• Wir wollen uns hier mit dem Phänomen Stadt Melk, die es tatsächlich unterhalb des Stiftes als solches gibt, ein wenig beschäftigen.

    Die Ambivalenz dieser Problemstellung wird am besten durch dieses Bild repräsentiert, das im Rätselkeller für einige Schwierigkeiten sorgte, obwohl eines der berühmtesten Kirchenbauten des heutigen Österreichs darauf abgebildet ist:

    In die nähere Auswahl ist auch das hier gekommen:

    Das hat natürlich mit Städtebau rein gar nichts zu tun, so schade das auch ist. Solche Stadtbilder wird man in Österreich vergebens suchen. Böhmen und Polen haben dieses schöne italienisierende Motiv öfters verwirklicht, Österreich ist die Planstadt der Renaissance so fremd wie irgendwas geblieben.
    Die Stadt Melk sieht da ganz anders aus.

    Zunächst einmal ein Blick in die zu diesem Thema äußerst skurrile Wikipedia.

    Zitat


    Auf dem Rathausplatz vor dem Rathaus befindet sich der Kolomanibrunnen aus dem Jahr 1689. Bemerkenswert sind die teils historischen Monumentalbauten mit der Birago-Kaserne, dem Bischöflichen Seminar, die Jakob-Prandtauer-Volks-und-Hauptschule und das Krankenhaus, die alte Post, der Kolomanibrunnen und der alte Brotladen.

    Vernünftig sind nur die Verweise auf Brotladen und Alte Post, was den Rest betrifft, weiß ich nicht, was dem Autor da eingefallen ist.

    Vielleicht hat er nur vom Stift auf die Stadt heruntergesehen, dies im wahrsten Sinne des Wortes:

    Very Austrian, keine Frage.

    Was für ein Kontrast hiezu:

    Auch die Perspektive sagt etwas aus - das ist wohlgemerkt bloß die Schmalseite des Stifts:

  • Nach dem bisher Gezeigten wird es niemandem verwundern, dass Legionen von Touristen, und nicht nur solche aus Übersee, die Stadt Melk kaum als solche wahrgenommen haben.

    Der Blick auf den bescheidenen Hauptplatz scheint dieser Ignoranz recht zu geben:

    Da sein wir doch schon an schöneren Städten vorbeigefahren, ist man versucht zu sagen.

    Wem kommt da nicht der alte Reim oder, nun ja, Beinahe-Reim in den Sinn: Rosen, Tulpen und Narzissen - das ganze Leben ist bescheiden eingerichtet.

    Auch Anton Seeböck und seine Erbin vermögen uns nicht besonders zu interessieren (was allerdings auf den anderen Anton nicht zutrifft!):


    Indes ist es nicht immer ganz so einfach:

    Die Stadt verschmilzt mit ihrer Kulisse, oder anders ausgedrückt: Die Kulisse wird zur städtischen Substanz, ein Phänomen, das man insbesondere aus Salzburg kennt.

  • Wie es das letzte Bild zeigt: Die Musi spielt woanders!

    Wie man sieht, sind wir trotz aller Begeisterung für den Städtebau wieder beim Stift gelandet!
    Beinahe reumütig haben wir uns in die Touristenmassen eingereiht. Das schönste Bauwerk der Stadt ist das Stift, es liegt zwar nicht in ihr, wenn man es aber wegdenkt, bleibt so gut wie nichts übrig!

  • Danke für die schönen Eindrücke und hindurch führenden poetischen Beschreibungen. In der Tat muß man das Stift auch von unten in der Rahmung der bescheidenen Häuer von Melk wahrnehmen. Es ist grandios diesen immens langen Trakt als Horizontbegrenzung zu erleben.
    Stift Melk ist eines meiner ersten österreichischen Stifte gewesen, die ich in den 80igern besuchen konnte. Und jedes Jahr kamen ein paar mehr dazu, dank verwandschaftlicher Kontakte nach Österreich. Damals war die Kirche gerade frisch renoviert (1981!?) und knallte in ihrem leuchtenden orange etwas heraus, da die Stiftsbauten noch im patinierten gelb-weiß zurücktraten. Ist die Kirche nochmal in etwas anderem orange gestrichen worden oder ist die Farbe zu dem jetzt angenehmeren Ton ausgeblichen?
    Die letzten Jahre sah ich diesen Klosterpalast nur mehr noch von der Autobahn! :crying::smile:

  • Zur Frage Schorschibährs:
    ja, es ist noch dieselbe Renovierung. sie musste damals sehr grell gewirkt haben. Mir ist das im Falle Melks nicht so aufgefallen, für uns hat das Blau von Dürnstein alles in den Schatten gestellt. Auch wenn heute schon deutlich gemildert, so passte das alte Grauweiß einfach viel besser zur Steinfarbe der alten Mauern und Türme dieser Stadt.
    Zweifellos musste Melk vor der Renovierung noch viel herrlicher gewesen sein. Aber dessen ungeachtet war die Renovierung sicherlich nicht von schlechtem Niveau.
    Es ist eine alte Geschichte: die mehrfarbige "Instrumentation" eines Gebäudes bewirkt auf zweitem Blick eine Vereinfachung - die Strukturen werden leichter auflösbar und erkennbar. Wahrscheinlich bevorzuge ich deshalb unifarbige Barockbauten. Dennoch ist schwerlich etwas gegen den heutigen Zustand von Stift Melk zu sagen, auch wenn das Goldgelb mir vielleicht ein wenig zu schwer im Magen liegt.
    Bauten wie Stlft Melk sind für die Eingeborenen schwer zu würdigen, sie sind einfach zu selbstverständlich und auch omnipräsent. Kein Mensch bei uns kann von sich sagen, dass er Stift Melk für sich entdeckt hat, was eigentlich das Entscheidende zu einer persönlichen Verbundenheit ist. Zeno und Schorsch können sich an den Eindruck des Besuches oder des Vorbeifahrens erinnern, für Unsereins ist der Moment des ersten Sehens unbestimmt geblieben. Stift Melk war einfach immer da, wenn man nach Westen gefahren ist. Wenn ich da an Stfit Grüssau denke, wie es in der schlesischen Landschaft liegt, oder auch an Neresheim oder Vierzehheiligen - alles ganz sicher nicht besser, aber doch mit viel mehr Erleben verbunden! Auch der Autobahnblick ist für uns einfach nur inflationär. Auch die Burg Heidenreichstein beispielsweise war mir von Kindheit an bekannt, ebenso wie Hochosterwitz, aber dennoch freut man sich bei diesen Bauten weit mehr, wenn man sie sieht, das ist in viel stärkerem Maße etwas Besonderes geblieben. Daher ist der Blick von der Stadt sehr wichtig, weil viel frischer. Und so ganz nebenbei entsteht dank Stiftskulisse ein Stadtbild, das Seinesgleichen sucht. Etwas Ähnliches wie das Melker Stadtbild ist mir nicht bekannt. Ich weiß nicht, ob es jemandem aufgefallen ist: im zentralen Bereich der beiden Plätze findet sich keine Verschandelung - abgesehen von Ladeneinbauten nicht einmal ansatzweise - ein sehr seltenes Phänomen.

  • Zum Farbvergleich vor und nach der Renovierung der Stiftskirche habe ich aus meiner Büchersammlung die Einbandseiten zweier älterer Bücher eingescannt.
    Auf ersterem ein Luftbild der Stiftsanlagen vor der Renovierung und im zweiten ein Bild der Donaufassade von unten gesehen, nach der Renovierung der Stiftskirche Anfang der 80iger Jahre.
    Ein krasser Unterscheid!
    Zugegeben, ich habe das Renovierungsbild etwas nachbearbeitet, um die Farbintensität meiner Erinnerung rauszuholen (der scan hatte es nicht gleich so wiedergegeben und der Bucheinband hat einen Farbstich), doch an diese Farbkontraste mit damals tief dunkelblauem Himmel kann ich mich noch gut erinnern. Ein Grund zum faszinierten Staunen damals!!! :schockiert:
    Dias von könnten das noch dokumentieren. Doch die sind verstaut und nicht eingescannt.



  • Also die alte Farbgebung war ursprünglich gelb-weiß, was man auf den alten Aufnahmen aus den 40igern noch ein bisserl erkennen kann. Diese sind allerdings sehr vergilbt und ausgeblichen. Für die Vorstellung des Originals muß man doch einiges an Farbintensität hinzu addieren. Die jetzige Farbgebung würde ich eher als gelborange, oder goldgelb-weiß sehen und wurde um 1980 mit der Stiftskirche begonnen und hat sich über die Jahre und Jahrzehnte mit fortschreitender Renovierung auch über die Stiftsgebäude ausgebreitet. Wie ich schrieb, war die Stiftskirche 1981 gerade fertig renoviert! Aber Ursus wird es genauer wissen.
    Danke noch für die tollen alten Farbaufnahmen!
    (Letztes Bild ist wohl seitenverkehrt!?)

  • Mir kömmen eigentlich die hier gezeigten älteren Bilder ein wenig zu blass vor. ME war das Stift etwas dunkler.

    Ansonsten ist bemerkenswert, wie sehr das Stift zum mehr oder weniger einzigen Diskussionsthema geworden ist und die Stadt verdrängt hat. An sich wollte ich ja primär die Stadt zeigen (wenngleich ich dies nicht so konsequent durchgezogen habe). Das Stift, so dachte ich, kennt ohnedies ein jeder, seine Bibliothek wurde sogar umgehend erkannt, als Palantir sie Berlin einverleibt hatte. Auch in den Kommentaren bleibt die Stadt sozusagen links vom Stift liegen.

  • diese Bilder hatte Palantir im APH-forum eingestellt:

    Hier ist der Anblick von Stift Melk im Jahr 1942 hinsichtlich der damaligen Farbigkeit zu betrachten.


    fmlac42671


    fmlac42667


    fmlac42670


    Bei diesem Bild in deutlich anderem Licht.

    fmlac42668

    Bildquelle jeweils: bildindex.de
    das letzte Bild ist besonders hübsch, aber keitenservehrt.

    Wir wollen uns hier mit dem Phänomen Stadt Melk, die es tatsächlich unterhalb des Stiftes als solches gibt, ein wenig beschäftigen.

    Die Ambivalenz dieser Problemstellung wird am besten durch dieses Bild repräsentiert, das im Rätselkeller für einige Schwierigkeiten sorgte, obwohl eines der berühmtesten Kirchenbauten des heutigen Österreichs darauf abgebildet ist:

    17178674422_39b42f4704_c.jpg

    In die nähere Auswahl ist auch das hier gekommen:

    17267928771_e8d419d355_b.jpg

    Das hat natürlich mit Städtebau rein gar nichts zu tun, so schade das auch ist. Solche Stadtbilder wird man in Österreich vergebens suchen. Böhmen und Polen haben dieses schöne italienisierende Motiv öfters verwirklicht, Österreich ist die Planstadt der Renaissance so fremd wie irgendwas geblieben.

    Die Stadt Melk sieht da ganz anders aus.

    Zunächst einmal ein Blick in die zu diesem Thema äußerst skurrile Wikipedia.


    Auf dem Rathausplatz vor dem Rathaus befindet sich der Kolomanibrunnen aus dem Jahr 1689. Bemerkenswert sind die teils historischen Monumentalbauten mit der Birago-Kaserne, dem Bischöflichen Seminar, die Jakob-Prandtauer-Volks-und-Hauptschule und das Krankenhaus, die alte Post, der Kolomanibrunnen und der alte Brotladen.

    Vernünftig sind nur die Verweise auf Brotladen und Alte Post, was den Rest betrifft, weiß ich nicht, was dem Autor da eingefallen ist.

    Vielleicht hat er nur vom Stift auf die Stadt heruntergesehen, dies im wahrsten Sinne des Wortes:

    17242527246_0afa2ce87f_b.jpg

    Very Austrian, keine Frage.

    Was für ein Kontrast hiezu:

    17242557176_7140818315_b.jpg

    16646108984_3b440f357d_b.jpg

    Auch die Perspektive sagt etwas aus - das ist wohlgemerkt bloß die Schmalseite des Stifts:


    16646118134_2ecdda360d_b.jpg

  • Nach dem bisher Gezeigten wird es niemandem verwundern, dass Legionen von Touristen, und nicht nur solche aus Übersee, die Stadt Melk kaum als solche wahrgenommen haben.

    Der Blick auf den bescheidenen Hauptplatz scheint dieser Ignoranz recht zu geben:

    17266826012_0530ba0e0b_b.jpg

    Da sein wir doch schon an schöneren Städten vorbeigefahren, ist man versucht zu sagen.

    17268659205_0c1ca0c29f_b.jpg

    Wem kommt da nicht der alte Reim oder, nun ja, Beinahe-Reim in den Sinn: Rosen, Tulpen und Narzissen - das ganze Leben ist bescheiden eingerichtet.

    Auch Anton Seeböck und seine Erbin vermögen uns nicht besonders zu interessieren (was allerdings auf den anderen Anton nicht zutrifft!):

    16648449933_368d863cdf_b.jpg

    Indes ist es nicht immer ganz so einfach:

    17268618315_14bac56544_b.jpg

    Die Stadt verschmilzt mit ihrer Kulisse, oder anders ausgedrückt: Die Kulisse wird zur städtischen Substanz, ein Phänomen, das man insbesondere aus Salzburg kennt.

  • Wie es das letzte Bild zeigt: Die Musi spielt woanders!

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    Wie man sieht, sind wir trotz aller Begeisterung für den Städtebau wieder beim Stift gelandet!

    Beinahe reumütig haben wir uns in die Touristenmassen eingereiht. Das schönste Bauwerk der Stadt ist das Stift, es liegt zwar nicht in ihr, wenn man es aber wegdenkt, bleibt so gut wie nichts übrig! ... dass jeder troglodytischen Lebensart, beruht sie nur fest in sich selbst, etwas schlechthin fa