Nun möchte ich einige Bauten an der Pfeifergasse vorstellen. Diese Gasse hat es mir besonders angetan, weil sie versteckt in einem ruhigen Randgebiet der Altstadt liegt, genau wie meine Lieblingsgasse in St. Gallen, der Schwertgasse. Von der Lage und dem langen Dornröschenschlaf sind beide vergleichbar, auch liessen sich in solchen Randlagen vor allem einfachere Handwerker nieder, welche ihre Häuser immer wieder anpassten, anstatt Neubauten zu errichten. Deshalb findet man meistens an solchen Gassen eine Anhäufung von besonders alten Bauten.
Mit dem Niedergang des Handwerks im Stadtzentrum verwahrlosten solche Gassenräume besonders, da für die Erdgeschosslokale nur noch schwer eine Nachnutzung gefunden werden konnte. Von der Besonnung her war die Lage der Gasse auch nicht prädestiniert, um begehrten Wohnraum darzustellen. So verkamen solche Häuserzeilen zu Billigstwohnraum, und es wurde während langer Zeit nichts mehr in die Häuser investiert.
Den Weltkrieg überdauerte leider nur die westliche Hälfte der Gasse. Heute werden die Häuser vor allem (oder nur?) durch die Altstadtfreunde Nürnbergs vorbildlich saniert. Am Eingang zum historischen teil der Gasse steht die Scheune Zirkelschmiedsgasse 30, und anschliessend die Häuser Peifergasse 6, 8 und 10 aus dem 16. Jahrhundert. Gegenüber stehen die Häuser Nrn. 7 und 9 aus dem 15. Jahrhundert, und weiter vorne noch die Nr. 17 (gemäss Denkmalliste ein Massivbau aus dem 16. Jh.; meines Erachtens könnte es sich aber auch um einen Fachwerkbau handeln).
Ich beginne mit den beiden Bauten auf der Südseite:
Pfeifergasse 7
Dieses Haus fällt besonders durch seine Farbgebung auf. Über einem gemauerten Erdgeschoss folgen zwei Fachwerkgeschosse, und im Dachgeschoss ein breites Zwerchhaus innerhalb eines Kniestocks.
In der Bayerischen Denkmalliste sind vor allem nur Baudaten angegeben:
- 1432 Kernbau
- 1562 Umbau
- 1872/73 Aufstockung 2. Obergeschoss
Leider habe ich von dieser Gasse keine Gesamtansicht der Bauten, da ich auf bessere Besonnung hoffte, und somit nur Detailansichten.
Pfeifergasse 7, 1. und 2. Obergeschoss nach der Entzerrung. Vergrösserung.
Die Entzerrung war hier aufwändiger, da die Fassade im 1. Obergeschoss schief steht (stärkere Entzerrung als eine senkrechte Fassade), und das 2. Obergeschoss auskragt (Verkleinerung, da näher beim Aufnahmestandpunkt). Beide Stockwerke mussten separat entzerrt, und anschliessend wieder zusammengefügt werden.
Im 1. Obergeschoss erkennt man - allerdings rekonstruierte - Fuss- und Kopfbänder. Das Binnenfachwerk, also Fensterpfosten und Riegel, rechnet nicht mehr mit diesen Bändern, und stammt demnach nicht mehr vom Kernbestand. Dies ist heute nicht mehr leicht nachvollziehbar. Als Rekonstruktion verraten sich die Bänder anhand der neuen Holzoberfläche. Beim linken Eckständer sind die Bänder weggelassen worden, und im Brustriegel sowie im Brüstungspfosten gibt es keine Einschnitte des einst hier vorhandenen Fussbandes. Also entstammen der Brustriegel und der Brüstungspfosten einer Umbaumassnahme, anlässlich der die Bänder entfernt worden waren. Ob das Fachwerk bereits damals verputzt wurde, und ob dies bereits 1562 erfolgte, weiss ich nicht. Jedenfalls unterscheiden sich das Fachwerkbild und die einzelnen Balken von jenen im 2. Obergeschoss.
Das Fachwerk des 2. Ober- und Dachgeschosses ist einheitlich. Auffallend und typisch für das 19. Jahrhundert sind die Brüstungsstreben und der Kniestock. Hier handelt es sich um rein konstruktives Fachwerk, wie es 1872/73 üblich war.
Interessant ist nun die Partie mit den alten, konservierten Putzresten. An ihnen kann man Weiteres über die Baugeschichte ablesen... Will sich da mal jemand anders versuchen?