wird dazu sicher Auskunft geben...

  • ... und im Vergleich zu diesem recht 'unsicheren Kantonisten' wurde der nachweislich wirklich alte 'Mittelbau' mit Eßzimmer und darüberliegendem Rokoko-Zimmer (mit seinen drei kleinen Pfeilern zum Innenhof) beim jetzigen Abriß bedenkenlos geopfert.

    Eine in der Tat aparte Prioritätensetzung !

  • Bei einem Aktenstudium bezüglich des Strebepfeilers müsste man vor allem darauf achten, ob Grundstücksgrenzen im 19. und 20. Jahrhundert verschoben wurden. Wäre das nicht der Fall, wäre es gut möglich, dass sich auch in einer Bebauung aus dem 19. Jahrhundert noch mittelalterliche Reste in den Haustrennwänden erhalten haben. Dann müssten aber auch Archäologen dahinter gehen. Ich habe ja kürzlich irgendwo in einem Strang ein Zufallsbild aus Google maps aus Nürnberg eingestellt, wo man dies gut sehen kann: https://goo.gl/maps/xYvage59bFnhbHmd6. Hier wurde vor ein paar Jahren ein Bau aus den 1920er Jahren abgerissen, der den Krieg überstanden hatte. Dahinter ein Neubau von etwa 1960. Trotzdem haben sich im unteren Bereich der Haustrennwand mittelalterliche Strukturen erhalten, welche auch jetzt noch nach Bauabschluss vorhanden sind.

  • Rißbildung im Mauerwerk

    Bei genauerer Betrachtung fällt einem ein deutlicher Riß im Mauerwerk des nördlichen Bogenfeldes auf, welcher durch die Abbrucharbeiten hervorgerufen sein muss, denn bei der Begehung des Gebäudes am 7. Juli war dieser Schaden noch nicht vorhanden. Aus eigener, leidvoller Erfahrung mit derartigen Phänomenen hochsensibilisiert, macht man sich natürlich so seine Gedanken...

    Der neue Riß

    Die intakte Wand am 7. Juli 2022

    (Der rote Pfeil deutet auf die Mörtelfuge hin, durch welchen der Riß jetzt läuft)

  • Widersprüche

    Ausgehend von dem, was der geschätzte Jakku Scum soeben auf ‚Stadtbild’ geschrieben hat (https://www.stadtbild-deutschland.org/forum/index.ph…1258#post401258) fallen demjenigen, der mit kritischen Augen die Baustelle umwandert diverse Widersprüche auf:

    Auf der veröffentlichten Visualisierung der Ansicht des ‚neuen’ Essighauses vom ‚Jacobshof’ aus, ist die Ostwand des historische Hinterhauses mit ihren zerklüfteten Mauervor- und rücksprüngen noch als komplett erhalten dargestellt. Tatsächlich ist nun aber nur noch der Pfeiler vorhanden. Ob an eine Rekonstruktion des Erscheinungsbildes der restlichen Wandfläche gedacht ist ? Wohl eher kaum !


    Die Baustellenplanen zeigen teilweise die ‚abgespeckte’ Schattenwurfversion der Fassade, teilweise aber auch noch die ursprünglich in 3-D-Druck vorgesehene Vollrekonstruktion aller Geschosse inklusive des Giebels.

    Was mag die Ursache sein ? Schludrigkeit ? Minachtung der Bremer (nach dem Motto: wird dort schon nicht auffallen und wenn doch, was macht das schon...) ? Überstürzte Planänderung wegen explodierender Baukosten, wobei die Bauplanen schon bestellt waren und eben trotz der Planänderung unmodifiziert aufgehängt wurden (erneut nach obigen Motto).

    Oder ist dies etwa ein verklausulierter Hinweis darauf, daß Dr. Jacobs eine große Überraschung bereithält und die Fassade letztlich doch rekonstruieren wird (frei nach dem Verhalten von Eltern, die auf bohrende Kinderfragen vor Heiligabend vorgeben, das Christkind würde einen bestimmten Wunsch nicht erfüllen, um die Freude bei der Bescherung nur zu steigern, wenn das Geschenk dann doch – und nun für das Kind um so kostbarer – auf dem Gabentisch zwischen Krippe und Christbaum liegt ? Zu letzterem Erklärungsversuch wird man wahrscheinlich nur sagen können: Träum weiter !