Ostdeutsche Stadtansichten vor der Zerstörung (Galerie)

  • Alles hinig.

    von Marienburg dürfte nur noch die Burg und ev. die Stadtkiche stehen.
    Marienwerder wurde nach dem Krieg abgerissen (die Stadt mit dem Ring, nicht das Domensemble) und die Ziegel nach Warschau verfrachtet.
    Stargard wurde auch schlimm zerstört. Das von dir gezeigte Ensemble allerdings sieht heute besser aus, da anstelle der schlecht proportionierten Gründerzeitler anmutig nachempfundene Giebelbauten stehen. Ansonsten ist in der Alstadt und auch am Platz viel Beton zu sehen.

  • Ich würde sagen dass diese Häuser im 19. Jahrhundert umgebaut und später wieder rekonstruiert wurden. Das Dach, die Schornsteine und die Fensteranordnung gleichen sich auf den Bildern.

    HIer noch eine andere Ansicht von Marienburg an der Nogat

    und von Löwenberg in Schlesien, die Bildqualität ist leider nicht besonders gut.

    Königsberg in der Neumark

    Kolberg

    Elbing

  • [...] Das von dir gezeigte Ensemble allerdings sieht heute besser aus, da anstelle der schlecht proportionierten Gründerzeitler anmutig nachempfundene Giebelbauten stehen. [...].

    Aus dem Fenster gelehnt - und dabei hinausgefallen. :peinlich:

    Was du als "schlecht proportionierte" Gr'zeitler abgrantelst dürfte eher Spätrenaissance sein, während die heute rekonstruierten "anmutigen" Giebelhäuser Markt 13/14 bereits spät ausgangs der Gründerzeit gebaut worden sein dürften.
    [...]
    Geschätzt noch um etwa 1910:
    http://diathek.kunstgesch.uni-halle.de/dbview/diathek…pg/04t0788d.jpg

    Und überhaupt:
    Heimatkreis Stargard in Pommern


    Das war ganz sicher nicht Spätrenaissance!!! Die beiden Häuser dürften wohl einen Kern aus der Spätrenaissance haben, vor die dann klassizistische Fasssaden vorgeblendet worden waren. Wenn man die Fensteranordnung im Bild "um etwa 1910" mit der Schwarz/Weiss-Luftaufnahme "etwa 1935" im Link Heimatkreis Stargard in Pommern vergleicht, erkennt man, dass dazwischen nur der obere Teil der klassizistische Fassade des linken Hauses und das ganze 3. Obergeschoss des rechten Hauses rückgebaut worden waren - also bereits eine sehr frühe Teilrekonstruktion. Die Satteldächer dahinter sind auf allen Aufnahmen immer dieselben. Die heutigen Häuser sind also ganz bestimmt noch diejenigen aus der Renaissance!

    Das in Michaels Beitrag 52 gezeigte Bild aus dem Buch "Die schöne deutsche Stadt" zeigt das rechte Haus mit einem fassadenbreiten Dreiecksgiebel, während dieser im Bild "um etwa 1910" bereits nicht mehr vorhanden ist, dafür aber unschön die Giebelspitze des dahinterliegenden Satteldaches hervorschaut. Offenbar hatte man schon sehr früh optische Mühe mit diesem Dreiecksgiebel, sodass man diesen relativ früh wieder entfernte. Es haben also zweimal Bauarbeiten kurz hintereinander stattgefunden.

    Hm... in der Tat.
    sind das wirklich nördliche Ausläufer der Inn-Salzach-Architektur? Sie scheinen mir allerdings wirklich nicht recht dahin zu passen.

    [...]
    Die ehemaligen flachen Fassaden ohne Giebel zwischen dem Rathaus und der Marienkirche scheinen mir eher dem Preußischen (Schinkel-) Klassizismus zu entstammen als der Inn-Salzach Renaissance (!)


    Völlige Zustimmung, Brandmauer.

    (edit.: Michael, wir haben offenbar fast gleichzeitig unsere Beiträge verfasst :wink: )

  • Davon kannste ausgehen. Immerhin zeigt aber dieser Fleck, dass schon vom Gemäuer her Originalsubstanz erhalten sein muss. Ich hielt das ganze bisher für eine vereinfachte Reko à la Warszawa.
    Wahrscheinlich wird in N. noch mehr "kommen", bei den Polen und ihrem Sinn für Schönheit ist dies anzunehmen.

  • Nachfolgend möchte ich mit ein paar Farbfotos zu Königsberg diesen hochinteressanten Strang wiederbeleben. Hoffentlich werden wir viele neue Bilder zusammentragen können.

    Farbfotos von Königsberg sind rar - sehr rar, von Farbfilmen ganz zu schweigen. Während wir ganze Bildbände mit alten Farbfotos von Berlin, Frankfurt, Nürnberg oder München haben, ist es bei Königsberg fast schon ein Wunder wenn man eine Handvoll findet.


    f2vekwj.jpg

    Zuerst ein kurzer Abstecher nach Breslau. Hier sehen wir das eingerüstete Alte Rathaus. Ich bin mir nicht sicher, ob es sich um die Sanierung von 1865 handelt oder den umfassenderen Umbau von 1903-1905.


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    Jetzt nach Ostpreussen. Wir stehen auf der Holzbrücke und sehen zur linken einen Teil der Alten Universität auf dem Kneiphof. Die altehrwürdige Albertina wurde 1544 als eine der ersten evangelischen Universitäten infolge der Reformation im Ordensland gegründet. Sie war über Jahrhunderte eine der geistigen Ankerpunkte im nordosteuropäischen Raum. Entlang des altstädtischen Pregelufers (Oberer und Unterer Fischmarkt), wo hinten bereits der Schlossturm hervorlugt, sehen wir mittelalterliche Gebäude, die ein bisschen an den Nyhavn in Kopenhagen erinnern.


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    Hier blicken wir auf die Südostspitze des Kneiphofs von der Lindenstr. aus. In unserem Rücken befindet sich die Neue Liberale Synagoge.


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    Wir stehen nun in der Lastadie, dem mittelalterlichen Speicherviertel Königsbergs mit imposanten Fachwerkspeichern, die sich nicht nur entlang des Pregels reihten sondern wo es auch enge Gassen mit Bauten gab (Laak). Ganz hinten sehen wir die Kirchturmspitze der Altstädtischen Kirche.


  • Blick auf den Haberturm, den ältesten Teil des Königsberger Schlosses.

    Hier ein verstörendes Vergleichsfoto. Es zeigt den Bereich am Übergang zwischen Lastadie und Fischmarkt mit der Krämerbrücke im Bild. Links am Rand die Einmündung in die Koggenstr. Das unter Foto entstand noch als die britischen Luftangriffe Ende August 1944 im Gange waren. Die Heftigkeit dieser Angriffe überrascht mich immer wieder. Die Zielgenauigkeit der Bomber war nahezu bei 100%, das hat beinahe etwas von Dresden.


    Das letzte Bild ein Blick auf das Schloss im Herbst 1944 mit der ausgebrannten Fassade, der neogotische Turm überstand die Angriffe relativ unbeschadet. Ein paar Monate später war die deutsche Geschichte Königsbergs zu Ende.