Nancy -Teil 2: die Neustadt (Lothringen, Galerie)

  • Die Neustadt wurde als Stadterweiterung bereits Anfang des 17. Jahrhunderts von Karl den Dritten von Lotringen (Charles III) errichtet. Doch die meisten Prachtbauten die heute diesen Teil der Stadt dominieren, stammen aus dem 18. Jh. unter der Herrschaft des ehem. Polenkönigs Stanislaus Leszczyński. Eine Übersichtskarte:

    Begnnen wir mit der Besichtigung des Place de la Carrière. Dieser stammt schon von der Anlage her aus dem 16. Jahrhundert und wurde dann unter Stanislaus barockisierend verändert mit dem Gouverneurspalast und den Fassaden der Seitengebäude:

    Vor der Umgestaltung:

    1754:

    Und heute:

    Der Triumpbogen arc Héré wurde 1753-55 errichtet anstelle der Porte Royal, die unter dem "Sonnenkönig" entstand:

  • Der Bogen von der anderen Seite: Im Jahr 2011, zur Zeit der Aufnahmen, war er gerade frisch renoviert worden:

    Wir haben nun den Place Stanislas / Stanislausplatz erreicht. Er wurde 1752-55 angelegt. Emmanuel Héré war der Architekt der schon eher klassizistischen Gebäude. ursprünglich wurde er Place Royal genannt, nach dem frz. König Louis XV.:

    Das Rathaus schließt dem Platz nach Süden ab:

  • Noch ein paar aktuellere Impressionen dieses grandiosen Platzes:

    Besonders schön die reich verzierten Gitter im Rokokostil von Jean Lamour. Sie lockern den Platz auf mit den eher schlichten klassizistischen Gebäude die vom Architekten Emmanuel Héré, einem Sohn einer Innsbrucker Bauunternehmerfamilie Herrey, entworfen wurden:

    Der Nordwestbrunnen:

  • Blick Richtung Süden zur Kathedrale:

    Und gen Westen, die Rue Ste. Catherine:

    Der Triumpfbogen der Porte Ste. Catherine markiert das Ende der Neustadt des 18. Jahrhunderts:

    Südlich von der Straße befindet sich der Place d'Alliance, nach der Allianz zwischen dem Kgr Frankreich und Österreich-Ungarn genannt, ein quadratisch angelegter Platz 1751 und 1753 angelegt:

    Sehr interessanter Brunnen in der Mitte, der diese Allianz bildlich symbolisieren soll:

  • Noch südlicher gelegen ist die Rue St. Georges:

    Sie ist benannt nach der Porte St. Georges, einem Renaissance-Stadttor Anfang des 17. Jh. erbaut unter der ersten Stadtbefestigung der Neustadt unter Karl III von Lothringen:

    Gehen wir durch das Tor;

    Feldseite;

    Interessant der Rest der Stadtmauer, der an der Seite erhalten blieb. Er ist in Backstein ausgeführt, ähnlich von der Technik (mit den Rauten) wie in Nordfrankreich.

  • In der Rue Drouin finden wir das erste Gebäude, welches im Jugendstil "Art nouveau" errichtet wurde: die Nr. 2 war das ehem. "Maison du peuple et Institut populaire", ein Volkshaus zu deutsch von 1901-2 durch Paul Charbonnier erbaut:

    Zurück zur Rue St. Georges: sie ist die Hauptstraße der Neustadt und zugleich Fußgängerzone. Ecke Rue Bailly ein Stadthaus des 17. Jh. zur Zeit der Neustadtgründung:

    Gegenüber die monumentale Kathedrale aus dem 18. Jh. im typisch nüchternen französischen Barock " style classique":

    Alte Ansicht:


    In einem Nebengebäude direkt neben dem Gotteshaus befindet sich nun ein Luxushotel:

  • Rue Maurice-Barrès:


    In der Parallelstraße Rue St. Julien befinden sich zwei weitere Jugendstilbauten, Nr. 5 von 1904-5 von Emile André für den Vogesenclub:

    Rechts anschließend Nr. 7, das ehem Casino des famille von Louis Lanternier 1902 erbaut:

    In der weiter westlich befindlichen Parallelstraße Rue des Dominicains, befinden sich neben späten Renaissancenbauten des 17. Jh. :


    Ein wunderbarer Ladeneinbau im Jugendstil, das ehem. Magasin Goudchaux von 1901, jetzt Crédit agricole:


    Ein weiterer hübscher Ladeneinbau:


    An der Rue Pierre Fourier entdecken wir noch diese Wandmalerei:

  • Wieder zurück in der Hauptgeschäftstraße, der Rue St. Georges:

    Ein Jugendstilkaufhaus, jetzt Zara:


    Ab der Kreuzung mit der Rue Raugraf / Rue des Carmes heißt die Hauptrstraße Rue St. Jean:

    Eckhaus zur Rue des Carmes:

    Nun erscheint die Straße mit den schmiedeeisernen Geländern immer mehr wie ein pariser Boulevard:

  • Diese Wandmalerei hat schon was! Sowas dürfte für einige eher unwirtliche Ecken wirklich eine interessante Lösung sein, nur nicht überall, damit es auch immer originell bleibt. Und dieser "Jugendstil" (kann man mit dem viel strengeren Deutschen Jugendstil ja nicht vergleichen, sondern eher mit dem Brüsseler Original von Victor Horta) ist auch immer wieder was ganz Besonderes. Vielleicht fahre ich in absehbarer Zeit mal wieder nach Brüssel, um Bildmaterial für eine Art-Nouveau-Galerie zu sammeln. :)

  • Ein reich verziertes Art-Nouveau-Gebäude steht an der Ecke zur Rue Benit und wurde 1900-1901 errichtet von Henri Gutton:

    Ein Häuserblock weiter, an der Rue Chanzy, dieses stattliche Jugendstilbankhaus, 1910 von Emile André erbaut:

    Das Nachbarhaus in der Rue Chanzy von 1907. Architekt war Joseph Hornecker:

  • Kommen wir zum Hauptbahnhof von Nancy. Dieser wurde 1853-56 von Charles-Francois Chatelain errichtet, später noch ein wenig erweitert. Im Großen und Ganzen jedoch in seiner sehr bescheidenen Gestalt bis heute erhalten (man vergleiche nur mit dem Metzer Hauptbahnhof). Das Bahnhofsgebäude ist jedoch das meines Wissens nach einzigste Bauwerk in Nancy, welches im gelben Jaumontstein errichtet wurde:

    Die Bahnhofsumgebung stark beeinträchtigend: das Hochhaus Tour Thiers aus den 1970er Jahren...

    Bahnhofsvorplatz:

  • Im Schatten des Hochhauses....

    ...an der Einmündung zur Rue Poincaré befindet sich das ehemalige Hotel Excesior von 1910. Es wurde von Lucien Weissenburger und Alexandre Mienville errichtet und ist in der "versachlichten" Spätphase des Art-nouveau gestaltet:

    Im EG, eine wunderbar eingerichtete Brasserie:

    Gegenüber, dieses Mietshaus:

  • Etwas weiter in der Rue Poincaré entdecken wir ein weiteres Jugendstilbauwerk, die Handelskammer. Sie wurde 1908 von Emile Toussaint und Louis Marchal entworfen:

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    Die Straße mündet in den Place Dombasle:

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    Das Lycée Henri Poincaré aus dem 18. Jh. :

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    Die Rue Stanislas führt von Westen aus zum Place Stanislas:

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  • Gehen wir die Straße wieder zurück:

    die Nr. 86 ist noch ein echtes Schmankerl des nancyer Jugendstils: sie wurde 1906 von Eugène Vallin errichtet:

    Details:

    Als westliches Gegenstück zur bereits vorgestellten Porte Ste. Catherine steht am Ende der Rue Stanislas die nahezu identische Porte Stanislas:

  • Südlich vom Hbf befindet sich zwischen den Hochhäusern eingequetsch, die Synagoge:

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    Hinter den Bausünden, die barocke Kirche St. Sébastien. Leider hatte ich dazu keine brauchbaren Bilder, daher Wikimedia:

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    Alexandre PrévotFlickr: Église Saint-Sébastien CC BY-SA 2.0

    Gegenüber, die große Markthalle:

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    François BERNARDIN — Travail personnel CC BY-SA 3.0

    In der Rue St. Dizier entdecken wir 2 weitere Jugenstilbauten: Nr. 12 von 1903: Architekten Goerges Biet und Eugène Vallin:

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    Gegenüber ein ehem Kaufhaus von 1913. Baumeister warLucien Weissenburger:

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    Ein Jugenstilladeneinbau etwas weiter Richtung Norden:

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  • Folgen wir der Straße Richtung Süden: neben vielen eher belanglosen Bauten des späten 18-frühen 20. Jh. entdecken wir auch manche Renaissancehäuser des frühen 17. Jahrhunderts:

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    Bevor wir das Südttor ansteuern, biegen wir noch links in die Rue Charles III:

    Barockhäusern mit Mansarddächern, in Lothringen sehr selten, erinnern mich sehr an die Häuser am St. Johanner Markt in Saarbrücken ;)

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    Die Kirche St. Nicolas aus dem 19. Jh. von Prosper Morey erbaut im Neorenaissancestil:

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    Die Nr. 97 ein gutes Stück weiter iN Richtung Osten, ist ein Art-Nouveau Schmuckstück. von 1899. Architekt war Georges Biet, Anfertiger der Gläser Jacques Grüber:

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    Die Straße mündet schließlich in den Boulevard Lobau. Hier zeigt die Nr. 6 ebenfalls viele Jugenstilelemente. Mit dem Baujahr 1896 ist sie daher das älteste mir bekannte Gebäude im Art-Nouveau Stil in Nancy. Baumeister und Bauherr war Eugène Vallin, Steinemetz Victor Prouvé:

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  • Zurück zur Rue St. Dizier. Kurz vor dem Ende, befindet sich zur rechten Seite in der Rue de la Salpétrière die ehem. Salpeterfabrik von 1900. Architekt war Lucien Weissenburger:


    Die Neustadt wird von Süden abgeschlossen von der Porte St. Nicolas, 1603-7 erbaut in einem Doppeltorsystem wurde es sie nie vollendet und 1864-65 verändert. Zur Stadtseite ließ man ein triumpfbogenartiges Konstrukt bauen für den Besuch der Töchter Louis XV von Frankreich 1761 bei Stanislaus:

    Ab hier beginnt die Südstadt, welcher ich einen eigene Strang widme!

    --- Ende ---