Stuttgart (Galerie) - Villa Berg mit Park

  • Was würde thematisch besser passen zur Villa Moser als die ältere und zumindest rudimentär erhaltene Villa Berg?

    Die Geschichte der Villa zu Berg (so heißt der Stuttgarter Stadteil, in dem sie auf einer Anhöhe liegt), wird in der Wikipedia zusammengefaßt:

    Die Villa Berg ist eine Landhausvilla in Stuttgart, die 1845–1853 von Christian Friedrich von Leins im Stil der italienischen Hochrenaissance erbaut wurde. Sie liegt in einem Landschaftspark, dem Park Villa Berg.

    Die Villa diente dem württembergischen Kronprinzen- und späteren Königspaar Karl und Olga als Sommerresidenz. 1913 kaufte die Stadt Stuttgart die Villa von den Erben und ließ sie 1925 renovieren. Nach starken Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg ging sie in den Besitz des Süddeutschen Rundfunks (SDR) über, der sie vereinfacht wiederaufbaute, einen großen Sendesaal einbaute und für Konzerte nutzte.

    Seit 2005 steht die Villa leer. Als der aus dem Süddeutschen Rundfunk hervorgegangene SWR einen Erweiterungsbau an der Neckarstraße in Angriff nahm, verkaufte er 2007 die Villa Berg (neben dem historischen Bauwerk auch weitere alte SDR-Gebäude im Park) an die Häussler-Gruppe. Nach der Insolvenz dieser Gruppe im Jahr 2010 wurde die Villa Berg an die Düsseldorfer Immobiliengruppe PDI Property Development Investors GmbH verkauft. Im Juni 2015 dann kaufte die Stadt Stuttgart die Villa Berg und die dazugehörigen Fernsehstudios.

    Der SDR tauschte nach dem Krieg die Karlshöhe gegen den Park der Villa Berg, der aus einem früheren Weinberg entstand, und baute nicht nur Mitte der 50er Jahre einen großen und ziemlich häßlichen Sendesaal in die mehr als lieblos aufgebaute Villa ein, sondern errichtete Mitte der 60er Jahre auch gigantische Studio- und Büroanlagen im nördlichen Teil des Parks. Diese wirken zwar vom Park aus relativ klein, allerdings sind sie in Hanglage und überwiegend unterirdisch gebaut, so daß die zweigeschossigen Bauten zum Park hin in Wahrheit 6 Geschosse in Richtung Neckar aufweisen.

    Weitere Einrichtungen entstanden dann im Stuttgarter Funkhaus aus den frühen 70er Jahren, einem ziemlich häßlichen Betonhochhaus gleich am nördlichen Rand des Parks, entworfen von Rolf Gutbrod, dem Architekten der Liederhalle. Als wiederum das Funkhaus erweitert wurde, konnten die Bauten im Park der Villa Berg verkauft werden - und zwar an Rudi Häussler, den Chef-Zubetonierer der Stadt Stuttgart, der glücklicherweise später Konkurs anmeldete.

    Die weitere Entwicklung ist ja oben beschrieben - zum Glück gibt es jetzt endlich eine Zukunftsperspektive, während die Villa immer weiter verfällt.

    Hier historische Ansichten:

    Die Villa von Süden aus gesehen - dort befindet sich heute eine ziemlich lieblose und gesperrte Grünanlage, die fast schon in die Rubrik "Schottergarten" fällt ...

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    Und eine Luftaufnahme:

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    Beim Wiederaufbau wurden die Attiken nicht aufgebaut, die Fassaden wurden stark vereinfacht, die Villa bekam ein Flachdach. Die langen Flügelbauten gibt es ebenso wenig mehr wie die Parkgestaltung im Vordergrund - hier ist immerhin eine grüne Wiese geblieben. Die alleeartige Verlängerung der Flügelbauten existiert auch nicht mehr, hier wurden bunkerartige Sendeanlagen errichtet, die den Park optisch zerstören und abriegeln.

    Noch Hintergrundinfos:

    Zum Abriß der Fernsehstudios, der immer noch läuft: klick

    Zu den etwas kuriosen Plakaten mit Interpreten, die in die "Fenster" geklebt wurden (die ja schon seit vielen Jahren nur noch aus Holzabdeckungen bestehen): klick

    Und zum Sendesaal siehe dieses Video:

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    Im Folgenden zeige ich aktuelle Fotos sowie zum Vergleich einige Fotos von 2015.

    sou perfeito porque / igualzinho a você / eu não presto

  • Los geht es in bereits vorgestelltem Gebiet - im Bereich der Mineralbäder, am Übergang zwischen Rosensteinpark und Unterem Schloßgarten:

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    Wieder sehen wir die kuriosen bunkerartigen Erdhügel, die Berger Sprudler, ein Kunstprojekt aus dem Jahr 1971 für die damalige Bundesgartenschau - sie sollten künstliche Geysire darstellen, damals kam aus den Öffnungen tatsächlich noch Wasser heraus:

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    Bei der Gestaltung der Stadtbahnstation wurde wirklich alles gegeben:

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    Vorbei am Mineralbad Berg:

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    Erreichen wir einen Park mit dem Japan-Garten der IGA 1993 als erstem Höhepunkt - dieser wurde an seinen neuen Standort verfrachtet:

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    Erst dahinter kommt dann der eigentliche Park - Gehzeit von der Haltestelle aus knapp über 5 Minuten:

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    In Hanglage liegt der "Buschfunk", ein Lokal:

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    Unterster Abschnitt des Parks:

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    Der Weg führt dann hinauf:

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    Oben fallen dann sofort die ziemlich maßstabsprengenden Rundfunkbauten auf:

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    sou perfeito porque / igualzinho a você / eu não presto

  • Links davon sind die Abrißarbeiten des größeren Gebäudekomplexes schon in vollem Gange:

    Die umfangreichen unterirdischen Anlagen werden von Schadstoffen befreit und dann verfüllt. Interessante Fotos der Bauten finden sich in Studios bei der Villa Berg kommen 2020 weg - darin wird auch erläutert, warum der vom Park aus ebenerdige Kantinen-Pavillon nicht erhalten werden kann ... er steht letzlich auf dem Dach eines 6-stöckigen Gebäudes.

    Dieser Gebäudekomplex ist kleiner und befindet sich genau in der Sichtachse der früheren Allee:

    Ein erster Blick auf die weiträumig abgesperrte Villa:

    Ein Übersichtplan des früheren Bebauung, anstelle der Orangerie befinden sich die jetzt abrißreifen Fernsehgebäude:

    Natürlich müssen auch alle Biotope genau erfaßt werden:

    Erster Blick auf die Villa aus der Nähe - hier befanden sich früher die Flügelbauten:

    Das oben verlinkte Kunstprojekt, hinter den Plakaten befinden sich einfach Holzplatten:

    Gleich daneben die barackenartigen Studios:

    Links das Original, heute der traurige Rest der Villa:

    Weitere Ansichten:

    Fast schon surreal:

    Gegenüber die extrem lieblose Grünanlage, die im wesentlichen aus versiegelten Flächen besteht:

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  • Die eigentliche Hauptfassade zur früheren Park hin - heute ziemlich heruntergekommen:

    Anstelle eines Parks einfach eine grüne Wiese:

    Weiter nach Süden an der Grünanlage entlang:

    "Stein- und Schottergärten" sind offensichtlich nur Privatpersonen verboten:

    Der Weg führt an Belvedere und Rosengarten vorbei direkt zum Funkhaus:

    Zumindest in der Vegetationsphase ist das wohl der einzige Ort, an dem die Villa von außerhalb des Parks sichtbar ist (Sickstraße gleich südlich davon):

    Und hier geht es dann mit der Stadtbahn wieder weiter, an der Hackstraße (im Hintergrund der Gasbehälter Stuttgart-Gaisburg):

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  • Und wie angekündigt noch Fotos von 2015 - damals war die Grünanlage südlich der Villa noch zugänglich:

    Der Zustand war aber ziemlich heruntergekommen:

    Damals noch ohne die Plakataktion:

    Und mit etwas weniger Unkraut ...

    Genauso provisorisch abgesperrt wie heute - da hat sich in 6 Jahren überhaupt nichts getan:

    Damals bin ich noch den Weg am Belvedere und Rosengarten gegangen - hier begannen kurz danach immerhin Sanierungsarbeiten, siehe Im Park beginnt die Sanierung:

    Gleich dahinter hört der Park auf und wir kommen zum Komplex des Funkhauses:

    sou perfeito porque / igualzinho a você / eu não presto

  • Daß die mit der Sanierung betrauten Architekten die Zeitschichten des Gebäudes lesbar machen wollen, läßt allerdings das schlimmste erwarten - vermutlich wird dann so eine Halb-Ruine konserviert, wobei noch irgendwelche geschmacklosen Nachkriegseinbauten erhalten werden, sicherlich auch irgendwelche ausgewählten Schmierereien, die Orgel steht ja schon unter Denkmalschutz.

    Vielleicht wird ja auch das Unkraut zum Biotop ernannt ... und bleibt erhalten.

    sou perfeito porque / igualzinho a você / eu não presto

  • Links das Original, heute der traurige Rest der Villa

    Wobei ich es immer noch als ein imposantes Gebäude empfinde. Es ist ein Skandal der Stadtregierungen, bis heute nichts hinsichtlich einer Sanierung und Neunutzung zustande gebracht zu haben. Man merkt die ganze Lustlosigkeit und Phantasielosigkeit der Politiker an dem Areal. Die Bevölkerung wird derweil mit irgendwelchen workshops vertröstet, die das Verfahren nur in die Länge ziehen sollen. Bis womöglich gar kein Geld mehr vorhanden ist. Dabei wäre das ein Ort mit so viel Potenzial. :daumenunten:

  • Dabei wäre das ein Ort mit so viel Potenzial.

    Hm, welchem, das nicht nur ein Haufen Geld kostet?

    Ich bin da recht phantasielos, was mögliche Nutzungen angeht, die keine Umnutzungen sein sollten...

    denn so wirklich schön wäre nur die Villa wie sie war im gepflegten Park wie er war, nur halt offen für Publikum.

    Und das kostet nur Geld und bringt nichts ein.

  • Ich bezog den Begriff auf das Ästhetische, auf die Schaffung eines schönen Stadtraums.

    Natürlich kann ich nicht aus der Ferne, faktisch von der Computer-Tastatur aus, ein Nutzungskonzept erarbeiten. Dazu hat die Stadt aber eine Menge von Mitarbeitern, von externen Beratern, von Kontakten durch die Wirtschaftsförderung usw. Und sie hatten ja nun etliche Jahre Zeit, sich mal eine Nutzung zu überlegen. Gegen Umnutzungen ist doch gar nichts zu sagen. Innen ist doch ohnehin nichts mehr original, oder? Zur Not, wenn man gar keine Nutzung findet, entkernt man komplett und macht eben eine Luxus-Wohnanlage daraus, umgeben von einem öffentlich zugänglichen Park. Dafür werden sich in heutigen Zeit mit ziemlicher Sicherheit Käufer finden.

  • Mit meiner Interpretation der "Betonhügel" als Tunnelentlüftungen lag ich übrigens falsch, ich habe es oben jetzt korrigiert.

    Es handelt sich dabei um Kunstwerke, nämlich die Berger Sprudler, die das Mineralwasservorkommen in Berg symbolisieren sollen, aber - wie nicht anders zu erwarten - seit ewigen Zeiten defekt und außer Betrieb (und sogar teilweise demontiert) sind:

    Wieder eine Chance für die Berger Sprudler

    sou perfeito porque / igualzinho a você / eu não presto

  • Es handelt sich dabei um Kunstwerke, nämlich die Berger Sprudler

    Seufz. Ich hab ja gar nicht immer was gegen moderne Kunst, aber die finde ich doch recht mäßig gelungen. Weil sie gar so sehr wie Tiefgaragenlüftungen aussehen, und mehr an Maulwurfshügel oder Glubschaugen als an Wasser erinnern.

  • Wer den Film „Die Zeitmaschine“ (1960) kennt, dem werden die Berger Sprudler bekannt vorkommen. Die Höhleneingänge der Morlocks sehen nämlich fast genauso aus.

    https://c7.alamy.com/compde/dxndpd/die-zeitmaschine-dxndpd.jpg

    Mir haben sie durchaus gefallen, als sie noch in Betrieb waren. Sie waren ein wesentlicher Teil der dortigen Landschaftsarchitektur.

    In dubio pro reko

    2 Mal editiert, zuletzt von reklov2708 (13. September 2021 um 21:37)

  • Haben die mal richtig gesprudelt, also so mit Wasserkunst? Dann könnte es natürlich anders aussehen. Wenn da so richtiges Wildwasser rauskäme, könnte das schon eine interessant anzuschauende Landschaftsbereicherung sein. Aber so ohne sprudelndes Wasser sind sie halt nur so mäh.

  • Ich dachte erst, das seien Mini-Bunker, wie sie vielerorts noch in Albanien aus der kommunistischen Zeit zu sehen sind. (Siehe z.B. hier)

    Die Höhleneingänge der Morlocks sehen nämlich fast genauso aus.

    Aber die Assoziation ist auch gut. Man könnte ja dort statt der teuren Wasserleitungsreparatur einfach ein paar Beamte dazu verpflichten, nachts im Morlock-Kostüm aus den Trichtern zu springen, um Zerstörungswütige, Graffiti-Sprayer oder laute Jugendliche zu vertreiben. Das hätte doch etwas, und Stuttgart eine Attraktion mehr... :zwinkern:

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  • Nun soll die Villa Berg 2028 fertig saniert sein. In sechs Jahren fließt viel Wasser den Neckar herunter. Warten wir ab...

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    Gemeinderat beschließt Konzept für Nutzung und Betrieb

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    Die Villa Berg ist eines der großen kulturpolitischen Projekte in Stuttgart. Das „Offene Haus für Musik und Mehr“ soll Ende 2025 eröffnet werden.
    www.stuttgart.de

    Villa Berg in Stuttgart

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    Die Villa Berg in Stuttgart soll nach jahrelangem Leerstand mit Leben erfüllt werden. In diesen Tagen entscheidet der Gemeinderat über das Ob und Wie.
    www.kontextwochenzeitung.de
  • Also, ich bevorzuge klar die Variante Nord:

    Stadt und ATELIER BRÜCKNER stellen zwei Varianten der Nutzung und Erweiterung vor

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    Die Wiedereröffnung der Villa Berg ist eines der größten kulturpolitischen Projekte in Stuttgart. Jetzt nimmt die Planung Gestalt an.
    www.stuttgart.de

    Zwei Varianten für die Villa Berg in der Zukunft

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    De Pläne der Villa Berg in Stuttgart Ost nimmt Formen an - das Atelier Brückner hat zwei verschiedene Entwürfe für das Offene Haus für Musik vorgelegt
    www.kessel.tv