Bremen - Essighaus (Allgemeines)

  • Impressionen vom 14.10.2022

    Blick aus Richtung Marktplatz in den östlichen Teil der Langenstraße.

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    Die Dachaufbauten des Wirtschaftstraktes des Nachkriegs-Essighauses sind an der Reihe.

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    Durchblicke

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    Die geätzte Tür ist ein Phänomen...

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    Die Bergung des Giebeldreiecks vom Haus Caesar hat offenbar begonnen.

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  • Impressionen vom 15.10.2022

    Über Nacht ist das Giebel-Gerippe von Martens & Weyhausen demontiert worden.

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    Die Bergung der Elemente des Caesar'schen Giebels schreitet voran.

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    Die Brandmauer des Wirtschaftstraktes des Nachkriegs-Essighauses ist weitestgehend freigelegt. Ganz offensichtlich hat der Architekt Schott seinerzeit für Martens & Weyhausen Rotsteine verwendet. Beim Essighaus-Nebengebäude scheint er hingegen auf weiße Steine zurückgegriffen haben. Lediglich die untere rechte Ecke könnte noch eine Vorkriegswand gewesen sein. Diese Ecke ist/war in Rotstein ausgeführt.

    Die geätzte Tür ist mittlerweile entweder geborgen worden oder herabgestürzt und zerschellt...

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    Struktur der Brandmauer

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  • Puuh, das hat gerade noch geklappt!

    Aber so geht es immer, wenn man nicht ständig präsent ist und aufpaßt wie ein Schießhund, geht es verschütt!

    Freut mich sehr, daß Ihr die Skulptur in sichere Verwahrung nehmen konntet.

  • Impression vom 28.10.2022

    Mittlerweile ist der Bagger der Firma Wist im eigentlichen Nachkriegs-Essighaus angekommen. Dadurch wurde - wahrscheinlich nur für heute - ein letztes Mal (und gleichzeitig für sehr viele Bremer überhaupt zum ersten Mal) der Saal im Obergeschoss des Nachkriegs-Essighauses sichtbar, welcher noch beim Rundgang durch das Gebäude am 7. Juli aufgrund nachträglich eingebauter Trennwände nicht wirklich erlebbar war. Auf dem Foto kann man sogar den Ansatz der gewölbten Raumdecke erkennen.

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  • Theorie zur Provenienz des Löwenkopfes

    Weiter oben waren ja schon einmal Überlegungen zur Herkunft des Löwenkopfes angestellt worden. Da er eindeutig kein Teil der Fassade des historischen (Vorkriegs-) Essighauses war und sich auch nicht innerhalb des Gebäudes verorten ließ, war an die durchbrochene Balkonbrüstung des alten Rathauses gedacht worden, wo der Kopf als Kopie eines seinerzeit mutmaßlich beschädigten Weser-Renaissance Originals hätte dienen sollen, die dann aber doch nicht benötigt wurde. Tatsächlich finden sich an der genannten Brüstung zwar viele Löwenköpfe, aber keiner derselben kommt in seiner Gestaltung letztendlich dem hier in Rede stehenden wirklich nahe.

    Nun könnte es aber sein, dass der Bremer Architekt Johann Georg Poppe, der nachweislich die Balkonbrüstung des Rathauses bei mehreren seiner Großbauten frei zitierte, verantwortlich für den Löwenkopf zeichnet. In diesem Zusammenhang kämen somit das Lloydgebäude und die Baumwollbörse als Herkunftsorte des Kopfes in Frage.

    Ich möchte der Baumwollbörse den Vorzug geben, denn für Sie spricht folgende Tatsache: Das Bankhaus Martens & Weyhausen war in der Zwischenkriegszeit auf einer Etage des Hauses 'Am Markt 16' ansässig (im Gebäude, welches gegenwärtig vom Bankhaus Neelmeyer genutzt wird), also in unmittelbarer Nähe zur Baumwollbörse. Die Verantwortlichen von Martens & Weyhausen könnten sich während der in den 20er Jahren erfolgenden Fassaden-Vereinfachung der Baumwollbörse diesen Kopf 'gesichert' haben. Glücklich durch den 2. Weltkrieg gebracht, könnten sie ihn dann mit apotropäischer Funktion an der Rückseite ihres Neubaus an der Langenstraße haben einbauen lassen, wo er den Hintereingang zur Stahlkammer überwachen sollte.

    Abbildung 01

    Marktplatzansicht mit Baumwollbörse und dem Haus 'Am Markt' 15 / 16 (Gebäude in der Bildmitte mit den zwei Weser-Renaissance Giebeln), in welchem Martens & Weyhausen einst ansässig war.

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    Abbildung 02

    Das Haus Am Markt 15 / 16 ragt hinter der Freitreppe der Neuen Börse majestätisch empor.

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    Abbildung 03

    Die originale, in den 20er Jahren massiv 'entdekorierte' Fassade der Baumwollbörse. Die möglicherweise mit unserem Löwenkopf identische Bauplastik ist rot eingekreist.

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    Abbildung 04

    Vergleich in der Vergrößerung. Es könnte passen, aber ganz sicher bin ich mir doch nicht.

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    Abbildung 05

    Die mögliche 'Wanderroute' des Löwenkopfes. Blau: 20er Jahre; Grün: Nachkriegszeit.

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    Der apotropäisch eingesetzte Löwenkopf bewacht gemeinsam mit dem Metalltor den Hintereingang zur Stahlkammer.

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    Wohlgemerkt: Bisher nur eine unbewiesene Theorie !

  • Bergung des Rokoko-Portals von Martens & Weyhausen

    Am 26. und 27. Oktober wurde nun - Gott sei Dank - auch noch das (wohl) historische Portal des Bankhauses geborgen (Provenienz auch hier unbekannt).

    Zunächst zwei Bilder von 2018:

    Und nun Bilder von der Bergung: Der Sturz wurde bereits am 26. sichergestellt (leider fotografisch nicht dokumentiert). Die beiden Wandungen kamen am 27. Oktober dran und wurden mit Hilfe eines Seils vom Bagger aus ihrer Position herausgehoben.

    (Alle Bilder von mir.)

  • Hinsichtlich der Annahme, der Löwenkopf sei am Baumwollbörsengebäude lokalisiert gewesen: Bei dem Bild der Gesamtansicht des Gebäudes sieht die eingekreiste Stelle so aus, als könnte er dort sein, die Vergrößerung zeigt aber ein ganz anderes Muster. Vielleicht ist der Löwenkopf auch älter als 19. Jhdt und wurde schon öfter versetzt, aber von weniger dokumentierten Häusern?

  • Sehr geehrte Loggia,

    vielen Dank für Ihre Anmerkung, die meine Zweifel an der Theorie unterstützt !

    Anbei ein Bericht über einen interessanten Parallelfall in Delmenhorst aus dem Jahre 2015:

    Delmenhorster Löwenkopf behält Geheimnis noch für sich | DKO
    Der historische Löwenkopf, der im Juli 2014 in Delmenhorst gefunden wurde, gibt Rätsel auf. Experten meinen, dass er aus dem 19. Jahrhundert
    www.dk-online.de
  • Oelrichs vierter Adler

    „Schlägt Dir Eine Hoffnung Fehl Nie Fehle Dir Das Hoffen

    Ist Ein Tor Zugetan Sind Tausend Andere Offen“


    Diesen Sinnspruch ließ der Lübisch-Mexikanische Mäzen Rudolf Groth am von ihm gestifteten ‚Tor der Hoffnung’ in Lübeck-St.Gertrud - mit dem wunderbaren Blick auf die unvergleichliche Sieben-Türme-Silhouette von Bremens jüngerer Schwester - anbringen. An diese Inschrift musste ich denken, als ich im Verlauf der bisher erfolglosen Suche nach dem Ursprungsort des Löwenkopfes - fast per Zufall - auf die Lösung einer anderen Provenienz-Frage stieß, nämlich die der Herkunft der Adler-Skulptur, die bis zu diesem Jahre den rückwärtigen Giebel von Martens & Weyhausen bekrönt hatte.

    Die Antwort fand sich bei Rudolf Stein (Forschungen zur Geschichte der Bau- und Kunstdenkmäler in Bremen, Bd.4: Klassizismus und Romantik in der Baukunst Bremens): Der Adler war einer von insgesamt vier steinernen Greifvögeln, die 1825 für die Fassade des von Kaufmann Wilhelm Ludwig Oelrichs erbauten Hauses Langenstraße Nr.42 geschaffen wurden. Seine drei Begleiter mögen im 2. Weltkrieg mit dem Hause untergegangen sein. Er hingegen blieb bis heute erhalten.

    Abbildung 01

    Der Adler im Jahre 2018 auf dem Giebel von Martens & Weyhausen.

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    Abbildung 02

    Beschreibung des Hauses Langenstraße 42 bei Rudolf Stein.

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    Abbildung 03

    Zeichnung des Hauses Langenstraße 42 bei Rudolf Stein. Die vier Konsolen-Adler sind deutlich zu erkennen.

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    Abbildung 04

    Foto der Fassade des Hauses Langenstraße 42 bei Rudolf Stein.

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    Abbildung 05

    Vergrößerter Ausschnitt aus Abbildung 04

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    Abbildung 06

    Welcher der vier Adler der erhaltene ist, lässt sich vorläufig noch nicht bestimmen.

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    Abbildung 07

    Luftbild der mittleren Langenstraße mit dem rot hervorgehobenen Gebäude Nr. 42.

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    Abbildung 08

    Der Adlerflug von der Nr. 42 zum Nachkriegs-Essighaus-Ensemble.

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    Abbildung 09

    Die Verankerung des Adlers am Giebel. Aufgenommen am 07.07.2022.

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    Abbildung 10

    Vor Beginn der eigentlichen Abbrucharbeiten wurde der Adler entfernt. Allerdings nicht vollständig. Sein kleiner Sockel blieb zunächst an seiner Stelle.

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    Abbildung 11

    Da der Beginn der Abbrucharbeiten am rückwärtigen Giebel von Martens & Weyhausen nicht dokumentiert werden konnte, bleibt zu hoffen, dass der Sockel von den Abbrucharbeitern genauso geborgen wurde, wie die Rokoko-Portalwandung an der Frontseite des Gebäudes.

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    Es wäre jedenfalls erfreulich, wenn es am nun entstehenden ‚dritten Essighause’ dereinst heißen wird „The eagle has landed“, die 'Landung' wieder auf eben jenem Sockel stattfinden könnte und somit der ‚Adlerhorst’ wieder komplett wäre.

    Im Übrigen hoffen wir im Sinne von Rudolf Groth immer noch auf die Lösung des ‚Löwen-Rätsels’.

  • Der Adler ähnelt mE den Schlüterschen Adlern vom Berliner Schloß (also Barock), daß der im Jahr 1825 geschaffen worden sei, nehme ich interessiert zur Kenntnis.

    19:Jhdt ist halt deswegen häufig, weil der plastische Figurenschmuck damals in hoher Blüte stand und viel verwendet wurde, also auch noch mehr davon übrig ist wie aus vorigen Jahrhunderten. Und es wurde auch oft ein früherer Stil "nachgeschaffen", vor allem gegen Ende des Jahrhunderts im Historismus.

    Den Löwenkopf an einem Haus im Renaissancestil zu suchen ist deswegen sicher nicht verkehrt. Es gab ja wahrscheinlich noch mehrere solche, nicht nur die Baumwollbörse. Für echte Renaissance ist er vielleicht ein wenig zu wenig verwittert?

  • Oelrichs Adler nehmen den Prinzen von Preußen unter ihre Fittiche

    Sehr geehrte Loggia,

    mit Ihrem Hinweis auf Schlüter und das Berliner Schloss liegen Sie gar nicht so verkehrt. Denn tatsächlich gibt es eine kuriose Beziehung zwischen der Familie des Erbauers des Hauses Langenstraße Nr. 42 und dem Hause Hohenzollern: Dreiundzwanzig Jahre nachdem das Haus mit den vier Adlern 1825 errichtet worden war, begleitete nämlich der Sohn des Hausherrn Wilhelm Ludwig Oelrichs (1770-1846), August Friedrich Oelrichs (1801-1868), den im Revolutionsjahr 1848 bei den Berlinern als 'Kartätschenprinz' verschrienen, späteren Kaiser Wilhelm I. auf seiner Flucht nach England. Dabei lieh er ihm sogar seinen Familiennamen: Die beiden reisten als Gebrüder Oelrichs von der Spree an die Themse. Insofern hatten die von seinem Vater an dessen Haus angebrachten 'schlütersch' anmutenden Adlern regelrecht etwas prophetisches...

    Diese historische Fußnote ist ein weiterer Grund, genau darauf zu achten, dass der Adler der Bremer Öffentlichkeit erhalten bleibt !

    Für detailliertere Hintergrundinformationen siehe :

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    Und zur Familie Oelrichs noch folgender Link:

    Oelrichs

  • Neuer Kandidat für die Löwenkopf-Provenienz

    Ein weiterer möglicher Herkunftsort des Kopfes könnte die seit dem Kriege abgängige Balkonbrüstung der 'Reisbörse' von Johann Georg Poppe sein (auf dem unten stehenden Foto rot eingekastelt). Leider fehlen bisher Detailaufnahmen dieses zur Schlachte ausgerichteten Bauteils...

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    Es hilft wahrscheinlich alles nichts: Um eine Hinzuziehung der einschlägigen historischen Bauakten des Staatsarchivs wird man nicht herumkommen, um Klarheit in der Provenienzfrage zu gewinnen; so reizvoll auch Spekulieren und Zufallsfunde sein mögen !

  • Um eine Hinzuziehung der einschlägigen historischen Bauakten des Staatsarchivs wird man nicht herumkommen

    Ja, auf jeden Fall.

    Die Reisbörse sieht mir auch nach einem möglichen Kandidaten aus, denn das Haus scheint in einer Art Neorenaissancestil gebaut zu sein. Vielleicht war der Löwenkopf an der Brüstung. Möglicherweise gibt es von dieser noch Photos, oder zumindest eine Beschreibung der Schmuckelemente.

    Andernseits sind mir auch nur wenige symbolischen Bedeutungen des Löwen bekannt (bayrischer Löwe, englischer Löwe, königlicher Löwe, evt noch biblischer Löwe - aber dann hörts auch schon auf); eine Verbindung zu Reis fällt mir keine ein; aber teilweise wurden Symbole damals auch "frei" benutzt.

  • Was die Fam. Oelrich angeht, so würde ich bezüglich der Adler so spekulieren, daß sie schon zur Zeit der Anbringung der Adler länger feste Beziehungen (vermutlich Handel) zu Preußen hatten, denn wie gesagt, das sind recht genau die preußischen Adler seit der Barockzeit, die wurden WIMRE erst gegen Ende des 19. Jhdts auch auf den Wappen durch andersgeformte Adler ersetzt. Vielleicht haben Sie dann später den Hof mit bestimmten Dingen beliefert, so daß sich eine Beziehung ergab.

  • Sehr geehrte Loggia,

    inwieweit die Firma 'Johann Lange Sohn's Wwe. & Co. (gegründet 1642 und das älteste bis heute namentlich bekannte Bremer Unternehmen), deren Teilhaber Wilhelm Ludwig Oelrichs war, schon 1825 umfangreichere Handelsbeziehungen zu Preußen pflegte, müßte tatsächlich erst noch überprüft werden, ist aber sicherlich nicht unwahrscheinlich.

    Hinsichtlich der Reisbörse hier noch einiges Bildmaterial, welches die Herkunft des Löwenkopfes von dort - auf den ersten Blick zumindest - nicht ausschließt. Aber als wirkliche Detailfotos kann man diese Bilder natürlich nicht bezeichnen.

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    Vergrößerung der Balkonbrüstung:

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    Die Konsolen des Balkonbodens sind bis heute erhalten. Die Brüstung - wie man sieht - nicht. Sie fiel dem Kriege zum Opfer.

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