Nürnberg - Ansichten unbekannter Häuser in der Altstadt (Galerie)

  • Ich finde den Namen Konrad Gebhard, Gebhard Konrad etc. nicht. Das Adressbuch unterscheidet übrigens zwischen Bier- und Weinwirten und unter den Weinwirten (es sind nicht viele) erscheint keine Wirtschaft "Rheingold". Eine Bierwirtschaft "Zum Rheingold" habe ich zufällig gefunden. Sie war in der Tafelfeldstraße 57; das ist aber schon deutlich außerhalb der Altstadt.

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    "Heinrich Wahler".

    Die ungelaufene Fotoansichtskarte zeigt kaum ein Haus aus Nürnberg, auch wenn rückseitig geschrieben steht "Unser Haus in Nürnberg". Der Text wurde offensichtlich von einer Person geschrieben, die die Situation bestens kennen musste. Wohl war dies eine unbeabsichtigte Verwechslung mit der Rückseite einer anderen Fotografie. Um 1910.

    Die Fassade war mit Blechschindeln verkleidet. Das Haus rechts weist für Nürnberg untypische Auskragungen auf, unten zusätzlich mit Kehlen in der Schwelle. Sein Fachwerk mit übereinstimmender Balkenlage und Pfostenstellung über dem Erdgeschoss ist niedersächsisch; die Dachpfannen am linken Bildrand weisen ebenfalls in den Norden Deutschlands.


    Das Haus erinnert mich an Eisfeld, vermutlich weil es einem Haus am dortigen Marktplatz ähnlich sieht.

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    "Alt Nürnberger Bierstübl"

    Beim Laden ist das Schild "Tucherstrasse" und über der Haustür die Nr. "6" angebracht.

    Eigentlich ist der Standort "Tucherstr. 6" bekannt. Er befand sich an der Abzweigung der Ebnersgasse von der Tuchergasse, wo auch der folgende markante Kopfbau Tuchergasse 8 stand:

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    (Quelle: Bildindex der Kunst & Architektur - Startseite Bildindex.)

    'Eckgasse' ist natürlich falsch und müsste 'Ebnersgasse' heissen. In der Bildmitte ist die Tucherstrasse zu sehen, und rechts abzweigend die Ebnersgasse.

    Tucherstr. 6 ist laut Stadtplan gerade das nächstfolgende Haus von jenem, dessen Dachvorsprung am rechten Bildrand noch knapp sichtbar ist. Seine Front stand in der Flucht zur Ebnersgasse, war aber noch zur Tucherstrasse hin nummeriert. Es entstand wahrscheinlich durch den Zusammenzug von zwei Einzelbauten. Vielleicht hat jemand noch einen Einwand oder eine Ergänzung?



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    Der linke Schriftzug ist nur schwer lesbar, möglicherweise "........schaft für" und " Seiler- und Tapezierartikel", in der Mitte "Christoph Eichner" und rechts "Roßhaar-spinnerei" und "....". Neben der rechten Haustür evtl. "Nr. 17". Die Fotoansichtskarte ist 1907 gelaufen.

    Edit.: Laut frederic Breite Gasse 77, siehe hier.



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    Eigentlich müsste diese Partie leicht zu finden sein, aber mit den mir zur Verfügung stehenden Mitteln gelang es mir nicht. Das Gebäude mit dem Schriftzug "Poliklinik" ist ein historisierender Bau von etwa 1900. Rechts im Hintergrund ein spätmittelalterlicher Wehrbau. Die Ansichtskarte ist 1911 gelaufen.


    Edit.: Laut Tübinger bei der Agnesbrücke > Marientormauer 1



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    Es ist gut möglich, dass diese Partie nicht aus Nürnberg stammt, sondern aus einer Kleinstadt in der Umgebung Nürnbergs. Der Bürgersteig besteht nämlich aus kleinen, unregelmässigen Pflastersteinen, was in Nürnberg im frühen 20. Jahrhundert nicht mehr üblich war. Der Schriftzug lautet wohl "Ludwig Kretz Kreß (Korrektur nach Hinweis von Loggia), Spengler". Auf der Rückseite steht "Kleinstadtidyll" sowie ein Hinweis "Aus dem Photo-Porst-Kalender". Der Name des Geschäfts 'Photo Porst' existiert immer noch in Nürnberg. Die Datierung ist schwierig, vielleicht zwischen 1920 und 1940. Das Papier ist sehr weich und faserig, so wie es in der unmittelbaren Nachkriegszeit verwendet wurde.

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    Eigentlich müsste diese Partie leicht zu finden sein, aber mit den mir zur Verfügung stehenden Mitteln gelang es mir nicht. Das Gebäude mit dem Schriftzug "Poliklinik" ist ein historisierender Bau von etwa 1900. Rechts im Hintergrund ein spätmittelalterlicher Wehrbau. Die Ansichtskarte ist 1911 gelaufen.

    Die Poliklinik lag zwischen dem Gewerbemuseum und der Agnesbrücke. Siehe hier: https://www.ebay.de/itm/1902-nurnberg-neue-poliklinik-augsburg-fassadenmalerei-teil-4-krautheim-jagst/292079561275?hash=item44014c6a3b:g:l5iaaoxypntsligi

  • Tübinger

    Vielen Dank; hier hätte ich nie gesucht! Dabei stand ich vor genau zehn Jahren, als ich im September 2009 die dritte Fotografie in folgendem Beitrag von diesem schrecklichen Ding aufnahm, exakt am Standort der Poliklinik:

    Fachwerkbauten in Nürnberg - Architekturgeschichte und -theorie - Architectura Pro Homine

    Die Adresse lautete demnach 'Marientormauer 1', und der Wehrturm ist das 'Blaue B'. Der Turm wirkt auf der Ansicht so niedrig, sodass ich vermutete, dass der Standort ausserhalb der Altstadt lag, und der Turm eine Vorbefestigung sein könnte. Die Poliklinik stand also am Südufer des südlichen Pegnitz-Armes unmittelbar nach dessen Einfluss in die Altstadt.

  • Nun kommen noch die letzten drei Aufnahmen von mir unbekannten Häusern:


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    "Gasthof zum gold'nen Bären / Fritz Ruder. / Bier- Wein- Café & Speisehaus."

    Und an der Giebelseite auf Traufhöhe: "Photograph M... Kimmel", die letzte Zeile möglicherweise die Adresse.

    Der Gasthof muss an einer Strassenbahnlinie gestanden haben. Die Karte ist wahrscheinlich 1910 gelaufen (die zweite 1 ist unklar) und mit zwei bayerischen 5-Pfennig-Marken mit Zielort Genf (CH) frankiert.

    Edit.: Gemäss Mantikor (APH) Königstr. 85. Siehe hier.



    IMG_20190406_0019.jpg

    18

    Diese Ansichskarte ist wie die Karte Nr. 16 aus dem Hause Photo Porst. Auch bei ihr ist es möglich, dass die Aufnahme nicht in Nürnberg entstanden ist, sondern in einer Kleinstadt in der Umgebung Nürnbergs. Der Schriftzug auf dem Giebelhaus im Hintergrund ist nicht lesbar. Gelaufen ist die Karte wohl 1934 (die '4' unsicher).

    Edit.: Gemäss Zeno ist es das Jakobsgässchen in Rothenburg ob der Tauber.



    Ak-Schmausengasse.jpg

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    "Alte Gasse auf dem Weg zum Schloss in Nürnberg".

    Obwohl eine ganze Gasse mit einer Steigung abgebildet ist und eine vage Ortsangabe geschrieben steht, ist mir die Lokalisierung bisher noch nicht gelungen. Markant ist auch das Turmdächlein am Horizont, das nicht unbedingt zum Dach unmittelbar davor gehören muss, sondern auch von einem Turm dahinter stammen könnte. Die Turmaufsätze des Sinwellturm auf der Burg und jene der vier Rundtürme der Stadtrbefestigung haben steilere Dächlein als das hier sichtbare. Die Karte ist nicht gelaufen.

    Speziell interessiert mich auf dieser Ansicht der Aufzugserker oben in der Mitte. Er ist sehr schmal wie die ältesten, noch mit Schleppdächern versehenen Aufzugserker, hat aber bereits ein Giebelfeld. Die nächste Generation von Dacherkern sind jene des 16. und 17. Jahrhunderts, die breiter sind und ein abgewalmtes Dächlein aufweisen. Erst für die Dacherker des 18. und 19. Jahrhunderts wird der Giebelabschluss zur Regel. Ich denke, dass dieser Aufzug auch noch aus dem 15. Jahrhundert stammte.

    Edit.: Gemäss Vorschlag Tübingers ist es mit grosser Wahrscheinlichkeit die Schmausengasse von West nach Ost (siehe hier).

  • Beim dritten Bild Nr. 19 irritiert mich, dass die Häuser nur drei Stockwerke gehabt haben. Sollten "Auf dem Weg zur Burg" nicht viergeschossige Gebäude zu erwarten sein? Die Formulierung "Alte Gasse auf dem Weg zum Schloss in Nürnberg" wirkt auch wenig fachmännisch. Waren damals nicht alle Gassen "alt"? Warum wird diese Gasse als "auf dem Weg zum Schloss" charakterisiert? Haben nicht im Grunde alle bergauf führenden Gassen zum "Schloss" geführt? Es ist ja nicht so, dass es nur eine Gasse zum "Schloss" geben würde. Und wenn, das wäre es wohl die breite Burgstraße, die ja nun völlig anders ausschaut, und nicht diese untergeordnete Gasse. Und schließlich der Begriff "Schloss". Ich kenne die Burg nur als "Burg". Manche bezeichnen sie auch als "Kaiserburg", aber das ist wenig bodenständig; ich empfinde das eher als wichtigtuerisch. In Nürnberg gibt es jede Menge Schlösser, aber nur eine Burg. Und zuletzt frage ich, ob es wirklich in Nürnberg war. War es vielleicht auch in einer Kleinstadt? Man muss aber festhalten, dass die Bauweise schon nürnbergerisch ist. Man denkt natürlich zunächst an das Landgebiet der Reichsstadt, das"Nürnberger Land", das im Namen des östlich angrenzenden Landkreises fortlebt. Nach Hersbruck und Lauf an der Pegnitz schaut es eigentlich nicht so recht aus. Hersbrucks Altstadt ist faktisch eben. In Lauf passt auch nichts so recht. Altdorf bei Nürnberg dito. Wenn man an diese Orte denkt, schaut es dann doch eher nach der Großstadt Nürnberg aus.

  • Was mich bei der Karte "haben Sie's schon gehört" verblüfft, ist die Schrifttype - solche Schriften kommen mir viel "jünger" vor, diese hier etwa wie 2000-heute. Aber ganz offensichtlich sind die viel älter.

    Zeno: wowh! ja, genau die gleichen Häuser!

  • Das Haus im Hintergrund ist wohl im Krieg zerstört und dann durch eines der typischen Rothenburger Nachkriegshäuser ersetzt worden.

    = Hafengasse 10. Laut Denkmalinventar "Zweigeschossiger Giebelbau mit steilem Satteldach und verputzten Fachwerk-Obergeschossen, im Kern 16. Jahrhundert, Veränderungen 18./19. Jahrhundert" (Quelle). Naja, im 20. Jahrhundert ist aber auch einiges mit dem Haus geschehen. Rothenburg_ob_der_Tauber%2C_Hafengasse_10-20121102-001.jpg

  • Beim Bild Nr. 19 kann ich mir auch gut vorstellen, dass es in Schwabach ist. Schwabach hat eine ähnliche Bauweise, auch geht es nach Süden und Norden bergauf. Das Problem ist bloß, dass nichts passen will. Also scheidet Schwabach wohl doch aus.

    So langsam habe ich ganz gewaltig das Gefühl, das Bild ist irgendwo in einer anderen Stadt, aber schon bei Nürnberg, entstanden. Dann hat man nicht mehr gewusst, wo, und man hat einfach "Nürnberg" geschrieben, und weil es bergauf geht, hat man einfach behauptet, es würde "auf dem Weg zu Schloss" sein. Der Begriff "Schloss" spricht in meinen Augen für alles andere als für gute Ortskenntnisse.

    Allzu viele Städte fallen mir aber nicht mehr ein. Bekanntlich verläuft schon bald östlich von Hersbruck die Grenze nach Altbayern, und dort ist es ganz sicher nicht.

  • Zeno

    Vielen Dank für die Auflösung des Bildes Nr. 18! Dann kann ich jetzt die Ansichtskarte definitiv aus meiner Sammlung nehmen und an einen Rothenburg-Liebhaber verkaufen. Wenn man sich mit einer Stadt eingehend beschäftigt, merkt man irgendwie an kleinen Details, wenn eine Aufnahme aus einem anderen Ort stammt, auch wenn es 'nur' ein Nachbarort ist. Dieses Gefühl habe ich auch bei der noch nicht eruierten Ansichtskarte Nr. 16.

    Beim dritten Bild Nr. 19 irritiert mich, dass die Häuser nur drei Stockwerke gehabt haben.

    Es gab doch viele Nebengassen in der Sebalder Altstadt, deren Häuser nur drei Geschosse hatten. Selbst an der Albrecht-Dürer-Strasse und an der Oberen Krämersgasse findet man heute noch solche. Die Schildgasse zeigte auch etliche solche:

    mi04778g03a.jpg

    Quelle: Bildindex der Kunst & Architektur - Startseite Bildindex

    Haben nicht im Grunde alle bergauf führenden Gassen zum "Schloss" geführt?

    Dass ich gerade die Schildgasse zeige, hat noch einen zweiten Grund: Sie verläuft nämlich nicht quer in der Steigung zum Burghügel hinauf, sondern parallel zur Pegnitz, also entlang einer Höhenkurve. Und trotzdem hat sie auch eine leichte Steigung. Die Gasse auf Abbildung 19 hat auch eine Steigung, und möglicherweise geht es vor der Einmündung in die nächste Quergasse wieder ein bisschen hinab. Man darf zur Lösungsfindung also nicht nur die quer zum Burghügel hinauf führenden Gassen in Betracht ziehen, sondern auch die hangparallel führenden Gassen!

    Was mich bei der Karte "haben Sie's schon gehört" verblüfft, ist die Schrifttype

    Ja, das ist mir auch aufgefallen! Auch auf der Rückseite der Karte Nr. 16, also auch jener aus dem Hause Photo Porst, ist dieselbe Schrift vorhanden, aber fett. Daher dachte ich, dass es sich um einen Nachkriegsdruck handeln müsste, eben auf faserigem Papier. Als ich haber heute eben diese Karte Nr. 18 in den Händen hielt und die gleiche Schrift feststellte - aber auch die Vorkriegsfrankierung - kamen mir bei der Datierung der Karte Nr. 16 Zweifel ob des von mir bereits Geschriebenen auf. Ohne jetzt nachzuforschen, kamen solche Schriften aber in den 1920er Jahren auf und wurden vor allem in der Bauhauszeit populär.

  • Laut Denkmalinventar "Zweigeschossiger Giebelbau mit steilem Satteldach und verputzten Fachwerk-Obergeschossen

    Das ist heute eindeutig eine bis zum First hinauf gemauerte Fassade. Man beachte nur die Fenstergewände und Gurtsimsen, die entweder aus Sandstein oder Kunststein bestehen und an einer Fachwerkfassade nicht hielten. Möglicherweise ist die Fassade komplett neu erstellt worden, und dahinter ist das Haus noch alt. Aber ein ganz prekärer Fehler in der Beschreibung in der Denkmalliste!

  • Muss Nr. 17 denn in der Altstadt sein? Es kann doch auch in einer Vorstadt sein. Danach schaut es m. E. auch viel mehr aus.

    Einfach mal ein bisschen unorthodox und quergedacht: Und wenn Nr. 19 einfach in Fürth ist? Am Gänsberg und damit völlig untergegangen? Der Gänsberg hat ja auch eine ordentliche Hanglage. Heutzutage merkt man das freilich nicht mehr so.

  • Aus dem APH zitiert:

    Hilft Dir hoffentlich goldbärmäßig weiter, Riegel. Das Bild ist (leider ohne weitere Angabe) aus einem Bildband abfotografiert, aber der Zusammenhang dürfte Dir ja wohl helfen...

    [Bild hier nicht verlinkbar]

    Vielen Dank @Mantikor! Das ist die nordöstliche Seite der Königstrasse schräg gegenüber des Frauentors. Das giebelständige Gebäude mit dem Hotel existiert heute noch und hat die Nr. 81. Die beiden Gasthöfe 'zum grünen Weinstock' und 'zum gold'nen Bären' wurden dann in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts abgebrochen und durch einen Reformbau ersetzt, der im WK keinen Schaden davon trug. Dieser wiederum wurde dann um etwa 1980 mitsamt den rechten Nachbargebäuden durch die folgende Schönheit ersetzt:
    goo.gl/maps/j7V5eRCcyoJvCUrh8 Der Bären hatte wahrscheinlich die Hausnummer 85 (im Stadtplan schwer lesbar).

    Am rechten Bildrand einer der beiden Ecktürme des Künstlerhauses in historistischem Stil an der Königstormauer (die beiden Türmchen ebenfalls nicht mehr erhalten). Wegen der gestaffelten Lage des 'Bärens' und den Strassenbahngeleisen hatte ich auch die Königstrasse im Visier, aber mangels Vergleichsfotos aus diesem Bereich bin ich dann nicht drauf gekommen. An der Königsterasse stehen heute noch viele Gebäude gestaffelt und nicht in einer Flucht - das Merkmal dieses Strassenzugs.