Brandenburg an der Havel (Allgemeines)

  • Fusajiro Hmmm, das "Gotische Haus", weißt Du da ein bißchen was drüber? Das finde ich eine sehr sonderbare Kombination von Bauformen, zumal die "gotische Seite" in ihren Backsteinen so völlig neu aussieht. Oder wurde die tiefgrund-gekärchert?

  • Nun ein bisschen etwas, ja. Zumindest soviel wie man vor Ort nachlesen kann (an nahezu allen kunsthistorisch und archäologisch bedeutenden Bauten in Brandenburg sind Infotafeln angebracht) und beim Internet durchstöbern aufschnappt.

    Das Gotische Haus wurde Mitte des 15.Jahrhunderts errichtet und der Zustand zur Errichtung hat sich bis heute weitgehend erhalten. Genau wie beim Sakretariats- und Syndikatshaus handelt es sich im Kern um zwei Gebäude, das backsteingotische Patrizierhaus und ein Fachwerkbau. Bei Ersteren wurde jedoch nur die innere Raumaufteilung zusammengeführt, während das Gotische Haus letztlich mit dem Fachwerkbau durch die klassizistische (Um-)Gestaltung der Fassade um 1850 auch äußerlich zu einem Gebäude wurde.

    Soweit ich mich erinnere wurde vor einigen Jahren im APH über das Gotische Haus berichtet, dass es saniert wurde. Auf jeden Fall wurde im Zuge dessen auch Johanniskirchplatz 4 dahinter errichtet und das ganze zum Museum ausgebaut.

    „Die Architektur ist die Fortsetzung der Natur in ihrer konstruktiven Tätigkeit.“

    Karl Friedrich Schinkel

    Einmal editiert, zuletzt von Fusajiro (14. Mai 2019 um 15:27)

  • Hm, wenn man Bilder und Diskussion trennt, sollte man dann nicht die Stränge hinten noch mit (Galerie) und (Diskussion) kennzeichnen? Sonst kann man sie nicht recht auseinanderhalten.

    Meinen neuen Beitrag zu Parduin dort müßtest Du dann auch hierherverschieben, und ich müßte noch 2,3 von Fusajiros Bildern einbinden, denn sonst weiß man nicht, worauf sich das bezieht.

  • Die Bilder und Diskussionen waren meiner Meinung nach schon immer (also auch im APH) getrennt, wurde halt nur zu oft nicht eingehalten. Die Galerien dienen ja nur zur Bereitstellung von (kommentierten) Bildmaterial. Architektonische Diskussionen, die sich daraus ergeben, sollten in den entsprechenden Strängen geführt werden. Kleine Kommentare die sich explizit auf ein Bild beziehen sind davon natürlich ausgenommen

    Galerien (und auch die zu BRB) haben schon den Zusatz "(Galerie)", da bedarf es meiner Meinung nach zur oberflächlichen Unterscheidung keine weiteren Zusätze, denn alles weitere ist ja im Unterforum "Allgemeine Diskussion" zu finden. Und mehr Arten von Strängen haben wir denke ich nicht.

    Meinen neuen Beitrag zu Parduin dort müßtest Du dann auch hierher verschieben, und ich müßte noch 2,3 von Fusajiros Bildern einbinden, denn sonst weiß man nicht, worauf sich das bezieht.

    Ich denke da reicht auch der Link zum jeweiligen Beitrag und ein Fusajiro zu Beginn.

    „Die Architektur ist die Fortsetzung der Natur in ihrer konstruktiven Tätigkeit.“

    Karl Friedrich Schinkel

  • Ich denke das ist nur vorübergehend und soll ja nicht so bleiben. Außerdem haben wir uns schon inoffiziell darauf geeinigt das so aus dem APH zu übernehmen. :tongue:

    Ha, die bunten Fassaden am Parduin (oder wie sagt man? An der Parduin? Im Parduin? Ist mir sehr rätselhaft) [...]

    Der Parduin bzw am Parduin ist gängig, habe aber keine Ahnung wovon man das ableitet (Straße: die Parduin, an der Parduin/ Ort: die Stadt/ der Ort Parduin, bei Parduin).

    „Die Architektur ist die Fortsetzung der Natur in ihrer konstruktiven Tätigkeit.“

    Karl Friedrich Schinkel

  • Ungewöhnlich finde ich den Heiligen St. Gotthardt, den ich zuvörderst als Schweizer Patron von 2 Pässen kenne, hier im Flachland. In Erfurt gibt es eine Gotthardtstraße, die ist neben der Krämerbrücke, wo früher die Furt war. War der St. Gotthardt so eine Art Behüter der Engstellen und wurde deshalb nicht nur auf Pässen, sondern auch an Furten angerufen, und in Brandenburg gab es auch mal eine wichtige Furt?

  • Ungewöhnlich finde ich den Heiligen St. Gotthardt, den ich zuvörderst als Schweizer Patron von 2 Pässen kenne, hier im Flachland. [...]

    Dazu kann ich leider nichts sagen, dafür fehlt mir als Nicht-Christ die Kenntnis. Petrus und Paulus sagen mir noch was, aber bei Gotthardt, Katharinen und Amalberga ist da Feierabend. Wiki aber zumindest sagt:

    Der hl. Godehard oder Gotthard von Hildesheim [...] war Bischof von Hildesheim und gehört zu den bedeutenden Heiligen des Mittelalters. Die Spuren seiner Verehrung (Benennung von Kirchen und Ortschaften) reichen von Italien und Kroatien bis nach Skandinavien. [...]

    „Die Architektur ist die Fortsetzung der Natur in ihrer konstruktiven Tätigkeit.“

    Karl Friedrich Schinkel

  • Ich hatte mal einen Lehrer mit Vornamen Godehard, und der stammte, man glaubt es kaum, aus Berlin, und der erklärte mal, das sein Namenspatron ein in Norddeutschland sehr verehrter Heiliger sei.

    Insofern hätte ich zumindest in Brandenburg eine Godehard-, keine Gotthardtstraße erwartet.

    Aber es ist ja noch ungeklärt, wer sich diesen Heiligen als Patron nahm - und das ist eigentlich der interessantere Teil als die Vita eines (wenn auch für seine Zeit und Region sicher recht bedeutenden) Bischofs.

    Denn die mittelalterlichen Heiligen waren ja oft mit bestimmten Gewerken oder Tätigkeiten verknüpft; die ganzen Nikolaikirchen z.B. waren wohl die Kaufmannskirchen, und wurden (in Stralsund jedenfalls) auch mal als Stapelplätze für Waren oder für Ratsversammlungen benutzt. Für die Hanse jedenfalls scheint eine Zeitlang gegolten zu haben: geh zur Nikolaikirche, wenn du Kaufleute finden willst.

    Der hl. Gotthardt könnte möglicherweise eine ähnliche Findefunktion gehabt haben, evt. als eine neuere Version des Christophorus (das ist der, der das Jesuskind durchs Wasser trägt, Schutzpatron der Fährleute) - oder halt eben nicht und der Zusammenhang ist ein ganz anderer.

    Vielleicht weiß ursus mehr darüber...

  • [...] gab es dort im MA eine Furt oder einen anderen für Handelswege nicht ganz unbedeutenden Havelübergang? [...]

    Ja natürlich. Noch heute kommt man zwischen Brandenburg und Werder/Potsdam nirgends über die Havel, abgesehen von der Havelbrücke der A10 (Berliner Ring). Die Brendanburg der slawischen Hevellerfürsten sollte diesen Übergang schützen und kontrollieren, über welchen dann die (von mir in der Altstadt-Galerie bereits erwähnte) Handelsstraße Magdeburg-Spandau-Köpenick-Posen verlief. Mit der Entstehung von Alt-Brandenburg (vormals Parduin) und Neu-Brandenburg war hier zu Land und zu Wasser (beide haben je ein eigenes Stadttor (Wassertor) für den Zugang zur Havel) der wichtigste Umschlagplatz für Waren. Und auch aus militärischer und religiöser Sicht war Brandenburg mit seinen Wehranlagen und dem Dom das Zentrum der Region und bis in die Neuzeit "Hauptstadt der Mark Brandenburg".

    In den Galerien zu Neustadt und Dom werde ich dazu aber vielleicht noch mehr schreiben können, bzw zeigen.

    „Die Architektur ist die Fortsetzung der Natur in ihrer konstruktiven Tätigkeit.“

    Karl Friedrich Schinkel

  • Da habe ich nur die allgemeine Information, dass die Farbfassung des Innenraums, d.h. Pfeiler, Bögen und Rippen, von 1906 sind. Bei den Pfeilern macht sie sich die vorgegeben Struktur der Backsteine zunutze, könnte also mit der Fertigstellung der gotischen Halle 1475 so auch schon existiert haben, wissen tue ich das aber nicht.

    Die Umgestaltung von St. Gotthardt 1906 ist keine klassische Neugestaltung des Historismus, sondern in den meisten Fällen eine Wiederherstellung vorbarocker Zustände. Komplette Neuschöpfungen sind lediglich die Windfänge am Nord- und am Südportal, der Dachreiter und das Triumphkreuz. Wobei letzteres aus Teilen des katholischen Hochaltars besteht und damit substanziell großenteils auch mindestens aus der Zeit vor der Reformation stammt.

    Allgemein erinnert mich St. Gotthardt an Notre Dame in Paris: unvollendete Türme (wenn auch im Fall von Notre Dame nur vielleicht - man weiß es ja nicht 100%ig, bei St. Gotthardt hat es nur für Stümpfe gereicht), ein alter Holzdachstuhl aus dem Mittelalter und ein historistischer Dachreiter.

    „Die Architektur ist die Fortsetzung der Natur in ihrer konstruktiven Tätigkeit.“

    Karl Friedrich Schinkel

  • Fusajiro: deine Bilder machten mir St. Gotthardt recht sympathisch. Die Epitaphen sind ja anscheinend über mehrere Jahrhunderte angesammelt worden, und die Loriot-Ecke ist was wirklich ganz eigenes. Wobei, ich erinnere mich, im Fernsehen vor Jahrzehnten (in den 80ern) gesehen/gehört zu haben, daß Vicco von Bülow für die Restaurierung einer Brandenburger Kirche spendete (noch zu DDR-Zeiten), ich weiß aber nicht, welche. Ich meine, es war der Brandenburger Dom; aber so verbunden, wie St. Gotthardt aussieht, war es vielleicht doch diese?

    Jedenfalls ist es erfreulich, daß Brandenburg nun wieder ziemlich proper restauriert ist. Wenn ich an Nauen in den 90ern denke... das sah ja völlig ruiniert aus. Keine Ahnung, wie der Zustand jetzt ist; vermutlich besser, aber immer noch nicht so gut wie Brandenburg oder Bernau (Potsdam ist ein völlig anderer Fall).-

    Ob Pfeiler in der Backsteingotik üblich waren? Oder doch eher Rippen aus Formsteinen bis zum Boden?

    Wie auch immer, das umaufende rot-schwarz-Muster an den Pfeilern von St. Gotthardt ist speziell. Schwarz-rot ist allerdings schon mittelalterlich, das Stralsunder Rathaus und das Wulflam-Haus (das war ein reicher Bürgermeister) sind auch schwarz-rot.

  • Wobei, ich erinnere mich, im Fernsehen vor Jahrzehnten (in den 80ern) gesehen/gehört zu haben, daß Vicco von Bülow für die Restaurierung einer Brandenburger Kirche spendete (noch zu DDR-Zeiten), ich weiß aber nicht, welche. Ich meine, es war der Brandenburger Dom; aber so verbunden, wie St. Gotthardt aussieht, war es vielleicht doch diese?

    St. Gotthardt ist die Hauptkirche von Alt-Brandenburg [...] Hier wurde 1923 Vicco von Bülow alias Loriot getauft, welcher aus diesem Grund in den 80er Jahren zu Spenden für die Restaurierung von St. Gotthardt aufrief.

    Wenn ich an Nauen in den 90ern denke... das sah ja völlig ruiniert aus. Keine Ahnung, wie der Zustand jetzt ist; vermutlich besser, aber immer noch nicht so gut wie Brandenburg

    Sie sind meiner Meinung nach gleich auf was den Grad der Sanierung angeht. Ich finde es erstaunlich wie gerade die märkischen Fachwerkhäuser, welche fast ohne Dach und schon halb eingestürzt waren, immer noch gerettet wurden und werden. Dazu gibt es sowohl in Brandenburg als auch in Nauen aktuelle Beispiele, welche ich hier noch zeigen werde.

    Ob Pfeiler in der Backsteingotik üblich waren? Oder doch eher Rippen aus Formsteinen bis zum Boden?

    Wie auch immer, das umaufende rot-schwarz-Muster an den Pfeilern von St. Gotthardt ist speziell. Schwarz-rot ist allerdings schon mittelalterlich [...]

    Keine Ahnung, weil kein Kunsthistoriker, aber in Brandenburg an der Havel sind sie die Regel. Wie schon gesagt, die 1906er Sanierung stellte in der Regel den mittelalterlichen, also gotisch-romanischen, Zustand wieder her. Da wäre es vielleicht möglich, dass auf Basis von Farbresten auch die Farbfassung wiederhergestellt wurde.

    „Die Architektur ist die Fortsetzung der Natur in ihrer konstruktiven Tätigkeit.“

    Karl Friedrich Schinkel

  • wie gerade die märkischen Fachwerkhäuser, welche fast ohne Dach und schon halb eingestürzt waren, immer noch gerettet wurden und werden

    Das ist in der Tat erstaunlich, denn als Laie würde man doch meinen, daß das Holz kaputtgeht, wenn es naß wird (Schimmel, Moder, Schwamm, wasimmer). Aber anscheinend sind Fachwerkstrukturen gut zu reparieren, das "1560"-Haus in Quedlinburg war ja auch recht ruinös, bevor es wieder aufgebaut wurde.