Architekturpolitische Strategien

  • Zu den politischen Aspekten der Architektur möchte ich an dieser Stelle erst einmal nichts antworten. Auch wenn das in diesem Forum problemloser möglich wäre als mittlerweile im APH-Forum.

    Aber kurz etwas zu den anderen Aspekten.

    - Die Bevölkerung muss nicht gewonnen werden. Sie ist längst auf der Seite der traditionellen Architektur. Bloß, sie spielt eben in den Entscheidungsprozessen so gut wie keine Rolle. Dazu ist das Thema für sie nicht interessant genug. Leider. Ich will damit sagen, wegen hässlicher Gebäude zettelt hier keiner einen Gelbwesten-Aufstand an. Wegen mancher Steuererhöhung oder Rentenkürzung aber schon eher.

    - Einflussreiche Mitstreiter sind nur dann zu gewinnen, wenn persönlicher Kontakt besteht. Die Leute müssen also etwas aus dem Denksumpf des Mainstream herausgeführt werden, indem sie Umgang mit andersdenkenden Menschen haben, die ihnen neue Ideen nahebringen. Zugleich müssen diese Mitstreiter finanziell unabhängig sein. Also z.B. ein Unternehmer a la Hasso Plattner, der es sich erlauben kann, ein Museum Barberini zu bauen. Irgendwelche Leute, die abhängig sind, weil sie Beamte sind oder in der Kulturszene feststecken oder als Architekten Aufträge wollen, werden viel schwerer als Mitstreiter zu gewinnen sein.

    - Zuletzt: Wie ließe sich der Trend umkehren? Vor allem dadurch, dass Leute "im System" anfangen zu rebellieren und sich wieder für traditionelle Architektur interessieren. Gerade unter den jungen Architekturstudenten muss es doch auch Leute geben, die sich von mir aus während des Studiums wegducken, die aber irgendwann die Gehirnwäsche an den Universitäten wieder abstreifen können. Dieses Volk kann doch nicht zu 100% aus stromlinienförmigen Untertanen bestehen. Ein wenig unabhängiger Geist muss doch da noch schlummern. Also, es muss zu einer Rebellion der Stadtplaner und Architekten kommen. Wenn nicht in der aktuell nachwachsenden Generation, weil die komplett gehirngewaschen wurde, dann vielleicht in der darauf folgenden. Zugleich müssen die Bauherren den Mehrwert, die Nachhaltigkeit traditioneller Architektur wieder stärker zu schätzen wissen. Das geht aber nur bei regional verwurzelten Bauherren, nicht so sehr bei internationalen Anlegergemeinschaften.