Stein am Rhein (SH, Galerie)

  • Schön, schöner, Stein am Rhein:

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    Vier typische Gebäude am Rathausplatz - von links nach rechts:

    Krone
    Bis ins 17. Jahrhundert "Brunnen" genannt. Schmales viergeschossiger Steingebäude aus dem 16. Jahrhundert mit aufgesetztem Fachwerk und kühnem Quergiebel. Wohnhaus des Malers Andreas Schmucker. Das Haus ging 1634 an Hans Jörg Etzweiler über. Ab 1701 Tavernenrecht. Kronenwirt Johannes Etzweiler löste 1704 mit dem Baugesuch für seinen Erker den Steiner «Erkerstreit» aus. Mit dem Anbau des Erkers 1707 setzte er sich über die Behörden und Nachbarn hinweg. Dies führte zum Bau von zwei weiteren Erkern. Ab 1790 sind diverse Besitzerwechsel zu verzeichnen, darunter Friedrich Vetterli, Erfinder des Hinterlader-Gewehrs. Bei dem Erker handelt es sich um einen fünfseitigen, stilverspäteten Renaissance-Holzerker. Die Fassadenmalerei stammt von Christian Schmidt aus dem Jahr 1900. 1951 erfolgte ein Ladenumbau mit Einbau des Schaufensters sowie die Restaurierung des Erkers und der Malereien.

    Vordere Krone

    Ersterwähnung des imposanten, malerischen Wohn- und Kaufmannshaus im Jahr 1398. Seine Bauweise erfolgte nach fränkischem Vorbild mit einem ungewöhnlich weit vortretendem, von Flugsparren gestütztem Krüppelwalm und typischer Aufzugstüre. Die gediegene Innenausstattung steht der äußeren in nichts nach. Sie wurde 1615-1620 im Auftrag des Handelsherrn Hans Jörg Etzweiler ausgeführt, der gleichzeitig ein stattliches Hinterhaus, die Hintere Krone, erbauen ließ. Im 18. Jahrhundert wurden beide Häuser mit der östlich anstoßenden Krone zu einem Familienanwesen vereinigt. An der Wende zum 19. Jahrhundert wechselte das Haus den Besitzer. Das Erdgeschoss wurde dabei zu einem Laden umgebaut. Der vierseitige, mit Rauten und drei Wasserspeiern ausgestattete Holzerker wurde 1707 im Zuge des drei Jahre andauernden Erkerstreits angebracht und 1900 renoviert. Die Kartusche über dem Oberlicht der Türe datiert die Fassadenmalerei eines nicht bekannten Künstlers auf 1734. Die spätbarocke Bemalung setzt sich zusammen aus allegorischen Figuren (Frühling und Sommer) sowie Vasen, Blumen und Ranken. Nachgotische Staffelfenstergruppen belichten das zweite Obergeschoss. Eine Treppe mit Elementen aus Rokoko und Klassizismus führt durch das ganze Haus. Im ersten Obergeschoss befindet sich eine runde Eichensäule mit profiliertem Unterzug, die das ganze Haus trägt, eine einfache Stuckdecke sowie ein Empire-Kachelofen. Der Saal im zweiten Obergeschoss öffnet sich in zwei Stichbogen über die ganze Hausbreite gegen den Rathausplatz. Dieser Repräsentationsraum wurde um 1613 mit insgesamt dreizehn Wandbildern (ca. 120 x 82 cm) bemalt, die mit roten Marmorsäulen gerahmt sind. Sie zeigen nach Vorlagen von Tobias Stimmer - jedes Bild mit einem Spruch - moralisierende alt- und neutestamentliche Szenen sowie Darstellungen aus der Schweizer Geschichte. Der Maler war höchstwahrscheinlich der Steiner Andreas Schmucker. Im dritten Obergeschoss ein Renaissance-Türgericht, eine Régence-Stuckdecke (frühes 18. Jahrhundert), eine prächtige Kassettendecke sowie ein kunstvolles Renaissance-Getäfel. Unter dem Haus befindet sich ein sehr eindrucksvoller, geräumiger Keller, dessen Tonnengewölbe von zwei massiven, runde Steinsäulen gestützt wird, welches in ein Kreuzgewölbe übergeht.

    Roter Ochsen

    Das erstmals 1446 urkundlich erwähnte Bürger- und Wirtshaus hieß bis 1615 nur "Ochsen" Seine farbenprächtige, knapp 400 Jahre alte, liebenswert naive Fassadenmalerei gehört zusammen mit dem "Weißen Adler" zu den eindrücklichsten der Stadt. Der Rote Ochsen ist bis heute ein Wohn- und Wirtshaus mit besonderem Ambiente mit einer eine Gaststube von echter alter Prägung. 1501 wird von einer Messerstecherei mit tödlichem Ausgang berichtet. Von 1593 an während eineinhalb Jahrhunderten war das Gebäude im Besitz der angesehenen Familie Schmid. Georg Schmid, Säckelmeister und Schultheiß, verlieh zu Beginn des 17. Jahrhunderts dem viergeschossigen Steinbau außen wie innen sein heutiges Gesicht. Knapp 300 Jahre später musste der Rote Ochsen von einem Konsortium geschichtsbewusster Steiner Bürger gekauft werden, um ihn vor dem Untergang zu bewahren. Er wurde restauriert und danach wieder verkauft, mit der Dienstbarkeit das Haus fachgerecht zu pflegen und zu unterhalten. Der Rote Ochsen mit seinen spätgotischen Staffelfenstern und dem für seine Zeit (1615) altertümlich wirkenden Steinerker könnte als das «Haus des Andreas Schmucker» bezeichnet werden. Er, der Steiner Bannerherr, Lehrer, Glas- und Freskenmaler schmückte 1615 die Fassade und die Stube im zweiten Obergeschoss. Schmucker zählt zwar nicht zu den großen Meistern, wählte aber seine Themen geschickt aus und verfügte über ein gutes Raumgefühl sowie eine gewisseKonstanz in der Farbgebung.

    Die Fassade greift eine humanistische Thematik des 16. Jahrhunderts auf (von unten nach oben und von links nach rechts):

    1. Melancholie - Weisheit - Opfertod des Ritters Marcus Curtius auf dem Forum Romanum zur Rettung der Stadt.

    2. Freitod Lucretias - Fortuna - Judith mit dem Haupt des Holofernes verlässt das Zelt des Getöteten.

    3. David und Goliath - Hauszeichen: Roter Ochsen - Parabel der klugen und törichten Jungfrauen.

    Als Vorbilder dienten Schmucker Malereien am "Weißen Adler", im Festsaal des Klosters und ein Werk Hans Holbeins. Im 18. Jahrhundert wurde die Fassade übermalt und 1899/1900 durch Christian Schmidt wieder entdeckt. Weitere Restaurierungen erfolgte 1961 und 1986. Sehr stimmungsvoll ist die von Lore Rippmann und August Schmid 1913 humoristisch ausgemalte Wirtsstube im Erdgeschoss. Die Stube im zweiten Obergeschoss ist mit Renaissance-Getäfel und einem Renaissance-Wandschrank (1575) ausgestattet. Die Bemalung der Ostwand und der Fensterwandungen stammt auch von Schmucker. Das Hauptbild (1,51 x 2,86 m) zeigt nach einer Vorlage von Tobias Stimmer die Arche Noah mit der Stadt Konstanz im Hintergrund.


    Steinerner Trauben

    Typisches, repräsentatives Wohn- und Handelshaus, dessen heutige Gestalt auf den Beginn des 17. Jahrhunderts zurückgeht. Das Haus war im Besitz der Etzweiler (1670-1781), dann der Singer, Büel und Fug. Entscheidend geprägt wurde das Gebäude durch den baufreudigen und vermögenden Salzfaktor Johann Konrad Etzweiler, der später in den Neubau übersiedelte. Das viergeschossige Haus hat einen unregelmäßigen Grundriss mit harmonischer Fassade ohne gotische Elemente. Im Erdgeschoss war früher eine offene Halle. Seitlich des Eingangs befinden sich typische Breitöffnungen für Laden und Werkstatt. Der 1688 entstandene, viereckige Steinerker trägt an seiner Stirnseite die Wappen Etzweilers und seiner Frau (Schmid), begleitet von Traubenmotiven. An seiner karniesförmigen Haube befindet sich ein origineller Drachen als Wasserspeier. Das Hausdach schmücken drei hübsche Krüppelwalmlukarnen, ein großer Drachen als Wasserspeier und an seiner Untersicht eine Malerei (1720) mit zwei schwerbeladenen Kaufmannsfuhren. Die Fassadenbemalung (1900) von Christian Schmidt zeigt in Anlehnung an ältere Hausmalereien Josua und Kaleb, die eine Traube aus dem Land, wo «Milch und Honig fließen», heimbringen (4. Mose/Numeri 13. 14.). Reichhaltiger Stuck (in der Manier des Schaffhausers Samuel Höscheller) ziert das Innere, wobei die Fülle vom Erdgeschoss bis ins dritte Obergeschoss stetig zunimmt. Prunkstück ist die reichhaltige Decke in der obersten Stube zum Rathausplatz mit u.a. den Büsten des Johann Konrad Etzweiler und seiner ersten Frau Anna Elisabetha. Im Erdgeschoss sind an der Westwand zwei Medaillons in Stuck (Gerechtigkeit und Klugheit) angebracht. Die Ostwand zieren vier die Jahreszeiten darstellende, eingerahmte spätbarocke Grisaille-Malereien auf Holz.


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  • Übrigens hat Stein am Rhein zum Ende des 2. WK auch 1 Bombe (eine) abbekommen, was für sehr viel Empörung sorgte und in den 1980ern noch stark erinnert wurde. Wenn ich mich recht entsinne, beschädigte das 1 oder 2 Häuser und es kamen ungefähr 3 Menschen ums Leben. Ansonsten blieb alles erhalten.

    Es gibt auch sehr schöne Renaissancebrunnen mit farbig gefaßten Figuren dort, zwischen den mit Fresken bemalten Häusern.