Blendarkadengiebel an Adlerstr. 14 im Jahr 2009. Zwischenzeitlich restauriert und erdrot / weiss gestrichen, Abb. s. hier.
Seit geraumer Zeit beschäftigen mich die Blendarkadengiebel in der Altstadt. Ich hatte hierzu mal ein bisschen an einem nicht mehr existierenden Giebel am Theresienplatz 'gepröbelt', um hinter das Geheimnis seiner Geometrie zu kommen. Heute existieren leider nur noch sehr wenige solcher Giebel, und oft sind diese auch nicht mehr vollständig.
Auf historischen Fotos findet man einige weitere Giebel, und so sollte eine genügende Anzahl zusammenkommen, um sich mit ihrer Entstehung und Gestalt auseinandersetzen zu können. Spannend sind die Vergleiche dieser Giebel untereinander, um so etwa eine Verwandtschaft ausmachen zu können. Viele Giebel sind oder waren nicht mehr vollständig, insbesondere was die filigranen Fialen betrifft. Vielleicht gelingt es, das ursprüngliche Aussehen dieser Blendarkadengiebel zu rekonstruieren und mehr über ihre Entwicklungsgeschichte zu erfahren.
In der Renaissance und im Frühbarock veränderte sich das Gesicht der Ziergiebel massiv. Die Giebelkonturen erhielten runde Formen wie Voluten, Schweifformen, Schnecken, Muscheln etc. . Auch an den Fassadenflächen wurden ganze Architekturen geschaffen, die dann vor allem im Barock zugunsten glatter Wandflächen allmählich verschwanden. Die Vielfalt dieser Giebel ist einiges grösser als jene der Blendarkadengiebel, weshalb ich mich hier auf Letztere beschränken möchte. Die Vorbilder von spezifischen Architekturelementen findet man meistens bei kirchlichen und öffentlichen Bauten. Diese habe ich in Nürnberg zwar noch nicht offensichtlich gefunden, aber wenn man das Wesen dieser Giebel besser versteht, findet man ihre Vorbilder wohl leichter. Nah verwandt war sicher der Giebel der Moritzkapelle, und auch an der Frauenkirche am Hauptmarkt gibt es verwandte Elemente.
Doch nun zu meinem ersten Versuch bei Theresienplatz 1:
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Theresienplatz gegen Südwesten mit der Einmundung der Bindergasse. 1943 gelaufene Ansichtskarte, W. Demartin, Ansichtskartenverlag, Nürnberg.
Das Haus mit dem Blendarkadengiebel hatte die Adresse Theresienplatz 1. Zu ihm gehörte auch der Dacherker mit vorspringendem Walmdächlein aus dem 16. /17. Jahrhundert. Dieser war wohl jünger als die Giebelwand selbst, da er deren Fuss abschnitt.
Theresienplatz 1 und 3 bildeten die Westseite des Platzes. 1902 gelaufene Ansichtskarte, Hermann Martin, Kunstverlag, Nürnberg 1899.
Möglicherweise bestand ursprünglich zwischen den beiden Giebelfassaden ein offener Hofraum (Ehgraben), der später dann als Erweiterung von Nr. 1 überbaut wurde. Ebenso wurde Theresienplatz 1 nachträglich um ein 3. Obergeschoss aufgestockt, was der Kontur des Giebels sehr abträglich war.
Um das Alter solcher Blendarkadengiebel bestimmen zu können, sollten alle Giebel gesammelt und gruppiert werden. Gedanklich ist diese Sammlung schon vorhanden, und ich bin erstaunt, dass die Varietät dieser Giebel erstaunlich gering ist. Von solchen Blendarkadengiebel gibt es heute an der Adlerstrasse und am Weinmarkt nur noch zwei Exemplare, die restlichen sind entweder abgebrochen worden oder 1945 untergegangen.
- Adlerstr. 14 (gemäss Denkmälerliste 15. Jh.)
- Karolinenstr. 6 (zerstört)
- Lorenzer Platz 3 (zerstört)
- Obstgasse 2 (Hauptmarkt, zerstört)
- Tucherstr. 8 (zerstört)
- Untere Krämersgasse 4 (zerstört)
- Weinmarkt 2 (gemäss Denkmälerliste 2. H. 15. Jh.)
Einen ersten Versuch einer solchen Giebelanalyse hänge ich hier doch noch an, auch wenn es nichts mit dem Thema des Stranges zu tun hat:
Theresienplatz 1. Analyse des Giebels mit Treppenstufen, Lisenen, Fialen und Blendarkaden.(Alle Bilder aus meiner Sammlung.)