Stuttgart in alten Ansichten (Galerie)

  • Zum vorigen Bild Blick vom Hauptbahnhof in die untere Königstraße, um 1930.:

    da ist ja rechts als 2. Haus genau so ein grusliger Kasten mit Fensterbändern zu sehen, wie sie dann in den 1960ern ff massenhaft gebaut wurden! In Stuttgart fing diese Innenstadtverschandelung also schon vor 1930 an!

  • Loggia, nicht nur in Stuttgart. Man denke z.B. an den Potsdamer Platz oder den Kurfürstendamm in Berlin. Da waren in den 20er/30er Jahren auch erhebliche Umgestaltungen dieser Art im Gange. Nach dem Krieg wurde das dann überall großflächig fortgesetzt. Die spannende, aber für immer unbeantwortete Frage bleibt, wie unsere Städte heute ohne Kriegszerstörung aussähen. Wahrscheinlich auch nicht mehr so, wie direkt davor. Ich denke da an die enormen baulichen Verluste in den Städten der USA, ohne dass jemals eine einzige Bombe fiel. So hätte es sich vielleicht auch bei uns entwickelt.

  • Für mich bleibt die unbeantwortete Frage, wann die Trendumkehr folgt?

    Wann haben die Leute von diesen Kästen die Nase voll? (Eigentlich ja schon heute, aber sie fügen sich einfach die Realitäten, die ihnen Bauherren und Architekten regelmäßig bescheren)

    Wann haben sich auch die kreativen Varianten des Modernismus erschöpft? (Sie können natürlich noch eine ganze Weile runde Glasklopse, Knickfassaden und mit unruhigen Ornament Alu-Platten verhängte Wände gestalten.)

  • reklov2708 : das ist tatsächlich eine spannende Frage, über die ich auch schon nachgedacht habe. Ich glaube, dass unsere Städte in etwa so wie die Schweizer Städte aussehen würden, d.h. mitunter durchaus geschlossen erhaltene Altstädte, aber drumherum viele moderne Hässlichkeiten. Unsere Schweizer Mitforisten mögen es mir nachsehen, aber ich hab selten so häßliche Stadtlandschaften gesehen wie in der Schweiz - wenn man von Italien her kommt, ist es oft wie ein Schock. Aber natürlich muss man auch neidlos anerkennen, dass die Altstädte in einem hervorragenden Zustand sind, von dem wir in Deutschland meistens nur träumen können. Aber sei es wie es sei, die Geringschätzung für historistische Architektur war im mittleren 20 Jh so weit verbreitet, dass man auch ohne Kriegsschäden vieles davon abgerissen hätte und zudem die autogerechte Stadt mit Stadtautobahnen etc. umgesetzt hätte. Aber natürlich hätte insgesamt wesentlich mehr überlebt als mit den Kriegszerstörungen, das steht außer Zweifel.

    "In der Vergangenheit sind wir den andern Völkern weit voraus."

    Karl Kraus

  • Ich denke da an die enormen baulichen Verluste in den Städten der USA, ohne dass jemals eine einzige Bombe fiel.

    Das gilt für viele Länder, auch für Schweden, Belgien (vor allem Brüssel), England oder - ganz extrem - Brasilien, man vergleiche mal Vorkriegs-Luftaufnahmen von Rio mit der heutigen uniformen Betonklotz-Landschaft.

    Wahrscheinlich hätte man in Deutschland auch vieles im Zentrum abgerissen, vielleicht regional unterschiedlich ausgeprägt - es gibt ja vom Krieg nicht beeinträchtigte Städte wie Ludwigsburg oder Nürtingen, die leider auch im Zentrum nicht gerade arm an Bausünden sind ...

    Unsere Schweizer Mitforisten mögen es mir nachsehen, aber ich hab selten so häßliche Stadtlandschaften gesehen wie in der Schweiz

    Das ist auch mein Eindruck, wobei teilweise aber auch in den Zentren einiges abgerissen wurde, ob Genf, Lausanne oder als absoluter Tiefpunkt Montreux, was ich mir immer sehr gediegen vorstellte, aber wirklich grauenhaft zubetoniert war.

    Außerdem ist die Bebauungsdichte sehr hoch, ich bin mal das ganze Tal vom Lago Maggiore über Brig, Sion bis nach Montreux gefahren, das ist ja ganz extrem mit Gewerbe- und Industriegebieten zugebaut (aber im Stuttgarter Raum ist es nicht besser, ob Neckar- oder Remstal).

    sou perfeito porque / igualzinho a você / eu não presto

  • Mittlere Königstraße mit dem Geschäftshaus der Firma Salamander. Dieses Gebäude blieb erhalten, die Fassade wurde aber nach dem Krieg "modernisiert". Bei der letzten Sanierung vor ein paar Jahren wurde zumindest ansatzweise das historische Erscheinungsbild wiederhergestellt.

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  • Heimdall hat in diesem Beitrag ein Foto der ehemaligen Reichsbahndirektion gepostet. Dieses Bauwerk aus dem Jahr 1914 kam unbeschädigt durch den Krieg. In Zusammenhang mit Stuttgart 21 plante die Bahn (bekanntlich sehr sensibel im Umgang mit Baudenkmälern), es abzureißen und später wiederaufzubauen (wer's glaubt). Dies wurde jedoch von der Stadt abgelehnt, so kam es "nur" zum Abriss des rückwärtigen Flügels. Daher wirkt das Gebäude heute leider amputiert.

    Hier eine historische Aufnahme, vermutlich kurz nach Fertigstellung:

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    Hegelplatz mit Blick zum Kriegsberg, um 1909. In der Bildmitte das alte Katharinenhospital. Rechts im Bild die Gewerbehalle.

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    Blick von der Silberburgstraße auf Ecke Fangelsbach- /Tübinger Straße, um 1910. Auf dem Platz in der Mitte eine schöne Brunnenanlage, die heute leider nicht mehr existiert.

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    Blick vom Wilhelmsbau Richtung Stuttgart-Süd mit Alter Weinsteige, um 1912. Links im Bild die Markuskirche, rechts die Marienkirche. In der unteren Bildmitte erkennt man die kleine Auferstehungskirche in der Sophienstraße, die leider vor einigen Jahren für ein Einkaufszentrum abgerissen wurde.

  • Die Auferstehungskirche gehörte der methodistischen Freikirche und war schon 2010 mangels Mitgliedern aufgegeben worden, wahrscheinlich fehlte auch das Geld für die Instandhaltung, siehe Stuttgarter Zeitung

    Laut Zeitungsartikel durfte das Grundstück nicht in das Gerber-Projekt einbezogen werden, weiß jemand zufällig, was da heute steht?

    sou perfeito porque / igualzinho a você / eu não presto

  • Das alte Rathaus in seiner ganzen Herrlichkeit. Es durfte nur von 1905 bis 1953 existieren. Aufnahme aus den 30er Jahren.

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    Ebenfalls aus den 30er Jahren stammt diese Aufnahme von der kath. Marienkirche. Diese wurde 1871-79 im neogotischen Stil erbaut, im Krieg schwer beschädigt und 1946-50 (zumindest äußerlich) wiederhergestellt.

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    In dubio pro reko

    Einmal editiert, zuletzt von reklov2708 (23. Februar 2024 um 09:34)

  • Hindenburgplatz (heute Arnulf-Klett-Platz) im Jahr 1931. Dieses Bild fasziniert mich, weil die Architektur und das Verkehrsgeschehen hier so vollkommen den Geist jener Zeit verkörpern. Sowohl der Hauptbahnhof (Einschränkung: Teilabriss) als auch der gegenüberliegende Hindenburgbau (aufgestockt) blieben bis heute erhalten.

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  • Partie am Königsbau, 30er Jahre

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    Landesgewerbemuseum in der Kanzleistraße (heute Willi-Bleicher-Straße). Das imposante Gebäude, erbaut 1889-96 (Arch. Skjold Neckelmann), blieb erhalten, heute heißt es "Haus der Wirtschaft".

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    Ebenfalls in der damaligen Kanzleistraße, ein Geschäfthaus aus dem Jahr 1911 von Eisenlohr & Pfennig (erhalten).

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  • Schwabstraßentunnel in den 30er Jahren. Das markante Jugendstilgebäude links im Bild Ecke Schickhardtstraße ist ebenso wie die übrigen Gebäude erhalten geblieben.

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    Rotebühlstraße Ecke Hasenbergstraße, um 1910. Die beiden Eckhäuser blieben erhalten, auf der linken Seite auch die Bebauung im weiteren Verlauf.

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    Hohenheimer Straße mit Blick in die Dobelstraße, um 1910. Die hier zu sehende Bebauung ist weitgehend erhalten geblieben.

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