Irland (Allgemeines)

  • Hm, was mich handwerklich interessieren würde: wie bekommt man Waschbeton ("pebbledash" dürfte doch das sein, oder?) wieder von einer Ziegelfassade runter? Die haben es offenbar geschafft - aber wie?

  • Nun, wahrscheinlich ganz klassisch mit Hammer und Meisel, ggf mit Bohrhammer und Meisel. Anders wird man das Zeug nicht wegbekommen.

    Dementsprechend hat die Fassade übrigens auch ausgesehen. Harter, zementhaltiger Waschbeton Putz auf weichem, porösen, womöglich sogar durchfeuchteten Ziegel ist keine gute Kombination.

    Hier ein Screenshot aus der kleinen Doku des Civic Trust, auf dem man die alten, vom Waschbeton Putz befreiten Ziegel und zwei Restaurierungsmuster (vgl "Wigging Pointing") erkennen kann:

    18ormondyfkek.png

    Hier noch ein Bild während der Restaurierung:

    https://pbs.twimg.com/media/E2OYFQLXoAIYSmz?format=jpg&name=4096x4096

  • Danke für die Links, sehr spannend! Dieses "Wigging pointing" ist ja eine unglaubliche Bastelarbeit - jede Fuge erhöhen und ein gerades Band ausschneiden, und dann die Ziegelränder auffüllen - aber kein Wunder, daß die Fassade jetzt so neu und akkurat aussieht, mit solcherart "Fugenreparatur". Aber da muß man Geduld aufbringen...

  • Gerade noch gefunden:

    Goodbye pebbledash

    18th September

    The process of removing the pebbledash from the front and side elevations of the building has now got underway in earnest. Applied around the late 1960s, the cement-based pebbledash covered over the original yellow brick of both facades, originally designed to be exposed, along with its finely pointed, lime-‘wigged’ joints.

    Fortunately, the brickwork had been painted in the first half of the 20th century, causing the pebbledash to bond less strongly to the brick than otherwise might have been the case. This has allowed for the relatively easy removal of the pebbledash.

  • Ah, es war eine Sperrschicht aus Farbe drunter... drum. Aber so ganz haben sies nicht abbekommen, meine ich, denn in der Mitte der danach sorgfältig mit Kalkfugen umrandeten Ziegelquader ließen sie zumindest in dem einen Bild die original Ziegeloberfläche hervorgucken, und die war ziemlich grau (der rötliche Farbton kommt durch die farbig ausgemalte Umrandung innerhalb der Kalkfugen) - so als ob da doch noch etwas Zement dranklebt.

  • Hier ein Screenshot aus der kleinen Doku des Civic Trust, auf dem man die alten, vom Waschbeton befreiten Ziegel und zwei Restaurierungsmuster (vgl "Wigging Pointing") erkennen kann:

    Das ist kein Waschbeton, sondern ein gewöhnlicher (Zement)-Verputz, der mit Kieselsteinen beworfen wurde (Kieselwurf-Verputz). Waschbeton gibt es in Form von Gewehgplatten, Balkonbrüstungen, Blumentöpfen oder auch die Platten von Plattenbauten.

    Der Film und die beiden Fassadenmuster sind sehr interessant! Nur würde ich niemals hervorstehende Fugen applizieren. Diese sind erstens nicht langlebig, ahistorisch und vom Zeitaufwand her sicher unwahrscheinlich teuer. Ich würde eher eine Technik mit vertieften Fugen entwickeln, wenn ich mal eine verputzte Sichtbacksteinfassade freilegen müsste.

  • gewöhnlicher (Zement)-Verputz, der mit Kieselsteinen beworfen wurde (Kieselwurf-Verputz)

    Aha. Daß man Zement auch als Putz benutzen kann, war mir bis dato nicht bekannt. Von Zementzuschlägen zu Putz habe ich schon gehört, aber von reinem Zementverputz, dazu noch mit Kieselsteinen drauf, noch nicht. (Im 1950er-Jahre-Haus meiner Eltern wurden die Fliesen - "Plättle" - mit Zement verfugt. Das hat sich als extrem robust und haltbar erwiesen. In anderen Häusern, die zu anderen zeiten gefliest wurden, habe ich das noch nicht gesehen, da wurde was anderes, weicheres, verwendet).

    Waschbeton

    Beton besteht doch auch größtenteils aus Zement, oder? Wie werden denn die Steine dort aufgebracht?

    Was die erhöhten Fugen angeht, sie sagen, das sei eine irische Spezialität.

  • Ja, schon, die Steinchen werden wieder freigelegt - aber wie kamen sie rein? So wie ich Waschbetonteile bisher gesehen habe, haben die nur an 1, maximal 3 Seiten Steinchen, sie haben immer auch eine glatte Seite: also, wenn man z.B. einen Waschbetonbalkon durchsägen würde, wären vorne und oben Steinchen, in der Mitte und am inneren Rand aber nicht, da ist nur Beton. Wie schafft man es, die Steine da hinzubekommen, wenn man sie nicht von außen reindrückt? Also der Querschnitt ist doch eher so wie bei Nonpareille-Schokokränzen, wo die Nonpareilles nur an einer Seite sind, nicht wie Puffreisschokolade, die nur aus zusammengeklebten Körnern besteht. Und, Beton ist idR Gießtechnik, man braucht also eine Form. Da muß man doch wohl irgendeinen Kleber (eine Schicht "besonders klebriger, länger nicht abbindender Beton"??) erstmal dünn auf die Form auftragen, dann die Steine, so ähnlich wie mit einer gebutterten Kuchenform, an der die Weckmehlbrösel hängenbleiben, und dann mit normalem Beton auffüllen (wie Kuchenteig einfüllen). Hm.

    Bei dem beworfenen Zementputz stelle ich mir das so vor, daß man ein Stück verputzt, und dann aus einem Sack Steine eine Handvoll nimmt und draufdrückt, nebendran wieder eine Handvoll; manche bleiben kleben, der Rest fällt runter. Allerdings dachte ich ganz zu Anfang, da würde man zum Schluß auch noch mit weicherem Zement/Beton drüberschlämmen, damit die Fugen dichter werden, und zu allerletzt dann mit viel Wasser drüberwaschen, damit man die Steine gut sieht.

    Jetzt wo ich eine Weile drüber nachgedacht habe, fällt mir ein, daß der Hersteller der Waschbeton-Brüstungen an einem mir bekannten Haus in den 1970ern sagte, er habe es mehrfach probiert, auf beiden Seiten, innen und außen, Steine anzubringen, aber es sei immer mißlungen. Es gehe nur auf der Vorderseite und oben, aber auf allen Seiten nicht.

  • Der Film und die beiden Fassadenmuster sind sehr interessant! Nur würde ich niemals hervorstehende Fugen applizieren. Diese sind erstens nicht langlebig, ahistorisch und vom Zeitaufwand her sicher unwahrscheinlich teuer. Ich würde eher eine Technik mit vertieften Fugen entwickeln, wenn ich mal eine verputzte Sichtbacksteinfassade freilegen müsste.

    Ja, ich hab das auch interessant gefunden und mein erster Gedanke war ebenfalls: das Relief steht etwas von der Fassade hervor, dass gibt doch bestimmt Probleme (mit Regenwasser). Andererseits sieht man, dass der rote Kalkmörtel, der Ziegel ergänzt, mit der feinen Kalk-(Fake-)Fuge lückenlos abschließt und somit Regenwasser (bei sorgfältiger Ausführung) auch gut ablaufen kann. Generell wird aber die untere Hälfte der Füllung bis zur Fuge wahrscheinlich trotzdem schneller nachdunkeln/Stockflecken ansetzen. Was ich lesen konnte, ist dieses Verfahren aber eine seit langer Zeit etablierte und bewährte Methode, also nicht unbedingt ahistorisch. Das sehr feine Fugenbild passt zu den georgianischen Häusern ohnehin recht gut.

    Wie würde man das in Kontinentaleuropa bei einer derart gravierenden Schädigung der Ziegel (siehe das zweite verlinkte Bild in meinem Beitrag) machen ohne sie komplett auszutauschen? Wahrscheinlich komplett mit Kalkputz überputzen und die Fugen aufmalen. Oder?.