Nürnberg - Ansichten unbekannter Häuser in der Altstadt (Galerie)

  • Durch eine Verzerrung des Fotos in die Breite wird ein bisschen mehr sichtbar. 'Weidinger' könnte schon passen - das 'W' erkennt man, und am Schluss 'ger'. Am Schluss ist eindeutig ein 'r', und das 'g' ist auf die Höhe der Kleinbuchstaben zusammengedrückt. Oben steht 'Restauration' - eigenartig, die französische Schreibweise kenne ich sonst nur von der Schweiz her.

  • frederic Offensichtlich gibt es Winkel in der Nürnberger Altstadt, von denen nur schwer oder überhaupt keine Bilder zu finden sind. Eigenartig, denn der Ort neben einer Kirche und an einem Platz ist ja nicht so versteckt, und der Name 'Burggrafenschlößchen' lässt eher an ein bedeutenderes Gebäude denken.


    Hat jemand eine Frontalansicht des Eckhauses Karolinenstr. 12 / Hörmannsgässchen? Man sieht auf den Ansichten der Karolinenstrasse leider nur immer die in die Strasse vorspringende traufständige Seitenfassade. Gegen die Karolinenstrasse besass das Haus wohl einen Blendarkadengiebel, und diesen sieht man leider nur immer in einem flachen Winkel. Dieser Giebel würde mich interessieren. Es handelt sich um das links angeschnittene Haus:

    Karolinenstrasse-1899.jpg

    1899 gelaufene Ansichtskarte.

  • frederic Offensichtlich gibt es Winkel in der Nürnberger Altstadt, von denen nur schwer oder überhaupt keine Bilder zu finden sind. Eigenartig, denn der Ort neben einer Kirche und an einem Platz ist ja nicht so versteckt, und der Name 'Burggrafenschlößchen' lässt eher an ein bedeutenderes Gebäude denken.

    So ist es leider. Die Liste, was ich im Stadtarchiv mal nachschauen will, wird immer länger. Es handelte sich dabei um einen der stark umgebauten Turmbauten aus der Anfangszeit der Stadt.

    Bezüglich deiner Suche habe ich 3 Bilder, die dir hoffentlich helfen, wobei aber keine richtige Frontalansicht dabei ist:

    Karolinenstra-e-12-10-8-6-1.jpg


    Karolinenstra-e-12-1913.jpg


    Karolinenstra-e-36-34-32-30-28-26-24-22-16-12-10-um-1920.jpg

    Mit Klick auf die Bilder wird die Ansicht größer.

  • Vielen Dank frederic für das umgehende Einstellen gerade von drei Bildern. Da sie den Giebel von zwei verschiedenen Seiten zeigen, ist er (auf dem Papier) leichter rekonstruierbar. Jedenfalls war er durch Fensterausbrüche und die starke Rückwärtsneigung infolge Setzung des Daches ziemlich ramponiert. Bemerkenswert ist zudem die komplette Bachsteinsichtigkeit. An der Traufseite am 2. Obergeschoss denke ich durch den Verputz eine weitere Backsteinstruktur erkennen zu können. Der rechte Fuss des Giebels wirkt ein bisschen verbastelt. Möglicherweise bestand dort ursprünglich ein Ehgraben, der später dann überbaut wurde.

    Diesen Blendarkadengiebeln in Nürnbergs Altstadt möchte ich mal nachgehen. Sie stammten vorwiegend aus dem 15. Jahrhundert und hatten ihre Vorbilder wohl von kirchlichen Bauten. Versuchsweise hatte ich mich hier mal mit dem Giebel von Theresienplatz 1 auseinandergesetzt und eine erste Liste solcher Giebel erstellt. Überschlagsmässig sind jene von Adlerstrasse 14 und Weinmarkt 2 die einzigen noch Erhaltenen in der Altstadt. Es gab Giebel, die backsteinsichtig waren, verputzt oder teilverputzt.

    Auf dem zweiten Bild sieht man übrigens, dass das rechte Nachbarhaus noch einen Erker besass. Anhand der Fuhrwerke und dem Bauschutt darauf erkennt man, dass es 1913 einen massiven Umbau erfuhr, denn auf den andern beiden Fotos besitzt es eine neubarocke Fassade ohne Erker und ein steileres Dach. Wahrscheinlich wollte man damals ein höheres Erdgeschoss erhalten, wenn man die Höhenlagen aller Fenstersimsen und -stürze vergleicht.

  • Hat jemand zufällig Bilder vom Jakobsplatz 18 (oder 20?), dem sog. Burggrafenschlößchen?

    Jetzt bin ich doch noch fündig geworden. :smile: Schau mal unter https://www.der-weite-blick-nuernberg.de/panorama-schmi…wd=schmidt_1865. Da wird ein Panorama von Schmidt, 1865 vom Spittlertorturm aus aufgenommen, hochaufgelöst gezeigt. Die Gebäudefront von Jakobsplatz 18 und 20 befindet sich gemäss Stadtplan etwa knapp zweieinhalb Breiten der Jakobskirche südlich (rechts) davon. Dort sieht man ein ziemlich hohes Haus mit Satteldach und quadratischem Firsttürmchen unter welscher Haube, und davor einen oktogonalen Treppenturm. Hinter dem wohl nachträglich angefügten Treppenturm sitzt ein dadurch funktionslos gewordener Aufzugsgiebel. An beiden Dachorten erkennt man die Dachfläche überragende Giebelkonturen. Das müsste das Hintergebäude von Jakobsplatz 18 sein und möglicherweise der von Dir gesuchte Turmbau aus der Frühzeit der Stadtwerdung. Ein Wermutstropfen: Der Hof hinter dem heute dort stehenden Feuerwehrmuseum ist unbebaut, und demnach dürften die Fundamente dieses Hintergebäudes noch komplett vorhanden sein.

    Diese Seite führt zu allen drei Panoramen, die Ferdinand Schmidt 1865, 1885 und 1905 aufgenommen hatte. Die erwähnte welsche Haube wurde zwischen 1865 und 1885 begradigt >> Warnung: Das Betrachten solch fantastischer Panoramen beinhaltet einen grossen Suchtfaktor! :wink:

  • Albrecht-Dürer-Straße 1 habe ich nicht vergessen. Ich mit meinem Lockenkopf hatte 2009 bei meinem Nürnberg-Besuch auch spezielle Ambitionen für dieses Haus. :smile: Die beiden Giebel stammen in ihrem heutigen Aussehen aber erst aus dem Frühbarock, haben ihren Ursprung wohl aber auch in einem gotischen Blendarkadengiebel. Allerdings ist mir dort noch keine Rekonstruktion gelungen. Möglicherweise hatten sie ursprünglich eine Verwandtschaft mit den Giebeln der Mauthalle. Aber für die Beantwortung genau solcher Fragen mache ich zuerst eine Sammlung der vorhandenen Giebel, und da gehe ich eben chronologisch vor, genau wie bei den Nürnberger Fachwerkbauten.


    Edit.: Ich vermute eher eine Verwandtschaft mit dem Giebel des Toplerhauses von 1590/91 mit seinen Halbsäulen, die über der Giebellinie als 'Kerzen' enden, und an die sich diese s-förmigen Bänder schmiegen. Beides ist auch bei Albrecht-Dürer-Str. 1 vorhanden.

    Ak-Toplerhaus-I-Ausschnitt.jpg

  • Erkennt jemand die Straße? Achtung, kann auch spiegelverkehrt sein, da es das gleiche Bild auch gespiegelt gibt.

    1911.jpg

    Hab es selbst gefunden. Es ist die Füll. Richtig wäre es tatsächlich spiegelverkehrt. Der markante Giebel links vorne ist Füll 18:

  • Jetzt, wo ich mir endlich mal Zeit genommen und das Bild gespiegelt hatte, steht nun deine Lösung geschrieben. Markant an Nürnbergs Gassen sind die allmählichen Verbreierungen innerhalb einer Gasse, und auf diesem Bild sind es gleich zwei, die zusammen treffen. So hatte ich den Stadtplan von 1945 nach solchen Mustern abgesucht und bin auch mal auf die Füll gekommen. Aber irgendwie brachte ich die rechtwinklige Kreuzung im Hintergrund nicht in Übereinstimmung mit dem Plan. Ich wäre aber nicht auf die Idee gekommen, dass die kreuzende Strasse der Albrecht-Dürer-Platz mit der Moritzkapelle ist. Das angebaute Bratwurstglöcklein erkennt man aber schwach.

    Links vom Bratwurstglöcklein besteht eine schmale Gasse zum Schürstabhaus, die man sich heute auch absolut nicht mehr vorstellen kann, wenn man dort steht.

    Rechts im Hintergrund sieht man eine welsche Haube, die zum Rathaus gehört, und gleich links davon einen Giebel mit vielen Fialen. Zuerst dachte ich dabei an die Frauenkirche, konnte diese aber auch nicht richtig einordnen. Der Giebel gehörte wahrscheinlich zum Rathauskomplex und ist heute nicht mehr vorhanden.

    Ein sehr schönes Bild; vor allem freut mich links darauf der Blendarkadengiebel von Füll 18, den ich noch nicht kannte und der leider nicht mehr existiert.