Nürnberg - Fachwerkbauten



  • Nun wird es ja immer spannender! Vielen Dank für die sehr aufschlussreichen Bilder!

    Zitat von "baukunst-nbg"

    Wunderburggasse 19, auf der rechten Seite zur Judengasse sind im 2. OG ziemlich ausgefallene Verstrebungen zu sehen, die, auch wenn im Schatten liegend, alles bisher Gesehene in den selbigen stellen:

    wu19Kopie.jpg

    Zitat von "baukunst-nbg"

    Die Seitenfassade ist tatsächlich, wenn auch im Schatten, mit zu sehen. Auch dort sind überkreuzte Streben zu erkennen, sogar in Verbindung mit doppelten Fußstreben!

    Wunderburggasse 19: Die überkreuzten Streben sind nicht nur in Kombination mit Fussbändern, sondern auch mit Kopfbändern! Und auf dieser Photographie erkennt man ganz deutlich, dass im Rähm des 2. Obergeschosses der Giebelfassade je zwei Blattsassen sehr nahe beieinander liegen, was auch dort überkreuzte Streben in Kombination mit Kopfbändern nachweist. Das Haus muss ich einmal genauer aufzeichnen (aber in Frankfurt-Qualität), wenn ich mal mehr Zeit und den Grundstock über die Fachwerkforschung in Nürnberg zusammen habe.

    @ baukunst-nbg: wie Du sicher bemerkt hast, offenbart das Entzerren von Photos, wenn auch nicht ganz orthogonal, sehr viel Verborgenes, und es dauert keine Minute, bis man so ein Bild hat.

    (Weiter zu Teil 3 über Wunderburggasse 19)

    Bei der Hinteren Beckschlagergasse 22 sieht man deutlich, wie die Fussstrebe den Brustriegel überschneidet, und die Kopfstrebe ihrerseits die Fussstrebe, und dass beide angeblattet sind. Dies lässt einen Rückschluss auf den Aufrichtevorgang zu: zuerst wurden alle horizontal und vertikal verlaufenden Balken zusammengefügt, als zweitletztes die Fussstreben, und zuletzt dann die Kopfstreben. Dies war so möglich, weil die Streben "von aussen" aufgeblattet wurden. Eingezapfte Streben hingegen mussten in einem Zug mit dem Aufrichtevorgang eingesetzt werden. Somit wird auch klar, weshalb bei Fenstererkern immer nur kurze Bänder, und keine (fast) geschosshohen Streben vorhanden sind, da die Fenstererker zusammen mit der Wand vor dem Einbau der Streben eingefügt werden mussten. Sieht man einen Fenstererker über eine wandhohe Strebe verlaufen (wie bei Waaggasse 7), so kann man behaupten, dass er nachträglich angefügt worden ist.

    Zu den Zeichnungen der Häuser an der Ecke Hans-Sachs-Gasse/Ebnersgasse und Fünferplatz/Bindergasse/Obstmarkt, Haus "Zum gläsernen Himmel" möchte ich erwähnen, dass es sehr bemerkenswert ist, dass der Künstler das Fachwerk originalgetreu gezeichnet hat. Normalerweise wurde ein Fantasie-Fachwerk gezeichnet, und so eignen sich 99 Prozent der historischen Zeichnungen und Stiche nicht für die Fachwerkforschung.

    Zur Photographie von 1853 mit dem Haus "Zum gläsernen Himmel": ist ja extrem alt für eine Photographie, und eine wahre Rarität! Wisst ihr, wann und wo die weltweit erste Photosausstellung stattgefunden hat? 1840, und natürlich in - St. Gallen. :gg: Leider existiert kein Bild mehr davon, aber der Katalog mit Angabe der Sujets (Bauten unserer Stadt!) ist noch vorhanden.

  • Mit einer ansatzweisen Datierung bin ich noch vorsichtig; als erstes sollte ich alle Beispiele von Verstrebungsarten einander gegenüberstellen, und chronologisch in eine Abfolge bringen. Natürlich wären auch Dachkonstruktionen einzubeziehen, aber bis jetzt hatte ich erst die Möglichkeit, die Häuser von aussen zu betrachten. Insbesondere hoffe ich, dass bei Umbauten bestehender Häuser nicht nur Datierungen vorgenommen wurden, sondern auch Dokumentationen mit Bezeichnung der Grundstruktur und Innenwandkonstruktionen. Auch Deckenkonstruktionen sind einem Wandel unterworfen, und geben ebenfalls Anhaltspunkte für eine zeitliche Einordnung eines Hauses.

    Weiter kann auch die Vorrangstellung einer Stadt einen Einfluss auf die Fachwerkentwicklung gehabt haben. Bei Frankfurt beispielsweise wird behauptet, dass eine gewisse Konstruktion eher früher datiert werden kann, als die gleiche Konstruktion im ländlichen Umland. Diesbezüglich bin ich mir nicht sicher, denn ich habe auch einige Städte in der Umgebung Frankfurts angeschaut, und keine nennenswerten Unterschiede feststellen können. Wohl können im städtischen Umfeld die Balkendimensionen stärker, und auch die Schmuckfreudigkeit ausgeprägter sein. An "altmodischen" Konstruktionen hat man auf dem Lande aber eher länger festgehalten.

    Weiter ist auch der Einfluss des fränkischen Fachwerks auf das alemannische Fachwerk zu berücksichtigen. Gemäss Literatur hat diese Entwicklung von der Mitte des 15. bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts gedauert. Überkreuzten Streben kommen beispielsweise in Frankfurt seit Beginn des 15. Jahrhundert vor (s. auch den Strang Fachwerkbauten in Frankfurt, dort allerdings meist in gebogener Form. Diese Verstrebungsform war dort im 15. und 16. Jahrhundert die hauptsächliche Form.

    Die Konstruktionen mit überkreuzten Streben in Nürnberg würde ich als Arbeitshypothese frühestens ins Ende des 15. Jahrhunderts ansiedeln, eher ins 16. Jahrhundert. Mit der Wunderburggasse 19 habe ich allerdings noch meine Mühe; ich würde sie in die Übergangszeit der Bauten mit doppelten Fussbändern ("gotisch anmutend") und der Bauten mit überkreuzten Streben wie Waaggasse 7 ("renaissançehaft anmutend" ansiedeln, und dies wegen der Kombination von überkreuzten Streben mit Fuss- und Kopfbändern. Allerdings scheint mir diese Kombination eine sehr ausgereifte Form, und nicht eine Übergangsform, was eher für das späte 16. Jahrhundert sprechen würde...

    Markant ist bei diesem Gebäude auch das Halbwalmdach, sowie der liegende Dachstuhl. An datierten Halbwalmdächer verweise ich spontan mal auf Untere Krämersgasse 18 (Aufstockung des 3. Obergeschosses und Dach nach 1477) und auf das Dürerhaus (Erhöhung 1502/04). Diese beiden Bauten haben allerdings stehende Dachstühle, und solche sind tendenziell älter als liegende. Man müsste daher auch untersuchen, wie lange in Nürnberg Halbwalmdächer gebaut worden sind.

    Dies sind erst mal Gedankengänge, betrachtet diese daher erst mal als Arbeitshypothese! Es scheint, dass jetzt ein Zeitpunkt gekommen ist, bald mal eine Gegenüberstellung der Verstrebungsformen zu präsentieren, auch wenn noch nicht alle Formen durch ein Hausbeispiel dokumentiert sind. Ich möchte allerdings noch ein Beispiel eines Hauses mit doppelten fussstreben voranstellen, und dann folgt die erste Quintessenz.

  • Der Artikel von Erich Mulzer ist sehr interessant und ausführlich. Ich wusste gar nicht, dass er auch fachwerk-kunsthistorisch so bewandert war, sondern kannte seinen Namen nur als Präsident der Altstadtfreunde. Er beklagt denn auch gleich am Anfang seines Artikel, dass es in Nürnberg noch nie eine Fachwerkforschung gegeben hätte. Für einen Laien ist der Artikel allerdings sehr schwer verständlich, insbesondere weil auch die Bilder gebündelt und aus druck- und kostentechnischen Gründen nicht in den Text eingebunden sind. Bemerkenswert ist der Artikel auch deshalb, weil er 1968, also vor der grossen Freilegungswelle von Fachwerken und einzelnen baugeschichtlichen Untersuchungen, verfasst worden ist. Nach einem ersten schnellen Durchlesen würde ich behaupten, dass der Artikel heute noch zu mindestens 95 % Gültigkeit hat!

    Zu Hintere Beckschlagergasse 22:
    Von einer Mittenbetonung würde ich nicht sprechen. Das linke Wandfeld im 2. Obergeschoss mit den zwei kleinen Fenstern wird ursprünglich genau gleich wie das mittlere Wandfeld ausgesehen haben. Auch von einem Schmuckelement würde ich bei den überkreuzten Streben nicht sprechen, denn es ist lediglich eine technische Verbesserung gegenüber der Verstrebung mit kurzen Fuss- und Kopfbändern. Gerade auf deiner Entzerrung sieht man, dass es mit der Weiterentwicklung bis zur "K-form" nicht mehr weit war (den Namen K-form habe ich schon lange gesucht, und im Mulzer-Artikel wiedergefunden. Die Strebenanordnung, bei welcher die Kopfstrebe in die Fussstrebe eingezapft ist, wird als K-form bezeichnet).

    Übrigens fehlt bei diesem Gebäude die rechte Seitenwand. Diese fiel wahrscheinlich einem Um- oder Neubau des massiven Nachbarhauses zum Opfer. Oft geschah dies dann, wenn sich zwei Nachbarn auf eine gemeinsame Brandwand einigten.


  • Zitat von "baukunst-nbg"

    Die überkreuzten Streben hat er (E. Mulzer) nicht gesondert erwähnt, soweit ich erkennen konnte. Ich halte es auch für möglich, daß es sich um eine Zwischenform - womöglich zwischen 1450 und 1550? - handelte, als die Verstrebungen aufkamen, die sich aber nicht durchgesetzt hat.


    Doch, auf S. 305 unten beschreibt er (in nur zwei Sätzen) die Entwicklung der Fussstrebe, und in der zugehörigen Anmerkung 12) gibt er vier Beispiele zu Bauten mit überkreuzten Streben. Er hat sich aber auch nicht mit der Entwicklung der Strebenform befasst, sondern vielmehr mit der Verbindungsart (verblattet oder gezapft).

    Trotzdem ist aber E. Mulzer auf S. 324 zu einem Schluss gekommen, welchem ich widersprechen muss:

    Zitat

    Das Nürnberger Fachwerk gehört dem "Fränkischen" Stil an. Es zeigt jedoch in seinen älteren Formen bemerkenswerte Anklänge an die Schwäbische [Bem.: alemannische] Bauweise. [...] Im späteren Verlauf gleichen sich fränkische und schwäbische Bauweise stark an, so dass Unterscheidungen fragwürdig werden.


    Er zählt dann Baudetails der alemannischen Bauform auf, welche in Nürnberg vorkommen, und anschliessend Details der Fränkischen Bauform, welche in Nürnberg nicht vorkommen. Und trotzdem kommt er zum Schluss, dass das Nürnberger Fachwerk dem "Fränkischen" Stil angehöre. Dabei ist es doch eindeutig alemannische Bauweise, welche (wie er richtig erwähnt) mit der fränkischen Bauweise verschmolzen ist.

    Gerade im letzten Satz sitzt doch der Grund für das Aufkommen von überkreuzten Streben! Diese Strebenform, mit Ursprung im Fränkischen Gebiet, hat sich dann allerdings nicht wie dort zu einer "Mannsfigur" mit 3/4-wandhohen Fussstreben und Kopfwinkelhölzern weiterentwickelt, sondern eben zur Nürnberg-typischen "K-Form".

    Zitat von "baukunst-nbg"

    EDIT: zur Hinteren Beckschlagergasse 22: Bist Du dir sicher, daß auch das linke Feld im 2. OG gekreuzte Streben hatte? Es könnten doch auch nur Fußstreben gewesen sein, oder Fußstreben mit kleinen Kopfbändern. Auch bei den bisherigen Fundstücken haben wir doch kaum zwei gleiche Felder nebeinander gesehen, nicht wahr?


    Dass die Fenster nächträglich "eingeschnitten" worden sind, hast Du ja auch bemerkt, somit können wir davon ausgehen. Nur Fußstreben könnten es auch gewesen sein, hingegen Fußstreben mit kleinen Kopfbändern nicht. Denn der Abstand zu den Pfosten und Neigungswinkel der Fussstreben ist identisch mit jenen im mittleren Wandfeld, wodurch auch kleine Kopfbänder überkreuzt werden müssten. Die Originalaufnahme könnte das natürlich beantworten.

    Gleiche Felder kommen doch oft nebeneinander vor! Allein beim schon sehr unregelmässig wirkenden Haus Waaggasse 11 kann man dies feststellen. Und speziell bei der Hinteren Beckschlagergasse 22 erscheint die Reihung sogar sehr ausgeprägt, wenn man das 1. Obergeschoss beobachtet. Allein schon aus diesem Grund würde ich dieses Haus jünger als die mit ihm verwandte Waaggasse 11 einschätzen.

  • Zitat von baukunst-nbg

    Also an der Waaggasse 11 kann ich keine exakt zwei gleichen Felder nebeneinander entdecken, hilf mir doch mal.

    Bei dem besagten Feld der Hinteren Beckschlagergasse 22 könnte ich es mir jedoch durchaus vorstellen, zumal das Fehlen des Mittelpfostens ab dem Brustriegel darauf hinweisen könnte, daß ursprünglich auch nur ein Fenster in der Mitte vorhanden war.B

    Also exakt gleiche Wandfelder gibt es dort auch nicht, abgesehen von den vier Feldern der Eckstube im 2. Obergeschoss (wo ich vermute, dass der Fenstererker nachträglich angefügt worden ist). Aber immerhin wird die Verstrebungsart bei jedem Feld im 2. und 3. Obergeschoss angewendet, wo kein Fenstererker sitzt. Und das ist doch das Wesentliche; nicht, ob es ein oder zwei Fenster sind, oder ob ein Wandfeld ein bisschen breiter als das andere ist. Die Wiederholung eines solchen Standardfeldes sehen wir im 3. Obergeschoss viermal, und im 2. Obergeschoss (wenn man sich den Fenstererker weg denkt) sogar fünfmal.

    Somit verbleiben nur zwei unterschiedliche Wandfeldtypen:
    - Typ 1 mit kurzen Fuss- und evtl. Kopfbändern infolge Fenstererker
    - Typ 2 mit Kreuzverstrebung
    (rechts gibt es noch zwei Wandfelder ohne Verstrebungen; spätere Abänderung?


    waagg11entz_klein.jpg
    Waaggasse 11.

    Man könnte nun diese Feststellung als weitere Arbeitshypothese an anderen Gebäuden nachprüfen, z.B. am Pilatushaus. Auch dort kommt man auf zwei Wandfeldtypen. Diese Feststellung habe ich gestern Abend auch bei ersten Zeichnungsarbeiten zu Wunderburggasse 19 gemacht.

    Am Abend werde ich eine Betrachtung von Obstmarkt 1 einstellen; vielleicht stimmt's auch dort? :wink:

  • Ob das Haus Irrerstr. 9 in nächster Zeit dendrochronologisch datierbar ist? Wohl kaum, es scheint erst vor kurzem renoviert worden zu sein, und zudem birgt es eine Hotelnutzung. Von daher dürfte infolge Schallschutzmassnahmen im Innern keine historische Bausubstanz freiliegen. Aber ich bin froh, jetzt wenigstens ein Objekt zu kennen, welches bezüglich Details 1:1 betrachtbar ist!

    Bei meiner Suche nach den ältesten datierten K-Streben bin ich auf die mehrgeschossigen Dacherker der Mauthalle (1498/1502) gestossen (nach dem Krieg in Massivbauweise erneuert). Ob sie ursprünglich waren oder eine spätere Ergänzung, weiss ich allerdings nicht.

    Die Beantwortung der Frage, weshalb in Nürnberg die X-Verstrebung so selten ist, müsste man geographisch wohl weiträumig angehen. Aber ich denke, dass sie effektiv eine Vorform der K-Verstrebung war, und nur eine Übergangsform darstellte.

    Im Artikel von E. Mulzer wird noch Mittlere Kreuzgasse 14 erwähnt.

  • Obstmarkt 1


    Beim zuletzt eingehend untersuchten Objekt, Prechtelgasse 10, habe ich auf die doppelten Fussbänder hingewiesen. Nun möchte ich diese spezielle Verstrebungsart am (ebenfalls zerstörten) Eckhaus am Obstmarkt 1 vorstellen. Ich denke, dass es sich hierbei um eine ältere Form als bei Wunderburggasse 19 handelt, wo eine Kreuzverstrebung mit Fuss- und Kopfbändern kombiniert ist.

    MI02568e06b.jpg . . MI02568e09b.jpg
    Links: Traufseite gegen Süden; rechts: Giebelseite gegen Osten, Chor der Frauenkirche (nicht von St. Sebald!). (Quelle: bildindex.de)


    Bauweise:

    Über einem gemauerten Erdgeschoss (um 1900 verändert?) folgen drei in sich abgezimmerte Fachwerkobergeschosse und zwei Dachgeschosse. Das Fachwerk ist, im Gegensatz zur regelmässigen Fensterteilung, unregelmässig gegliedert. Die markante Pfostengliederung mit vielen Fuss- und Kopfbändern übertönt optisch die klassizistische Fensterteilung.

    Das 1. Obergeschoss weist nur noch konstruktives Fachwerk auf; nicht einmal die ursprünglichen Eckpfosten sind vorhanden. Die Fenstergrösse steht in Kontrast mit dem Chörlein aus dem 18. Jahrhundert, sodass ich vermute, dass die Fensterteilung erst aus dem 19. Jahrhundert stammt.

    Gegen das nördlich angebaute Haus (rechts) ist das Gefüge über alle Stockwerke nicht mehr in Ordnung. Insbesondere wenn man den Fusspunkt des Dachorts betrachtet, sieht man, dass die Vollgeschosse ca. einen halben Meter breiter sind. Wahrscheinlich steht dies im Zusammenhang mit einem Neubau des Nachbarhauses, oder es befand sich einst ein schmales Gässchen (Ehgraben) zwischen beiden Gebäuden.

    Der Dacherker ist wohl eine spätere Zutat. Ob er der Renaissance (Ende 16. Jh.) oder der Neo-Renaissance (Ende 19. Jh.) entstammt, kann ich nicht beurteilen.

    obstmarkt.entz.jpg
    Entzerrte und zusammengefügte Ausschnitte aus den ersten beiden Abbildungen.


    Beschreibung


    Die Beschreibung der konstruktiven Merkmale soll hier nach dem Muster von Waaggasse 7 geschossweise in Stichworten erfolgen:

    Erdgeschoss:
    - massiv
    - Balkenlage auf Mauerwerk aufliegend, nicht auf Schwelle, in Gebäudetiefe verlaufend
    - Balkenabstand eng (11 Felder), evtl. mit längslaufenden Bohlen gefüllt?

    1. Obergeschoss:

    - auf beiden Seiten nur konstruktives Fachwerk des 19./evtl. 18. Jh's.
    - im Rähm links und rechts des Erkers erkennt man auf dieser Abbildung je zwei Blattsassen einstiger sehr breiter Kopfbänder, deren Lage eine Teilung der Fassade mit zwei Bundpfosten wie im 2. und 3. Obergeschoss belegt
    - auf Grund der Breite der Kopfbandsassen ursprünglich wohl Fenstererker am 1. Obergeschoss
    - Anschluss gegen Norden unklar
    - Balkenlageabstand eng (11 Felder), evtl. mit längslaufenden Bohlen gefüllt?

    2. Obergeschoss:
    - relativ enge Pfostenstellung ohne Berücksichtigung der Balkenlage
    - Pfostenstellung gibt die innere Grundrissstruktur nicht offensichtlich wieder
    - Verstrebung zu jeder Seite der Pfosten mit je zwei angeblatteten Fussbändern und einem angeblattetem Kopfband
    - Ausnahme: am linken Bundpfosten der Giebelwand nur je ein angeblattetes Fussband!
    - Brustriegel ursprünglich wohl durchgehend, auch zwischen Fussbändern und Pfosten
    - Anschluss gegen Norden unklar
    - Balkenlageabstand eng (11 Felder), evtl. mit längslaufenden Bohlen gefüllt?

    3. Obergeschoss:

    - relativ enge Pfostenstellung ohne Berücksichtigung der Balkenlage, an der Giebelfassade ein Bundpfosten gegenüber dem unteren versetzt
    - Pfostenstellung gibt die innere Grundrissstruktur nicht offensichtlich wieder
    - Verstrebung zu jeder Seite der Pfosten mit teils einem oder zwei angeblatteten Fussbändern und einem angeblattetem Kopfband
    - Brustriegel durchgehend, auch zwischen Fussbändern und Pfosten
    - Balkenlageabstand nur noch relativ eng (10 Felder), kaum mit längslaufenden Bohlen gefüllt
    - Anschluss gegen Norden unklar, aber unter dem Traufpunkt ein Pfosten

    1. Dachgeschoss:

    - zwei stehende Stuhlpfosten mit je einem angeblatteten Steig- und einem Fussband
    - ein Bundpfosten, beidseits mit angeblatteten Fuss- und Kopfbänder

    2. Dachgeschoss:

    - Schwelle über Kehlbalken
    - Streben an Fensterpfosten angelehnt, Verbindungsart unklar


    Verstrebung:

    Die Verstrebung der Vollgeschosse erfolgt ausschliesslich mit angeblatteten Fuss- und Kopfbändern. An allen Eckständern sind zudem zwei Fussbänder übereinander angeordnet, an den Bundständern hingegen nur teilweise. Diese Unterscheidung folgt offenbar nach einem Muster: an der Traufseite (Hauptfassade) ist im 2. Obergeschoss an jedem Pfosten eine Verdoppelung der Fussbänder vorhanden, im 3. Obergeschoss hingegen nur an den Eckpfosten, nicht aber an den Bundpfosten (da die Bundpfosten nicht in Bezug zu den Balkenlagen stehen, vermute ich, dass nur ein Raum die Hausbreite einnahm). An der Giebelseite ist keine Unterscheidung nach Geschossen auszumachen, dafür aber vermutlich nach der dahinterliegenden Raumaufteilung. Je die linken beiden Bundständer dürften sich in Raummitte befinden, und demnach nur mit einem Fussband pro Seite ausgesteift worden sein.


    Fenstererker:

    Anzeichen von Fenstererkern gibt es, ausser evtl. am 1. Obergeschoss, keine. Insbesondere am 2. und 3. Obergeschoss scheinen überall die originalen, fassadenbündigen Brustriegel oder Teile davon überdauert zu haben (ein nachträgliches Zurückschroten ist unwahrscheinlich). Das Anblatten von über die Brusthöhe reichenden Fussbändern am Schluss des Aufrichtens, also nach der Anbringung der vorstehenden Brustriegel, wäre unmöglich; es sei denn, dass die Erkersimsen nachträglich auf fassadenbündige Brustriegel angebracht worden wären.

    Die Blattsassen im Rähm des 1. Obergeschosses auf der Südseite sind viel breiter als die Kopfbüge der oberen Geschosse. Dies könnte ein Hinweis auf einst dort vorhanden gewesene Fenstererker sein. Beim Grolandhaus und Waaggasse 7 konnte man diese Unterscheidung in der Breite (und in der Länge) der Büge auch feststellen.


    Dachstuhl:

    Gemäss den Pfosten in der Giebelwand unter den Mittelpfetten handelt es sich um einen stehenden Dachstuhl. Ich weiss aber nicht, ob in Nürnberg auch Mischformen vorkamen (d.h. stehende Binder in den Giebelwänden, liegende Binder im Dachinnern).


    Fazit:

    Eine Datierung dieses Fachwerktyps nehme ich noch nicht vor. Es gibt noch andere Typen mit Fuss- und Kopfbändern, welche zuerst einer Betrachtung und anschliessendem Vergleich untereinander bedürfen. Hier interessiert zuerst viel mehr, nach welchem Muster die Bänder, einfache oder doppelte Fussbänder, verteilt sind. Hinsichtlich dieser Frage sollen weitere ähnliche Bauten wie Am Ölberg 1 oder Prechtelsgasse 10 miteinander verglichen werden.

    Die Bund- und Eckpfosten stehen im Gegensatz zu den bisher betrachteten Fachwerkbauten ziemlich nah beieinander, was im alemannischen Fachwerk atypisch ist. Im württembergischen Einzugsgebiet des alemannischen Fachwerkbaus kann dies öfters beobachtet werden, ebenso die Verdoppelung der Fussbänder. Das Esslinger Rathaus ist das bekannteste Beispiel hierfür.

  • Zitat von "baukunst-nbg"

    Konrad Bedal stuft die Bauzeit dieses Gebäudes als "vor 1500" ein, außerdem hält er es für möglich, daß das Haus ursprünglich ein Halbwalmdach hatte, da der obere Teil des Giebeldreiecks erneuert sei.

    Ob der obere Teil des Giebeldreiecks erneuert war, fragte ich mich auch. Die beiden an die Fensterpfosten des 2. Dachgeschosses angelehnten Streben kamen mir erst auch merkwürdig vor. Doch durch einen Blick auf Vergleichsbauten und auch auf die Schwelle des 2. Dachgeschosses kam ich zum Schluss, dass der Giebel original war, oder mindestens keinen Halbwalm hatte. Wäre das ursprüngliche Dach im Bereich des Halbwalmes nur ergänzt worden, würde man irgendwo in den Dachflächen einen Knick oder eine "Beule" sehen, doch dies scheint nirgendwo der Fall zu sein. Es wäre möglich, dass der gesamte Dachstuhl ersetzt worden wäre, doch an einen solch grossen Eingriff glaube ich nicht.


    Blick auf die Schwelle des 2. Dachgeschosses:

    Die Schwalbenschwanzblätter der Steigbänder im 1. Dachgeschoss greifen bis in diese Schwelle; also gehört diese zum Kernbestand. Wäre ursprünglich ein Halbwalm vorhanden gewesen, wäre diese Schwelle gar nicht nötig, denn die Walmsparren hätten direkt auf dem Kehlbalken (=Rähm des 1. Dachgeschosses) oder auf Stickbalken oder Sparrenschuhen aufgelagert werden können.


    Vergleichsbeispiele von Bauten mit doppelten Fussbändern

    Prechtelsgasse 10

    martin-treu-str-heug.nw.jpg
    Entzerrter Ausschnitt aus MI07686g03a von bildindex.de.

    Das 1. Dachgeschoss (welches durch die Teilaufstockung zum 3. Obergeschoss geworden war) zeigt zwei Pfosten eines stehenden Dachstuhls. Diese werden durch je zwei angeblattete Fussbänder sowie einem Kopfband, welches als Schwert ins 2. Dachgeschoss weiter läuft, verstrebt. In der Mitte steht ein Bundpfosten, welcher rechts durch eine angeblattete Strebe verstrebt wird. Links hat wahrscheinlich ebenfalls eine solche bestanden (man sieht auf der Fotografie nicht recht, ob in der Schwelle ein Blattsass prangt).

    Das 2. Dachgeschoss ist durch den nachträglichen Einbau der Aufzugsöffnung gestört, doch das Ausbuchten der Wand deutet dort ebenfalls auf einen einstigen Bundpfosten hin. In diesen wären die beiden Wandriegel eingezapft gewesen, und durch die Wegnahme des Pfostens buchteten diese in der Folge aus.
    Im 3. Dachgeschoss ist mindestens in der Brüstung ein Mittelpfosten vorhanden; ob das Fenster ursprünglich ist, ist nicht eruierbar.

    Es wäre möglich, dass ursprünglich ein durchgehender Firststud (ein durch alle drei Dachgeschosse verlaufender Mittelpfosten) vorhanden war. Eine Originalphotographie würde mehr Kenntnisse dazu preisgeben. Jedenfalls kann hier ein Halbwalm über dem 1. Dachgeschoss ausgeschlossen werden, da an der fraglichen Stelle der Walmtraufe zwei ursprüngliche Schwerter eingelassen sind, und damit ein ursprüngliches Weiterlaufen der Wand belegen! Bemerkenswert ist auch die an den Bundständer angelehnte Strebe im 1. Dachgeschoss. Gerade solche "angelehnten Streben" kommen auch bei Obstmarkt 1 vor!


    Am Ölberg 1

    MI02565e08b.jpg 17
    Die Burgstrasse bei der Einmündung der Oberen Schmiedgasse und Am Ölberg; rechts des Baumes Am Ölberg 1.

    Vergrösserung (Quelle: bildindex.de)

    Dieses Haus würde auch eine genaue Beschreibung verdienen! Doch dies sei auf einen späteren Zeitpunkt verschoben, da ich lieber erst zu jedem Fachwerktyp ein Beispiel bringen möchte. Auch bei diesem Haus fallen neben den verdoppelten Fussbändern Gemeinsamkeiten in der Giebelwand auf:
    - im 1. Dachgeschoss zwei stehende Stuhlpfosten, verstrebt durch je ein angeblattes Fussband und ein Steigband
    - in der Mittelaxe ein Bundpfosten, welcher durch alle Dachgeschosse zu verlaufen scheint (also Firststud)
    - im 2. Dachgeschoss zwei angeblattete "angelehnte Streben" (!!!)


    Also alle drei Beispiele weisen grosse Gemeinsamkeiten auf; insbesondere diese "angelehnten Streben", welche mich ihrer Eigenartigkeit wegen erst stutzig machten, sind es, welche mich nicht an die Vermutung eines ursprünglichen Halbwalmdaches bei Obstmarkt 1 glauben lassen.


    Rathausplatz 11

    Ein weiteres Beispiel mit doppelten Fussbändern gab es am Rathausplatz 11. Wenn es auch nichts zur Giebelwandproblematik beiträgt, möchte ich es der Vollständigkeit halber hier aufführen:

    MI02569f08b.jpg 58 ausschnitt-unt-kraemersg.jpg
    Links: Untere Krämersgasse; rechts: Ausschnitt (Quelle: bildindex.de)


    und der entgegengesetzte Blick:

    MI02518d10b.jpg 76
    Sebalder Platz/Rathausplatz; im Vordergrund rechts angeschnitten das Walmdach von Rathausplatz 11
    (Quelle: bildindex.de)


    Zitat von "baukunst-nbg"

    Die Giebelseite macht mir aber auch zu schaffen, besonders die Pfostenstellung im 2. und 3. OG ist mir nicht so recht schlüssig.

    Ich vermute, dass Du die rechten Eckpfosten vermisst. Wie ich im Abschnitt "Bauweise" geschrieben habe, wurde Obstmarkt 1 nächträglich gegen rechts (Norden) um ca. einen halben Meter verbreitert.

    Zitat

    Gegen das nördlich angebaute Haus (rechts) ist das Gefüge über alle Stockwerke nicht mehr in Ordnung. Insbesondere wenn man den Fusspunkt des Dachorts betrachtet, sieht man, dass die Vollgeschosse ca. einen halben Meter breiter sind. Wahrscheinlich steht dies im Zusammenhang mit einem Neubau des Nachbarhauses, oder es befand sich einst ein schmales Gässchen (Ehgraben) zwischen beiden Gebäuden.


    Der ursprüngliche Eckpfosten im 1. Obergeschoss fehlt, wie überhaupt praktisch die gesamte ursprüngliche Bausubstanz an diesem Geschoss. Jener im 2. Obergeschoss fehlt ebenfalls, dafür ist jener im 3. Obergeschoss noch vorhanden, allerdings geschwächt durch den Einschnitt des Fensters rechts aussen.

  • Jetzt, wo ich diesen historischen Planausschnitt sehe, wird mir vieles klar. Vor allem habe ich bemerkt, dass ich die beiden Eckhäuser Prechtelsgasse 10 und 12 weiter westlich vermutete, und habe sie deshalb fälschlicherweise mit "Ecke Martin-Treu-Str./Heugässchen nordost bzw. nordwest" bezeichnet. Die Frage nach der Lokalisierung stellte sich mir bereits auf Seite 1 dieses Threads... Dann werde ich das natürlich überall korrigieren.


    nbg-steppe-ueberlagerung.jpg
    Überlagerung von GoogleEarth mit dem Planausschnitt


    Der grösste Eingriff beim Wiederaufbau war demnach die Neuanlage der Martin-Treu-Strasse, welche im östlichen Bereich vor dem Krieg gar nicht existierte, und in ihrem westlichen Bereich die viel schmalere Prechtelsgasse war (erstaunlicherweise hat man aber die Krümmung der Wunderburggasse belassen, und sogar die Staffelung der Nachfolgebauten 8 - 14). Die Kreuzung Martin-Treu-Str./Heugässchen liegt ca. sieben Häuser weiter westlich. Noch weiter westlich habe ich auch das Haus Prechtelsgasse 10 eingezeichnet (oranges Rechteck ohne Nummer). Nun kann man auch die folgenden beiden Bilder in einen Zusammenhang setzen:

    MI02570d03b.jpg 70 . MI07686g03b.jpg 75
    Links: Wunderburggasse von Norden mit Nr. 19 im Vordergrund; rechts: Wunderburggasse von Norden bei der Einmündung der ehemaligen Prechtelsgasse mit den Eckhäuser Prechtelsgasse 12 (rechts) und 10 (links) (Quelle: bildindex.de)


    Die beiden hellen Häuser im Hintergrund des linken Bildes sind demnach das Veit-Stoss-Haus (Nr. 7) und das Eckhaus Prechtelsgasse 12, welche im rechten Bild mit freigelegtem Fachwerk abgebildet sind. Und ganz im Hintergrund des linken Bildes knapp sichtbar das 1932 ebenfalls noch verputzte Eckhaus Prechtelsgasse 10!


    Zitat von baukunst-nbg

    Ich glaube, auch Bedal ist hier möglicherweise durcheinandergekommen. Denn er beschreibt Wunderburggasse 5 als "dreigeschossiges Eckhaus, nachträglich einseitig aufgestockt", und Prechtelsgasse 10 (auch?) als viergeschossiges, ursprg. nur dreigeschossiges Traufenhaus". Wohl meint er in letzterem Falle ein anschließendes, für uns nicht mehr sichtbares Haus in der Prechtelsgasse, das im Zusammenhang mit dem Eckhaus aufgestockt wurde (wg. "Traufenhaus").

    Als "typisch" für die 1. H. des 15. Jh. nennt Bedal die Kombination aus angeblatteten Fußstreben und kurzen Kopfbügen, abwechselnd mit breiten angeblatteten Fußbügen im Bereich der Bohlenstuben. Das würde auch mit Riegels Vermutungen zu Waaggasse 11 übereinstimmen. Solche Bohlenstuben seien auch zu mehreren, teils übereinander, auch mehrfach in einem Stockwerk, nachweisbar.

    Das "Nürnberger K" mit den in die Fußstrebe eingezapften Riegeln ist übrigens dendrochronologisch erstmals 1509 in der Irrerstraße 1 nachweisbar (heute wieder verputzt).

    Wunderburggasse 5 war doch ein dreigeschossiges Eckhaus (gemäss Planausschnitt lag südlich ein Hof?), hingegen kann man auf der Abbildung nichts von einer Aufstockung erkennen. Und Prechtelsgasse 10 war doch tatsächlich ein viergeschossiges, ursprg. nur dreigeschossiges Traufenhaus (der Hauseingang lag wahrscheinlich an der Prechtelsgasse, und demnach ist es ein traufständiges Haus, auch wenn es einen markanten Giebel zur Wunderburggasse zeigte; die Türe zur Wunderburggasse dürfte nur zu einem Erdgeschosslokal geführt haben).

  • Vielen Dank für die Hausnummernzuordnung und die Kartenausschnitte!

  • Dazu noch zwei Zeichnungen zu Wunderburggasse 19:

    wund19umzeichnung.kernbau.jpg

    Wunderburggasse 19. Umzeichnung des Fachwerks aus Fotografien.

    Rot = ursprüngliches Fachwerk (16. Jh.?), weiss = Fachwerk des 19. Jahrhunderts.


    wund19umzeichnung.kernbau.rek.jpg

    Wunderburggasse 19. Umzeichnung des Fachwerks mit Eintragung der mutmasslichen Verstrebung.


    Es sind zwar nicht alle Befunde gesichert und vollständig, da die Zeichnungen auf den relativ unscharfen Photos der vorangegangenen Beiträge basieren. Aber sie sollen einen Eindruck von überkreuzten Streben in Kombination mit Fuss- und Kopfbändern vermitteln.

  • Erste Auslegeordnung über die Verstrebungsformen

    von der Gotik bis ins 19. Jahrhundert


    Nur schon das genaue Beobachten von bestehenden und photographisch dokumentierten Fachwerkfassaden ermöglicht es, verwandte Fachwerke zu ordnen. Bei den bisherigen Betrachtungen einzelner Bauten haben wir immer wieder Vergleiche mit andern Bauten angestellt, und daher folgt jetzt eine Übersicht über die charakteristischen Verstrebungsarten. Es sind bereits auch andere Verstrebungen aufgeführt, welche bisher hier noch nicht behandelt worden sind.

    Denselben Weg könnte man auch mit anderen Details wie Fenstererker, Dachstühle, Dacherker etc. gehen, um so das Bild über die Entwicklung des Fachwerks in Nürnberg zu verfeinern. Über die Dacherker gibt es meines Wissens eine Abhandlung, und, wie vor kurzem hier von baukunst-nbg verlinkt:
    Altstadtberichte 1994: Wie alt sind die Halbwalmdächer in der Nürnberger Altstadt?, S. 75-88

    Fensteröffnungen sind bewusst noch nicht eingezeichnet, da ich noch keine Kenntnisse über die Fensterformate der ältesten Fachwerke besitze, und weil die Fenster je nach Raumwertigkeit und Geschosshöhen variieren konnten. Bei den älteren Fachwerken kann man meist von einem durchgehenden, zwischen die Pfosten eingesetzten Sturzriegel ausgehen; bei niedrigen Raumhöhen bildet der Rähm selbst den Sturz. Durch Fensterpfosten, welche zwischen den Brust- und Sturzriegel eingespannt sind, ergeben sich dann die Einer- bis Reihenfenster. Später laufen die Fensterpfosten bis zum Rähm durch, und zwischen ihnen sind dann die kürzeren Sturzriegel eingelassen. Wann dieser Wechsel stattgefunden hat, ist schwierig nachzuvollziehen, da die meisten sichtbaren Fensteröffnungen im Verlauf der Zeit immer wieder verändert worden sind.

    Die gewählte Reihenfolge widerspiegelt noch keine definitive Chronologie, sondern wurde nach einem möglichen Entwicklungsverlauf der Verstrebungsformen aufgestellt. Die urtümlichste Verstrebungsform mit kurzen Bändern an allen Ecken hat sich aus konstruktiven Gründen bei den Fenstererkern noch sehr lange gehalten, während sich die Verstrebungen weiterentwickelt hatten.

    Auch vermute ich zwischen der dritten Form (Verstrebung mit angeblatteten verdoppelten Fussbändern und kurzen Kopfbändern) und vierten Form (Verstrebung mit angeblatteten, überkreuzten Fuss- und Kopfbändern) eine zeitliche Verwandtschaft, als sich der Fränkische Einfluss im alemannischen Fachwerk bemerkbar machte. In der Folge resultierte daraus die K-Verstrebung, wobei die alemannische Ausbildung der Fenster mit durchgehenden Brust- und Sturzriegel noch lange beibehalten worden war.

    Zu den Beispielen: die Liste ist nicht vollständig, sie ist lediglich mal wie ein Notizzettel für mich, damit ich bei Bedarf einige Angaben habe, wo weiterzusuchen ist. Die Liste werde ich laufend ergänzen, insbesondere auch mit nachgewiesenen Baudaten und Beispielen bestehender Bauten.


    Verstrebung mit angeblatteten kurzen Fuss- und Kopfbändern:

    kl.eckbaender.jpg

    - Burgstr. 27 (zerstört)
    - Halbwachsengässchen 1 (zerstört)
    - Obere Schmiedgasse 64/66 "Pilatushaus" (Vollgeschosse)
    - Weinstadel


    Verstrebung mit angeblatteten langen Fussbändern und kurzen Kopfbändern:

    gr.fussbaender.jpg

    - Albrecht-Dürer-Str. 6
    - Albrecht-Dürer-Str. ? (Dürerhaus)
    - Am Ölberg 3 (?) (zerstörtes Haus aus Bildindex)
    - Augustinerstr. 7 (2. OG)
    - Bergstr. 14 (2. OG)
    - Paniersplatz 20, "Grolandhaus" (2./3. OG, zerstört)
    - Peuntgasse (zerstörtes Haus aus Bildindex)
    - Tetzelgasse Nr. ? (zerstörtes Haus aus Bildindex)
    - Weißgerbergasse 10 (2. OG)


    Verstrebung mit angeblatteten doppelten Fussbändern und kurzen Kopfbändern:

    dopp.fussbaender.jpg

    - Am Ölberg 1 (zerstört)
    - Rathausplatz 11 (zerstört)
    - Obstmarkt 1 (zerstört)
    - Prechtelsgasse 10 (zerstört)
    - Sachs-Gasse, Sachshaus (überrestauriert?, zerstört)
    - Unschlittplatz 8
    - Untere Kreuzgasse Nr. ?


    Verstrebung mit angeblatteten, überkreuzten Fuss- und Kopfbändern (X-Streben):

    x-streben.jpg

    - Bindergasse 1, "Zum Gläsernen Himmel"
    - Hintere Beckschlagergasse 22 (zerstört)
    - Irrerstr. 9
    - Prechtelsgasse 12 (zerstört)
    - Unschlittplatz 14 (zerstört)
    - Waaggasse 11 (zerstört)

    Spezialfälle:
    - Ludwigstr. 74 (2. OG)
    - Mühlgasse 2
    - Wunderburggasse 19 (zerstört)


    Verstrebung mit eingezapften langen Fuss- und kurzen Kopfstreben (K-Streben):

    k-streben.jpg

    - Augustinerstr. 5
    - Albrecht-Dürer-Str. 24 (Rückseite)
    - Am Ölberg 31
    - Dötschmannsplatz 13 (Martin-Treu-Str./Leonhardsgässchen) (zerstört)
    - Obere Schmiedgasse 64/66 "Pilatushaus" (Giebelgeschosse)
    - Obere Talgasse, 3 zerstörte Gebäude aus Bildindex
    - Oberer Bergauerplatz, zerstörtes Gebäude aus Bildindex
    - Paniersplatz 20, "Grolandhaus" (4. OG, zerstört)
    - Schulgasse Nr. ? (zerstörtes Haus aus Bildindex)
    - "Hexenhäusla" am Vestnertor

    spezielle Bemerkungen:
    - breites Haus östlich vom Dürerhaus: 19. Jh.?


    Verstrebung mit kurzen Fussstreben und Fenstererkern (Kopfbänder evtl. durch Erkervormauerung verdeckt):

    - Albrecht-Dürer-Str. 24 (Vorderseite)

    - Am Ölberg 9

    - Schildgasse Nr. ? (zerstörtes Haus aus Bildindex)

    - Winklerstrasse 27 (Hof)


    Verstrebung mit aneinandergereihten Schmuckgliedern in der ganzen Brüstung:

    renaissance.jpg

    - Manggasse 3 (Mulzer-Artikel)
    - Untere Schmiedgasse Nr. ? (zerstörtes Haus aus Bildindex)
    - div. Dacherker
    - div. Hofgalerien (z.B. Winklerstrasse Nr. ? (zerstörtes Haus aus Bildindex)


    Verstrebung mit Schmuckgliedern nur unter den Fenstern:

    barock.jpg

    - Lammsgasse 10 (Hof) (Mulzer-Artikel)
    - Obere Wörthstrasse 21
    - div. Dacherker


    Verstrebung mit einzelnen Brüstungsstreben:
    (konstruktives Fachwerk, für Verputz bestimmt)

    19.jh1.jpg

    - Adlerstr. 18
    - Geiersberg 2
    - Bergstrasse Nr. ? (Eckhaus zur Oberen Schmiedgasse)
    - Geiersberg 17 (2. OG)
    - Halbwachsengässchen 1 (Nachbarhaus des "Goldenen Posthorns", zerstört)
    - Pfeifergasse (zerstörtes Haus aus Bildindex)
    - Weissgerbergasse (diverse)


    Verstrebung mit geschosshohen Streben:
    (konstruktives Fachwerk, für Verputz bestimmt)

    19.jh2.jpg

    - Obstmarkt 1 (1. OG, zerstört)
    - Unschlittplatz 8 (3. OG)
    - Weissgerbergasse (diverse)
    - Wunderburggasse 19 (zerstört)


    Überhaupt keine Verstrebung:
    (konstruktives Fachwerk, für Verputz bestimmt, meist bei Umbauten)

    - Adlerstr. 20
    - Augustinerstr. 15
    - Obere Schmiedgasse 56(?) (nur Vorderfassade)
    - Untere Krämersgasse Nr. ? (zerstörtes Haus aus Bildindex)
    - Vordere Landauergasse Nr. ? (zerstörtes Haus aus Bildindex)
    - Wunderburggasse 7 (Wohnhaus Veit Stoss, zerstört)

  • Obere Schmiedgasse 64/66, "Pilatushaus"
    (erbaut 1489, Dach 1596)


    pilatushaus.jpg
    Pilatushaus. (Foto von baukunst-nbg)

    Das Pilatushaus habe ich schon einmal in einem Beitrag (28.7) kurz erläutert, allerdings mehr in Bezug auf den Fenstererker und das Dach.


    1. - 3. Obergeschoss:

    Der einzige "Schmuck" am Fachwerk der Vollgeschosse sind die angeblatteten kurzen Fuss- und Kopfbänder, und zwar beidseits von jedem Eck- und Bundpfosten. Kopfbander sind auch am 3. Obergeschoss hinter den Fenstererkern vorhanden, wobei sie an den Eckpfosten eigenartigerweise fehlen (nur ersichtlich bei der Frontalansicht).

    Alle Bänder habe eine normale Breite. Bei andern Gebäuden sind die Fussbänder bei Wandpartien mit Fenstererkern oft sehr breit, was ihnen einen sehr altertümlichen Eindruck verleiht (Grolandhaus, Waaggasse 11, Wunderburggasse 19). Beim Pilatushaus sind die Fussbänder am 3. Obergeschoss nicht breiter als üblich, und hier kennen wir mit 1489 auch ein verlässliches Baudatum. Somit sieht man, dass von einer altertümlich anmutenden Form nicht auch auf ein sehr hohes Alter geschlossen werden darf (ich meine damit 13. und 14. Jahrhundert)!

    Weiter fällt auf, dass alle Kopfbänder ein bisschen kleiner als die Fussbänder sind; ein vordergründig unwichtiges Detail, aber vielleicht stellt man dies einmal auch bei einem anderen Objekt fest, und kann dann das Pilatushaus zu einem Vergleich heranziehen.

    Zitat

    Seine Fassaden sind im 18./19. Jahrhundert sehr stark verändert worden, aber vielleicht erkennt man von aussen in den Ständern noch Spuren des ursprünglichen Zustandes. Von ihm habe ich noch eine interessante Aufnahme im verputzten Zustand gefunden:

    MI12954g02b.jpg Vergrösserung
    Pilatushaus (links) im verputzten Zustand. (Quelle: bildindex.de)

    Auf Bodenhöhe zwischen dem 2. und 3. Obergeschoss ist ein Vorsprung erkennbar. Das 3. Obergeschoss kragt aber nicht aus, wie man auf dem nachstehenden Photo nach der Freilegung des Fachwerks sehen kann. Nur der Fenstererker steht vor. Der Schattenwurf an den Stürzen der drei Giebelfenster ist aber grösser als bei den unteren, und es fehlt auch der Dachvorsprung. Vor dem Verputzen des Fachwerks wurden zuerst die Brüstungspartie unterhalb der Fenstererker sowie das ganze Giebeldreieck mit Backsteinen vorgemauert. Diese Vormauerungen sind heute wieder entfernt. Die Folge ist aber, dass der umlaufende Fenstererker heute wahrscheinlich nicht mehr in der ursprünglichen Form besteht (fehlende Konsolen und oberer Abschluss) und deshalb nicht mehr im Detail mit jenem am Grolandhaus verglichen werden kann.

    MI07686f09b.jpg Vergrösserung
    Pilatushaus. (Quelle: bildindex.de)

    Die axiale Fenstergliederung machte auch vor dem Fenstererker nicht halt. Da die originalen Eck- und Bundpfosten ebenfalls in regelmässigen Abständen angeordnet sind, macht die Fassade keinen verwirrenden Eindruck, wie das bei andern stark veränderten Fachwerken sonst der Fall ist. Zum ursprünglichen Fachwerk zählen alle Schwellen, Rähme und Pfosten samt Bändern. Im 3. Obergeschoss dürfte auch der Fenstererker samt den Brüstungen mit nur einem Pföstchen dem Originalbestand angehören. Alle Wandpartien innerhalb der "Achtecke" des 1. und 2. Obergeschosses zeugen vom Umbau des 18./19. Jahrhunderts. Es wäre möglich, dass auch an diesen beiden Geschossen einst Fenstererker sassen; vielleicht lassen sich noch Spuren davon an den Pfosten finden.


    Dachgeschosse:

    Zitat

    Das Giebeldreieck zeigt in der Tat ein verwandtes Fachwerk mit jenem im Giebel des Grolandhauses. Somit hätten wir mit 1596 ein erstes mögliches Datum für diese Verstrebungsart, wenn man die Denkmalliste zu Hilfe nimmt (Haus Nr. 66 1489 (dendro.dat.) erbaut, Giebel bzw. Giebelgeschoss wohl nach 1596 (dendro.dat.) verändert). Es gibt aber noch zwei Details am Giebeldreieck festzuhalten: das 1. Dachgeschoss besteht aus einem liegenden Stuhl, denn in der Giebelwand sind liegende Stuhlsäulen erkennbar. Eigentümlich, und nicht zur Verstrebungsart mit Fuss- und Kopfstreben passend, sind die beiden die äusseren Pfosten kreuzenden wandhohen Bänder (oder Streben) im 2. Dachgeschoss. Diese Verstrebungsart passt eher zu stehenden Dachstühlen, und diese wiederum in die Zeit der Errichtung des Pilatushauses 1489.

    Was könnte nun der Grund für den Ersatz eines lediglich gut hundert Jahre alten Dachstuhls gewesen sein? Oder war es nur ein Umbau des ursprünglichen Dachstuhls? Von einem Raumgewinn gehe ich nicht aus, da auch für 1489 mit derselben Dachneigung gerechnet werden kann. In Frage käme aber ein Brand. Eine weitere Möglichkeit wäre noch die Entwicklung vom stehenden Stuhl zum liegenden Stuhl während dieser Zeitspanne. Ein liegender Stuhl ist technisch anspruchsvoller, aber im Gegensatz zum stehenden Stuhl bot er einen stützen- und schwellenfreien Dachraum, was der Lagerhaltung wiederum zu Gute kam. Dies könnte den Umbau des Dachstuhls veranlasst haben, und die beiden relativ nahe beieinander liegenden Dendrodaten sowie die beiden Verstrebungsformen an der Giebelwand erklären, wenn man das Haus nur von aussen zu Gesicht bekommt, nicht aber von innen.

    Um das zu verdeutlichen, habe ich die erwähnten erwähnten Strebenformationen farbig markiert:

    pilatush.ausschnMI07687c01a.jpg
    Ausschnitt aus MI07687c01a von bildindex.de.

    Die Farben markieren keine Bauphasen, sondern heben nur die unterschiedlichen Verstrebungsarten hervor!

    rot: Im 1. Dachgeschoss erkennt man einen liegenden Dachstuhl an den von aussen sichtbaren liegenden Stuhlsäulen unmittelbar unter den Sparren. Das Giebelwandfeld selbst ist mit K-Streben ausgesteift. Im 2. Dachgeschoss sind ebenfalls K-Streben vorhanden, aber neben stehenden Stuhlsäulen. Die Wandpartien mit K-Streben dürften der Bauphase von 1596 angehören.

    orange: Die stehenden Stuhlsäulen im 2. Dachgeschoss sind mit Steigbändern ausgesteift. Normalerweise sind Steigbänder angeblattet, aber beim Pilatushaus konnte ich das noch nicht sehen. Die Anblattung ist die ältere Verbindungsform als die Verzapfung (wie bei den K-Streben), und deshalb vermute ich hier einen (wiederverwendeten?) Überrest des ursprünglichen Daches von 1489.

    Natürlich gibt es auch Übergangszeiten, während denen zwei unterschiedliche Konstruktionsformen am gleichen Haus vorkommen können. Ein Blick in den Dachstuhl könnte diese Frage der Gleichzeitigkeit oder der Teilwiederverwendung alter Bauteile klären.

    Zum Giebeltürmchen kann ich noch nicht viel sagen. Auffallend sind die kleinen Fussstreben; ob sie angeblattet oder eingezapft sind, ist aus den Photos nicht ersichtlich. Eingezapfte Fussstreben zusammen mit K-Streben kommen beispielsweise auch am Haus Dötschmannsplatz 13 vor.


    Fazit:

    - gleichmässige Pfostenstellung über alle drei Obergeschosse von 1489
    - an allen Pfosten beidseits angeblattete Fuss- und Kopfbänder
    - Kopfbänder ein bisschen kleiner als die Fussbänder
    - umlaufender Fenstererker am 3. Obergeschoss
    - in der Giebelwand K-Streben von 1596 und auch Steigbänder

  • Zitat von baukunst-nbg

    Deine Theorie, daß das 1. und 2. OG früher auch komplett Fenstererker hatten, halte ich für durchaus glaubwürdig. Soweit ich mich erinnern kann, ist die Verwendung der kurzen Fußstreben sehr häufig im Zusammenhang mit Fenstererkern zu beobachten. Dein Satz, daß die "altertümliche" Form des Fachwerks mit kurzen Fußstreben nicht auf das Baualter hinweisen muß, wird insoweit relativiert, weil die Verwendung der kurzen Fußstreben auch zu einer insoweit späteren Zeit einen bestimmten Sinn hatte und nicht aus optischen Gründen gewählt wurde. Auch dies spricht für die "Fenstererker-Theorie".

    Ich habe mir eben nochmal die Balkenlage an der Traufseite [Anm.: Pilatushaus] angesehen. Im 3. OG - das mit den Fenstererkern - stimmen die Balken auffällig genau mit Pfosten, Fußstreben-Fußpunkt und Fensterpföstchen überein - ein ungewöhnlich regelmäßiges Bild, an anderen Häusern haben wir das m. E. bislang so nicht beobachtet. Im 2. OG sieht man insoweit die Abweichung, als die "innerhalb" der Achtecke liegenden "Fenster-Pföstchen" keinen Bezug zur Balkenlage mehr haben, jedoch noch die Pfosten und die Fußbänder. Die Decke unterhalb des 1. OG hat offenbar dünnere Balken als die darüberliegenden Geschosse! Hat dies evtl. mit einem späteren Bau der darüberliegenden Geschosse zu tun? Oder mit einer evtl. "Versteinerung" des Fußes? Auch ist die Beziehung dieser Balken zu den Streben und Pfosten darüber nicht so ausgeprägt wie im 2. und 3. OG.

    Dass die Fussbänder Bezug auf die Balkenlage nehmen, denke ich, ist eher Zufall. Auch sind die Deckenbalken über dem Erdgeschoss nicht dünner als jene der höheren Balkenlagen, nur der Balkenabstand ist grösser. Meistens kann man enggelegte Balkenlagen über den Hauptstuben ausmachen. Oft läuft dann nur jeder zweite Balken durch das ganze Haus hindurch, und jeder andere zweite Balken verläuft dann nur über der Stube. Jedenfalls könnte man auch hier eine Systematik herausfinden (Stichworte):

    - Verlaufsrichtung
    - bei welchen Geschossen
    - über welchen Räumen
    - chronologische Erfassung


    Zitat von baukunst-nbg

    Vielen Dank auch für die hervorragende Aufstellung der verschiedenen Fachwerktypen. Ich meine, man könnte noch zwei Ergänzungen [Anm.: zu den Fachwerktypen] vornehmen: zum einen den Urtyp: nur Ständer mit großen Abständen, keine Fuß-, sondern nur Kopfbänder (Obere Schmiedgasse 54/56) sowie nicht nur als Untertyp den Vorläufer des Nürnberger K mit Riegeln, die bis zum Pfosten durchlaufen.

    Diese zwei Typen gehören sicher dazu. Mulzer hat in seinem Artikel (s. Literaturangabe auf S. 1 dieses Stranges) auf S. 313 den "Urtyp" des Fachwerkhauses ohne Schwelle auch schon angetönt, aber keine bestehende Bauten mehr vorfinden können. Am Schluss des Artikels gibt es zwei Abbildungen von schwellenlosen Bauten. Abbildung 25 zeigt eine Zeichnung eines nicht näher bezeichneten Baus, dessen Ständer direkt auf Fundamentsteinen sitzen; Abbildung 26 zeigt einen Bauantragplan von 1608 für eine Aufstockung eines bestehenden Hauses, bei welchem ebenfalls keine Schwelle gezeichnet ist. Es kann sich hier allerdings auch um eine zeichnerische Ungenaugkeit handeln. Obere Schmiedgasse 54/56 scheint bisher das einzige bekannte Beispiel dieses Typs zu sein.

    Der andere Typ "K-Streben mit bis an die Pfosten reichenden Brustriegel" ist mir auch schon aufgefallen, und ich merke mir auch Beispiele hierzu. Diese Bauweise ist im Umland von Nürnberg häufiger anzutreffen.


    Zitat von baukunst-nbg

    Wunderbar im Wortsinn ist Deine Zeichnung der Wunderburggasse 19. Mir sind die Blattsitze gar nicht aufgefallen, mit denen wir auf die Verdopplungen ja auch so hätten aufmerksam werden können. Doch die Seitenansicht beweist ja die Plausibilität Deiner Rekonstruktion. Super! Ich glaube nicht, daß in Nürnberg dies schon jemals einer ausgearbeitet hat. Auch scheinen dickere Fußbänder gerne bei Fenstererkern verwendet worden zu sein.

    Aus meinem Archiv möchte ich noch einige Fotos von Details der Augustinerstraße 7 zeigen, mir sind spontan die Blattsassen in der Rähm des EG aufgefallen - wohl von einem früheren Fachwerk-EG. Außerdem auch hier wunderschöne kleine Konsolen und profiliertes Gesims am Fenstererker. Ich frage mich, was die "Balken in den Balken" des 3. OG sind?

    DSC01245Kopie.jpg (EG)

    DSC01248Kopie.jpg (2./3. OG)

    Ein sehr schön restauriertes Haus, und dazu noch mit praktisch unveränderten Fensteröffnungen! Es verdiente eine genauere Vorstellung - doch zu einem späteren Zeitpunkt! Insbesondere quillt der Verputz am 2. und 3. Obergeschoss nicht so schokoladetäfelchenartig hervor, so wie bei früher restaurierten Fachwerkbauten. Dies hat damit zu tun, dass heute wieder vermehrt Kalkputze Anwendung finden, und nicht mehr Zementputze, welche viel dicker aufgetragen werden mussten.

    Die Blattsassen am Erdgeschoss sind wirklich bemerkenswert; am rechten Fassadendrittel sind drei solche erkennbar, und alle verlaufen nach rechts! Ich denke, dass hinter dem Schild "die bar" die Gegenstücke dazu versteckt sind.

    Und nun zu den "Balken in den Balken" des 3. OG's: anhand der Verstrebung und Verzapfung erkennt man, dass das 3. Obergeschoss nachträglich aufgestockt worden ist. In die Balkenlage über dem 2. Obergeschoss waren die Sparren des ursprünglichen Daches eingezapft. Aus bautechnischen Gründen (Abscheren) standen horizontal beanspruchte Balken (durch den Druck der Sparren nach aussen) ca. 10 cm über die Fassade vor (diese 10 cm werden "Vorholz" genannt). Die Oberfläche der Sparren fluchtete am Fusspunkt mit der Fassadenebene. Als dann das Haus aufgestockt wurde (oder erst beim Verputzen des Hauses), wurden die vorstehenden Balkenköpfe fassadenbündig abgesägt, wodurch das Zapfenloch für den Sparren angeschnitten wurde. Dieses Zapfenloch wurde dann mit einem Holzklötzchen ausgefüllt. Siehe dazu das Detailbild des Pilatushauses oben; auch dort habe ich dieses Vorholz am Dachfuss eingezeichnet.

    Dieses Detail ist ein sehr wichtiges bei der Bauforschung, und man kann so auch die ungefähre Neigung von vor Jahrhunderten verschwundenen Dächern bestimmen, auch wenn nur die Fassade renoviert wird (die Dachneigungen sind meist bei den Haustrennwänden besser ersichtlich, sofern der Randsparren nicht entfernt worden ist). Ich zeige dies anhand eines Beispiels aus St. Gallen, wenn auch nur sehr klein angedeutet. Betrachte dazu die untere Ecke:
    Der dunkelbraune Sparren blieb bei der Aufstockung des ockerfarbenen Geschosses in der Haustrennwand noch erhalten. Beim Absägen des Vorholzes und des Sparrens (seine Oberfläche fluchtete nicht mit der Fassade, sondern stand weiter vor) wurde die Zapfenverbindung sichtbar.
    Dasselbe geschah bei der Aufstockung der roten Bauphase wieder (richtigerweise eine Erhöhung des ockerfarbenen Geschosses). Die Deckenbalken und Sparren der ockerfarbenen Bauphase waren miteinander verblattet, und nicht verzapft wie bei der braunen Bauphase.

    turmgasse8dachstuhl.jpg
    Baugeschichtliche Untersuchung Turmgasse 8 in St. Gallen (CH): Aufnahme 3. OG/DG, 1997.


    turmgasse8dachstuhldetail.jpg . turmgasse8fassadendetail.jpg
    Links: Detail aus obigem Aufnahmeplan der westlichen Ecke; rechts: selbes Detail (Eckpfosten) im Fassadenaufnahmeplan.

  • Zitat von baukunst-nbg

    Die Erklärung mit den angeschnittenen Balken und Sparrenlöchern ist sehr spannend, vielen Dank für den Hinweis. Es ist geradezu faszinierend, was man an einer freiliegenden Fachwerkfassade alles lesen kann, wie in einem offenen Buch.

    Gleich nebenan (Augustinerstr. 5) finden wir übrigens eine Kombination der durchlaufenden Riegel mit K-Streben und Andreaskreuze. Die darunterliegenden Geschosse sind (sinnvollerweise) verputzt geblieben.


    augustinerstr-5.jpg

    Gut, dass Du gerade ein Beispiel von K-Streben mit bis an die Pfosten reichenden Riegeln zeigst. Du hast zwar geschrieben "durchlaufende Riegel mit K-Streben", aber die Riegel sind ja gerade nicht mehr durchlaufend! Wohl laufen sie bis an die Pfosten, und das ist ja der Unterschied zur älteren Form der K-Streben mit nicht bis an die Pfosten durchgehende Brustriegel. Aber sie werden hier durch ein tieferes Fenster unterbrochen. Die Fensterpfosten verlaufen von der Schwelle bis zum Rähm, und somit macht sich bereits das Fachwerk des 18. Jahrhunderts bemerkbar. Ein weitere Hilfe für die Datierung könnten die Andreaskreuze sein. Solche kommen zwar bereits am Weinstadel (1446/48 ) und am Dürerhaus (Aufstockung von 1502) vor, aber in ihrer einfachen Form hatten sie eher gegen das 18. Jahrhundert hin ihre Hochblüte.

    Diese Verstrebungsform von K-Streben mit unterbrochenem Brustriegel könnte als weitere Gruppe bezeichnet werden. Somit hätten wir:

    Verstrebung mit eingezapften hohen Fuss- und kurzen Kopfstreben (K-Streben):
    - K-Streben mit durchgehendem, nur bis an die Fussstreben reichendem Brustriegel (Dötschmannsplatz 13)
    - K-Streben mit durchgehendem, bis an die Pfosten reichendem Brustriegel ()
    - K-Streben mit unterbrochenem, bis an die Pfosten reichendem Brustriegel (Augustinerstr. 5)


  • Zitat

    Zu der Dichte der Balkenlage habe ich noch ein schönes Beispiel gefunden, Mostgasse 2: [...] Die von mir gemeinte Stelle ist mit Pfeilen gekennzeichnet. Im Geschoß darunter sieht man die größeren Balkenabstände. Das weist offensichtlich auf die Stube hin.

    Genau!

    Zitat

    Aufgrund der fehlenden Kopfstreben stelle ich die Theorie auf, daß - unabhängig von späteren Veränderungen des Fachwerks - früher hier ein Fenstererker gewesen sein könnte.

    Ich bin mir da nicht so sicher, da ich vermute, dass das ganze Haus (abgesehen von der Fensterteilung des 19. Jahrhunderts) erst im 17. Jahrhundert entstanden ist. Zuerst müsste man schauen, ob es sich um eingezapfte Fussstreben oder angeblattete Fussbänder handelt. Erstere würden auf das 17. Jahrhundert hinweisen - auf eine Zeit, in welcher m.E. keine Fenstererker mehr erstellt wurden. Auch falls es sich um angeblattete Fussbänder handeln sollte, glaube ich eher nicht an Fenstererker, da sie eine normale Breite aufweisen. Bei Fenstererker konnten wir doch meist sehr breite Fussbänder feststellen!

    Zitat

    Im Giebelfeld übrigens auch hier K-Streben mit Riegeln, die bis zum Pfosten reichen.

    Wie ich gestern schrieb, kann man diese Form vor allem im Umland von Nürnberg feststellen. Dort handelt es sich jedoch meistens um Gebäude aus dem 17. Jahrhundert, und somit vermute ich, dass diese Form die jüngere ist als die Form "K-Streben mit nur bis an die Fussstreben reichendem Brustriegel".

    Zitat

    Des weiteren stützt das auch die Erkenntnis, daß die Traufseite bei Eckhäusern oft Reste ursprünglicher Konstruktion aufweist.

    Ich würde das aber nicht als Regel festhalten. Die Hauptfassade bei Eckhäusern zu bestimmen ist nicht immer einfach. In der Regel befindet sich der Hauseingang an der Traufseite, und demnach ist ein Gebäude auch zu jener anliegenden Gasse zugehörig nummeriert (mal abgesehen von repräsentativen Gebäuden wie das "Pellerhaus" oder Kopfbauten). Eine Rolle, welches die "Schokoladenseite" eines Hauses ist, spielt auch die Ausrichtung nach der Sonne. Bei Wunderburggasse 19 ist die Giebelseite besser besonnt, und wahrscheinlich auch wegen der repräsentativeren Lage zu einem kleinen Platz wurde hier die Giebelseite aufwändiger gestaltet und dem jeweiligen Zeitgeschmack angepasst. Bei Prechtelsgasse 10 ist die Bestimmung der Hauptfassade schon schwieriger. Beide Seiten (gegen Osten und Norden) waren nicht gut besonnt, und wohl deshalb hatte sich keine eigentliche "Schokoladenseite" herausgebildet. Der Hauseingang befand sich traufseits an der schmaleren Prechtelsgasse, und nicht giebelseits an der breiteren Wunderburggasse. Beide Seiten wurden im 19. Jahrhundert nur "halbherzig modernisiert". Bei Dötschmannsplatz 13 befand sich der Hauseingang auf der Giebelseite; die Hauptfassade war hier aber eindeutig die Traufseite.
    Bei Wunderburggasse 19 hat sich also mehr ursprüngliche Bausubstanz an der Traufseite erhalten, bei Dötschmannsplatz 13 hingegen auf der Giebelseite.

  • Bemerkenswert finde ich das linke Wandfeld des 1. Obergeschosses; links ist es mit einem grossen Fussband verstrebt, und rechts mit einem sehr breiten Fussband (wie sie normalerweise bei Fenstererker anzutreffen sind) - sehr aussergewöhnlich! Bei den anderen beiden Feldern mit breiten Fussbändern an allen Ecken vermute ich auch einstige Fenstererker. Vielleicht sieht man noch Spuren davon in den Pfosten? Das ist ein Punkt, welchen ich näher betrachten werde, wenn ich die Häuser eins zu eins zu Gesicht bekomme.

    Weiter bemerkenswert ist auch die Auskragung des 2. Obergeschosses, was in Nürnberg selten anzutreffen ist.

    Ich vermute, dass bei der Restaurierung zu Beginn der Siebziger Jahre einiges an dieser Fassade rekonstruiert worden ist, weshalb ich noch vorsichtig mit einer Beschreibung bin. Beispielsweise fällt auf, dass die Sturzriegel des 1. Obergeschosses exakt waagrecht eingebaut sind, während der Rähm darüber nach links ansteigt. Somit können diese Sturzriegel nicht dem Originalbestand angehören, denn diese hätten sonst die Senkung des Hauses mitmachen müssen.

    Zitat von "baukunst-nbg"

    - 2. OG [...] sehe ich das richtig oder sind hier wie teils im EG die Pfosten verdoppelt?


    Meintest Du anstatt "EG" das "1. OG"? Diese anscheinende Pfostenverdoppelung ist mir auch aufgefallen; könnten es aber nicht auch breite Pfosten mit einem Schwindriss in der Mitte sein?

  • Halbwachsengäßchen 1 (Nachbarhaus des "Goldenen Posthorns")


    In dieselbe Gruppe wie das Pilatushaus mit kurzen Fuss- und Kopfbändern gehören zwei Bauten, welche im 19. Jahrhundert stark verändert worden sind, und heute nicht mehr bestehen. Es handelt sich um ein Haus am Rathausplatz und um das Eckhaus Burgstrasse/Obere Schmiedgasse.


    MI02518d10b.jpg
    Aufnahme vom Chor von St. Sebald Richtung Norden.

    Vergrösserung (Quelle: bildindex.de)


    Über einem gemauerten Erdgeschoss erheben sich vier Fachwerkgeschosse und drei Dachgeschosse. Unter der Annahme eines Kellers umfasste dieses nur wenig tiefe Haus neun Geschossebenen! Vor allem das 1. und 2. Obergeschoss hatten sich gegen den Rathausplatz zu geneigt, und wohl deshalb wurde das Fachwerk im 1. Obergeschoss der Giebelseite durch Mauerwerk ersetzt.

    Die ersten drei Fachwerkgeschosse sind stockwerksweise abgezimmert, und mit kleinen, angeblatteten Fuss- und Kopfbändern ausgesteift. Ob ursprünglich an allen Ecken Bänder angebracht waren, lässt sich anhand der Aufnahme nicht bestimmen. Auch eine Systematik über ihre Grösse lässt sich wegen der geringen Anzahl nicht feststellen (kleinere Kopfbänder als Fussbänder wie beim Pilatushaus). Die Bundpfosten stehen übereinander, und beziehen sich auf die Deckenbalken. Über jedem Geschoss besteht eine enggelegte Balkendecke! Die Fenster haben ein klassizistisches Format, und sind axial gegliedert. Dazu passt auch das konstruktive, mit einem Verputz rechnende Fachwerk mit einfachen Brüstungsstreben und geschosshohen Wandstreben. Es fällt auf, dass alle Streben so angeordnet sind, als wenn sie das Haus gegen das "Goldene Posthorn" (links) drücken wollten.

    Das 4. Obergeschoss ist niedriger, und besitzt keine Eckbänder, und erweist sich demnach als Aufstockung. Unter dem linken Fenster sitzen zwei eingezapfte Brüstungsstreben (Typ Dötschmannsplatz 13), und rechts davon eine geschosshohe Wandstrebe. Diese hat allerdings einen dickeren Querschnitt als die Balken des 19. Jahrhunderts. Da sie auch unter das rechte Fenster reicht, sehe ich sie als ursprünglich an. Das Fachwerk dieses Stockwerks ist in Analogie zu andern Bauten auf Sicht bestimmt. Die Fläche rechts aussen könnte auch im 19. Jahrhundert verändert worden sein, da sie keinen durchlaufenden Brustriegel aufweist, sondern nur einen Riegel auf halber Geschosshöhe. Vermutlich wurde die ursprüngliche Strebe in die andere Richtung gedreht, um auch dieses Geschoss ans Nachbarhaus zu drücken.

    In einem möglichen Bauphasenplan sieht dies so aus:

    rathpl.ausschnitt.bauphMI02518d10a.jpg
    Entzerrter Ausschnitt aus obiger Aufnahme.
    Orange=Kernbau (15. Jh.?); rot=Aufstockung (17. Jh.?); blau=Veränderungen 19. Jh.

  • Die Ostfassade ist schwieriger zu erforschen. Leider erkennt man auf dieser Abbildung die Verbindungen nicht, und im Gegensatz zur vorher beschriebenen Südfassade gibt es im 4. Obergeschoss und in den Dachgeschossen 2/3-wandhohe Streben. Da diese in den fensterlosen Partien vorkommen, vermute ich, dass sie zur Originalsubstanz der Aufstockung gehören.

    Der Schopfwalm (oder Nasengiebel) war offenbar in Nürnberg eine Zeit lang Mode, und auch diese sollten für eine Chronologie der Nürnberger Fachwerke systematisch erfasst werden.

    Interessant ist am 2. Obergeschoss effektiv die stark dimensionierte Konstruktion, welche auch im 3. Obergeschoss erwartet würde, wenn man die Seitenansicht anschaut. Hier erscheint ihre Verwandtschaft zum Pilatushaus ausgeprägter, da fast an allen Ecken Fuss- und Kopfbänder sitzen, allerdings ohne Grössenunterschied.


    rathauspl.bauph.jpg
    Süd- und Ostansicht von Rathausplatz Nr. ? mit den mutmasslichen Bauetappen. Orange=Kernbau (15. Jh.?); rot=Aufstockung (17. Jh.?); blau=Veränderungen 19. Jh.

  • Diese Balkenköpfe stammen von Unterzügen, welche die Last auf die Mauerpfeiler übertragen, und somit die Fensterbogen entlasten. Der mittlere Kopf könnte noch vom ursprünglichen Fachwerk des 1. Obergeschosses stammen, und die anderen beiden vermutlich von der Bauphase des Ersatzes durch das Mauerwerk. Wertvolle Hinweise für eine Rekonstruktion liefert die Nordseite, wo die ursprünglichen Fensterformate überdauert haben. Teilweise erkennt man sogar doppelte Fussbänder! Die wandhohe Strebe im 1. Obergeschoss dürfte ebenfalls der Bauphase angehören, als das Mauerwerk der Ostfassade hochgezogen wurde. Interessant ist auch, dass die enggelegten Balkendecken vom 1. bis 3. Obergeschoss durch das ganze Haus hindurchlaufen.