Metz - Teil 4: Rund um St. Martin und Place St. Louis / Ludwigsplatz

  • Beginnen wir mit dem vierten Teil unserer Entdeckungstour durch die Metzer Altstadt an der Rue du Coetlosquet. Sie stellt die Verbindungsachse dar zwsichen der Kirche St. Martin und dem südliöstlichen Teil der Innenstadt mit dem Platz der Republik:

    Das rechte Eckhaus zur Rue Dupont des Loges, ein typischer Vertreter der Postmoderne:

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    Ein paar Häusermodelle in einem Schaufenster einer Hausbaufirma. Ganz akzeptabel zt von der Bauweise wie ich finde:

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    Die Straße verbreitet sich nun und wird zum Place St. Martin, dem Martinsplatz:

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    Ein sehr interessanter Neubau mit Mansarddach:

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    Ein weiteres postmodernes Bauwerk an der Einmündung zur Rue St. Gengoulf, teilweise schon etwas patiniert:

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  • Folgen wir nun dieser Straße. An der Ecke zur Rue des Boulangers/ Bäckerstraße befindet sich dieses hochinteressante Gebäude ebenfalls aus der Postmoderne mit sehr interessanten Erker:

    Tja damals hatte man noch Mut zum Ornament!

    Ecke zur Rue Dupont des Loges:

    Hier befindet sich eine barocke Tür als Spolie in einem Neubau:

    Etwas weiter entdecken wir dieses Stadtpalais (mitlerweile die Rückseite der Banque de France, die wir im letzen Teil von vorne gesehen haben):

    Und direkt gegenüber eine profanierte Kirche:

    Es handelt sich dabei um die Kapelle Ste. Chrétienne, welche aus dem 19. Jh. stammte:

  • Doch der eigentliche Grund, warum wir diesen Umweg gehen, ist um zu Ste. Glossinde zu gelangen. Dabei handelt es sich um eine ehem Abtei, welche bereits 604 vom heiligen Glossinde aus der Chamapgne gegründet wurde. Die Gebäude selbst stammen aus dem 18. Jh. nachdem durch den Festungsbau die alte Kirche zerstört wurde. Da die Metzer Bürger den Bischof im Hochmittelalter aus der Stadt vertrieben haben, musste er sich in Vic an der Seille seinen Sitz neu aufschlagen. Doch seit der Besetzung der Franzosen und defintiv seit 1648, ist auch der katholische Bischof wieder mächitger geworden, sodass er wieder in der Stadt selbst ziehen konnte. Er hat sich daher für Ste. Glossinde als Residenzort entschieden. Heute lebt der Bischof von Metz zwar nicht mehr hier, aber die gesamte Verwaltung des Bistums wie Sekretariat, Kanzlei, etc.. ist hier angesiedelt:

    Von außen ist die zwischen 1752-1756 errichtete Anlage eher schlicht: das klassizistische Portal stammt von 1802:

    Man erkennt aber schnell, dass der Gebäudekomplex älteren Kerns ist, wenn man sich die Renaissancefenster an der Seite anschaut:

    Leider ist die ehemalige Abtei meist vor der Öffentlichkeit verschlossen. Jedoch muss die Kirche, welche für französsiche Verhältnisse ein prunkvolle Variante des Barocks vertritt, Innen sehenswert sein: y1ie5fg301hx6gqzdvyl4ka0vo8.jpg

    Außenansicht der Kirche (ausnahmsweise Fremdmaterial):


    CC BY-SA 3.0 File:Saintglossindemetz.jpg - Wikimedia Commons

    Links befindet sich noch ein Rest der gotischen Vorgängerkapelle:

  • Von der Rue St. Gengoulf geht wieder zurück zum Platz St. Martin:

    Hier steht noch ein imposantes Stadthaus des 18. Jh.

    Und schon ragt auf der anderen Seite der Turm der Kirche St. Martin raus. Die Turmspitze selbst stammt aus dem Jahre 1887 und wurde nach den Plänen des deutschen Architekten Conrad Wahn erbaut:

    Der größte Teil der aktuellen Kirche stammt aber aus der gotischen Zeit (von 1200 bis ins 16. Jh.)

    Seitenportale:

    Doch direkt neben dem romanischen Hauptortal...

    Wurde auch ein Teil der römischen Stadtmauer mit eingebaut:

  • Treten wir nun in Kircheninnere ein:

    Zuerst wird man vom Gewölbe der Empore empfangen. In architektonischen Kreisen spricht man von einem "Narthex":

    Die Kapitelle machen noch einen relativ romanischen Eindruck. Dieser Gebäudeteil ist auch der älteste und stammt aus der Zeit um 1200:

    Blick ins fünfjochige Hauptschiff. Es stammt mit den Seitenschiffen aus dem Ende des 13. Jh. :

    Rechtes Seitenschiff mit Kreuzweg;

    Dem linke Seitenschiff wurde zusätzlich im 19. Jahrhundert ein weiteres Seitenschiff hinzugefügt durch das Verbinden zweier Seitenkapellen:

  • Gegenüber von der Kirche:

    Ein halbwegs angepasster Neubau an der Ecke zur Rue Maurice Barrès:

    Doch daneben eine Bausünde:

    Werfen wir noch zur Vollständigkeit halber einen Blick in die Rue Maurice Barrès, sie ist sehr repräsentativ für die Altstadtstraßen von Metz:

    Ab nun nennt sich die Hauptstraße "Rue Lasalle" bis sie nach ein paar Meter zum Place St. Nicolas wird. Dieser ist nach dem ehem Krankenhaus St. Nicolas, welches im 11. Jh. gegründet wurde. Ein paar Spolien wie dieses Portal von 1514 sind noch erhalten:

    Ab nun gabelt sich die Straße nach Süden in Richtung kaiserliche Neustadt und nach Norden zum Place St. Louis. Wir schauen uns erst die Südroute an

    Hier steht ein schönes Renaissancehaus wohl aus dem 16. Jh. :

  • Wenn man diese Rue des Augustins weiter folgt, passiert man an einem interessanten Schulgebäude, wohl aus der Zwischenkriegszeit (oder frühe 1950er Jahre?)

    Schließlich kommt man am Place St. Thiébaut raus, der eine Stadterweiterung des 18. Jh. darstellt direkt an der ehemaligen Stadtmauer:

    Auf der anderen Seite des Platzes istz bereits die deutsche Architektur des zweiten Kaiserreiches(hier Reformstil) zu sehen. Dazu komme ich später noch detaillierter!


    Rue Asfeld, hier befanden sich Kasernen, jetzt u.a. Studentenwohnheim:

  • Am Place Coislin darf man sich ja nur nicht umdrehen, denn dann sieht man diese städtebauliche Katasttrophe:

    Wenn es nach dem ehemaligen Bürgermeister von Metz, Raymond Mondon gegangen wäre, wäre die gesamte Altstadt so "umgebaut" worden....

    Gehen wir zur Südseite wo, ein denkmalgeschützter Brunnen aus Jaumontstein, 18 Jh steht. :

    An der Ecke zur Rue Haute-Seille, an der oberen Seille, befindet sichdasa Arbeitsgericht aus der deutschen Zeit, im historisierenden "Burgstil":

    Ein vom Stil ähnliches Gebäude in der Rue de la Gendarmerie:


    Ein Stück weiter südlich, eine späte, postmoderner Anlage aus den frühen 2000er Jahren:

  • Kehren wir wieder um über den Platz und dem postmodernen Innenhof (die Straße die diesem durchzieht heißt übrigens "en Nicolairue" ein weiterer Straßenname, der grammatikalisch deutschen Ursprungs ist). Von hier aus sieht man ein großes Gebäude mit gotischen Maßwerkfenstern:

    Auf den ersten Blick denkt man, es wäre auch eine postmoderne "Verzierung", da die Fenster sehr regelmäßig nebeneinander angelegt sind, doch beim näheren Hinschauen stellt man fest, dass es sich um echte gotische Fenster handelt aus dem 14. Jahrhundert!

    Es handelt sich dabei um das Nachbarhaus des Hôtel de Heu, eines weiteren mittelalterlichen Adelssitz. Es stammt aus dem 15. Jahrhundert. Eine Besonderheit ist das nach Außen zur Straßen hin sichtbare Treppenhaus und die Einfahrt mit dem gotischen Gewölbe:

    Die Einfahrt:

    Hier beginnt schon die Spätgotik (gotique flamboyante)

  • Ansonsten befindet sich in der rue de la fontaine noch die Rückseite von der postmodernen Anlage:

    Und ein schönes Traditionslokal:

    Die Straßé mündet dann in die Rue Royale, die Verbindungstraße zwischen Place Coislin und Place St. Louis. An der Einmündung dieser neobarocke Gründerzeitler:

    Unten rechts noch eine Inschrift in deutsch mit dem Namen des Architekten, sehr selten, dass sowas sich erhält nach den "Säuberungen" ab 1919:

    Der Anfang der Rue du Grand Cerf bildet einen kleinen "Zwischenplatz", eine architektonische Wundertüte mit allen Baustilen:

  • Der Place St. Louis / St. Ludwigsplatz

    ist das Zentrum des mittelalterliche Metz. Er war urspünglich ein Geldwechselplatz (ab 1224). Später kamen auch viele Italiener ( Bänker aus der Lombardei ) hinzu, daher kommt die Architektur mit den Arkaden auch ein wenig "italienisch". Auch mehrere Gilden und Innungen wie die der Bäcker haben sich hier angesiedelt. Daher wurden auch die sehr charakteristischen Arkaden erbaut, um besser mit den Leuten Handel zu betreiben. Erst ab dem 17. Jh. wurde mit dem Aufstellen der Statue des Heiligen Ludwigs der Platz, der vorher "place de change /Geldwechselplatz" hieß, umgenannt.

    Die Westseite ist am beeindruckendsten:

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    Die ältesten Häuser stammen im Kern aus dem 13. Jahrhundert!

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    Sicherlich sehr interessant für unseren Bauforscher Riegel ;)

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  • Schauen wir uns die Details an:

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    Die Hand, eine Ohrfeige, dahinter steckt eine interessante Geschichte. Ein Handschuhmacher hatte nämlich 1886 einen deutschen Beamten geschlagen während einer Sitzung nachdem dieser ihm heruntergemacht hatte. Der Französischsprachige hatte vor Gericht gegen die Klage gewonnen und durfte vom Deutschen 300 Reichsmark verlangen. Doch der Händler verzichtete drauf und ließ die Hand dagegen als Symbol an das Haus anbringen:

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    Unter den Arkadengängen befinden sich die typischen schrägen Weinkellereingänge:

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  • In den Arkadengänge erkennt man die interessante Konstruktion mit den Holzträgern, hat fast was von einer Fachwerkkonstruktion:

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    Hier bekommt man einen richtigen guten, authentischen Eindruck zum, städtischen mittelalerlichen Leben:

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    An der Ecke zur Rue de la tête d'or (Goldkopfstraße) befindet sich dieses Treppengiebelhaus. Es wurde 1903 so umgebaut, im "mittelalterlichen Stil"

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    Im Erdgeschoss befinden sich 3 Köpfe, die aus gallo-römischer Zeit stammen!

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    An der Nordseite, wo der Platz sich verengt, steht das Denkmal des "Saint Louis", des französischen Königs Louis IX, der vielen Kreuzzügen im 13. Jh. nachging. Doch dies ist ein Irrtum, denn der Platz wurde im 17. Jh. nach dem Besatzerkönig Louis XIIIe benannt.

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  • Auch diese Häuser besitzen schöne Laubengänge:

    Zur Nordostseite ist der Platz offen und geht direkt über in einem anderen Platz, dem Place St. Simplice:

    Etwas südlicher, wo der Platz wieder geschlossen ist, entdecken wir noch ein weiteres, gotisches Haus:

    Und der südöstliche Abschluss ist leider durch den angrenzenden Place Coislin etwas verhunzt disgust:)