Leipzig besaß bereits einmal 700000 Einwohner – samt einer hervorragend ausgebauten Infrastruktur. Doch was ist daraus geworden – z.B. aus den Schulstandorten?
Im Musikviertel standen (im Wandel der Zeiten mit etwas veränderten Bezeichnungen) die Wilhelm-Wundt-Schule und die III. Höhere Bürgerschule.
Wilhelm-Wundt-Schule um 1930, Wilhelm-Wundt-Straße 2 Ecke Ferdinand-Rhode-Straße
Wilhelm-Wundt-Straße 2 Ecke Ferdinand-Rhode-Straße 2013
III. Höhere Bürgerschule , Pestalozzistraße 4 (jetzt Telemannstraße), Ecke Ferdinand-Rhode-Straße) 1898
ehemaliges Umspannwerk Pestalozzistraße 4 (jetzt Telemannstraße), Ecke Ferdinand-Rhode-Straße) 1998 (Zustand heute unverändert)
Doch dies sind nicht einmal die wichtigsten Schulen Leipzigs.
An erster Stelle stand das Königliche Gymnasium (aus dem nicht nur Hans Bötticher alias später Ringelnatz flog, sondern wo auch der spätere Nobelpreisträger Sir Bernard Katz einen glänzenden Schulabschluß hinzauberte (er erinnerte sich auch im Alter gern daran).
Das Schulbuch von 1888 bis zur Bombardierung 1943 stellt einen beachtlichen Teil von Leipzigs Sozialgeschichte mit verschiedensten Religionen dar.
König Albert-Gymnasium, Parthenstraße 1 , 1905
König Albert-Gymnasium, Parthenstraße 1 , 2014
An zweiter Stelle ist die Nikolaischule zu nennen.
Nikolaischule Königstraße, um 1940 (jetzt Goldschmidtstraße)
Goldschmidtstraße Ecke Stephanstraße , 2013
Dazu gesellt sich natürlich die Thomasschule.
Thomasschule , Schreberstraße 9 , 1905
Thomasschule , Schreberstraße 9 , Ecke Sebastian-Bach-Straße 2013
Weitere Schulen könnten genannt werden. Die X. Bürgerschule in der Krönerstraße sei aber nicht vergessen.
„Hermann-Liebmann-Oberschule“ 2013
„Hermann-Liebmann-Oberschule“ 2013
Und an dieser Stelle sei auch noch die ehemalige I. Bürger- und spätere Frauenberufsschule genannt, die zwar unter der SED nach dem Krieg schon bildlich verschwunden war, aber wo die FDJ zum Buddeln aufrufen durfte, damit in der Planung vergessene Räumlichkeiten für die Studierenden der Universität wieder genutzt werden konnten.
Frauenberufsschule Schillerstraße 1913
Standort Frauenberufsschule , jetzt Moritzbastei 2013
Die Stasi-Schule als Zukunftsschule der SED: Heinz-Gronau-Oberschule, (76. Polytechnische Oberschule Manetstraße 7-9)
Analog zum Musikviertel, wo das Gästehaus des Ministerrates der DDR Ankerpunkt der Entwicklung werden sollte, war diese Schule Patenschaftsschule des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR. Hier gab es mit Sicherheit auch perspektivische Zielvorgaben für die kommende Generation. Denn im Umfeld des Neuen Rathauses waren nicht nur die Arbeiter- und Bauerninspektion oder wie an der Karl-Tauchnitz-Straße die FDJ-Stadtleitung und die Gesellschaft für Sport und Technik eingenistet, sondern zwischen der SED-Stadtleitung, die zunehmend das Stadtarchiv verdrängte, auch die Villa an der ehemaligen Weststraße nebst Erweiterungsneubauten für das Ministerium für Staatssicherheit in der Gustav-Mahler-Straße (u.a. Postüberwachung) einschließlich Postenlaufweg.
Heinz Gronau, den sich die Schüler zum Vorbild nehmen sollten, war Generalmajor im Wachregiment Feliks Dzierzynski sowie Leiter der Hauptabteilung I des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR. Nach ihm war auch eine Stasi-Einheit in Leutzsch benannt worden. Seine Leistungen im Widerstand vor 1945 sind vermutlich unbenommen, aber er war ein führender Vertreter der zweiten deutschen Diktatur, mit dessen Vorbildwirkung den tschekistischen Prinzipien zum Sieg des Sozialismus-Kommunismus zum Erfolg verholfen werden sollten. Und so bleibt es das so ziemlich einzige Verdienst, daß es den Genossen aus Anlaß seines 100. Geburtstages am 01.01.2012 gelungen war, die Propsteikirche weiterhin von ihrem Standort zu vertreiben.
Ehemalige Heinz-Gronau-Oberschule 2014, vermutlich ausreichend Parkplatz für das Personal eingenommen
Ehemalige Heinz-Gronau-Oberschule 2014, direkt am Neuen Rathaus mit vom Büro für architekturbezogene Kunst genehmigter SED-Auftragskunst
Da hierzu bereits weiteres im Forum dokumentiert wurde, abschließend der Blick auf die Szenerie um 1900, wie sie noch nach dem Krieg mit der kriegsbeschädigten, aber wieder zum Aufbau bestimmten Kirche zu sehen war, bevor sie die SED 1955 sprengen ließ.
Blick auf die 1847 eingeweihte Kirche in ihrem bebauten Umfeld um 1900
Erwähnt werden muß noch, daß von den über 1.200 hauptamtlichen Leipziger Mitarbeitern des Ministeriums der Staatssicherheit hundert im neu zu bildenden Schulverwaltungsamt eingestellt wurden. Dokumente der BStU weisen aus, daß weitere Übernahmen z.B. in die Arbeitsämter erfolgten. Eine Gesamtstatistik hierzu ist nicht bekannt geworden.