Wanfried (Galerie)

  • Wanfried ist die östlichste Stadt Hessens und hat ca. 4000 Einwohner. Die Stadt liegt wenige Kilometer von Treffurt entfernt an der Grenze zu Thüringen.

    In Wanfried endete die Werraschifffahrt, wodurch der Ort, der erst 1608 Stadtrechte erhielt, zu Wohlstand kam.

    Stadtansicht 1624, Kupferstich von Eberhard Kieser aus dem Thesaurus philopoliticus.

  • Der Rundgang beginnt an der Schlagd, dem Hafen von Wanfried. Die Schiffer und Kaufleute aus Wanfried beherrschten den Handel von hier bis nach Hannoversch Münden. Die Schifffahrt auf der Werra verlor spätestens mit dem Bau der Eisenbahn Mitte des 19. Jh. ihre Bedeutung.


    Ehemalige Lagerhäuser an der Werra


    Die "Großen Schlagdhäuser" Schlagdstraße 31/33, von 1815 bis 1953 befand sich hier eine Zigarrenfabrik. Im Werratal wurde viel Tabak angebaut.


    Das westliche Gebäude mit thüringischem Leiterfachwerk stammt von 1670.


    Das östliche Gebäude stammte von 1778 und war 1917 bis auf das Erdgeschoss abgebrannt. Nach dem 1. Weltkrieg wurde es in historistischem Fachwerk wiederaufgebaut.

  • Weiter in der Schlagdstraße, Werksgelände der ehem. Tabakfabrik Gebr. Ungewitter AG.

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    Schlagdstraße 18/20/22, Herrenhaus des Schlagdvogts von 1678 und links das Wachhaus des Hafens.

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    Blick zur evangelischen Stadtkirche

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    Das Harmessche Handelshaus von 1673, benannt nach der aus Bremen stammenden Kaufmannsfamilie, der das Haus gehörte.

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    Links das ev. Pfarrhaus, Schlagdstraße 1.

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  • Einige Anmerkungen zu Wanfried und seinen reizvollen Ortsteilen

    Villa Wanfried

    Ich meine irgendwo gelesen zu haben, daß der Orstname Wanfried tatsächlich Pate gestanden haben soll für Wagners ‚Villa Wanfried’ in Bayreuth. Weiß hier jemand Näheres über diese Verbindung ?

    Rittergut Völkershausen

    Im Ortsteil Völkershausen befindet sich ein idyllisch gelegenes Rittergut, welches zu Zeiten der napoleonischen Kontinentalsperre von der Witwe des Landgrafen von Hessen-Philippsthal-Barchfeld an einen in Hannoversch-Münden ansässigen und aus Schwarzburg-Sondershausen stammenden bürgerlichen Kaufmann veräußert wurde, der von der Wanfrieder Schlagd aus Handel bis nach Bremen betrieb. Seine Nachfahren veräußerten das Gut in den 1850er Jahren an die Freiherrn Roeder von Diersburg, die noch heute das Gut bewohnen und bewirtschaften.

    Wo der Westen im Osten und der Osten im Westen lag

    Der uralte Grenzverlauf zwischen dem Hessen-Kasselschen Amt Eschwege und dem Kurmainzer Eichsfeld ist im Bereich von Wanfried und Treffurt besonders eigenwillig. Daß führte während der schmerzlichen, vierzigjährigen Teilung von West- und Mitteldeutschland zu der bizarren Konsequenz, daß der bundesdeutsche, südlich von Völkershausen gelegene Wanfrieder Ortsteil Altenburschla ‚im Osten’, der zur ‚DDR’ gehörige Treffurter Orsteil Großenburschla hingegen ‚im Westen’ lag. Jetzt, wo der grauenhafte eiserne Vorhang endlich weg ist, kann man es ja ruhig wieder sagen: Solche eigenwilligen Grenzverläufe sind ein Zeichen für ein organisches Wachstum von Territorien. Sie sind mir bei aller ‚Verschrobenheit’ und ‚uneffektiven (aber gerade deshalb sehr sympathischen) Unmodernität’ wesentlich lieber, als solche, die ‚historisch-antiseptisch’ mit dem Lineal gezogen wurden !

    Kurze Frage

    Sehr geehrter Michael, darf ich fragen, ob Sie eventuell auch in Völkershausen waren und das Rittergut fotografiert haben ? Über Bilder desselben würde ich mich sehr freuen.

    Falls nicht könnte ich in den nächsten Tagen Bilder desselben hier einstellen, denn ich habe es im Jahre 2016 besucht.

  • Anbei noch eine sehr sehenswerte Dokumentation über die Grenzöffnung im Bereich Großburschla:

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  • @ Fuldataler:

    Waldkappel kenne ich nur vom Namen.

    @ Pagentorn:

    Laut Wikipedia stand der Ortsname laut einem Tagebucheintrag von Cosima Wagner Pate für die Benennung der Villa.

    Altenburschla ist eines der schönsten und besterhaltenen Dörfer, das ich kenne. Dadurch das Großburschla als Teil der Ganerbschaft Treffurt zu einem Drittel auch zu Hessen-Kassel gehörte, waren die Orte früher sicher sowieso eng verbandelt.

    In Völkershausen war ich nicht, über Bilder des Ortes und Gutes würde ich mich sehr freuen. Den Ort kenne ich aus Akten im Staatsarchiv Marburg, dort forsche ich über das gleichnamige Gericht in Thüringen, das bis 1816 ebenso zu Hessen-Kassel gehörte. Man muss immer aufpassen, da die Orte, in denen es auch zwei Familien von Völkersshausen gab, im Lauf der Zeit beim Einsortieren immer mal verwechselt wurden. Dass die Landgrafen von Hessen-Philippsthal-Barchfeld dort auch Besitz hatten, ist interessant.

  • Von der 1884-88 erbauten evangelischen Stadtkirche hatte ich nur ein Foto aus der Entfernung gemacht. Die ursprüngliche Innenausstattung und die Ausmalung der Kirche ist sehr gut erhalten.

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    Die Kirche ersetzte die alte St. Veits-Kirche, die 1884 abgerissen wurde.

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    Hier noch einige Fotos von Wikipedia.


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    Jürgen Katzer / CC BY-SA (Creative Commons — Attribution-ShareAlike 4.0 International — CC BY-SA 4.0)

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    20110119 120134 Wanfried ev.Kirche Eingang-Orgel m.Licht

    Jürgen Katzer / CC BY-SA (Creative Commons — Attribution-ShareAlike 3.0 Unported — CC BY-SA 3.0)

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    Innenansicht Stadtkirche Wanfried

    W.A.Kalden / CC BY-SA (Creative Commons — Attribution-ShareAlike 4.0 International — CC BY-SA 4.0)

  • Von 1667 bis 1755 existierte die teilunabhängige Landgrafschaft Hessen-Wanfried, die von einer katholischen Nebenlinie des Hauses Hessen-Kassel regiert wurde. Die kleine Herrschaft umfasste in etwa das Gebiet des heutigen Werra-Meißner-Kreises, das hessische Drittel der Ganerbschaft Treffurt und ab 1718 die Burg Rheinfels bei St. Goar. Als Residenz wurde die im 16. Jh. zum Schloss ausgebaute und nach dem dreißigjährigen Krieg wiederaufgebaute Wasserburg in Wanfried bezogen. Das Schloss der ausgestorbenen Seitenlinie Hessen-Eschwege war verpfändet, deshalb wurde Wanfried und nicht das bedeutendere Eschwege Residenzstadt und blieb es bis in die 1730er Jahre. 1878 verkaufte Staat das Schloss, das sich seitdem in Privatbesitz befindet und nicht zugänglich ist.

    Blick in den Hof zum südwestlichen Flügel


    Rückseite des nordwestlichen Flügels

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    Jürgen Katzer / CC BY-SA (Creative Commons — Attribution-ShareAlike 3.0 Unported — CC BY-SA 3.0)

    Die großen Nebengebäude und Ställe werden landwirtschaftlich genutzt.

  • Bevor es in die Marktstraße geht ein paar Bilder aus den kleineren Straßen der Stadt.

    Vor dem Schloß 2, Gasthaus zum Stern

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    Auf der Börse, links von dem Eckhaus steht das Fachwerkmusterhaus der Bürgergruppe für den Erhalt Wanfrieder Häuser, die sich für die Vermittlung und die denkmalgerechte Sanierung von leerstehenden Häusern einsetzt: 21_musterhaus_text.pdf

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    Schloßstraße Ecke Kleine Gasse

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    Windgasse 5, rechts davon stand bis 1938 die Synagoge von Wanfried.

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    Das Haus wurde 1620 von einem Juden gebaut. Die hebräische Inschrift lautet nach der Infotafel am Haus übersetzt: "Das Glück möge sich vermehren, Amen. So möge es (Gottes) Wille sein. Schim`on Sohn des Kalanymos. Wurde fertiggestellt am Montag, 26. Kislew 5381"

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    Die 1843 erbaute "Uraltschule" in der Martinsgasse zwischen Schlagdstraße und Marktstraße.

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  • Am nördlichen Zugang zur Altstadt steht das Keudellsche Schloss. Das Gebäude hat seinen Ursprung im Mittelalter, 1626 wurde es, wie ein großer Teil von Wanfried, zerstört und nach dem dreißigjährigen Krieg wiederaufgebaut. 1878 brannten die Nebengebäude nieder und anschließend wurde das Hauptgebäude saniert. Aus dieser Zeit stammen die gelben Klinker in den Gefachen und der Erker, wodurch das Haus im ersten Augenblick historistisch anmutet.


    Blick in die Marktstraße


    Das große Gebäude ist die ehem. Posthalterei von 1654.


    Hofeinfahrt


    Blick in den Hof, Laubengang von 1751

  • Weiter in der Marktstraße.

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    Marktstraße 6

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    Marktstraße 16, mit sehr detaillreich geschnitzten Eckpfosten.

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    An der Ecke Marktstraße/Steinweg steht das heutige Rathaus, Marktstraße 18, das Mitte des 17. Jh. als Handelshof von der Kaufmannsfamilie Uckermann erbaut wurde. Seit 1861 wird es als Rathaus genutzt, das ursprüngliche Rathaus stand schräg gegenüber in der Mitte der Marktstraße.

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    Aufnahme von Ludwig Bickell vor 1887

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    Ludwig Bickell-Hessische Holzbauten-Heft 01-1887-034-Wanfried Rathaus c 1640

    Innnenhof

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  • Das beeindruckendste Gebäude in Wanfried ist der Gasthof zum Schwan. Laut Dendrodatierung wurde das Fachwerk 1655/56 aufgerichtet, am Portal steht die Jahreszahl 1690. Viele Details, wie die Flachschnitzereien an den Hölzern in den Brüstungsgefachen, kann man auf den Fotos nicht richtig erkennen.

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    Ludwig Bickell hat das Gebäude 1882 fotografiert, das er ebenso wie das Rathaus in seinen Bildband Hessische Holzbauten von 1887 aufnahm.

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    Ludwig Bickell-Hessische Holzbauten-Heft 01-1887-035-Wanfried Gasthaus zum Schwan c 1600

    Gegenüber an der Ecke zur Bahnhofstraße steht ein größerer Gründerzeitler.

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    Einfahrt von 1714

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    Marktstraße Ecke Vor dem Gatter

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  • Was ein Traumhaus:love:

  • In der Straße Vor dem Gatter haben anscheinend einige Häuser die Zerstörungen des dreißigjährigen Krieges überstanden.

    Das Eckhaus stammt, denke ich, aus der 2. Hälfte des 16. Jh.


    Vor dem Gatter 1


    Das Haus links ist von 1618.


    Südliches Eckhaus zur Marktstraße.

  • An der Marktstraße Ecke Klauskirchstraße steht, von einer Mauer umgeben, die sogenannte Klauskirche, das frühere Hospital von Wanfried. Dort fand bis zum Bau einer eigenen Kirche der Gottesdienst der katholischen Gemeinde statt.


    Zum Abschluss die 1908 geweihte katholische Kirche St. Nikolaus am Ende der Marktstraße.

  • Rittergut Völkershausen

    Anbei - die schon vor Wochen versprochenen - Ansichten des Ritterguts Völkershausen, im gleichnamigen Wanfrieder Ortsteil. Bei diesen Ansichten handelt es sich um Ausschnitte aus einem Film, den ich im Jahre 2016 mit meiner Digitalkamera angefertigt habe. Die Qualität ist demzufolge wesentlich grobkörniger, als bei den anschließenden - von selbiger Kamera aufgenommenen - 'Stand-Fotos'.

    Blick die Dorfstraße hinauf nach Norden (in Richtung Wanfried). Das Rittergut liegt am Südende der Ortschaft, sehr romantisch eine sanfte Kurve der Werra überblickend. Rechts kommt einer der in Weser-Renaissance-Formen gehaltenen Giebel des Wirtschafts- und Torgebäudes des Gutes ins Bild.

    Die dann anschließenden Bilder verdanken ihr Enstehen dem Kameraschwenk nach Süden.

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    Wappen-Kartusche im gesprengten Giebel des Torgebäudes.

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    Wappen der Freiherrn von Gilsa (seinerzeitige Eigentümer des Gutes). Dieses wurde im Zuge von Sanierungsarbeiten in den 1920er Jahren eingefügt.

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    Dachreiter auf dem Torgebäude. Die verschiedenen Eindeckungen des Daches ergeben ein reizvolles Bild.

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  • Vielen Dank für die Bilder und die stilistische Einordnung (Weserrenaissance) des erhaltenen Gutsgebäudes.

    Ich stelle fest, daß die Fenster recht klein sind, was wohl bei Renaissancebauten oft der Fall war. Das gibt dem ganzen Gebäude einen etwas verschlossenen, burgartigen Charakter. was mich zu 2 (vielleicht blöden) Fragen bringt: war Glas damals vielleicht sehr teuer? oder waren das so "bewegte (gewalttätige) Zeiten", daß man sich zurückziehen wollte?