Zitat von baukunst-nbgAlles anzeigenJetzt habe ich es doch eingeschoben, weil ich auf Riegels Reaktion gespannt bin (danke übrigens für die fantastischen Umzeichnungen der sichtbaren und hypothetischen Konstruktionen).
Hintere Beckschlagergasse 22, ganz am Rand oben vermute ich gekreuzte Streben:
Quelle: Ausschnitt aus Nürnberger Erinnerungen, Band 2, S. 65
Wunderburggasse 19, auf der rechten Seite zur Judengasse sind im 2. OG ziemlich ausgefallene Verstrebungen zu sehen, die, auch wenn im Schatten liegend, alles bisher Gesehene in den selbigen stellen:
Quelle jeweils: Ausschnitt aus Nürnberger Erinnerungen, Band 3, S. 36
Bedauerlicherweise ist die Qualität ziemlich schlecht, aber vielleicht finden sich irgendwann noch bessere Aufnahmen. Ich werde auch mal anfangen, in Nürnberg danach zu forschen, ob jemand sich schon mal mit diesem Phänomen beschäftigt hat.
ZitatAlles anzeigenNoch ein paar echte Schmankerl - anscheinend gab es die überkreuzten Streben doch häufiger als gedacht:
1) Zeichnung von G. Chr. Wilder: Ecke Hans-Sachs-Gasse/Ebnersgasse (auch in der "Steppe"). Heutige Situation:Besonders schön ist die "dekonstruktive" Situation der gekreuzten Streben am mittleren Gebäude im 1. u. 2. OG zu sehen. Doch auch das linke Gebäude wies im 2. OG solche gekreuzten Fuß- und Kopfstreben auf.
2) Zeichnung von G. Chr. Wilder: Ecke Fünferplatz/Bindergasse/Obstmarkt, Haus "Zum gläsernen Himmel", 1855 abgerissen. Wunderschöne "Kreuzbänder". Zusätzlich noch eine Fotografie (!) von Georg Schmidt von 1853, kurz vor dem Einsturz. Auch hier sind die Bänder deutlich erkennbar.
Nun wird es ja immer spannender! Vielen Dank für die sehr aufschlussreichen Bilder!
Zitat von "baukunst-nbg"Wunderburggasse 19, auf der rechten Seite zur Judengasse sind im 2. OG ziemlich ausgefallene Verstrebungen zu sehen, die, auch wenn im Schatten liegend, alles bisher Gesehene in den selbigen stellen:
Zitat von "baukunst-nbg"Die Seitenfassade ist tatsächlich, wenn auch im Schatten, mit zu sehen. Auch dort sind überkreuzte Streben zu erkennen, sogar in Verbindung mit doppelten Fußstreben!
Wunderburggasse 19: Die überkreuzten Streben sind nicht nur in Kombination mit Fussbändern, sondern auch mit Kopfbändern! Und auf dieser Photographie erkennt man ganz deutlich, dass im Rähm des 2. Obergeschosses der Giebelfassade je zwei Blattsassen sehr nahe beieinander liegen, was auch dort überkreuzte Streben in Kombination mit Kopfbändern nachweist. Das Haus muss ich einmal genauer aufzeichnen (aber in Frankfurt-Qualität), wenn ich mal mehr Zeit und den Grundstock über die Fachwerkforschung in Nürnberg zusammen habe.
@ baukunst-nbg: wie Du sicher bemerkt hast, offenbart das Entzerren von Photos, wenn auch nicht ganz orthogonal, sehr viel Verborgenes, und es dauert keine Minute, bis man so ein Bild hat.
(Weiter zu Teil 3 über Wunderburggasse 19)
Bei der Hinteren Beckschlagergasse 22 sieht man deutlich, wie die Fussstrebe den Brustriegel überschneidet, und die Kopfstrebe ihrerseits die Fussstrebe, und dass beide angeblattet sind. Dies lässt einen Rückschluss auf den Aufrichtevorgang zu: zuerst wurden alle horizontal und vertikal verlaufenden Balken zusammengefügt, als zweitletztes die Fussstreben, und zuletzt dann die Kopfstreben. Dies war so möglich, weil die Streben "von aussen" aufgeblattet wurden. Eingezapfte Streben hingegen mussten in einem Zug mit dem Aufrichtevorgang eingesetzt werden. Somit wird auch klar, weshalb bei Fenstererkern immer nur kurze Bänder, und keine (fast) geschosshohen Streben vorhanden sind, da die Fenstererker zusammen mit der Wand vor dem Einbau der Streben eingefügt werden mussten. Sieht man einen Fenstererker über eine wandhohe Strebe verlaufen (wie bei Waaggasse 7), so kann man behaupten, dass er nachträglich angefügt worden ist.
Zu den Zeichnungen der Häuser an der Ecke Hans-Sachs-Gasse/Ebnersgasse und Fünferplatz/Bindergasse/Obstmarkt, Haus "Zum gläsernen Himmel" möchte ich erwähnen, dass es sehr bemerkenswert ist, dass der Künstler das Fachwerk originalgetreu gezeichnet hat. Normalerweise wurde ein Fantasie-Fachwerk gezeichnet, und so eignen sich 99 Prozent der historischen Zeichnungen und Stiche nicht für die Fachwerkforschung.
Zur Photographie von 1853 mit dem Haus "Zum gläsernen Himmel": ist ja extrem alt für eine Photographie, und eine wahre Rarität! Wisst ihr, wann und wo die weltweit erste Photosausstellung stattgefunden hat? 1840, und natürlich in - St. Gallen. :gg: Leider existiert kein Bild mehr davon, aber der Katalog mit Angabe der Sujets (Bauten unserer Stadt!) ist noch vorhanden.