Breslau / Wrocław (Galerie)

  • Gut, das ist klar.
    Worum es mir geht, haben mE nur Mattheiser und auch der NL verstanden. Daneben auch Kaoru, wenngleich sie andere Schwerpunkte hat.
    Es geht mir eben nicht um das Sprachliche. Natürlich sage ich Breslau und würde nie jemanden verbessern, der das tut. Natürlich "darf" man Breslau sagen.
    Aber mit der Galerie wollte ich zeigen, dass es das, was ich unter Breslau verstehe, nicht mehr gibt.
    Es war vorherzusehen, dass mir das misslungen ist. Ich habe einfach nicht genügend Photos gemacht, um das zu demonstrieren. Ich habe zu viele Bilder vom Ring gemacht und zu wenig von den Nebenstraßen. Schließlich ging es mir um keine Tendenz. Mit einem Besuch der Dominsel wäre das noch viel drastischer ausgefallen.
    Also; die Bilder geben nicht den Ist-Zustand wieder.
    Das heutige Wroclaw ist eine Großstadt mit einem wunderbaren Ring, der neben dem Dombezirk das einzige schöne Großensemble darstellt. Dazwischen liegt eine arg entstellte Altstadt, außerhalb derselben so gut wie überhaupt nichts von Rang steht.
    Der Ring leidet gewaltig unter dieser fehlenden Einbettung. Auch Salzmarkt und Kirchplatz verhindern diesen Eindruck der Heterogenität, diesem Gefühl, dass da etwas einfach nicht stimmt, nicht.
    Ich habe so etwas noch nie erlebt.
    Es wird interessant zu beobachten, wie es dem Dresdner Neumarkt nach seiner Vollendung gehen wird. Man wird da sehr aufpassen müssen. Immerhin ist er nach Norden und zum Theaterplatz hin ziemlich abgeschlossen und wird gegen Osten in etwa seine historische Ausdehnung erreichen. Das ist viel wert.
    Breslau hat dieses Glück nicht. Es ist ein enormes Frustrationserlebnis, vom Ring etwa in die Schweidnitzer Straße zu treten.
    Ich will am heutigen Nürnberg wirklich nichts beschönigen, aber es hat mehr Stimmung (aber sicher nicht mehr prozentuelle Substanz vom Alten) als Wroclaw. Beide Stadträume sind aufreibende Erlebnisse, die letztlich in Frustration münden.
    Der Ring ist unstimmig und passt nicht dorthin, so wie es mit Nürnbergs Türmen und Türmchen der Fall ist. Man sieht viel Schönes und wird an jeder Ecke von der rauhen Wirklichkeit eingeholt.
    Wer Breslau erleben will, soll nach Görlitz oder Brandenburg an der Havel fahren. Dort wird er mehr auf seine Rechnung kommen.

  • @Löbenichter
    Ich muss sagen, dass ich bei dieser Galerie sehr an dich gedacht habe. Du bist auch so ein Traumtänzer wie ich, der einem Phantom nachläuft.

    Rekonstruktionen in Breslau... mir ist nichts bekannt. Ich hab mich bei meinem äußerst gebildeten Wroclawer Geschäftspartner oder wie man das nennen will nach dem Neumarkt erkundigt. Er sagte, dass da wegen der Wohnhäuser aktuell überhaupt nichts geht.
    Die Stadt tut sicher viel für ihr Stadtbild, nur sieht man es ihr an den meisten Ecken überhaupt nicht an. Auch die von mir verlinkten postkommunistischen Galerien und Geschäftsbauten vermitteln einen ganz anderen Eindruck.
    Die Stadt wird viel damit zu tun haben, verkommene Bürgerhäuserzeilen zu retten und zu sanieren. Sie dir etwa den ersten Link aus Kaorus Beitrag an. Beispiele dieser Art gibt es wohl etliche.

  • Deiner Argumentation ist ja nichts entgegenzusetzen, Karou. Du hast völlig recht. Die ganze Welt geht nach einer Generation unter, und eigentlich müsste man dann jede Stadt neu benennen.
    Es ist halt so, dass ich - eigentlich keine konkreten, aber in jedem Fall andere - Erwartungen hatte - eine elegante Stadt mit dem Flair Krakaus mit viel gründerzeitlicher Substanz, dazu gptischen Kirchen und barocken Palais. Eine Art eines noch großstädtischeren Görlitz, mit einer Altstadt, die à la Warschau und Danzig ergänzt ist. Aber womöglich werde ich von diesen Städten ebenso enttäuscht sein...
    Wahrscheinlich kann in Polen wirklich nichts Krakau und Lemberg das Wasser reichen...

  • In Wroclaw stehen solche Hinweistafeln nur auf Polnisch und Englisch. Dass die Polen heute nichts gegen "Breslau" haben, ist hinreichend bekannt. Nur - was soll uns dies sagen? Ich empfehlen: selber hinfahren und angucken und dann entscheiden, ob man Wroclaw oder Breslau sagen will.

    @ Mingener

    Grundsätzlich schreibst du ja nichts Unrichtiges oder gar Unkluges. Aber... nun ja, was soll man dazu sagen:

    Zitat

    Aber künstliche Zustände bleiben nie ewig bestehen

    Das gäbe ja hinsichtlich gewisser Zustände - nicht in Breslau, oh nein, viel weiter westlich! - gewisse Hoffnungen. Aber Schmähohne: Allzu leicht ließe sich darauf erwidern, dass für solche Phantasien/Utopien/Phantastereien keine Veranlassung bestünde. Können wir denn Wien/München/Köln/Berlin halten?
    Könnte man einwenden.
    Ich glaube, dass die Zukunft dergestalt sein wird, dass die Frage ob deutsch oder polnisch ziemlich nachrangig sein wird. Auch als Wroclaw wird uns Breslau heimeliger erscheinen als manche nicht mehr sehr deutsche Stadt im Westen. Und wir werden froh sein, im Osten Nachbarn zu haben, an denen gewissen Entwicklungen eher vorübergegangen sind bzw weniger drastisch ausgefallen sind. Wenn es etwas Gutes geben könnte, dann dieses: ein neues europäisches Bewusstsein der Brüderlichkeit, nicht in jenem verlogenen Sinne jener drei verfluchten französischen Schlagworte, die in Wahrheit etwas ganz anders bedeuten, sondern im wahrsten Sinne des Wortes. Und im Sinne dieser Brüderlichkeit wird uns Breslau wieder gehören (wie dann den Polen etwa Dresden).
    Das ist die optimistischste Variante, zu der ich mich durchringen kann. Ich hoffe weder, dass die Polen dieselbe Entwicklung durchmachen wie wir noch dass sie sich gar ob unseres Unglücks schadenfroh die Hände reiben. Nichts zuletzt erachte ich sie hiefür als zu klug.

  • Da musst im Landecker Biele-Strang schauen, Grochllein, hier sein sie mir ausgegangen.

    Aber weil due ja recht hast - nur ja alles als gegeben, sozusagen als "alternativlos" hinnehmen und ja keine Prämisse hinterfragen oder gar eigene Gedanken machen- brrrr!

    ... komme ich deinem Wunsche sogar nach und krame was raus:

    Haus auf der goldenen Becher -Seite:

    P6070200_ShiftN by alexanderfranzlechner, auf Flickr

    Blick zur Matthias-Kirche (leider eingerüstet):

    P6070196_ShiftN by alexanderfranzlechner, auf Flickr

    Aber jetzt bin ich mit meinem Latein endgültig am Ende und kann nichts mehr nachschießen.

  • mW ist das schon vor dem Krieg weitgehend verschwunden gewesen. Die Weißgerberohle ist soviel ich weiß historisierend aber letztlich völlig ahistorisch neu errichtet werden. Als Stadtviertel ist sicher nicht mehr allzuviel da. Vielleicht weiß Kaoru oder sonst wer mehr.

  • Stimme zu. Natürlich sage ich im Alltag Breslau und auch hier im Forum. Wroclaw ist ein Strangtitel, mit dem ich etwas ausdrücken wollte, was mir bildlich nicht gelungen ist. Wie gesagt, ich habe nicht für die Galerie photographiert, sondern versuchte, für mich schöne Bilder zu machen.

  • Hochinteressant!
    Obwohl sich der bauliche Zustand eindeutig verbessert hat (mehr Rekonstruktionen) wirkt die Stadt weit authentischer.
    Übrigens scheint mich Breslau weit mehr beschäftigt zu haben, als ich meinte. Ich träume manchmal von der Stadt (dies keineswegs negativ) und habe eine gewisse Sehnsucht nach der (das letztemal ausgesparten Dominsel).
    Oft sind die Dinge nicht so einfach, wie sie scheinen!

  • Auf der Grünen Röhr- Seite ist jedenfalls das Haus ganz links dazu gekommen -eine späte, sehr wichtige Reko.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Gro%C3%9F…DomHandlowy.jpg

    Ansonsten ist mE ua auf der Naschmarktseite mehr Zierrat angebracht, allerdings aus dem Bauch, das muss ich erst abgleichen.


    url=https://flic.kr/p/ubfHua][/url]P6070154_ShiftN by alexanderfranzlechner, auf Flickr
    Blick zur Goldenen Becher Seite


    P6070155_ShiftN by alexanderfranzlechner, auf Flickr