Vom Trottoir zugunsten der Strassenbreite etwas abzuzwacken... das ist in St. Gallen zum Glück schon seit Jahren Vergangenheit. Im Gegenteil, bei Strassensanierungen werden sogar die Trottoirs zuungunsten der Fahrbahnen verbreitert, sofern es die Sicherheit und der Verkehrsfluss zulassen. Seltene Ausnahmen gibt es nur bei sehr stark befahrenen Hauptstrassen, wo kein Platz für eine separate Velofahrspur besteht. Dort wird dann eine Velospur auf dem Trottoir markiert, aber zum Glück wirklich nur sehr selten. Seit etwa fünf Jahren sind in der Altstadt auch die Fussgängerzonen für den Veloverkehr geöffnet, und das gibt Probleme und auch Proteste. Ich bin strikt gegen die Vermischung von Fussgänger-und Veloverkehr (ich schreibe dies als sehr aktiver Velofahrer, denn das Image der Velofahrer wird dadurch noch schlechter! Ich denke, dass der Anteil an Velorowdies gemessen an der Gesamtzahl Velofahrer viel grösser ist als jener bei den Autofahrern. Für mich ist das nicht nachvollziehbar, leider).
Eine dritte Spur wurde auf der Müller-Friedberg-Strasse nicht realisiert; das ist nur ein eingezeichneter Velostreifen zur besseren Sicherheit der Velofahrer (ich nehme an, dass Du dich auf das letzte Bild beziehst). Dieser wurde nur eingezeichnet, weil dort genügend Platz vorhanden und die Fahrt für die Velofahrer ermüdend ist. Auch hier ein gut 500 m langer Abschnitt mit 8 % Steigung und nur zwei Strassenabzweigungen, und endlos lange erscheinend. Dementsprechend fahren dort die Busse und Autos schnell. Dass das Trottoir arg von Hecken und Bäumchen zugestellt ist, wirkt auf dem Bild nur infolge des Schattens so. Hier der gleiche Abschnitt bei Google Maps ohne Schattenwurf.
Jedenfalls ist die schmale Winkelriedstrasse viel gemütlicher und fussgängerfreundlicher, auch wenn das Trottoir dort 0.4 m schmaler ist und mehr Kreuzungen überquert werden müssen. Die Verkehrsmenge ist nicht gravierend, sondern vielmehr das Kreuzen mit Lastwagen und Bussen. Zwei Nebenbuslinien werden hier aber erst seit ein paar Jahren durchgeführt, und wer weiss, wie lange die dort bleiben. Der öffentliche Verkehr scheint in dieser Stadt seit einigen Jahren das ultimative und unberührbare Heiligtum zu sein. Sogar die projektierte Marktplatzneugestaltung - der zentralste Platz in der Altstadt - hat sich ausschliesslich nach den Bussen zu richten... einfach nur noch krank. Der meiste Verkehr durch die Winkelriedstrasse wird durch die Universität und den Hauptsitz einer schweizweit tätigen Versicherung produziert, und genau deshalb werde ich mich vehement gegen einen Ausbau der Winkelriedstrasse stemmen. Autos von Professoren, Dozenten, Studenten und Versicherungshengsten haben hier oben nichts zu suchen, denn die haben eine eigene Bushaltestelle mit dem Rotmöntler-Bus, der über die breite Müller-Friedberg-Strasse fährt. Sie nehmen den Anwohnern nur Parkplätze weg, welche wiederum gezwungen werden, noch mehr private Tiefgaragen zu erstellen oder Vorgärten Parkplätzen zu opfern. In den letzten zehn Jahren ist diesbezüglich eine rege Bautätigkeit festzustellen, und wir sprechen vom "durchlöcherten Rosenberg". Man wohnt hier inmitten von Rosen, und nicht auf einem Emmentaler Käse.