Saalfeld/Saale (Galerie)

  • Saalfeld liegt etwa 50km südlich von Weimar am Nordrand des Thüringer Schiefergebirges. Die Stadt hat ca. 25000 Einwohner und ist die Kreisstadt des Landkreises Saalfeld-Rudolstadt.

    Beginnen möchte ich mit dem 1650 gedruckten Kupferstich von Merian, der die Stadt während ihrer Blütezeit um 1600 zeigt. Viele der recht detailgetreu dargestellten Gebäude sind bis heute erhalten.

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    Die außerhalb der Stadtbefestigung gelegenen Gebiete im Detail: Rechts die Gertrudiskirche im heutigen Stadtteil Graba, die Urpfarrei der Umgebung. Links davon das 1071 gegründete Benediktinerkloster, das seinen Ursprung in einer 899 erstmals erwähnten Königspfalz hat, 1676 wurde es für das heutige Schloss abgerissen. Zwischen Kloster und Blankenburger Tor wurde im 16. Jh. die Vorstadt "Freiheit" angelegt, heute der Bereich um die Schloßstraße. Davor liegt die ursprünglich zum Kloster gehörige Siedlung "Alter Markt", die bereits 1074 Marktrecht erhielt.

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    Die eigentliche Stadtsiedlung gründete Kaiser Friedrich Barbarossa um 1180, bis zur Belehnung an die Schwarzburger Grafen 1208 blieb Saalfeld reichsunmittelbar. Aus dieser Zeit ist das als Verwaltungssitz erbaute Gebäude der heutigen Marktapotheke und die zum Wohnhaus umgebaute Nikolaikirche erhalten. Die Schwarzburger Grafen gründeten um 1250 das weitgehend erhaltene Franziskanerkloster und bauten den Hohen Schwarm zu ihrem Sitz in Saalfeld aus.

    Von der Stadtbefestigung stehen noch 4 der 5 Tortürme, 3 von 37 Mauertürmen und ein größerer Teil des Mauerzuges, der vom Franziskanerkloster bis zum Saaltor fast vollständig bis zu 6m hoch erhalten ist. Das Niedere Tor und die Vortore wurden im 19. Jh. angebrochen. Blankenburger und Oberes Tor erhielten im 18. Jh. barocke Turmhauben.

    Die mittelalterliche Saalebrücke wurde 1890 durch einen Neubau ersetzt, die Brückenkapelle war 1656 zum Zollhaus umgebaut worden und stand bis 1868 bzw. 1880.

    Zu den anderen Gebäuden später mehr.

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  • Sehenswürdigkeiten und prachtvolle Bauten hat Saalfeld mehr als genug, vor allem Bürgerbauten in feinster thüringischer Renaissance. Somit ist für Galeriestoff gesorgt. Was jedoch das Stadtbild als solches betrifft, war ich etwas enttäuscht, die vielen schönen Einzelobjekte ergeben neben etlichem Durchschnittlichem kein so umwerfendes Stadtbild wie in anderen thüringischen Städten der Fall, obschon es keine eigentliche Störung. Jedenfalls wird ein Wiedersehen in dieser Galerie interessant und vielleicht eine willkommene Gelegenheit, diese Meinung zu revidieren. Vielleicht bin ich auch am letzten Tag einer 2wöchigen NBL-Reise schon zu sehr übersättigt gewesen.

  • Los geht es mit dem nördlich der Altstadt gelegenen Schloss und ein paar Bildern der Vorstadt. Das Schloss wurde von 1677 bis 1726 an Stelle des Benedektinerklosters erbaut. Nach einer der zahlreichen Erbteilungen der Ernestiner entstand 1680 das Fürstentum Sachsen-Saalfeld, das ab 1699 nach dem Aussterben der Linie Sachsen-Coburg zum Fürstentum Sachsen-Coburg-Saalfeld wurde. Bis 1729 blieb Saalfeld alleinige Residenzstadt, dann wurden die Landesteile getrennt von Coburg und von Saalfeld aus regiert, bis schließlich 1745 die Residenz vollständig nach Coburg verlegt wurde. Mit der Neuordnung der ernestinischen Herzogtümer nach dem Aussterben der Linie Sachsen-Gotha-Altenburg fiel Saalfeld 1826 an Sachsen-Meiningen.

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    Das Schloss wird heute als Landratsamt genutzt, im Inneren ist vor allem die 1719 vollendete Schlosskapelle von Bedeutung.

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    Saalfeld-Saale Schlosskapelle 1

    NoRud, CC BY-SA 4.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0>, via Wikimedia Commons

    Marstall

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    Schloßstraße

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  • Eine kleine Entdeckung ist das noch vor der Stadtmauer gelegene Hinterhaus der Friedensstraße 6 mit spämittelalterlichem Fachwerk. Ansicht vom Schulplatz.

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    Anscheinend beidseitig angeblattete Kopfbänder, mehr sieht man über den hohen Zaun nicht, es könnte sogar ein Ständerbau sein.

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  • Durch das Blankenburger Tor geht es in die Altstadt, hier verlief eine Handelsstraße von Leipzig in Richtung Nürnberg. 1739 reduzierte man den Torturm um zwei Geschosse und erbaute die heutige Turmhaube.

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    Stadtseite, Blankenburger Straße

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    Blankenburger Straße 18, das Hiltmannsche Haus, 1549 ursprünglich zweigeschossig erbaut, wurde es 1928 sehr gut angepasst um ein Stockwerk erhöht.

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    Schräg gegenüber das sehr schlichte Postamt, wohl aus den 1930ern.

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    Die Gaststätte "Das Loch" besteht seit 1840, das Gebäude wurde im 15. Jh. erstmals erwähnt, die Fassade und das Fachwerkgeschoss scheinen aus dem 20. Jh. zu stammen.

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    Weiter an der Nordseite der Blankenburger Straße.

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    Blick vom Markt zur Blankenburger Straße Ecke Brüdergasse.

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    Blankenburger Straße 1-3, mit einer bemerkenswerten teils farbig gefassten Sandsteinfassade.

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    Der Innenhof mit Brunnen.

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  • Das Blankenburger Tor mit der Riesenzwiebel obendrauf... was hat die Bürger denn damals bewogen, den Turm zu kürzen? Das ist ja eine eher ungewöhnliche Maßnahme. Oder waren da vielleicht Fachwerkgeschosse obendrauf, die man für baufällig hielt?

  • Der Grund soll Baufälligkeit gewesen sein, beim Oberen Tor und dem nicht erhaltenen Niederen Tor hat man auch im 18. Jh. die Höhe reduziert, die von vornherein niedrigeren Tore Darrtor und Saaltor blieben unverändert. Der Turmaufsatz des Oberen Tores, dem Pendant zum Blankenburger Tor, ist noch um einiges ausgefallener. Die Obere Straße war 1727 abgebrannt, vielleicht wollte man in der neu aufgebauten Straße nun auch ein modernes Tor, die Welschen Hauben waren damals in Thüringen ja stark in Mode.

    Die Stadttore blieben überhaupt nur mit Glück erhalten, der Stadtrat hatte 1891 den Abriss schon beschlossen. Der regierende Herzog Georg II. von Sachsen-Meiningen soll mit seinem Apell an den Stadtrat "Viele Türme sind eine Zierde für eine Stadt!" die Tore gerettet haben.

  • Nun zur großartigen Stadtkirche St. Johannes, der Bau wurde um 1380 begonnen, 1449-59 Einwölbung des Kirchenschiffs und 1514 Fertigstellung mit der Einwölbung des Chores. 1891-94 wurde die Kirche restauriert und die Türme erhielten die heutigen Obergeschosse und Turmhelme, von denen der nördliche vorher nur ein Notdach besaß und der südliche Turm durch Blitzschlag zerstört worden war.

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    In der Kirche fand an dem Tag coronabedingt gerade die Abschlussfeier einer Schule statt, deshalb hier ein Foto von Wikipedia. Bei der Restaurierung im 19. Jh. entfernte man die barocke Ausstattung, 1982 wurde die Raumfassung und die Gewölbemalerien im Chor wiederhergestellt.

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    Saalfeld St. Johannes 02

    ErwinMeier, CC BY-SA 4.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0>, via Wikimedia Commons


    Die Nordseite des Kirchplatzes mit Häusern aus dem späten 18. oder frühen 19. Jahrhundert.

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    An der Nordseite blickt man auf die Rückseiten der Markthäuser.

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  • Den Marktplatz zunächst links liegen gelassen, geht es durch die Obere Straße zum Oberen Tor. Die Straße war 1727 abgebrannt.

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    Obere Straße Ecke Johannisgasse

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    Wie in der gesamten Stadt stehen hier einige unauffällige Neubauten aus den 90ern und rechts ein größeres Kaufhaus aus DDR-Zeiten.

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    Das Obere Tor erhielt seine Turmhaube nach dem Brand von 1727.

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    Feldseite

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    "Klubhaus der Jugend"

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  • Ach, es gibt noch ein Pendant zur Blankenburger Torzwiebel - das obere Tor!

    Hier hat man offenbar den Turm ein Stück aufstocken müssen, wodurch die Turmhaube etwas an eine Schachfigur erinnert.

    Jedenfalls wird nun augenfällig, daß man die Tore zu einer gewissen Zeit offenbar durch Zwiebeln in gleicher Höhe markieren wollte, und dafür den einen Turm kürzen, den anderen verlängern mußte.

  • Die Zwiebeldächer der beiden Tortürme machen die Türme in meinen Augen geradezu zu Kitschfiguren. Der Ausdruck der Wehrhaftigkeit, vom Darrtor noch deutlich vor Augen geführt, ist den beiden Türmen damit entzogen worden. Die Gestalt der beiden Tore kontrastiert mit der Assoziation Saalfelds als einer guterhaltenen historischen Stadt.

  • Blick über den Markt nach Osten

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    Blick zur Westseite, rechts ein Neubau aus den 1950/60ern, der durch eine angemessenere Farbgebung viel gewinnen würde.

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    Markt 6, der ehem. Gasthof "Roter Hirsch", im Kern von 1615, wurde 1919-22 von den Architekten Lossow & Kühne aus Dresden, die u. a. den Leipziger Hauptbahnhof erbauten, weitgehend umgebaut.

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    Die Nordseite hinter der sich die Johanniskirche erhebt.

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    um 1920, Quelle Bildindex

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  • Die Nordseite im Detail von Westen nach Osten.


    Links Markt 12/13, rechts die Nr. 14, eines der ältesten Häuser am Markt.


    Die sogenannten Lieden mit ihren Laubengängen entstanden im 16. Jh., wurden aber im 19. Jh. weitgehend erneuert.


    Markt 12, die Markt- oder Hofapotheke entstand um 1180 als Sitz des staufischen Stadtvogtes, seit 1468 städtisches Tanz- und Kaufhaus und von 1681 bis heute als Apotheke genutzt. 1880 brannte das Gebäude vollständig aus. Über den Wiederaufbau steht in Lehfeldt/Voss "Die Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens" von 1892: "nach dem Brande vom 5. Oktober 1880 mit Benutzung aller verwendbaren älteren Theile und Quadern und unter Wiederherstellung in ursprünglicher Gestalt, doch mit Rücksicht auf Bewohnung und gefälligeres Aeussere auf Kosten des regierenden Herzogs von Meiningen nach Entwürfen des Oberbauraths Hoppe wiederhergestellt."


    Ansicht Mitte des 19. Jahrhunderts.

  • Die Ostseite stammt weitgehend aus dem 16. Jh. Ganz rechts das 1543 erstmals erwähnte Gasthaus zur goldenen Gans, seit 1802 Goldener Anker. Die ursprünglich 1552 an den Gaupen angebrachten Medaillons erinnern an den Aufenthalt von Kurfürst Johann Friedrich I. und Kaiser Karl V. im Gasthaus 1547, 1864 war es stark vereinfacht worden, was 1912 wieder rückgängig gemacht wurde.

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    Markt 25, 1924 umgebaut und zum "Goldenen Anker" hinzugezogen.

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  • An der Südostecke des Marktes steht das 1529-37 erbaute Rathaus.


    Historische Aufnahme aus Lehfeldt/Voss "Die Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens" von 1892.


    Das Haus Markt 2, bezeichnet 1729, gehört zum Rathaus.


    Die restliche Südseite besteht anscheinend weitgehend aus Neubauten, die Vorgängerbauten stammten wahrscheinlich aus der Zeit nach dem Stadtbrand von 1727.

  • Weiter in die Darrtorstraße. Das Eckhaus zur Fleischgasse war ursprünglich ein Gasthaus, das 1660 in den Besitz der Herzöge von Sachsen kam, die es von 1676 bis zur Fertigstellung des Schlosses und nochmal nach der Landesteilung von 1729-35 als Residenz nutzten. Danach diente es als Bergamt und bis 1846 als Münze, heute beherbergt es zusammen mit den Nachbargebäuden die Kreissparkasse Saalfeld-Rudolstadt.

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    Innenhof

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    Portal Darrtorstraße 2

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    Das Darrtor aus dem 14. Jh. ist in seiner mittelalterlichen Gestalt erhalten geblieben.

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    Ab 1570 diente es als Stadtgefängnis, dafür mauerte man die alte Durchfahrt zu, die erst 1968 wieder geöffnet wurde, und baute statt dessen das benachbarte Torhaus rechts.

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  • Eine Wettersäule am Markt, links die Darrtorstraße rechts die Saalstraße.

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    Blick in die Saalstraße, in der zwei der prächtigsten Renaissancebauten Saalfelds stehen, von denen ich keine guten eigenen Fotos habe und deshalb einige Fotos von Wikimedia Commons einstelle.

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    Eines der feinsten Beispiele der thüringischen Renaissance ist die Stadtapotheke, Saalstraße 11, von 1618-20.

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    Saalfeld Saalstraße 11 Patrizierhaus IV

    NoRud, CC BY-SA 4.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0>, via Wikimedia Commons

    Um 1885 vor dem Einbau der Schaufenster aus Lehfeldt/Voss "Die Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens".

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    Saalfeld Saalstraße 11 Patrizierhaus VI

    NoRud, CC BY-SA 4.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0>, via Wikimedia Commons

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    Saalstraße 11 Saalfeld (Saale) 20180509 003

    Tilman2007, CC BY-SA 4.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0>, via Wikimedia Commons

    Der Innenhof mit hölzernen Laubengängen.

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