Bremen - Altstadt (Allgemeines)

  • Das 'Prince of Wales'

    Auf der obigen historischen Ansichtskarte blickt man von der Einmündung der Buchtstraße in den Domshof, in östliche Richtung in die Buchtstraße hinein. Eine sehr selten gezeigte Perspektive ! Unmittelbar östlich an das Geschäftshaus der alteingesessenen Porzellan-Handlung Rabe angrenzend, befand sich um die Jahrhundertwende eine Gastwirtschaft, die kurz nach 1900 in die Hände von August Born überging, der sie nach dem ‚Prince of Wales’ benannte. Wenn der Name schon vor 1901 – dem Todesjahr der alten Queen Victoria – bestanden haben sollte, dann wäre die Gastwirtschaft pikanterweise nach dem späteren König Eduard VII. benannt worden, der mit seiner – gegen seinen Neffen gerichteten – Politik leider viel dazu beigetragen hat, daß alle Gebäude, welche man auf der Ansichtskarte sehen kann, die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts nicht überlebten. Der aktuelle Prince of Wales betreibt hingegen Lobby-Arbeit für traditionelle Architektur und hilft dadurch viele Wunden, die das 20. Jahrhundert den europäischen Städten geschlagen hat, zu heilen. Charles ist insofern einer von uns: Ein wirklich vorbildlicher Träger seines Titels !

    Abbildung 01

    Lage des ‚Prince of Wales’ auf der Stadtkarte von 1938.

    Abbildung 02

    Vergrößter Ausschnitt aus der Stadtkarte.

    Abbildung 03

    Luftbild des Areals um den Domshof aus der Vorkriegszeit. Das Dach des Prince of Wales ist mit einem roten Pfeil gekennzeichnet.

    Abbildung 04

    Ansicht der Einmündung der Buchtstraße in den Domshof zur Freimarktszeit. Hinter dem weißen klassizistischen Haus mit rotem Dach in der Bildmitte, an der Ecke Domshof / Buchstraße ( der Porzellanhandllung Rabe) befand sich das ‚Prince of Wales’.

    Abbildung 05

    Vergrößte Ansicht des ‚Prince of Wales’ von der Postkarte.

    Abbildung 06

    Aktuelles Luftbild des heute einen Teil der Violenstraße bildenden, ehemaligen westlichen Teils der Buchtstraße. Infolge der Straßenverbreiterung befindet sich die Grundfläche des 'Prince of Wales' heute im Fußweg- und Fahrbahnbereich (rote Markierung).

  • Immer wieder erstaunlich, was man aus den alten Lichtdruck-AKs herausholen kann - vgl Abb 5 mit dem Original in #2- und das trotz der Scan- und Darstellverluste.

    @ pagentorn: Wieviel muss man für so eine AK hinlegen? Mussd natürlich nicht beantworten, interessiert mich aber reich technisch. Deutsche Großstädte sind für unsere AK-Händler terra incognita, davon lässt jeder die Finger.

  • Ich bin zwar nicht Pagentorn, aber z.B. bei akpool.de findet man tausende alte Ansichtskarten zu allen möglichen deutschen Städten, die Preise liegen dabei meistens zwischen 5 und 10 €, nur einzelne besonders rare kosten mehr. Oft gibt's auch Bündel von 10 Postkarten für insgesamt 10 €, es ist also relativ erschwinglich.

    Hier z.B. einige Postkarten zu Bremen:

    bremen - 280.. - 287.. Bremen | akpool.de

    "In der Vergangenheit sind wir den andern Völkern weit voraus."

    Karl Kraus

  • Sehr geehrter Ursus Carpaticus und sehr geehrter Leonhardt,

    akpool ist schon eine gängige Adresse für topographische Ansichten. Die obige Karte stammt aus einer ähnlichen Quelle. In den sechzehn Jahren, in denen ich systematisch Bremische Ansichtskarten sammele, ist die Ansicht des Prince of Wales bis letzte Woche kein einziges mal aufgetaucht. Da 'schlägt' man natürlich gleich zu. Der Preis war entsprechend...

    (P.S: Es ist sicherlich ein leidiges Phänomen, welches sich in vielen größeren Städten wiederholt: Die Herausgeber von Bildbänden mit historischen Ansichten drucken in der Regel - natürlich mit einer gewissen Variationsbreite - stets die gleichen schon hundert mal 'abgenudelten' Fotos wieder und wieder ab. Vielleicht liegt es am Aspekt des Wiedererkennungswerts, der aufgrund der starken Veränderungen durch Krieg und Wiederaufbau bei vielen der ungewöhnlicheren Ansichten eben nicht gegeben ist, der die Herausgeber veranlaßt von der Editierung von Sammlungen derartiger Bilder Abstand zu nehmen, da die breite Masse der potentiellen Käufer sich möglicherweise von einem Kauf von auf den ersten Blick nicht einzuordnendne Ansichten abhalten läßt und ein solcher Bildband dann ein Ladenhüter werden könnte ? [Ich, für meinen Teil, würde demgegenüber solche Bände ganz besonders goutieren !]. Egal, wie auch immer sich diese Zurückhaltung der Verlage motivieren mag: Zumindets für Bremen besteht mit diesen seit ihrem ursprünglichen Druck nie wieder veröffentlichten Foto-AK's ein ungeheurer und bisher ungehobener Schatz an topographischen Informationen, der ein - zwar nicht lückenloses - aber doch sehr umfangreiches Mosaik des Aussehns der Stadt zwischen 1895 1914 und 1939 ermöglicht.)

  • Danke für die Belehrung, Leonhard, das war ungemein aufschlussreich, weil ich ja selber ungefähr nur 10.000 AKs mein Eigen nennen darf.

    @ natürlich wurde das Bremer Rathaus entsprechend oft photographiert, und auch der Schütting und das Essighaus. Das Problem bei nahezu allen Städten, besonders aber bei den großen und touristisch bedeutenden, ist die Redundanz der Motive. Den Prinz Of Wales kann man wohl ohneweiters mit 35 Euronen veranschlagen. Dh wenn es genug spinnerte Sammler gibt, auch mit 50 oder gar 80.

  • Das war keine Belehrung, ich wollte nur behilflich sein... ich hatte dich so verstanden, dass du nicht wüsstest, wieviel alte Postkarten von deutschen Städten kosten würden, da diese von österreichischen Händlern normalerweise nicht angeboten würden. Aber da hab ich dich wohl falsch verstanden. Trotzdem brauchst nicht gleich so zwider reagieren.

    "In der Vergangenheit sind wir den andern Völkern weit voraus."

    Karl Kraus

  • Wegfall des Reise-Eskapismus als Augenöffner und potentieller Motor für positive Veränderungen

    Nachdem uns jahrzehntelang grenzenlose Mobilität von Menschen und Gütern als oberste Maxime und die transnationale – oder gar transkontinentale – Fernreise als die einzig erstrebenswerte Art des Urlaubs angepriesen wurde, wird nun über Nacht das Hohe Lied von Häuslichkeit, Seßhaftigkeit und Erholung in der eigenen Region – möglichst auf ‚Balkonien’ - gesungen…

    Nicht, daß man etwas dagegen haben könnte, wenn der autochthone Jugend zunächst einmal die Schönheiten der eigenen Heimat näher gebracht werden, bevor sie auf die Balearen oder die Malediven düst.

    Ganz im Gegenteil: Die beschriebene Trendwende hat nämlich den – für uns angenehmen - Nebeneffekt, viele Bürger deutscher Großstädte mit einem Problem zu konfrontieren, welchem sie durch ihren bisherigen ‚Reise-Eskapismus’ (und dem ‚Tanken von stadtbildnerischer Schönheit andernorts) entgehen konnten: Nämlich mit der Hässlichkeit ihrer Innenstädte und der geringen Anzahl historischer Sehenswürdigkeiten.

    Das anliegende Faltblatt des Bremer Fremdenverkehrsvereins aus dem Jahre 1938 möge dies illustrieren. Wenn man sich vergegenwärtigt, welch hoher Prozentsatz an damals noch existenten, für einen Bremenbesucher als absolut sehenswert erachteten Gebäude durch Bombenkrieg und verfehlte Stadtplanung verloren gegangen sind, dann kann die jetzt politisch gewollte Rückbesinnung auf die eigene Region zu einem Wunsch nach Aufstockung des Bestandes führen, der uns Reko-Freunden neue Mitstreiter zuführen könnte…

    Wie heißt es so schön: Man mache immer das Beste, selbst aus der misslichsten Situation und den katastrophalsten (wirtschaftlichen, gesellschaftlichen) Umständen…

    Abbildung 01

    Bremen Karte aus dem Faltblatt des Fremdenverkehrsvereins von 1938 mit eingezeichneten, für den Touristen essentiellen Sehenswürdigkeiten.

    01.jpg

    Abbildung 02

    Legende zur Karte (ebenfalls aus dem Faltblatt von 1938)

    02.jpg

    Abbildung 03

    Rote Markierung der heute nicht mehr bestehenden Sehenswürdigkeiten.

    03.jpg

  • Die "Grünen" möchten das Bismarck-Denkmal wegschaffen lassen. Oder zumindest eine distanzierende Tafel anbringen lassen.

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