Meldungen aus den Niederlanden

  • In Groningens Altstadt haben sich "progressive" Architekten angemasst mit ihrem Kulturzentrum die historische Skyline der Stadt zu stören. Jedoch wurde dieser Bau per Volksentscheid 2007 von der Stimmbevölkerung gutgeheissen.

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    Damit der Neuzugang in der Innenstadt nicht zu massiv auftritt, kam eine asymmetrische Formgebung zur Anwendung: Das Volumen verjüngt sich nach oben, die quaderförmige Grundfigur wurde an mehreren Stellen beschnitten, um Eingangszonen zu bilden und die Umgebung nicht zu sehr zu verschatten. Dennoch bestimmt das Forum nun etliche Straßenperspektiven und lugt dominant hinter kleinen Backsteinhäusern hervor.

    Kulturzentrum im Großformat - Mixed-Use-Projekt in Groningen von NL Architects

  • Im neu entstehenden Utrechter Stadtteil Leidsche Rijn wurde ein interessantes Parkhaus fertiggestellt, welches mit seinem Äusseren an Rathaus- und Kirchenbauten der Neuen Sachlichkeit erinnert.

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    Auf den ersten Blick sieht das Parkhaus nicht wie ein Parkhaus aus. Mit Absicht: „Das Zentrum von Leidsche Rijn lässt die üblichen Landmarks einer historischen Stadt vermissen“, schreiben die Architekten. Da es keine Kirche und kein historisches Rathaus gäbe, habe man mit dem stufenweise 41,50 Meter aufragenden Turm des Parkhauses einen Akzent gesetzt, der auf die Funktion des Gebäudes als P+R-Umsteigestation hinweist. Im Inneren ist das Haus wie eine große Kreuzung aufgebaut, neben zwei Einfahrten im Erdgeschoss gibt es eine dritte im zweiten Untergeschoss, wo das Parkhaus direkt mit dem Autobahntunnel verbunden ist.

    Verkehrskathedrale - Parkhaus von ZECC in Utrecht

  • In Amsterdam wurde ein neues Holocaust-Mahnmal eingeweiht, unter Mitwirkung des Architekten Daniel Libeskind. In die Ziegel des Backstein-Bauwerks sind die Namen von 102 000 niederländischen Juden eingraviert, die von den Nazis deportiert und ermordet wurden.

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    Daniel Libeskind ergänzt mit dem Dutch Holocaust Memorial of Names sein Repertoire gebauter Gedenkorte mit Bezug zur jüdischen Geschichte nach Berlin, Ottawa oder etwa Ohio nun auch in den Niederlanden. Mit den Backsteinen nehmen die Planer Bezug zum baulichen Lokalkolorit, gleichzeitig erlaubt die elementierte Materialwahl, jedes Opfer einzeln zu würdigen. Die Steine tragen eine haptisch erfahrbare Gravur mit Namen, Geburtsdatum und Alter zum Zeitpunkt der Ermordung.

    Die Menschen hinter den Lebensgeschichten hatten nie ein eigenes Grab. Der Ort des Gedenkens an der Weesperstraat ist dabei seinerseits geschichtsträchtig. In der Gegend im östlichen Stadtzentrum finden sich mehrere Denkmäler und Gebäude, die eng mit dem jüdischen Leben in Amsterdam verbunden sind. Vor dem Zweiten Weltkrieg waren hier nahezu alle Bewohner jüdischer Herkunft.

    Steine des Gedenkens in Amsterdam - Holocaust-Mahnmal von Studio Libeskind

  • Der Grote Markt in Groningen hat bedingt durch Zerstörungen am Ende des Kriegs Wunden ins Stadtbild geschlagen. Triste Nachkriegsbauten prägen die östliche Zeile. Nun wurde jedoch Stadtreparatur betrieben und ein äusserst gelungener Backsteinbau errichtet, welcher sogleich die Szenerie erheblich aufwertet.


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    Beim verwendeten Backsteinmaterial handelt es sich um die relativ kleinen Waalformat-Ziegel, einem traditionellen niederländischen Mauerwerksformat. Bezüge sehen die Architekten auch zu den expressiven Fassadengestaltungen der Amsterdamer Schule des frühen 20. Jahrhunderts. Details, Stürze, Abschlüsse und Fußpunkte der Pfeiler und schlanken Lisenen sind in dunkelgrauem Belgisch Granit der Region ausgeführt.

    Oostwand im Waalformat - Hotel in Groningen von Müller Reimann Architekten

  • Das war bis 1945 aber einer der schönsten Plätze der Niederlande, und bis auf dieser einzige relativ gut gelungene Neubau (der noch gebaut werden muss) sind alle Nachkriegsbauten am Platz einfach nur grottenschlecht - hinter der Ostzeile steht übrigens auch der vor einigen Jahren fertiggestellte Hochbunker “Forum”, der nicht nur am Platz das Stadtbild zerstört (zugegeben, der Blick von oben ist sehr schön, auch weil man von dort diese unglaubliche Bausünde nicht sieht)... “Stadtreparatur” würde ich das also noch nicht direkt nennen!