Nürnberg - Fachwerkbauten

  • Zitat von Gast

    Riegel, wie immer vielen Dank dafür, dass du uns an deinen detektivischen fachkundigen Analysen teilhaben lässt.

    Gerade der Hans-Sachs-Platz gehört zu den schmerzlichen Verlusten dieser Stadt. Die heutige Bebauung kann meines Erachtens in keinster Weise das von dir gezeigte verlorene Ensemble ersetzten. Das historische Hans-Sachs-Denkmal erscheint mir heutzutage fast deplatziert weil zu kunstvoll inmitten der bescheidenden Nachkriegsbauten zu sein, die es umgeben.

    Du hast einen sehr guten Bildausschnitt gewählt! Bei meinem mehrtägigen und flächendeckenden Nürnbergbesuch vor vier Jahren habe ich keinen einzigen Schritt auf den Hans-Sachs-Platz gemacht... Aber als Gegenüberstellung wiederhole ich deinen Link und ein von mir bereits zweimal hier eingestelltes Bild; die Gegenüberstellung ist einfach zum schaudern...

    Hans-Sachs-Platz, Nordwestecke heute:

    heutige Bebauung

    Hans-Sachs-Platz, Nordwestecke früher:

    spitalplatz_farbig_x.jpg

  • Zitat von Brandmauer

    Das Hans-Sachs-Haus müßte man gedanklich ein wenig translozieren und auch an diesem Platz wieder aufbauen.


    Das ist aber ein diskussionswürdiger Gedanke von grundsätzlichem Charakter, die Rekonstruktion eines Hauses an einem andern Ort zu realisieren, auch wenn es nur ein paar Meter Entfernung wären. Aber weshalb sollte man es denn rekonstruieren? Nur weil Hans Sachs darin gelebt und gearbeitet haben soll?

    Zum Hans-Sachs-Haus gibt es bereits einen Beitrag, aber ich möchte dem Haus trotzdem nochmals nachgehen. Vielleicht änderst Du dann deine Meinung... :wink:


    Weiteres zum "Hans-Sachs-Haus" (Hans-Sachs-Gasse 17)


    Als Ergänzung zum Spitalplatz folgen weitere Erkenntnisse zum Hans-Sachs-Haus, das bereits in einem früheren Beitrag behandelt worden ist. Zu seiner Lokalisierung beziehe ich mich auf meinen letzten Beitrag:

    In Ermangelung eines Hausnummernplans vor 1945 versuchte ich das "Hans-Sachs-Haus" (Hans-Sachs-Gasse 17) zu lokalisieren. Die Gasse verlief ja entlang der Rückseite der Nordzeile am Hans-Sachs-Platz. Gemäss dem Stadtplan von 1811 von Anton Falger kamen daher nur die kleinen Häuser nördlich des [östlichen] Kopfbaus in Frage. Hier mündete auch die schräg verlaufende Ebnersgasse in den Hans-Sachs-Platz (die Gasse hiess 1811 noch "Tucher-Gasse" und wurde beim Wiederaufbau nach 1945 überbaut).
    [...]
    hanssachsgasse_ebnersgasse.jpg
    [Zeichnung von G. Chr. Wilder: Ecke Hans-Sachs-Gasse/Ebnersgasse um 1835]
    [...]
    Die Abbildung zeigt die Situation unmittelbar nach dem Abbruch des Eckhauses Hans-Sachs-Gasse/Ebnersgasse 10 mit Blickrichtung nach Westen. Im Situationsplan von 1811 ist es das Eckhaus rechts oberhalb des Kopfbaus "3", mit abgewinkelter Fassade zur Hans-Sachs-Gasse. Auf der Zeichnung von Wilder verlaufen die Ebnersgasse entlang dem Vordergrund, und die Hans-Sachs-Gasse auf der linken Seite nach hinten (das einsturzgefährdete Haus müsste also das "Hans-Sachs-Haus" sein; darüber mehr im folgenden Beitrag).

    Demnach ist das grosse, links abgebildete Haus der Kopfbau der Nordzeile am Hans-Sachs-Platz, mit freiliegendem Fachwerk an der Rückseite! Die östliche Giebelwand ist tatsächlich auch als massiv gebaute Wand dargestellt, mit einer kannellierten Säule unter jonischem Kapitell als Illusionsmalerei, unterstützt von einem massiven Strebepfeiler am Erdgeschoss.


    Zur Veranschaulichung nochmals der Planausschnitt von 1811:

    karte1811_hauptmarkt_spitalplatz_eintr.jpg
    Ausschnitt aus dem Stadtplan von 1811 von Anton Falger, rot markiert sind die in den letzten Beiträgen behandelten Fachwerkbauten am Hans-Sachs-Platz (Spitalplatz).

    Um den Standort des "Hans-Sachs-Hauses" zu ermitteln, folgt eine Ansichtskarte der Hans-Sachs-Gasse, die hinter den mit 1 und 3 bezeichneten Häusern verlief; Blickrichtung von rechts nach links:

    ak-hans-sachs-gasse2.jpg
    Hans-Sachs-Gasse Richtung Westen um 1900.
    (Ansichtskarte, ohne Angaben)

    Die Ansicht zeigt das Hans-Sachs-Haus noch vor der Renovation. Es ist das zweite Haus von rechts, mit der dunkeln Schaufensterfront und den Blumen in den Fenstern des 2. Obergeschosses. Das am linken Bildrand angeschnittene Haus ist der östliche Kopfbau der Nordzeile am Hans-Sachs-Platz (Nr.25). Wie auf der Ansicht Wilders ist auch hier der Strebepfeiler am Erdgeschoss sichtbar. Das Hans-Sachs-Haus müsste also etwa gegenüber der Mitte der Rückfassade des Kopfbaus "3" gestanden haben.

    Zur genaueren Lokalisierung folgt die Umzeichnung eines Ausschnitts aus dem Stadtplanausschnitt von 1811:

    karte1811_umzeichnung.jpg
    Umzeichnung aus dem Stadtplanausschnitt von 1811: rot =Hans-Sachs-Haus,
    blau=1835 abgebrochenes Eckhaus, rotes Quadrat=Strebepfeiler
    (edit 16.7.2013: Hausnummern ergänzt)

    Das Hans-Sachs-Haus müsste demnach das kleine, rot eingefärbte Haus mit Hofraum sein. Dies würde auch mit der Ansicht Wilders übereinstimmen, der ein Haus mit sehr geringer Tiefe zeichnete.

    Nun hat Forumsmitglied "baukunst-nbg" eine weitere Passage geschrieben:

    [...] G. Chr. Wilder (1794-1855) war i. ü. tatsächlich ein ganz bemerkenswerter Grafiker. Er hatte auch ein starkes chronistisches Interesse und zeichnete auch Ereignisse, wie den Abriß baufälliger Häuser. [...] Übrigens stellt der Ausschnitt aus dem Bild Ecke Hans-Sachs-Gasse/Ebnersgasse den Abriß des alten, echten Hauses von Hans Sachs (1494-1576) im Jahr 1835 dar, welches schon Jahre zuvor baufällig war und einzustürzen drohte. [...]

    aus Beitrag vom 19.8.2008

    Das würde also heissen, dass Hans Sachs gar nicht in der Hans-Sachs-Gasse 17 wohnte, sondern im 1835 abgebrochenen östlichen Nachbarhaus! Im ersten Beitrag zum Haus schrieb ich, dass das Haus bei der Renovation und der Einrichtung einer musealen Schusterwerkstätte um 1900 regelrecht historisiert worden sei. Dies würde zusammenpassen, dass in unmittelbarer Nachbarschaft zum echten, abgebrochenen Hans-Sachs-Haus die Werkstatt Hans Sachs' hinein fantasiert worden war (im nicht genug historischen Nachfolgebau von 1835 wäre wohl eine solche Werkstatt unglaubwürdig gewesen, weshalb ein echtes historisches Haus dafür herhalten musste).


    ak-sachshausvorderseite.jpg
    Das Hans-Sachs-Haus unmittelbar nach der Restaurierung um 1900.
    Rechts der Nachfolgebau anstelle des 1835 abgebrochenen Eckhauses Ebnersgasse 10.
    (Ansichtskarte S. Soldan'sche Verlagsbuchhandlung, Nürnberg)

  • Nun weiche ich mit der Erforschung der Geschichte des Hans-Sachs-Hauses ein bisschen vom Fachwerkbau ab, aber einige weitere Ansichten des „vermeintlichen“ Hans-Sachs-Hauses sind nicht uninteressant, hier diskutiert zu werden. Mittlerweile stiess ich auch auf einen Stadtplanausschnitt von 1945, auf dem auch die Hausnummern vermerkt sind.


    stadtplan_vor1945_auss.jpg . karte1811_umzeichnung.jpg
    Links: Stadtplanausschnitt vor 1945; rechts: Umzeichnung aus dem Stadtplanausschnitt von 1811. In beiden Ausschnitten sind Ebnersgasse 10 blau und das Hans-Sachs-Haus rot eingefärbt.


    Eckhaus Ebnersgasse 10; links daneben das „Hans Sachs-Haus“ (Hans Sachs-Gasse 17)
    (falsche Bildüberschrift, wie sich am Schluss der Bilddiskussion ergeben hat; richtig ist Ecke Ebnersgasse/Heugässchen!)
    Aquarell von Philipp Walther, 1853, im Stadtmuseum
    (Reproduziert in „Das Bürgerhaus in Nürnberg“, Tafel 46)


    ebnersgasse_heugaesschen_pwalther1853.jpg

    Das Aquarell müsste gemäss der Bildunterschrift in „Das Bürgerhaus in Nürnberg“ noch das spätgotische, 1835 abgebrochene Eckhaus Ebnersgasse 10 zeigen; das Aquarell ist aber mit 1853 datiert. Es kam im 19. Jahrhundert aber oft vor, dass eine verschwundene Häuserpartie historisierend nachgezeichnet wurde, sei es aufgrund älterer Abbildungen oder aus der Erinnerung.

    Gemäss der Umzeichnung des Stadtplans von 1811 hatte die abgebrochene Ebnersgasse 10 (blau) einen Knick in der Fassadenmitte. Das könnte darauf hinweisen, dass hier einst zwei Häuser zusammengefasst worden waren, was mit dem Aquarell vereinbar wäre. Dann wäre aber das Hans-Sachs-Haus (Nr. 17) das links angeschnittene Haus mit einem Mansarddach, dessen Form nicht den Begebenheiten entsprochen hätte.

    Auch die rechts nach hinten verlaufende Zeile entlang der Ebnersgasse entspricht absolut nicht den Stadtplänen. Hinter dem Eckhaus Ebnersgasse 10 müsste ein Durchgang (in den Stadtplänen mit Diagonalen gekennzeichnet) einmünden, der in den langgezogenen Hof parallel zur Hans-Sachs-Gasse führte (der Hof hatte in den Stadtplänen von 1811 und 1945 einen Namen, den ich allerdings nicht lesen kann). P. Walther zeichnete diesen Durchgang nicht.

    Nun zeichnete P. Walther auch noch einen Brunnen vor dem Haus. Bei diesem müsste es sich um den Dudelsackpfeifferbrunnen handeln, der allerdings gemäss den Stadtplänen östlich des Hauses in der Ebnersgasse gestanden hatte (nach 1945 wurde er an den Unschlitt-Platz versetzt).

    Auf der Abbruchansicht von G. Chr. Wilder am Anfang des vorangehenden Beitrags ist rechts ein massives Haus dargestellt, und bei P. Walther ein Fachwerkhaus – also auch hier keine Übereinstimmung, wobei ich der Zeichnung Wilders eine grosse Genauigkeit beimesse.

    Wenn ich das Zitat von baukunst-nbg im vorangehenden Beitrag richtig deute, müsste einer der beiden Hausteile von Ebnersgasse 10 das eigentliche Hans-Sachs-Haus gewesen sein. Nun hege ich aber grosse Zweifel, dass dieses Aquarell überhaupt die Ecke Hans-Sachs-Gasse/Ebnersgasse zeigt. Die Lösung ergibt sich mit der nächsten Ansicht:


    Ansichtskarte mit Blickrichtung vom Spitalplatz (Hans-Sachs-Platz) ins Heugässchen


    ak-hanssachsplatz_heugaesschen1904.jpg
    Ansichtskarte um 1900/1910. Verlag unbekannt.

    Links angeschnitten ist der östliche Kopfbau der Nordzeile am Hans-Sachs-Platz (Nr. 25); dahinter folgt mit rechteckigem Dachaufbau der 1835 errichtete Nachfolgebau von Ebnersgasse 10. Hinter letzterem folgt das nächste Eckhaus (rosa) Ebnersgasse 5 in der Gabelung Ebnersgasse/Heugässchen, und schliesslich noch weiter hinten ein Haus mit Pultdach hinter einer hohen Brandmauer. Dieses müsste dann das Eckhaus Heugässchen 5/Tuchergasse 12 gewesen sein.

    Nun fällt auf, dass die Abfolge Ebnersgasse 5 – Heugässchen 3 - Heugässchen 5/Tuchergasse 12 mit der im Aquarell P. Walthers gezeichneten Häuserzeile übereinstimmt! Auch der Dudelsackpfeifer-Brunnen wäre dann an der richtigen Stelle gezeichnet.

    Das Aquarell von P. Walther von 1853 zeigt nicht die Eckpartie Hans-Sachs-Gasse/Ebnersgasse, sondern die Eckpartie Ebnersgasse/Heugässchen! Damit zeigt es auch nicht das ursprüngliche Hans-Sachs-Haus. Die ganze Häuserpartie bestand mit verputztem Fachwerk bis 1945.


    Die von P. Walther 1853 gezeichneten Häuser haben bis 1945 so ausgesehen:

    ak-ebnersgasse.jpg
    Tucherstr. 8, Ebnersgasse 1, 3 und 5 um 1930/1940 (von links nach rechts). Postkartenverlag Paul Janke, Nürnberg.


    Eine weitere Fantasieansicht des Hans-Sachs-Hauses war um 1900 als Ansichtskarte sehr verbreitet:


    ak-sachshaus-bild.jpg
    Ansichtskarte nach 1900. Verlag unbekannt.

    Das Bild entstand offenbar nach einem Holzstich von Trost um 1880, der anlässlich des 400. Geburtstages von Hans Sachs (geboren 1494!) entstanden war. Darauf sind unter anderem das Hans-Sachs-Haus mit noch sichtbarem Fachwerk und das linke Nachbarhaus mit der verputzten, klassizistischen Fassade abgebildet. Der Stich müsste allerdings eine noch ältere Vorlage haben, denn das Fachwerk des Hans-Sachs-Hauses wurde erst um ca. 1900 rekonstruiert, oder der Zeichner erstellte eine Fantasieansicht, wie das Haus in der Spätgotik ausgesehen haben könnte.

    Der Erker ist überproportional gezeichnet, wie auch jene an beiden Nachbarhäusern (ein Erker in dieser Art ist bisher nur vom 1855 abgebrochenen Haus „zum gläsernen Himmel“ bekannt). Die beiden Nachbarhäuser dürften auch ziemlich frei der Fantasie entsprungen sein (das rechte Haus wäre dann das 1835 abgebrochene Eckhaus Ebnersgasse 10).

  • Die Rückseite des Hans-Sachs-Hauses:


    ak-sachshausrueckseite.jpg . ak-sachshausrueckseite3.jpg
    Links: Hoffassade mit Blick zum Durchgang zur Ebnersgasse. 1908 gelaufene Ansichtskarte, Hermann Martin, Kunstverlag, Nürnberg.
    Rechts: Hintergebäude von Hans-Sachs-Gasse 15 mit Zugang zum Hof von Nr. 17 um 1930/1940. Ungelaufene Ansichtskarte, Andro-Verlag, Nürnberg.


    Der Flügel unter einem Pultdach ist das Hintergebäude von Hans-Sachs-Gasse 15. Sein K-Streben-Fachwerk dürfte aus dem 16./17. Jahrhundert stammen. Im Grundriss erkennt man, dass der Flügel bis an den langgestreckten Hinterhof reicht. Diesen Flügel erkennt man auch auf der Abbruchansicht von G. Chr. Wilder hinter den Abstützungen.

    Vor dem Bau dieses Hintergebäudes bestand die Erdgeschosswand bereits als Hofmauer mit rundbogigem Durchgang, über dessen Scheitel später dann just die Gebäudeecke zu liegen kam, was die teilweise Vermauerung des Bogens zu einer Tür und einem Fenster bedingte. Die Tür führte aber zum Hans-Sachs-Haus, und nicht in die Nr. 15, und es ist aus den Aufnahmen nicht ersichtlich, ob der Hof im 20. Jahrhundert eingeschossig überbaut war oder nicht. Auch auf der Vorderseite lag der Hauseingang zum Hans-Sachs-Haus auf dem Boden der Nr. 15. Die Rückfassade des Hans-Sachs-Hauses ist auf beiden Aufnahmen nicht sichtbar, da sie zurückversetzt liegt.

    Die Fortsetzung des Hinterhofes führt dann durch einen leicht abgewinkelten Durchgang unter Ebnersgasse 8 zur Ebnersgasse (im Grundriss mit Diagonalen gekennzeichnet).


    karte1811_umzeichnung.jpg
    Umzeichnung aus dem Stadtplanausschnitt von 1811.


    hanssachsgasse_ebnersgasse.jpg
    Zeichnung von G. Chr. Wilder: Ecke Hans-Sachs-Gasse/Ebnersgasse 1835.

    Das Hans-Sachs-Haus wird hier auf zwei Seiten abgestützt. Zwischen ihm und der Brandmauer rechts erkennt man das Pultdach des Hintergebäudes von Nr. 15, und dahinter die höhere Fachwerkgiebelwand von Nr. 13. Rechts angeschnitten ist der Durchgang unter Ebnersgasse 8 in den Hofraum knapp erkennbar.


    ak-sachshausrueckseite2.jpg
    Blick aus dem Durchgang von Ebnersgasse 8 in den Hof an die Rückseiten von Hans-Sachs-Gasse 15 und 13 um 1910/1920. Ungelaufene Ansichtskarte, Verlag J. Velten, Karlsruhe.

  • Schon seit über 200 Jahren ist man unsicher, in welchem Haus Hans Sachs tatsächlich gelebt hatte. Deshalb gehe ich zum Schluss nochmals der Frage nach, ob Hans Sachs nun in Hans-Sachs-Gasse 17 gewohnt hatte, oder ob sein Wohnhaus ein anderes gewesen war.

    Hans-Sachs-Stube (Nürnberg)

    Zitat

    ... Zu dieser Zeit waren sich die Gelehrten nicht sicher ob der Schuhmacher und Poet Hans Sachs wirklich in diesem Gebäude gelebt hatte. 1801 heißt es in den Annalen ganz vorsichtig: "Der Goldene Bär im Mehlgäßlein, vorher Mausefalle, wo Hans Sachs gewohnt haben soll." ...


    Der Artikel bezieht sich auf Hans-Sachs-Gasse 17. Nebst der Gaststätte war darin auch eine museale Schusterwerkstätte eingerichtet, die auf alten Ansichtskarten mit „Original Schuster-Werkstätte“ bezeichnet wurde. Vielmehr wird es sich aber um eine um ca. 1900 mit historischen Exponaten eingerichtete Werkstätte gehandelt haben, und sicher nicht um die originale Werkstatt Hans Sachs’.


    hanssachsgasse_ebnersgasse.jpg
    Zeichnung von G. Chr. Wilder: Abbruch Ebnersgasse 10 um 1835, Ecke Hans-Sachs-Gasse/Ebnersgasse.

    [...] G. Chr. Wilder (1794-1855) war i. ü. tatsächlich ein ganz bemerkenswerter Grafiker. Er hatte auch ein starkes chronistisches Interesse und zeichnete auch Ereignisse, wie den Abriß baufälliger Häuser. [...] Übrigens stellt der Ausschnitt aus dem Bild Ecke Hans-Sachs-Gasse/Ebnersgasse den Abriß des alten, echten Hauses von Hans Sachs (1494-1576) im Jahr 1835 dar, welches schon Jahre zuvor baufällig war und einzustürzen drohte. [...]

    Erstens muss festgehalten werden, dass im Bild soeben das Eckhaus Ebnersgasse 10 abgebrochen worden war. Damit war das Hans-Sachs-Haus (Nr. 17) sichtbar geworden. Was meint nun baukunst-nbg, wenn er schreibt “... den Abriß des alten, echten Hauses von Hans Sachs...“? Dass Hans Sachs im eben abgebrochenen Eckhaus Ebnersgasse 10 gewohnt hat? Oder dass das abgestützte Haus Nr. 17 in der Folge auch noch abgerissen worden war, und er dieses als das „alte, echte Haus von Hans Sachs“ meinte?

    Ich glaube zwar kaum an die letzte Variante; vielmehr scheint das Haus damals (1835) stark umgebaut worden zu sein und damit die bis ca. 1900 vorhandene klassizistische Fassade mit regelmässiger Fensterteilung erhalten zu haben.


    ebnersgasse_heugaesschen_pwalther1853.jpg
    Aquarell von Philipp Walther, 1853, im Stadtmuseum.
    (Reproduziert in „Das Bürgerhaus in Nürnberg“, Tafel 46)

    Die Beschriftung in „Das Bürgerhaus in Nürnberg“ mit „Eckhaus Ebnersgasse 10, links daneben das Hans-Sachs-Haus (Hans-Sachs-Gasse 17)“ ist sicher falsch, da das Aquarell eindeutig die Eckpartie Ebnersgasse/Heugässchen zeigt. Ob demnach das links gezeichnete Haus Ebnersgasse 3 auch das Hans-Sachs-Haus gewesen sein könnte, sei hier dahingestellt. Ab diesem Punkt wären die Historiker gefordert.


    Vielleicht fällt auf, dass ich bei der Beschäftigung mit dem Hans-Sachs-Haus viele Bild- und Stadtplanvergleiche verwendet habe und oftmals immer wieder dieselben Bilder. Dies wiederspiegelt eben die Arbeitsweise der Bauforschung, wenn nur Bildquellen ausgewertet werden können. Schriftquellenforschung würde aber bestimmt noch mehr über das Hans-Sachs-Haus preisgeben.

  • Jakobstr. 34


    Für Bauforscher zeigt sich momentan ein Kleinod: nach Abbruch einer Mauer in der Jakobstr. 34-36 ist sehr bemerkenswertes und vollständiges mittelalterliches Fachwerk zu Tage getreten, an dem die Entstehungsgeschichte des Hauses schön ablesbar ist. In Google Street View ist noch die alte Mauer zu sehen. Auf meiner Facebook-Seite habe ich mit freundlicher Genehmigung der Behörde bzw. des Urhebers ein Foto veröffentlicht:

    photo.php?fbid=10202569917918669&set=a.10202268008731128.1073741826.1518043368&type=1&theater

    Die Baulücke westlich vom Haus war mir auch schon aufgefallen. Vom einst hier stehenden Gründerzeithaus hatte sich ein Fassadenrest erhalten, weshalb ich 2009 Aufnahmen davon machte. Niemals hätte ich gedacht, dass dahinter so eine Wand verborgen sein könnte! Aber Haustrennwände sind für den Bauforscher immer die interessantesten Stellen, was sich hier wieder einmal bewahrheitet hat.

    jakobstr34_3145x30_15.09.09.jpg
    Jakobstr. 34 von Süden mit westlich anschliessendem Brandmauerrest
    der ehemaligen Nr. 36, 2009.

    jakobstr34_3146x30_15.09.09.jpg

    Offenbar ist nun diese Brandmauer niedergelegt worden, und zum Vorschein kam die Seitenwand der Nr. 34:

    nuernberg_jakobstrasse-34_2013.jpg

    Jakobstr. 34 von Westen nach Niederlegung der Brandmauer der ehemaligen Nr. 36, 2013. (Foto aus Facebook-Beitrag)

    Offensichtlich handelt es sich um eine ehemalige Aussenwand, was die drei zugemauerten Fenster in der Mittelaxe verraten. Auch die Gefachputzreste sprechen dafür, auch wenn es sich um Innenfassungen des später angebauten Nachbarhauses (Vorgängerbau des Gründerzeithauses?) handeln könnte. Nicht selten wurde bei einem Neubau die Seitenwand eines Nachbarhauses gleich mit verwendet, um sich den Bau einer eigenen Wand zu sparen… Die Fachwerkkonstruktion gehört eindeutig zum Haus Nr. 34, da die Bundebene aussen liegt. Es könnte ja sein, dass die Wand zum ehemaligen Haus Nr. 36 gehörte, das dann für den Gründerzeitbau abgebrochen wurde. Dann müsste die Bundebene aber auf der andern Seite liegen.

    Man erkennt sofort, dass das Haus vorne und hinten aufgestockt worden ist. Der Kernbau war eine zweigeschossige Fachwerkkonstruktion und darauf ein zweigeschossiger, stehender Dachstuhl mit etwa 45° geneigten Dachflächen. Der Kernbau ist ausschliesslich mit angeblatteten Fuss- und Kopfbändern sowie mit Steigbändern verstrebt. Es ist also offensichtlich eine typische Konstruktion des 15. Jahrhunderts.

    Der folgende Plan ist aus der Entzerrung und Umzeichnung der Fotografie im Facebook-Beitrag entstanden:

    jakobstr34-bauphasen.jpg
    Jakobstr. 34, ehemals frei stehende Westwand. Aufnahmeplan mit farbig eingetragenen Bauetappen. Braun = Kernbau (Erdgeschoss frei ergänzt), rot = südliche Aufstockung, blau = nördliche Aufstockung, südliche Dacherhöhung und Reparatur im 1. OG.


    Erdgeschoss:

    Zwei Bundpfosten unterteilen das Erdgeschoss in drei Wandfelder, wobei nur der Rechte einen Unterzug trägt. Von daher war das Erdgeschoss wohl in zwei hintereinander liegende Räume aufgeteilt. Alle Pfosten werden durch sehr lange angeblattete Kopfbänder verstrebt, sodass kaum Platz für Fussbänder übrig blieb. Der linke Eckpfosten besitzt noch ein zusätzliches kleines Kopfband. Vermutlich standen die Pfosten auf einem Steinsockel, und noch nicht auf einer Schwelle. Da mir zu wenig Material zur Verfügung steht, habe ich mich noch nie mit der Frage der schwellenlosen Erdgeschosse beschäftigen können.

    Vergleichsbeispiele: Untere Krämersgasse 18 (1454/1477), Augustinerstrasse 7, Kühnertsgasse 18 (1434), Neutormauer 42 (Abbruch nach Teilzerstörung)


    1. Obergeschoss:

    Auch hier unterteilen zwei Bundpfosten die Wand in drei Felder, wobei nur der rechte Bundpfosten einen Unterzug trägt. Demnach bestanden auch hier nur zwei hintereinander liegende Räume. Die Pfosten werden durch lange Fussbänder und kurze Kopfbänder verstrebt. Hinter dem rechten, nicht mehr original erhaltenen Wandfeld dürfte die Stube gelegen haben. Die Blattsasse im rechten Bundpfosten sowie im Rähm deuten auf kurze, breite Bänder hin, wie sie typisch bei Bohlenstuben sind. Die strassenseitige Fassade scheint durch Mauerwerk ersetzt worden zu sein, wodurch die Bohlen der Westwand nicht mehr eingebunden waren und ebenfalls ersetzt werden mussten.

    Vergleichsbeispiele: „Dürerhaus“ Albrecht-Dürer-Str. 39 (1418/19), Zirkelschmiedsgasse 30 (1422), "Grolandhaus" (1489?), Albrecht-Dürer-Str. 6 (1437), Augustinerstr. 7, Untere Krämersgasse 18 (1454/1477) und viele mehr


    2. Obergeschoss (ursprünglich 1. Dachgeschoss)

    Die beiden Stuhlpfosten des stehenden Dachstuhls werden durch Steigbänder und kurze Fussbänder verstrebt.

    Vergleichsbeispiele: die gleichen wie beim 1. Obergeschoss

    Die südliche Aufstockung zeigt ein sehr spärliches Fachwerk, das an der oberen Ecke eine eingezapfte Strebe aufweist. Solche Streben sieht man oft an den Seitenwänden der Dachaufzugserker mit vorspringendem Walmdächlein. Diese sind typisch für das 16. und 17. Jahrhundert, und liefern den einzigen Hinweis auf eine Datierung der Aufstockung. Zur Zeit der Aufstockung stand das Haus wohl immer noch gegen Westen frei, da auch die Aufstockung Reste von Gefachputz zeigt.

    Die nördliche Aufstockung dürfte jünger als die Südliche sein, da sie nur teilweise einen Aussenputz trägt. Demnach dürfte das Grundstück der Nr. 36 damals bereits mit dem Vorgängerbau des Gründerzeithauses bebaut gewesen sein. Auf seine Höhe lässt der jüngere Putzrest schliessen, der an seiner Unterkannte das Dach dieses Baus abzeichnet. Gleichzeitig mit dieser Aufstockung wurde abermals die südliche Dachfläche erhöht. Diese Massnahme scheint im 19. Jahrhundert stattgefunden zu haben, wozu der strassenseitige Dacherker passt.

    Mit der nördlichen Aufstockung könnte auch die Strassenfassade durch Mauerwerk ersetzt worden sein. Diese Bauphase lässt sich vielleicht noch archivalisch nachweisen. Auch könnten die verwendeten Backsteinformate Hinweise auf die Datierung liefern.


    Für den Bauforscher ist diese Fassade des Kernbaus nicht besonders spektakulär, da sie ein einfaches, standardmässiges Fachwerk des 15. Jahrhunderts zeigt. Selten ist aber die vollständige Existenz einer Erdgeschosswand aus dieser Zeit! Auch die (zeitgleichen?) Ausfachungsputzreste bedürfen einer Untersuchung. Interessant wäre zudem die Kenntnis der Ausfachungsart. Wohl sieht man überall eine Backsteinstruktur, aber diese rührt vermutlich als „Abdruck“ von der Backsteinwand des Gründerzeitbaus her. Es ist möglich, dass die Gefache aus einem mit Lehm und Kalkputz verstrichenen Rutenflechtwerk bestehen.


    Fazit:

    Standardmässige Fachwerkkonstruktion aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts einfacher Bauart. Substanzmässig ist die einst frei liegende Westwand ausserordentlich gut erhalten, mit einem evtl. schwellenlosen Erdgeschoss und original erhaltenen, aber zugemauerten Fensteröffnungen.

    Aufstockung südseits im 16./18. Jahrhundert, nordseits im 19., evtl. auch 18. Jahrhundert, wohl gleichzeitig mit der Erneuerung der südlichen Strassenfront in Massivbauweise.

  • Nachdem aus Nürnberg keine Reaktion auf meinen Beitrag gekommen ist (auch nach zwei eMails nicht), möchte ich euch die Version eines Facebook-Mitglieds gegenüberstellen (s. Link am Anfang des letzten Beitrags). Was sagen die Fachwerkexperten unseres Forums dazu?

    Zitat

    Ich würd sagen, ursprünglich ein zweigeschossiger Bau aus der Zeit zw. 1470 und 1520/30 mit angebautem/erhöhtem 2.OG vorne aus dem 16. Jahrhundert und späterer Erhöhung der rückgängigen Traufseite ums 2.OG aus späterer Zeit, vielleicht 18. Jahrhundert?
    [...]
    Vermutlich ließe sich das Alter der Geschosserhöhung der rückwärtigen Traufseite über das Format der Ziegelsteine feststellen, ob es noch bayerische oder ältere regionale Ziegelmaße sind oder die aus dem 19. Jahrhundert, die bereits reichseinheitlich bzw. deutschlandweit galten ... soweit es natürlich nicht ältere Ziegelsteine in Sekundärverwendung handelt.
    [...]
    Das älteste Fachwerk mit den verblatteten K-Streben ("Wilder Mann") ist das im EG und das mittlere wie hintere Segment im 1.OG, wobei im 1.OG die Kopfstreben schon verkürzt sind und das vorderste Segment später ersetzt wurde. Für das gleiche Alter - typisch für die 2.Hälfte des 15. Jahrhunderts und 1.Hälfte des 16. Jahrhunderts - spricht auch die Überblattung der 2., inneren Dachstrebe als liegenden Dachstuhl. Die Verwendung der gleichen Strebenkonstruktion bei der Erhöhung des 2.OG zur vorderen Traufseite deutet auf eine Bauzeit noch vor 1600 bzw. bis in die Zeit um 1620 hin, da erst nach dem 30jährigen Krieg die Bauweise mit K-Streben im Nürnberg nicht mehr verwendet wurde. (Bei den Altstadtfreunden Nbg. gibt es hierzu ausführlichere Literatur zum Fachwerkbau in der Nbg. Altstadt.

  • Zitat von Mündener

    "...liegenden Dachstuhl..." (Zitat aus Facebook)

    Ist das nicht ein ganz normaler, zweifach stehender Stuhl? Ich glaub, er meint die Steigbänder, die es aber auch schon im 14. und frühen 15. Jahrhundert gab.

    Die angeblatteten Kehlbalken sprechen für vor 1500, und die langen Kopfstreben im EG für 1380-1450.

    Genau… Die Steigstreben nannte das Facebook-Mitglied "innere Dachstrebe". Was aber eine Dachstrebe sein soll, weiss ich nicht; in einem Dach gibt es viele unterschiedliche Streben...

    "Die Verwendung der gleichen Strebenkonstruktion bei der Erhöhung des 2.OG zur vorderen Traufseite"… mir erschliesst es sich nicht, wo die gleiche Strebenkonstruktion sein soll. Er meinte wohl die Kopfstrebe oben rechts am 2. Obergeschoss.

    Auch genau… :wink: Wenn man die datierten Vergleichsbeispiele heranzieht, kommt tatsächlich ein Errichtungsdatum zwischen dem späten 14. Jahrhundert und 1500 in Frage. Bei Erdgeschossen mit sehr langen Kopfbändern und eventuell fehlender Schwelle kenne ich mich noch zu wenig aus. Da dies aber eine sehr altertümliche Bauweise ist, habe ich das Haus auch eher in die erste Hälfte des 15. Jahrhunderts datiert.


    Überhaupt hat das Facebook-Mitglied mit Fachbegriffen falsch um sich geworfen, dass es nur so raucht… Nirgends sind doch K-Streben sichtbar. Eine K-Strebe besteht aus zwei Streben, aus einer Fussstrebe und einer Kopfstrebe. Wo sieht man solche am Erdgeschoss? Er verwechselte wohl den Begriff "K-Streben" mit einem Strebenpaar, das aus einem angeblatteten langem Fuss- und kurzem Kopfband besteht. Solche angeblatteten Strebenpaare kommen nur am 1. Obergeschoss vor, nicht aber am Erdgeschoss. Angeblattete Bänder dürften ab etwa 1500 aus der Mode gekommen sein, also über ein Jahrhundert vor dem 30-jährigen Krieg. Und K-Streben sind niemals angeblattet. K-Streben gab es tatsächlich bis ins 19. Jahrhundert.


    Hier noch ein Bild zum von Michael erwähnten Haus Albrecht-Dürer-Str. 30. Die Fassade ist stark verändert, sodass "lange Kopfbänder im Erdgeschoss, lange Fuß- und kurze Kopfbänder und Bohlenstube im 1. Obergeschoss" nicht ersichtlich sind, wohl aber bei einer bauhistorischen Untersuchung im Innern des Hauses festgestellt werden konnten.

    albrechtduererstr30_3451_40_17.09.09.jpg
    Albrecht-Dürer-Str. 30, 2009.

  • Fachwerk bei Bauten der Stadtbefestigung


    Bisher haben in diesem Strang noch keine Fachwerke bei Bauten der Stadtbefestigung Eingang gefunden. Meistens handelt es sich dabei nur um oberste Geschosse von Türmen oder um Fassaden an der Stadtseite von Schalentürmen. Auch die Wehrgänge zählen zum Fachwerkbau.

    Baugeschichtlich bringen diese Fachwerke nicht viel her, aber für die Erforschung der Stadtbefestigung sind sie dennoch interessant. Der grösste Teil davon ist im Krieg untergegangen und rekonstruiert worden, aber originale Überreste sind da und dort noch zu finden. Auf historischem Bildmaterial sind die abgegangenen Fachwerke teilweise gut dokumentiert.

    Eigentlich wollte ich jetzt den Fachwerkstrang mal ruhen lassen und mich mit der Nürnberger Stadtbefestigung auseinandersetzen. Eine wissenschaftliche Monografie über sie gibt es offenbar noch nicht, nachdem ich im Internet und in Literaturverzeichnissen nur Beiträge zu Einzelbauten gefunden hatte. Auch begann ich die umfangreiche Fotosammlung im Bildindex zu durchforsten, und musste feststellen, dass etliche der 400 Aufnahmen der Stadtbefestigung falsch oder gar nicht beschriftet und zudem falsch datiert sind. Allein die Sichtung und Sortierung des Bildmaterials benötigt mehrere Abende, dazu kommt noch die Eruierung etlicher Ansichtskartenmotive. Als Übergang dazu stelle ich nun einige Fachwerke der Stadtbefestigung vor.

    Leider ist die ganze Stadtbefestigung übermässig mit Bäumen und Sträucher bewachsen, sodass die Türme im Winter besser zu fotografieren sind. Deshalb habe ich nicht viele eigene Bilder von ihnen und werde auch Links zu Fotos angeben oder Bilder aus folgenden beiden Seiten einbinden, bis ich mal weitere Bilder selber machen kann:

    http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Baudenkmäler_in_Nürnberg/Stadtbefestigung

    https://commons.wikimedia.org/wiki/Stadtmauer_Nürnberg


    Vorbemerkung zu den Turmbezeichnungen:

    Die mittelalterliche Stadtbefestigung des 14./15. Jahrhunderts bestand ursprünglich aus zwei parallel verlaufenden Mauern (Hauptmauer und Vormauer) mit zwei Wehrgängen und einem Zwinger dazwischen. Aussen verlief der zu grossen Teilen noch erhaltene Stadtgraben. Die Vormauer und der Zwinger wurden im 16. Jahrhundert zu Bastionen und Kasematten ausgebaut, während ihr Wehrgang verlustig ging. Deshalb wird bei den Türmen in „Mauertürme“ (bezeichnet mit farbigen Buchstaben) und „Grabentürme “ oder auch „Kasemattentürme “ (bezeichnet mit römischen Ziffern) unterschieden.


    Turm “rotes P“ beim Spittlertor


    Der Kern des Turms „rotes P“ reicht wohl in die Bauzeit der zweiten Stadtmauer um 1400 zurück (die Türme ohne Durchlass tragen im allgemeinen keine Eigennamen, sondern erhielten im 16. Jahrhundert fortlaufende Buchstaben nach dem Alphabet in den Farben schwarz, blau, rot und grün). Heute ist er Bestandteil des Spittlertorzwingers aus dem 16. Jahrhundert, in den Teile der mittelalterlichen Stadtmauer integriert sind. Das regelmässigere, hellere Mauerwerk der oberen Partien verrät, dass der Turm nach seiner Zerstörung weitgehend rekonstruiert worden ist (um 1950).


    spittlertor_rotesP_3112x23_15.09.09.jpg

    Turm „rotes P“ von der Stadtseite her.


    411px-N%C3%BCrnberg_Frauentormauer_Turm_rotes_P_1.jpg
    Turm „rotes P“ von der Feldseite (Zwingerhof) her.
    (Bildquelle: commons.wikimedia.org; gemeinfrei. Urheber: Andreas Praefcke)

    Insbesondere die Holzbalken und das Dach zeigen keine Setzungen. Es handelt sich aber um echtes Fachwerk (also keine Vorblendung mit Brettchen), dessen Verbindungen verzapft und mit Holznägel gesichert sind. Die ersten beiden Obergeschosse weisen nur stadtseitig Fachwerk auf; ein Hinweis, dass es sich um einen Schalenturm handelt. Verstrebungen waren infolge des dicken Mauerwerks nicht nötig. Das oberste Geschoss kragt stadtseitig vor, und auch die Seitenwände bestehen aus Fachwerk. Gegen die Feldseite (heute Zwinger) besteht eine Sichtbacksteinwand.


    Der Vergleich mit einer Vorkriegsaufnahme offenbart, dass das Fachwerk nicht historisch getreu rekonstruiert worden ist. Trotzdem wurde das alte Erscheinungsbild annähernd wieder erreicht.


    ak-spittlertor1.jpg
    Spittlertor mit Turm „rotes P“. Ungelaufene Ansichtskarte um 1920. (Verlag Trinks & Co., Leipzig)

    Folgende Unterschiede zum früheren Zustand fallen auf:

    - Erdgeschoss gemauert, und nicht mehr Fachwerk; damit Wegfall der archaischen Rundbogentüre
    - Wegfall des Fenstererkers am 1. Obergeschoss
    - geringere Auskragung des 3. Obergeschosses
    - grössere Geschosshöhe des 3. Obergeschosses
    - verändertes Fachwerkbild

    Am wichtigsten ist aber, dass der Turm wieder mit echtem Fachwerk aufgebaut worden ist, und die Verstrebungsart mit eingezapften Fussstreben beibehalten wurde.


    Zum ursprünglichen Fachwerk:

    Zum Fachwerk der drei gemauerten Turmgeschosse können infolge Fehlens von Streben und Zierhölzern keine baugeschichtlichen Aussagen gemacht werden. Nur die Auskehlung am Brustriegel des Fenstererkers gibt einen Hinweis zur Datierung des Fachwerks ins 15./frühe 16. Jahrhundert.

    Das 3. Obergeschoss ist mit langen, eingezapften Fussstreben ausgesteift. Die Brustriegel sind in die Streben eingezapft und laufen nicht bis zu den Pfosten durch. Somit gehört das Fachwerk zur weitverbreiteten Gruppe „Bauten mit eingezapften K-Streben – vereinfachte Variante“ (siehe Beitrag, dort zum Abschnitt „2. Bauten mit eingezapften K-Streben“ hinunterscrollen). Die Auskragung erfolgt mittels einer eng gelegten Balkenlage mit einer Subkonstruktion.

    Solches Fachwerk tritt ab 1500 auf und wurde mit durchgehenden Brustriegeln noch weit bis ins 17. Jahrhundert verwendet (im 18. Jahrhundert werden die Brustriegel zugunsten von durchgehenden Fensterpfosten aufgegeben). Fenstererker mit gekehlten Brustriegeln wie am 2. Turmobergeschoss haben ihre Blüte aber vor 1500, womit jenes Fachwerk wohl älter ist.


    Interessant ist nun eine Seitenansicht:

    ak-spittlertor2auss.jpg ak-spittlertor2auss_bauphasen.jpg
    Turm „rotes P“. Ausschnitt aus einer ungelaufenen Ansichtskarte um 1930 (W. Ebel, Kunstverlag, Nürnberg). Rechts mit Eintragung der Bauphasen: rot = Kernbau um 1400, grün = Erweiterung 16./evtl. 17. Jh.

    Schon der Knick innerhalb der Dachfläche verrät, dass hier eine Erweiterung stattgefunden haben könnte. In der Giebelwand verläuft ein älterer Sparren mit der steileren Dachneigung bis auf die Deckenbalkenlage des auskragenden Geschosses durch. Der Sparren ist am untern Ende in einen horizontal liegenden Balken eingezapft, der nicht bis zur Traufe reicht, sondern exakt in der Flucht des Mauerwerks aufhört (plus 15cm Vorholz). Unter dem horizontalen Balken verläuft ein weiterer Balken bis zur Dachtraufe durch, der mit dem auskragenden Bauteil konstruktiv verbunden ist.

    Es scheint, dass das Dach tatsächlich älter als das auskragende 3. Obergeschoss war, und die zugehörige, ursprüngliche Fachwerkfassade ohne Auskragung mit dem Mauerwerk des Turmes fluchtete. Wohl zur Raumgewinnung wurde das 3. Obergeschoss nachträglich mittels Auskragung erweitert und das Dach abgeschleppt.


    Mögliche Baugeschichte:

    - um 1400 Errichtung eines dreigeschossigen, gemauerten Schalenturms
    - gleichzeitig oder wenig später: Abschluss des Schalenturms stadtseitig mit Fachwerk und einem Fachwerkobergeschoss (feldseitig mit Sichtbacksteinwand) über gleichem Grundriss, Dach mit zwei Halbwalmen
    - Erweiterung des 3. Obergeschosses mittels Auskragung stadtseits. Dies könnte anlässlich des Ausbaus des Spittlertorturms samt Zwingeranlage ab 1557 erfolgt sein.

  • Turm “rotes R“


    Der Turm „rotes R“ steht unmittelbar nördlich des Spittlertorturms. Von ihm ist heute praktisch keine Originalsubstanz mehr vorhanden, und wohl deshalb figuriert er nicht in der Liste der Baudenkmäler. Im Bildindex ist er auf einigen Fotos dokumentiert, aber meistens mit falscher oder ungenügender Bildbeschriftung, und deshalb schwer aufzufinden.


    mi02521e14b.jpg    mi07677g13b.jpg
    Links: stadtseitige Ansicht von Nordosten (die Bezeichnung „in der Nähe des Westtors“ ist falsch);
    rechts: stadtseitige Ansicht von Südosten.

    mi02521c06b.jpg    mi02521b04b.jpg
    Links: Ansicht von Nordwesten mit dem Spittlertorgraben; rechts: Ansicht von Südwesten. Im Vordergrund Wiederaufbauarbeiten an der Ludwigstorbrücke (die Bezeichnung „Frauentorgraben“ ist falsch).

    (zum vergrössern jeweils ins Bild klicken. Bildquelle: bildindex.de)


    Der viergeschossige Turm hatte stadtseitig nur am Sockel und bis zum 1. Obergeschoss auch an den Ecken bossierte Sandsteinquader. Die unterschiedliche Bossenbearbeitung am Sockel deutet darauf hin, dass es sich einst wohl um einen Schalenturm gehandelt hatte. Der Rest war verputzt. Ob sich darunter Sichtbackstein oder Fachwerk befand, geht nicht klar hervor. Auf Bodenhöhe des 3. Obergeschosses sind seitlich aber zwei Balkenköpfe sichtbar, die auf Fachwerk hindeuten.

    Die grabenseitigen Aufnahmen zeigen den Turm nach schwerer Beschädigung durch Sprengbomben. Insbesondere das Mauerwerk des 2. Obergeschosses war schwer betroffen, sodass die nordwestliche Ecke des 3. Obergeschosses abgestützt werden musste. Letzteres bestand auf allen vier Seiten aus Fachwerk mit angeblatteten langen Fuss- und kurzen Kopfbändern, also klassisches Fachwerk bis um 1500. Fachwerk an allen vier Seiten eines Turms ist in Nürnberg sonst nirgends anzutreffen. Insbesondere für einen so niedrigen Turm ist es ungewöhnlich.


    Gemäss einer Aufnahme von 1950 wurde der Turm schliesslich doch noch bis auf die Grundmauern abgebrochen:

    mi02521c11b.jpg
    Spittlertorturm von Nordwesten. Vor ihm müsste der Turm „rotes R“ gestanden haben. Im Vordergrund die Stelle des ebenfalls abgetragenen, stark zerstörten Grabenturms XVI.

    (zum vergrössern ins Bild klicken. Bildquelle: bildindex.de)


    Schade, wenn man bedenkt, dass die ganze Holzkonstruktion samt imposantem Dachstuhl überdauert hatte. Aber offenbar bestand akute Einsturzgefahr. Aus Verkehrsgründen wurde der Turm nicht niedergelegt, sonst wäre er nicht wieder aufgebaut worden.

    Heutige Ansicht:

    400px-Nürnberg_Spittlertormauer_Turm_rotes_R_Stadtseite.jpg

    Bildquelle: commons.wikimedia.org; gemeinfrei. Urheber: Andreas Praefcke.


    Für eine Beschreibung der Fachwerkkonstruktion müsste auf Originalfotografien zurückgegriffen werden können. Ausschnitte aus den Bildindex-Bilder oben lassen aber dennoch die Grundstruktur erkennen:

    mi02521c06auss.jpg mi02521b04auss.jpg
    Links: Turm von Nordwesten; rechts: Turm von Südwesten.

    (Bildquelle: Ausschnitte von mi02521c06 und mi02521b04 von bildindex.de)


    Einige Details sprechen dafür, dass der grabenseitigen Fachwerkfassade (in den Bildausschnitten die besonnte Seite) eine Backsteinwand vorgeblendet war. Das Fachwerk springt nämlich gegenüber dem Mauerwerk darunter etwa um Backsteinbreite zurück. An der südlichen Seitenwand liegt ein horizontaler Streifen von der Ecke bis zur Wehrgangmauer an der Sonne; wohl auch ein Rücksprung oder Kragsteine.

    Ein Ausschnitt aus der ersten Bildindex-Abbildung oben unterstützt die These einer Vormauerung, indem dort an der nördlichen Seitenwand tatsächlich ein Vorsprung mit Backsteinstruktur erkennbar ist.

    mi02521e14auss.jpg
    (Bildquelle: Ausschnitt aus mi02521e14 von bildindex.de)


    Bei einem nochmaligen Blick auf die Ansicht von Südosten (zweites Bild dieses Beitrags) kann man am strassenseitigen obersten Geschoss im Verputz beim linken Fenster die Verfärbungen dreier Fussbänder erkennen.


    Mögliche Baugeschichte:

    - um 1400 Errichtung eines dreigeschossigen, gemauerten Schalenturms
    - um 1500: Abschluss des Schalenturms stadtseitig mit Fachwerk(?) und Aufstockung eines Fachwerkgeschosses (grabenseitig mit Sichtbacksteinvorblendung)
    - 1945 weitgehende Zerstörung, anschliessend Abbruch bis auf die Grundmauern und vereinfachter Wiederaufbau

  • Die nächsten Fachwerke an Bauten der Stadtbefestigung werde ich dem Uhrzeigersinn folgend vorstellen. Fast alle Türme des folgenden Abschnitts „Spittlertormauer“ weisen Fachwerkbauteile auf.


    Turm “rotes T“

    403px-N%C3%BCrnberg_Spittlertormauer_Turm_Rotes_T_Stadtseite.jpg
    Bildquelle: commons.wikimedia.org; gemeinfrei. Urheber: Andreas Praefcke.

    Modernes Fachwerk nach 1945.


    Grabenturm “XVIII“

    640px-N%C3%BCrnberg_Spittlertormauer_Kasemattenturm_18_XVIII_2.jpg

    Bildquelle: commons.wikimedia.org; gemeinfrei. Urheber: Andreas Praefcke.

    Zwingerseite: Fachwerk, grösstenteils mit einem Bretterschirm verdeckt.
    > keine Beschreibung


    Turm “rotes V“

    443px-N%C3%BCrnberg_Spittlertormauer_Turm_Rotes_V_Feldseite.jpg

    Bildquelle: commons.wikimedia.org; gemeinfrei. Urheber: Andreas Praefcke.

    Das oberste Geschoss des Turmes ist gegen den Graben und die Stadt weiss verputzt. Ob die Grundstruktur aus Fachwerk besteht, ist aus Fotos nicht ersichtlich. Denkbar ist eine grabenseitige Backsteinvormauerung vor Fachwerk wie beim Turm „rotes R“.


    Grabenturm “XIX“

    639px-N%C3%BCrnberg_Spittlertormauer_Kasemattenturm_19_XIX_2.jpg

    Bildquelle: commons.wikimedia.org; gemeinfrei. Urheber: Andreas Praefcke.

    Zwingerseite: unter dem Bretterschirm wahrscheinlich Fachwerk.
    > keine Beschreibung


    Turm “rotes X“

    spittlertormauer_rotesX_3375x30_16.09.09.jpg
    (eigenes Bild)

    Zweigeschossiger Schalenturm mit aufgesetztem 2. und 3. Fachwerkobergeschoss.
    - stadtseitig Erdgeschoss modern gemauert
    - 1. Obergeschoss modernes oder stark erneuertes, strebenloses Fachwerk
    - 2. Obergeschoss mit eingezapften Kopfstreben und in diese eingezapfter, durchgehender Brustriegel

    spittlertormauer_rotesX_3376x30_16.09.09.jpg
    (eigenes Bild)

    - 3. Obergeschoss leicht auskragend, Fenstererker (davon die linke Hälfte wohl älter, mit Flickstellen wohl zweier abgegangener Konsölchen), eingezapfte Fussstreben.
    > 2. und 3. Obergeschosses wahrscheinlich 16./evtl. frühes 17. Jahrhundert

    Grabenseitig besteht das 2. Obergeschoss aus Sandstein, ebenso auch die Seitenwände bis zur Wehrgangmauer. Die Seitenwände und die Grabenseite des 3. Obergeschosses sind verputzt. Dem stadtseitigen Eckdetail nach handelt es sich um eine verputzte Backsteinvormauerung vor Fachwerk wie beim Turm „rotes R“.


    Grabenturm “XX“

    618px-N%C3%BCrnberg_Spittlertormauer_Kasemattenturm_20_XX_2.jpg

    Bildquelle: commons.wikimedia.org; gemeinfrei. Urheber: Andreas Praefcke.

    Zwingerseite: Fachwerk mit angeblatteten Fusssbändern; diese eigenartigerweise nicht abwechselnd nach links und nach rechts verlaufend, sondern li-li-re-li-re–re.
    > wahrscheinlich 15. Jahrhundert


    Turm „rotes Y“

    392px-Nürnberg_Spittlertormauer_Turm_Rotes_Y_Stadtseite_1.jpg

    Bildquelle: commons.wikimedia.org; gemeinfrei. Urheber: Andreas Praefcke.

    Fachwerkerker, wahrscheinlich nach 1945, Auskragung wahrscheinlich mittels holzverkleideter Betonplatte (Der Turm figuriert nicht in der Baudenkmälerliste in Wikipedia, hingegen in der offiziellen Baudenkmälerliste des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege).


    Grabenturm “XXI“

    601px-N%C3%BCrnberg_Spittlertormauer_Kasemattenturm_21_XXI_2.jpg

    Bildquelle: commons.wikimedia.org; gemeinfrei. Urheber: Andreas Praefcke.

    Zwingerseite: Fachwerk 18./19.Jahrhundert; im linken Eckpfosten Blattsassen je eines kurzen und langen Kopfbandes; im rechten Eckpfosten evtl. Ausschnitte je eines Fuss- und Kopfbandes.
    > wahrscheinlich 15. Jahrhundert


    Turm “rotes Z“

    356px-Nürnberg_Spittlertormauer_Turm_Rotes_Z_Feldseite_2.jpg

    Bildquelle: commons.wikimedia.org; gemeinfrei. Urheber: Andreas Praefcke.

    gemauerter Turm. Seitlich angebaut das ehemalige Narrenhaus - „Prisaun“ genannt. Auf Wehrganghöhe Fachwerk mit eingezapften Fussstreben und in diese eingezapfte Brustriegel (einfaches K-Fachwerk).
    > 16./evtl. 17. Jahrhundert


    Turm “Grünes A“

    spittlertormauer_gruenesA_3377x30_16.09.09.jpg
    (eigenes Bild)

    Zweigeschossiger Schalenturm mit aufgesetztem 2. Fachwerkobergeschoss. Stadtseitig Fachwerkkonstruktion ab Strassenniveau. Das strebenlose Erdgeschoss versinkt förmlich im Boden und hat sich vom Rähm gelöst. Der Fenster- und der Brustriegel laufen bis zu den „Eckpfosten“ durch. Im 1. Obergeschoss sind zwei Fussstreben eingezapft. Eine Entstehungszeit ist vom 16. bis 18. Jahrhundert möglich.

    spittlertormauer_gruenesA_3378x30_16.09.09.jpg
    (eigenes Bild)

    2. Obergeschoss stadtseitig mit angeblatteten, langen Fuss- und kurzen Kopfbändern. An den Eckpfosten zusätzlich kurze Fussbänder.

    > wahrscheinlich 15. Jahrhundert

    Grabenseitig besteht das 2. Obergeschoss aus Sandstein.

  • Weiteres zum Turm "rotes Y":

    Zitat

    392px-Nürnberg_Spittlertormauer_Turm_Rotes_Y_Stadtseite_1.jpg

    Bildquelle: commons.wikimedia.org; gemeinfrei. Urheber: Andreas Praefcke.

    Fachwerkerker, wahrscheinlich nach 1945, Auskragung wahrscheinlich mittels holzverkleideter Betonplatte (Der Turm figuriert nicht in der Baudenkmälerliste in Wikipedia, hingegen in der offiziellen Baudenkmälerliste des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege).

    (aus dem vorangehenden Beitrag)

    Nun habe ich doch noch eine Ansichtskarte mit dem Turm vor 1945 gefunden:

    ak-spittlertormauer_rotesY.jpg
    Spittlertormauer mit "rotem Y", im Hintergrund "rotes Z" bis "grünes B".
    Ungelaufene Ansichtskarte um 1910. Verlag J. Velten, Karlsruhe.

    Demnach bestand über zwei aus Sandsteinquadern und Backsteinen gemauerten Turmgeschossen ein Fachwerkaufsatz. In der Seitenwand ist an der Ecke eine dreiviertelgeschosshohe eingezapfte Fussstrebe zu erkennen. Zwei solche Streben bestanden auch in der gassenseitigen linken Fassadenhälfte. In sie waren die Brustriegel eingezapft.
    > "vereinfachtes K-Strebenfachwerk" (ich weiss, der Begriff ist unglücklich gewählt, aber von der Entwickungsgeschichte her passend. Vielleicht müsste man sagen "vereinfachtes K-Strebenfachwerk nur mit Fussstreben") :wink:
    >16. bis 18. Jahrhundert

    ak-spittlertormauer_rotesY_auss_entz.jpg
    Entzerrter Ausschnitt aus der Ansichtskarte oben. Links: Seitenwand, rechts Fassade zur Gasse.

    Es fällt auf, dass das Fachwerk weitgehend identisch mit jenem der stadtseitigen Erweiterung von Turm "rotes P" (siehe Beitrag) ist. Im 16. Jahrhundert erfolgten umfangreiche Erneuerungen an Spittlertormauer und Spittlertorturm. Es ist denkbar, dass der Fachwerkaufsatz des "roten Y" aus dieser Zeit stammte.

  • Neutormauer


    Turm “grünes H“ beim Hallertor

    450px-N%C3%BCrnberg_Neutormauer_Gr%C3%BCnes_H_1.jpg

    Bildquelle: commons.wikimedia.org; gemeinfrei. Urheber: Andreas Praefcke.


    Turm “grünes J“

    neutormauer_gruenesJ_3350x30_16.09.09.jpg


    mi02522b10b.jpg
    Vergrösserung (Bildquelle: bildindex.de)

    Moderner Fachwerkerker über auskragender Betonplatte nach 1945. Eingezapfte Fussstreben bestanden auch beim zerstörten Original, ebenso kragten bei diesem die beiden seitlichen „Giebelwände“ auch schon um Balkenbreite aus.


    Turm „grünes M“

    neutormauer_gruenesM_3345x30_16.09.09.jpg


    neutormauer_gruenesM_3347x30_16.09.09.jpg

    Das Fachwerk der beiden Dachgeschosse des an der Spitze abgewalmten Daches zeigt angeblattete lange Fuss-, kurze Kopf- und Steigbänder. Es dürfte aus dem 15. Jahrhundert stammen. Zwei Büge unterstützen die weit vorstehende Walmtraufe. Gegen die Feldseite ist das Dach bis zur Traufe abgewalmt und wird durch zwei Ecktürmchen aus Sandstein unterbrochen.

  • Nun habe ich einen Übersichtsplan der gesamten Stadtbefestigung im Entwurf fertig erstellt, der dereinst als Grundlage für ihre ganzheitliche Beschreibung dienen soll. Alle Türme, die Fachwerk aufweisen, sind mit einem roten Punkt markiert.

    stadtmauerplan_fachwerk_klein.jpg


    Vestnertormauer, Turm “schwarzes B“


    640px-Nürnberg_Vestnertormauer_Schwarzes_B_2.jpg

    Bildquelle: commons.wikimedia.org; gemeinfrei. Urheber: Andreas Praefcke.

    Bei diesem Turm handelt es sich eigentlich um einen Grabenturm, und nicht um einen Mauerturm, wie man es der Bezeichnung mit einem farbigen Buchstaben nach meinen könnte. Genau genommen handelt es sich um ein Gebäude, das an den Grabenturm in voller Zwingerbreite angebaut worden ist. Nach der Zerstörung 1945 bis auf die Grundmauern wurde es etwa in den 1990er Jahren rekonstruiert.

    Dabei wurde die Giebelwand des mit einem auskragenden Halbwalm versehenen Daches mit Fachwerk im Stil des 15. Jahrhunderts errichtet. Das ursprüngliche Fachwerk sah aber in Details sicher anders aus, und darüber bestand ein Halbwalm, der nicht auskragte. Das ursprüngliche Fachwerk war vor 1945 verputzt.

    (Bemerkung zur Bezeichnung “schwarzes B“: ich vermute, dass die Bezeichnung zu einem bis 1945 weiter westlich stehenden Turm gehörte, von dem heute nichts mehr zeugt. Das heutige “schwarze B“ müsste wohl eine römische Ziffer als Bezeichnung tragen.)


    Maxtormauer, Turm “schwarzes F“


    389px-N%C3%BCrnberg_Maxtormauer_Turm_schwarzes_F_2.jpg

    Bildquelle: commons.wikimedia.org; gemeinfrei. Urheber: Andreas Praefcke.

    Nach Zerstörung weitgehend rekonstruierter Turm mit stadtseitigem Fachwerkobergeschoss. Das Fachwerk in Anlehnung von solchem aus dem 15. Jahrhundert mit angeblatteten Bändern. Das ursprüngliche Fachwerk scheint vor 1945 zuletzt verputzt gewesen zu sein.


    Turm „schwarzes G“


    427px-Nürnberg_Maxtormauer_Turm_schwarzes_G_4.jpg

    Bildquelle: commons.wikimedia.org; gemeinfrei. Urheber: Andreas Praefcke.

    Nach Zerstörung weitgehend rekonstruierter Turm mit stadtseitigem Fachwerkobergeschoss. Das Fachwerk mit eingezapften Streben ist sehr frei rekonstruiert. Das ursprüngliche Fachwerk scheint vor 1945 zuletzt verputzt gewesen zu sein.

  • Maxtormauer, Turm “schwarzes H“


    Dieser Turm erhält wieder eine eingehendere Würdigung. Seine jüngste Geschichte ist im APH-Forum fast spurlos vorübergegangen, dabei wurde er nach schweren Kriegsschäden 1994/95 wiederaufgebaut.

    Es handelt sich um einen mehrgeschossigen Schalenturm mit stadtseitigem Fachwerkabschluss:

    maxtormauer_3154x40_15.09.09.jpg
    “Schwarzes H“ von Südosten im September 2009.


    Um 1920/1930 präsentierte sich dieselbe Ansicht so:

    ak-maxtormauer_schwarzesH.jpg
    “Schwarzes H“ von Südosten. Ungelaufene Ansichtskarte um 1920/1930, Deutscher Kunstverlag, Berlin.


    Nach 1945 waren nur noch die Mauern übrig geblieben:

    mi02519f10b.jpg
    Vergrösserung. Die Ortsbezeichnung „Laufertormauer“ ist falsch! (Bildquelle: bildindex.de)


    Nach minimaler Notsicherung (Abbruch des obersten Geschosses) präsentierte sich der Turm um 1980 so:

    nuernberg_hs_nue_910.htm

    Das Mauerwerk hatte wohl nicht nur wegen Witterungseinfluss in den paar Jahrzehnten nach 1945 arg gelitten, sondern auch durch zusätzliche Schwächung infolge Brandausglühung.

    1994/95 wurde der Turm weitgehend rekonstruiert, wobei das Mauerwerk (auch jenes der anschliessenden Stadtmauer und Turm „schwarzes J“) eine beispielhaft substanzerhaltende Restaurierung erfuhr. Das oberste Geschoss wurde wieder aufgesetzt und die Fachwerkwände nach historischen Fotos rekonstruiert. Vermutlich wurde eine Turmwohnung eingebaut.

    maxtormauer_3156x40_15.09.09.jpg
    “Schwarzes H“ von Westen im September 2009. Rechts das „schwarze J“.


    Das Fachwerkbild wurde in Anlehnung an den historischen Zustand rekonstruiert, aber bei genauerem Hinsehen fallen viele Unterschiede auf. Eine Gegenüberstellung des alten und neuen Zustandes offenbart diese:

    schwarzesH_entz_vergl_fass.jpg
    Links: entzerrter Ausschnitt aus einer eigenen Fotografie vom September 2009; rechts: entzerrter Ausschnitt aus der Ansichtskarte oben.

    Die Regularisierung des Fachwerks, Verwendung dünnerer Balken und Vereinheitlichung der Geschosshöhen hat viel von der Urtümlichkeit des ursprünglichen Fachwerks genommen. Zudem wurde das oberste Geschoss höher, wohl eine notwendige Konzession an die bessere Benutzbarkeit des Turmes. Die Vereinheitlichung der Geschosshöhen lasse ich noch gelten, aber die konstruktive Ausführung und das Balkenbild wären ohne finanziellen Mehraufwand besser zu bewerkstelligen gewesen. Auch mit einer künftigen Patina wird dem Turm noch eine Sterilität anhaften. Das originale Fachwerk dürfte dem 15. Jahrhundert entstammt haben.

    Unterschiede bestehen bei
    - der Verstrebung (früher angeblattete Fussbänder statt eingezapfte Fussstreben),
    - der Fensteranordnung (früher wohl Treppenläufe direkt hinter der Fachwerkfassade),
    - Verankerung im Mauerwerk (früher einzelne Schwellen/Rähme ins Mauerwerk eingreifend; heute an diesen Stellen hellere Sandsteinflicke),
    - „Eckpfosten“ im Anschluss ans Mauerwerk (früher nur teilweise).

    Es ist eigentümlich, dass sich die Geschosseinteilung des ursprünglichen Zustandes nicht eindeutig am Balkenbild ablesen lässt. Hierzu lohnt sich ein Blick auf das Ruinenfoto oben, wo im Mauerwerk die Balkenlöcher sichtbar sind:

    schwarzesH_entz_vergl_boeden.jpg
    Links: Ausschnitt aus dem Bildindexbild oben; rechts: entzerrter Ausschnitt aus der Ansichtskarte oben.


    Zum Höhenvergleich wurde jeweils die Innenkante des rechten Mauerflügels zur Übereinstimmung gebracht.

    Vor allem den Boden des zweitobersten Geschosses hätte man auf der Höhe der Schwelle, in welche die Fussbänder angeblattet sind, erwartet. Stattdessen war dies ein überhohes Geschoss. Die Pfeile markieren Stellen, wo Balken für Treppenpodeste eingelassen gewesen sein könnten.

    Die Baugeschichte der Fachwerkfassade scheint mir aufgrund nur dieser beiden historischen Abbildungen rätselhaft. Ich vermute, dass der Schalenturm ursprünglich offen war und in Etappen verschlossen wurde.


    Turm „schwarzes J“


    Der Turm „schwarzes J“ dürfte dieselbe Baugeschichte wie das „schwarze H“ haben. Während er vor der Zerstörung sieben Vollgeschosse aufwies, erhielt er bei der Rekonstruktion 1994/95 bei gleicher Höhe nur noch sechs. Stadtseitig wies er einen Verputz auf, wobei unklar ist, ob sich darunter ebenfalls Fachwerk oder Backstein befand. Wohl aus diesem Grund erhielt die Fassade beim Wiederaufbau einen Verputz.

    Zustand heute: siehe drei Bilder weiter oben

    Zustand früher:

    mi04777g12b.jpg
    Vergrösserung (Bildquelle: bildindex.de)

  • Zitat von Gast

    Danke für eine wieder einmal sehr informative Fortsetzung! :thumbup:

    Wie weit stellt eigentlich die Nürnberger Stadtmauer eine Rekonstruktion dar? Wie viel wurde da zerstört und wieder aufgebaut? Ich vermute ja, dass das Mauerwerk an sich insgesamt kaum größere Schäden davongetragen hat. Holzbauten sind wohl aber fast alle neu gebaut...oder liege ich falsch...?

    Das dürfte etwa zutreffen. Die Schäden am Mauerwerk betrugen etwa 10%, vorwiegend entstanden duch Sprengbomben. Es gibt einzelne Türme, die heute komplet verschwunden sind. Eingestürzte Stadtmauerteile hingegen wurden überall wieder aufgebaut. Ich denke, dass man einzelne Turmreste noch ganz abgetragen hatte, um an Baumaterial für die Rekonstruktion anderer Türme hinzukommen. Anders sieht es natürlich mit den Holzbauteilen aus, die wesentlich mehr gelitten hatten. Hier dürfte die Schadensquote bei 90% liegen, was mit jener der ganzen Altstadt übereinstimmt.

    Ich bin aber zuversichtlich, dass weitere Rekonstruktionen an der Stadtbefestigung noch kommen werden, wenn man bedenkt, dass seit 1945 dauernd solche erfolgten. Die jüngsten sind ja die eben beschriebenen Türme "schwarzes H" und "J" 1994/95, der Grabenturm "I" (römisch eins) 2004/05, und kürzlich die Türme "schwarzes K" und "L" 2008/11.

    Folgende Links sind sehr sehens- und lesenswert:
    Innenansichten "schwarzes L"
    Abschlussbericht Maxtormauer (Link aus "qm Magazin" nicht mehr aktiv)

    Im Netz findet man übrigens sehr viele Fachartikel zur Restaurierung des Maxtorabschnittes, die ich aber in einem gesonderten Strang zur Nürnberger Stadtbefestigung angeben werde.

    Vordringlich ist aber die Restaurierung und Konservierung noch erhaltener Mauerabschnitte, die sich teilweise in einem bedenklichen Zustand befinden. Hierzu hat die Stadt Nürnberg einen Masterplan in Auftrag gegeben:
    ProDenkmal - Stadtbefestigung Nürnberg
    Hier einfach mal einen Blick auf die ganze Bilderreihe werfen.

    Wenn man bedenkt, dass die Stadtbefestigung ungefähr 4 km lang ist, und nicht nur aus einer einzelnen Mauer, sondern aus
    - Stadtmauer mit Wehrgang
    - Zwinger- oder Vormauer
    - Grabenkontermauer
    - 80 Türmen und Bastionen
    besteht, sieht man, dass dies ein fast unendliches Bauvorhaben ist!

  • Die Partie zwischen dem roten F und H beim Färbertor ist mir noch schleierhaft. Das, was man heute dort sieht, ist ja keine echte Mauer, sondern ein Gebäude in Form einer sehr dicken Mauer. Irgendwo hatte ich mal gelesen, dass Turm H ein Bunker sei... aber es ist auch möglich, dass der ganze Komplex der drei Türme und "Mauerpartien" dazwischen ein Bunker ist. Die Bildindex-Bilder sind mir auch schleierhaft... mal sehe ich dort auf Bildern kurz nach 1945 eine Lücke mit Resten von zerstörten Hausfassaden, und auf einem andern eine geschlossene Mauer. Just in diesem Abschnitt stand - halbwegs im Zwinger, halbwegs im Graben - ein grosses Haus aus dem Ende des 19. Jahrhunderts.

    Der Frage möchte ich dann mal in einem speziellen Strang zur Stadtmauer nachgehen, und nicht schon hier im Fachwerkstrang. Trotzdem möchte ich hier vier Bilder mit provisorischem Kurzkommentar zeigen, damit man einen Eindruck von den Beschädigungen erhält, und auch einen Eindruck, wie schwierig die Bildinhalte zu interpretieren sind. Die Bildangaben von Bildindex stimmen alle, was leider keine Selbstverständlichkeit ist.

    mi02521a01b.jpeg

    Vergrösserung (Bildquelle: bildindex.de)


    Hinter der Lücke folgt das rote "E" und dann "F". Hinter dem "F" scheint eine Mauer zu stehen. Ganz links das im Graben stehende Haus aus dem 19. Jahrhundert.


    mi02520g14b.jpeg

    Vergrösserung (Bildquelle: bildindex.de)


    Im Vordergrund das rote "E" und hinten dann das "F". Rechts hinter dem "F" scheinen Reste von Hausfassaden zu stehen, und links hinter dem "F" wieder das Haus aus dem 19. Jahrhundert.


    mi02521a02b.jpg

    Vergrösserung (Bildquelle: bildindex.de)


    Im Vordergrund der Grabenturm IX, dahinter das rote "E", und links davon das rote "F". Links vom "F" sieht man wieder eine Mauer.


    mi02521a04b.jpg

    Vergrösserung (Bildquelle: bildindex.de)


    In der Mitte das rote "J", und rechts davon das rote "G". Rechts vom "G" scheint wieder eine Mauer zu stehen (gemeint ist nicht das niedrige Gebäude quer im Graben und Zwinger). Hinter dem niedrigen Gebäude wiederum das Gebäude aus dem 19. Jahrhundert.

  • Über diesen Bunker ("Hochbunker am Färbertor 27") findet man im Netz fast nichts. Ein Link ist aber aufschlussreich:
    http://www.geschichtsspuren.de/datenbanken/bunker-datenbank/details/6/1322-Nürnberg,-Hochbunker-Färbertor-27.html

    (Link nicht mehr aktiv, Verweis zur Titelseite, wo man evtl. fündig werden kann:

    http://www.geschichtsspuren.de/datenbanken/bu…rbertor-27.html)


    Demnach wurde er in den ersten Jahren des 2. Weltkriegs anstelle der Stadtmauer errichtet und als solche wieder "getarnt".

    (edit. 23.5.2014: der Bunker wurde nicht anstelle der Stadtmauer errichtet, denn die Stadtmauer wurde in diesem Bereich bereits in den 1880er jahren abgebrochen >> siehe nächste Beiträge)

    Eigenartigerweise findet man in der Bayerischen Denkmalliste keinen einzigen Hinweis dazu.

    Für weitere Recherchen merke ich mir mal den Förderverein Nürnberger Felsengänge E.V. . Folgend ein Hinweis auf eine Seite von ihnen:

    presse.08072009.html

    (Link nicht mehr aktiv, Verweis zur Titelseite, wo man evtl. fündig werden kann:

    Förderverein Nürnberger Felsengänge e.V. - Presse


    Der Zusammenhang mit den Bildindex-Bildern im letzten Beitrag erschliesst sich mir noch nicht recht, insbesondere das zweite Bild. Vielleicht wurde es schon vor 1946 aufgenommen, als der Bunker noch nicht stand. Auf den andern drei Bildern scheint er bereits zu bestehen.

  • Zitat von Norimbergus

    Zitat von Riegel: "Der Zusammenhang mit den Bildindex-Bildern im vorletzten Beitrag erschliesst sich mir noch nicht recht, insbesondere das zweite Bild. Vielleicht wurde es schon vor 1946 aufgenommen, als der Bunker noch nicht stand. Auf den andern drei Bildern scheint er bereits zu bestehen."

    Das Bild kann durchaus 1946 aufgenommen worden sein. Daß die Stadtmauer schon zu einem Zeitpunkt, zu dem der Bunker noch nicht gestanden hat, derartige Kriegsschäden hatte, ist äußerst unwahrscheinlich.

    Der fast völlig zerstörte Turm im Vordergrund müßte Rotes E sein, der rechte (mit dem Färberschulhaus im Hintergrund) rotes F. Rechts davon beginnt der Bunker, aber davon sieht man nichts, weil der Mauerrest des Hauses der Mauer gegenüber und die anschließende höhere erhaltene Mauer zum Nachbargebäude den Blick versperren.

    Jetzt ist mir auch das zweite Bildindex-Bild klar. Man muss es wirklich fest vergrössern, damit man erkennt, dass die ruinösen Hausfassaden von den der Stadtmauer gegenüberliegenden Häusern stammten, und nicht in der Verlängerung der Stadtmauer standen. Die besonnte Abbruchkante lässt die Situation perspektivisch so erscheinen, als wenn eine Lücke zwischen dem Turm "rotes F" und den Fassaden bestünde.

    Und das Haus aus dem 19. Jahrhundert, dass im Graben stand, war in dem Fall das Färberschulhaus. Ist es möglich, dass der Stadtmauerabschnitt für den Schulhausbau abgerissen worden war?

    Zitat von Norimbergus

    Riegel Schrieb: "Und das Haus aus dem 19. Jahrhundert, dass im Graben stand, war in dem Fall das Färberschulhaus. Ist es möglich, dass der Stadtmauerabschnitt für den Schulhausbau abgerissen worden war?"

    Das ist gut möglich. Ein enger zeitlicher Zusammenhang besteht auf jeden Fall, denn im Stadtatlas Nürnberg findet sich eine Karte von 1878, auf der die Mauer noch intakt ist und das Schulhaus noch nicht steht und eine Karte von 1888, auf dem sowohl die Mauer geschleift ist als auch das Schulhaus eingezeichnet ist. Zu diesem Zeitpunkt hat übrigens das neugotische Färbertor von 1848 selbst noch gestanden, es wurde erst 1891 abgerissen.

    Zum Schulhaus selbst habe ich auf die Schnelle nicht viel rausgefunden. Einen eigenen Artikel dazu gibt es im Stadtlexikon nicht, aber es scheint 1885 in Betrieb genommen worden zu sein. Meist ist vom Schulhaus am Frauentorgraben die Rede und es wurde wohl unterschiedlich genutzt, hauptsächlich als Mädchenschule (Portsches Institut für Töchter, städtische Haustöchterschule), aber bei Stayfriends findet sich auch eine "Volksschule am Frauentorgraben, Nürnberg" (Frauentorgraben/Färberstraße). Irgendwo muß ich aber auch mal die Bezeichnung Färberschule oder Färbertorschule oder so etwas ähnliches gelesen haben, denn von selbst wäre ich auf die Bezeichnung nicht gekommen.

  • Laufertormauer, Turm „schwarzes S“


    Schalenturm um 1400, 1945 ausgebrannt und unter Fassadenveränderung wiederhergestellt, stadtseitig Fachwerk ohne jegliche Verstrebung.

    450px-Nürnberg_Laufertormauer_Schwarzes_S_Stadtseite_1.jpg

    Bildquelle: commons.wikimedia.org; gemeinfrei. Urheber: Andreas Praefcke.


    Turm „schwarzes T“


    Schalenturm um 1400, 1945 ausgebrannt und unter Fassadenveränderung wiederhergestellt, stadtseitig Fachwerk ohne jegliche Verstrebung.
    Bild: https://goo.gl/maps/xshpwcctp942


    Turm „schwarzes V“


    Schalenturm um 1400, 1945 ausgebrannt und unter Fassadenveränderung wiederhergestellt, stadtseitig am obersten Geschoss Fachwerk ohne jegliche Verstrebung.

    450px-Nürnberg_Laufertormauer_Schwarzes_V_Stadtseite_1.jpg

    Bildquelle: commons.wikimedia.org; gemeinfrei. Urheber: Andreas Praefcke.


    Marientormauer, Turm „blaues A“


    800px-N%C3%BCrnberg_Hintere_Insel_Sch%C3%BCtt_Blaues_A_Stadtseite_1.jpg

    Bildquelle: commons.wikimedia.org; gemeinfrei. Urheber: Andreas Praefcke.

    Kurzbeschreibung gemäss Bayerischer Denkmalliste:
    spätes 14. Jh., um 1540/45 zu Geschützturm bastionsartig ausgebaut, nach Kriegszerstörung (1945) 1979/80 wiederhergestellt“.

    Ganz eigentümlich ist das Fachwerk in der Rundbogenöffnung (ihr ursprünglicher Sinn ist mir unklar) und wirkt dort deplaziert. Auch das rekonstruierte Fachwerk der südlichen Anbauten ist irgendwie zu viel des Guten. Vor allem das Fachwerk des Wehrganges ganz rechts entspricht sicher nicht einem historischen Vorbild. Formal sollten die eingezapften Streben angeblattete Bänder darstellen. In diese wiederum sind die Brustriegel eingezapft, was aber nur bei K-Streben-Fachwerk vorkommt.

    Davor stand noch ein weiterer, eingeschossiger Bau mit unbeholfenem Fachwerk. Kurz nach vollendeter Rekonstruktion des Turmes präsentierte sich die Situation so:
    nuernberg_hs_nue_923.htm

    Anstelle des eingeschossigen Baus wurde 2009 ein moderner Saalbau in Stahlfachwerk errichtet:

    schuett_3063x40_15.09.09.jpg