• Kurz zur Stadtgeschichte:
    984 erste sichere urkundliche Erwähnung der Burg Weimar; 1254 erstmals als Stadt genannt; 1365 bekommen die Wettiner die Stadt als Lehen, 1372 fällt die Stadt nach dem Aussterben der Grafen von Weimar-Orlamünde komplett an die Wettiner; 1424 großer Stadtbrand der weite Teile der Stadt mit Burg, Rathaus und Stadtkirche vernichtet; 1435 bis Mitte des 16. Jh. Bau der Stadtmauer anstatt der mittelalterlichen Palisadenbefestigung, 1552 wird Weimar Residenzstadt des ernestinischen Landesteils der Wettiner nachdem die ehemalige Residenz Wittenberg in Folge des Schmalkaldischen Kriegs an die Albertiner fiel; 1846 Anschluss an die Thüringer Bahn Erfurt-Halle; 1920 wird Weimar die Hauptstadt des neugegründeten Freistaats Thüringen

    Wie immer stelle ich auch einige historische Aufnahmen im Vergleich zu heute ein, diese stammen mit freundlicher Genehmigung des Seitenbetreibers Stephan Liebig aus der Sammlung Madlung von der Internetseite http://www.weimar-historischefotos.de/weimarfotos/intro.html, dort gibt es noch eine Fülle weiterer historischer Fotografien, Zeichnungen und Stiche aus Weimar zu entdecken.

  • Ich fange am Wielandplatz südlich der Altstadt an. Der Platz wurde vor kurzem neu gestaltet und wieder mehr an das historische Vorbild angenähert. Das Denkmal für Christoph Maria Wieland stammt von 1857.

    Westseite


    Ansicht um 1890, das kleine Haus hinter dem Denkmal wurde kurze Zeit später durch einen großes Gründerzeithaus ersetzt, welches im 2. Weltkrieg vollständig zerstört und vereinfacht wiederaufgebaut wurde.


    Christoph Maria Wieland wohnte von 1777-92 im Haus Marienstraße 1 an der Ostseite des Platzes. Das Haus von 1728 erhielt 1843/44 seine klassizistische Fassade, die 1945 zerstörte rechte Haushälfte wurde in den 90er Jahren rekonstruiert.


    An der Südseite des Platzes am Beginn des Frauenplans steht das Hansahaus, Frauenplan 6, 1905 vom Architekt Rudolf Zapfe erbaut. Die Kuppel wurde 2001/02 in ihrer ursprünglichen Form rekonstruiert, nachdem sie durch Entfernung der Kupfereindeckung zu DDR-Zeiten ziemlich entstellt wurde. In diesen Bereich stand das äußere Frauentor, die äußere Befestigung wurde schon 1757 abgebrochen, um mit den Steinen den Marktplatz zu pflastern. Ganz rechts ist das Wachhäuschen von 1823 angeschnitten in dem man das Chaussee- und Stadtpflastergeld erhob.


    Die Vorgängerbebauung des Hansahauses von 1725.

  • Der Frauenplan ist nach einer Marienkapelle benannt, die erstmals 1336 und zuletzt 1569 erwähnt wurde. Als ich dort fotografierte, fanden gerade Straßenbauarbeiten statt, weshalb ich keine eigenen Bilder habe.

    Frauenplan 3/4 die Vulpius-Häuser aus den 1780er Jahren. Im Haus Frauenplan 4 rechts wohnte seit 1832 die Schwägerin von Goethe Helene Vulpius. Die Nr. 3 links gehörte seit 1834 der Familie Goethe.


    Quelle: Wikimedia Commons, Urheber: Dr. Bernd Gross

    An der Südseite das 1709 erbaute Goethehaus, Frauenplan 2. Hier wohnte Johann Wolfgang von Goethe von 1782-1789 und von 1792 bis zu seinem Tod. Seit 1886 wird es als Museum genutzt.


    Quelle: Wikimedia Commons, Urheber: Owron

    Nach dem Abbruch der Befestigungsanlagen am Frauentor gestaltete Clemens Wenzeslaus Coudray den Platz neu und errichtete 1821/22 den Goethebrunnen.


    Quelle: Wikimedia Commons, gemeinfrei

    Hier noch ein Panoramabild, die Bebauung der heutigen Grünfläche an der Nordseite des Platzes wurde beim größten Bombenangriff auf Weimar am 9. Februar 1945 beschädigt und 1961 abgebrochen: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Frau….jpg?uselang=de

  • Frauentorstraße 23, Gasthaus zum weißen Schwan, 1638 erstmals erwähnt

    Frauentorstraße Blick nach Süden, Vergleich heute und mit zerstörter Westseite: http://zeitsprung.animaux.de/92/

    Puschkinstraße 1 mit vor kurzem rekonstruiertem Stuck


    Frauentorstraße 3, erbaut 1904 von den Architekten Erdmann&Spindler für die Norddeutsche Grundkreditbank


    Detail am Eingang


    Vorgängerbebauung


    Frauentorstraße 1, um 1620 erbaut

  • Die Schillerstraße früher Esplanade wurde nach dem Abbruch der südlichen Stadtbefestigung ab 1757 im Bereich des 10m breiten Stadtgrabens angelegt. Sie ist die Haupteinkaufsstraße Weimars, die Bausubstanz besteht zum Großteil aus gründerzeitlichen Geschäftshäusern.

    Schillerstraße 1 an der Ecke zur Frauentorstraße/Brauhausgasse, 1837/38 von Heinrich Hess erbaut, nach Kriegsbeschädigung wurde 1979 der Fassadenschmuck rekonstruiert


    Schillerstraße 2


    Blick nach Westen


    Schillerstraße 10 von 1896, an dieser Stelle stand das Wohnhaus des Malers Heinrich Meyer.


    Schillerstraße 12, das 1777 unter Einbeziehung der Stadtmauer und eines Renaissancehauses erbaute Schillerhaus ist das älteste Wohnhaus der Schillerstraße. Friedrich Schiller kaufte das Haus 1802 für 4200 Taler und lebte dort bis zu seinem Tod 1805. Seit 1847 wird das Haus als Gedenkstätte genutzt. Zum Zeitpunkt des Fotos fanden gerade Renovierungsarbeiten statt.


    Schillerstraße 13/15, von der Hummelstraße aus gesehen, das Haus soll schon seit ein paar Jahren saniert bzw. entkernt werden, bis jetzt hat sich aber noch nichts getan.
    http://weimar.tlz.de/web/lokal/lebe…eter-1097962656


    Am Ende der Schillerstraße steht das anstelle des Franziskanerklosters in den Jahren 1767-69 durch den Landbaumeister Johann Gottfried Schlegel erbaute Wittumspalais. Nach dem Brand des Stadtschlosses kaufte die Herzogin Anna Amalia das Gebäude 1775 für 22100 Taler und lebte dort bis zu ihrem Tod 1807.


    Quelle: Wikimedia Commons, Urheber: Andreas Trepte

  • Von der Schillerstraße am Wittumspalais vorbei gelangt man zum Theaterplatz.

    Wittumspalais vom Theaterplatz


    Das heutige Deutsche Nationaltheater ist der dritte Theaterbau an dieser Stelle. Der erste Bau von 1779 brannte 1825 ab und wurde noch im selben Jahr von Coudray wiederaufgebaut. Das heutige Theater wurde 1907 nach Plänen von Max Littmann gebaut. Am 9. Februar 1945 wurde es bis auf die Außenmauern zerstört und bis 1948 wiederaufgebaut. 1973-75 Neubau von Bühnenhaus und Zuschauerraum, weitgehende Rekonstruktion des Foyers und der noch fehlenden Fassadenteile. Das Goethe-Schiller-Denkmal ist von 1857.


    Quelle: Wikimedia Commons, Urheber: Vitold Muratov

    Ansicht des alten Hoftheaters von 1825 vor 1907


    Die größte Bausünde Weimars steht an der Nordostseite des Theaterplatzes. Bis Mitte der 1990er Jahre stand hier noch der auf der obigen historischen Aufnahme rechts zu sehende Gründerzeitbau, allerdings sehr stark vereinfacht. Eigene Bilder habe ich nicht, deshalb hier zwei Links.
    Einmal um 1990: https://www.flickr.com/photos/6057757…in/photostream/
    und heute: https://www.flickr.com/photos/6057757…35479/lightbox/

    Fortsetzung folgt ...

  • Zitat

    Dieser Neubau am Theaterplatz hat mich auch immer massiv gestört.

    Mich nicht. Ich hab ihn aber ehrlichgesagt für aus der Bauhauszeit stammend erachtet.
    Ich hab sogar seinerzeit Goethe und Schiller vor diesem Hintergrund photographiert, sozusagen als mir unbekannte Abwandlung.
    Der Umstand, dass dies aus dem Jahre 1990 stammt, schmälert natürlich meine Sympathie enorm. Von Bausünde kann ich konsequenterweise nicht sprechen, wenn mir der Bau als solcher gefallen hat. Aber in einer derartien Stadt, an einem derartigen Ort ein historisches Gebäude für ein Kaufhaus zu opfern, ist schon ein starkes Stück!

    @Riegel:
    Diese Art von Brüche kommen im Forum allerdings höchst gut an. Es geht halt nix über schöne Gründerzeit.

    Auch mir gefällt diese Stelle recht gut. Weimar lebt vom Nebeneinander von Früher Neuzeit, Klassizismus und Gründerzeit.

    Das Ausmaß der Kriegszerstörungen war mir nicht bekannt.
    War aber eine äußerst noble Geste, muss man sagen. Eine typische Stadt des Hitlerfaschismus, die man auslöschen musste.
    Weimar ist exzellent wiederaufgebaut, auch was die DDR-Zeit betraf.

    http://www.spiegel.de/fotostrecke/we…e-109824-8.html

  • Durch den Hof des Wittums-Palais kommt man zum kleinen Platz "Am Palais". Hier stehen noch Reste der Gebäude des Franziskaner-Klosters, welches von 1453-57 errichtet wurde. Rechts angeschnitten die ehem. Kirche des Klosters, nach der Reformation seit 1533 als Kornhaus genutzt, seit 1874 Orchesterschule, heute ist dort ein Teil der Musikhochschule Franz Liszt untergebracht.


    Am Palais, Blick nach Süden, das Haus in der Mitte war das frühere Eichamt.

  • Blick zum Donndorf-Brunnen von 1895 an der Ecke Geleitstraße/Rittergasse, der Abguss der Figurengruppe "Mutterliebe" wurde vom Künstler Adolf von Donndorf gestiftet, der Erstguss von 1881 steht am Union-Square in New York

    Auf der gegenüberliegenden Straßenseite befindet sich eine größere Brachflache auf der bis 1945 das Zuchthaus und bis in die 50er Jahre das Zeughaus stand.

    Weitere Bilder der Geleitstraße von Wikimedia-Commons.

    Geleithaus, Scherfgasse 1, bezeichnet 1574, von der Geleitstraße aufgenommen, hier wurde das Geleit (bewaffnete Begleitung) für Reisende auf der Straße Frankfurt-Leipzig gestellt und die Gebühren dafür eingenommen.


    Quelle: Wikimedia Commons, Urheber: Lucas Friese

    Geleitschänke, Scherfgasse 4, Giebel zur Geleitstraße, das bedeutendste Fachwerkhaus Weimars wurde 1547 von einem Waidhändler erbaut, das Fachwerk nach 1945 freigelegt.


    Quelle: Wikimedia Commons, Urheber: Lucas Friese

    Nordseite der Geleitstraße


    Quelle: Wikimedia Commons, Urheber: Dr. Bernd Gross

  • Nein (und ja). Der Wiederaufbau (Reko) betraf nur das linke Gebäude (Stadthaus), und zwar nur die Fassade. Das (schwer beschädigte) Cranachhaus daneben ist wohl noch als Original anzusehen (Renaissanceportal in der Gründerzeit vervierfacht).
    Nach der Wende wurde die angrenzende Nordseite rekonstruiert, wobei als Glanzstück ein originaler Erker eingesetzt wurde.

  • Bevor wir zum Marktplatz kommen, müssen wir erst noch durch die Windischenstraße. Blick von der Geleitstraße nach Süden in die Windischenstraße, rechts die Straße Am Palais, links die Marktstraße.


    Windischenstraße 33, das Brancosche Haus, 1712/13 erbaut


    Nordseite der Windischenstraße


    In der Nr. 8, zweites Haus von rechts, wohnte Schiller von 1799-1802.


    Blick in die Windischenstraße um 1850


    Windischenstraße 1 an der Ecke zur Frauentorstraße


    um 1850, interessant im Vergleich ist das linke Haus, das heutige Gebäude hätte ich für älter gehalten

  • Der Marktplatz wurde nach der Stadternennung durch die Grafen von Weimar-Orlamünde am Ende des 13./Anfang des 14. Jahrhunderts angelegt, der frühere Markt war wahrscheinlich der heutige Herderplatz auf dem die Stadtkirche steht.

    Ostseite

    Links das Stadthaus, Markt 10, 1526-47 als städtisches Kaufhaus erbaut; 1800/1812 größerer Umbau mit Vergrößerung der Fenster, Aufstockung und damit verbundener Veränderung des Giebels; 1945 fast vollständig zerstört; der Giebel zum Markt 1968-71 rekonstruiert, dahinter befindet sich ein moderner Bau der 60er Jahre.
    In der Mitte das Doppelhaus Markt 11/12. Die Häuser wurden 1547-49 vom Baumeister Nikolaus Gromann für zwei verwandte Familien erbaut. Links das Cranachhaus in dem Lucas Cranach d. Ä. von 1552 bis zu seinem Tod 1553 bei seinem Schwiegersohn wohnte. Das rechte Haus noch mit dem an der Hofseite aufgesetzten Schweifhelm, den das rechte Haus auch bis ins 19. Jh. hatte.
    Rechts Markt 13 das Predarische Haus, im Kern noch aus dem 15./16. Jh.


    Die Portale entstanden erst bei einem Umbau des Hauses im Jahr 1586. Original sind nur die beiden mittleren, das rechte ist eine Nachahmung von 1865 und das linke von 1892, ebenso aus dem 19. Jh. stammen die kleinen Eingänge zwischen den großen Bögen.


    Die ziemlich hässliche moderne Traufseite des Stadthauses müsste mal renoviert werden, dahinter angeschnitten das ebenfalls rekonstruierte Gelbe Schloss am Grünen Markt.

  • Markt Nordseite


    Die Nordseite des Markplatzes war am 9. Februar 1945 bis auf einen Teil der Hofapotheke komplett zerstört worden. Die m. E. sehr gut gelungene Rekonstruktion erfolgte von 1989-94. Das ganz links angeschnittene Haus ist ein postmoderner Neubau anstelle eines Kaufhauses. Auch das Haus links der Hofapotheke stand so bis 1945 nicht mehr, es wich um 1930 einer Erweiterung des Kaufhauses. Der Erker und das Portal der Hofapotheke aus dem 17. Jh. wurden vor dem Abbruch der Ruine gerettet und wieder eingebaut.


    Nordostecke


    Dieselbe Ansicht um 1890, das Stadthaus in der Form des Umbaues von 1800/1812, rekonstruiert wurde in Annäherung an den Ursprungszustand des 16. Jahrhunderts.


    nach der Zerstörung


    Freier Blick vom Markt zur Kaufstraße/Marktstraße und


    Quelle: Bildindex Marburg

    während der Rekonstruktion im Jahr 1990.


    Quelle: Bildindex Marburg

  • Markt Westseite

    Die Westseite des Marktes wird größtenteils vom 1841 von Heinrich Hess erbauten Rathaus eingenommen.


    Quelle: Wikimedia Commons, Urheber: Maros M r a z

    Ansicht der 1837 abgebrannten Marktwestseite um 1820. Das alte Rathaus war 1424-31 erbaut und 1560-83 in Renaissanceformen umgestaltet worden, es ersetzte das 1424 abgebrannte mittelalterliche Rathaus.