Hohenelbe und Arnau (Riesengebirgsvorland, Galerie)

  • Einige km unterhalb von Spindlermühle liegt die Stadt mit dem schönen Namen Vrchlabí, was soviel wie Hohenelbe bedeutet.

    Das ehemalige Schloss der Grafen Czernin-Morzin mit vier achteckigen Türmen wurde 1546–1548 neben einem alten Wasserkastell errichtet:

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    Das Stadtzentrum wird von einem Straßenzug gebildet:

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    Rathaus:

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    Der Rathausplatz ist kein eigentlicher Ringplatz, sondern nur eine Art Leerfläche entlang der Hauptstraße.

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    Hier und weiter nördlich blieben einige Beispiele für riesengebirgische Volksarchitektur erhalten:


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  • Der Kirchplatz ist der zweite städtebauliche Schwerpunkt entlang der Hauptstraße. Die neogotische Pfarrkirche selbst ist anders als die hier im Hintergrund zu sehende Augustinerkirche nur von städtebaulicher Bedeutung.

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    Hier befindet sich auch die markanteste Häuserzeile der Stadt, die das Riesengebirgsmuseum birgt:

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    Hier noch ein für euch an und für sich nicht vorgesehener (Photographierverbot!) Blick in das Innere der Augustinerkirche:

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    Die Friedhöfe im Sudetenland sind in der Regel nur wenig erbaulich. Hohenelbe ist da keine Ausnahme, woran auch die sichtlichen Bemühungen der letzten Jahre um Schadensbegrenzung nichts zu ändern vermögen. Dieser Blick hier gibt ein geschöntes Bild wieder:

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    Die reichen Gruften an der Friedhofsmauer widersetzten sich eben der Schändung besser als die kleinen und einfachen Gräber im Inneren. Hier noch ein interessantes Grab:

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    Die kleine Grabplatte rechts sehen wir uns näher an:

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    Der höchstwahrscheinlich brave Mann ist sehr alt geworden und dann als besondere Gnade dennoch zur rechten Zeit gestorben.

    Mit dieser einigermaßen tröstlichen Bemerkung verlassen wir Hohenelbe und begeben uns elbabwärts.

  • Markus hat in der ELbe II- Galerie etwas mE Richtiges angemerkt, nämlich dass die böhmischen Ringplätze bei aller Gleichartigkeit in der Anlage dann doch irgendwie verschieden sind.

    Nun, was den erstgenannten Aspekt betrifft, so fiel Hohenelbe denn doch deutlich aus der Reihe. Diese Stadt ist keineswegs typisch für das Böhmerland. Die nächsten beiden Städte hingegen sind geradezu idealtypisch, und hier ganz besonders die erste: Arnau an der Elbe (Hostinné) . Es gibt auf der Welt einfach keine böhmischere Stadt.

    Gefühlsmäßig hätte ich ohne Kenntnis über die Umstände auf eine in historisch rein tschechische Stadt getippt, dazu vielleicht später ein paar Erläuterungen, wenn es wem interessieren sollte.

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    Ohne Zweifel gab es auch in Arnau Riesengebirgsarchitektur, aber in der Gründerzeit wurde alles bis auf ein mickriges (nicht abgebildetes) Beispiel beseitigt.

    Für alle Sensibelchen: es folgt jetzt kein Lamento über diese böse Epoche und ihren destruktiv- banalen Baustil. Stattdessen sehen wir uns - unvoreingenommen wie immer - die konkreten Auswirkungen vor Ort an:

    historisch:

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    historistisch:

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    Wir sind uns einig, dass außer dem Rathausturm und den Laubenbögen nichts erhalten geblieben ist. Und dennoch ist hier in meinen Augen ein typisches böhm.-schlesisches Phänomen zu bemerken: der Historismus war hier nicht so destruktiv wie anderswo, er schien sich um eine städtebauliche Geschlossenheit bemüht zu haben. Eigentlich merkt man ihm das eklektizistische Element nicht an - die Renaissance wird beinahe echt! Das Platzbild ist durch den Umbau urbaner geworden, hat zweifellos seine Authentizität und Originalität eingebüßt, wirkt aber dennoch mehr historisch als historistisch.

    Nach wie vor wichtiges Element: die Mariensäule.

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    Der Rathausturm mit den beiden Riesen ist natürlich DER Blickfang:


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    Ansichten von den übrigen Ringplatzseiten sind heute wie damals eher selten. Nicht so hier:

    Nordostecke (rechts vom Rathauskomplex):

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    Blick in die Kirchstraße mit alten Lauben:

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    Blick entgegengesetzt:

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    Ostzeile. Hier blieb ein schlichter ursprünglicher Bau erhalten. Offensichtlich sind bedeutendere Häuser dem Abrissfieber zum Opfer gefallen:

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    Auf der dem Rathaus gegenüberliegenden Seite (Süd) blieb immerhin ein Barock-(Rokoko-)Haus erhalten. Bei den beiden benachbarten Häusern handelt es sich um eine Art Heimatstil aus der späten deutschen Zeit*:

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    *Nach Durchsicht meiner AK-Sammlung: Diese Giebel bestanden schon um 1910, sogar mit dieser gleichartigen Fensteranordung. Nur die Zusammenfassung unter einem Querdach dürfte nach 45 erfolgt sein!

    Südostecke:

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    Südwestecke:

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    Nochmals Südwestecke. Die Lauben setzen sich in die Ausfallstraße fort, sind aber jüngeren Datums. Auf der gegenüberliegenden Seite das erwähnte letzte Fachwerkhaus:

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    Die Westseite ist ziemlich belanglos, jedoch sehr eindrucksvoll geschlossen. Vor allem in der südl. Hälfte tanzt nichts aus der Reihe:

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    Hier war man sich um so etwas wie Symmetrie bemüht:


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  • Immer noch in Arnau.

    Pfarrkirche am Rande der Altstadt, mit dem Renaissance-Pfarrhof eine malerische Gruppe bildend.

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    Eine Kilometer flussaufwärts (also hier etwas unsystematisch placiert) finden sich zwei ungewöhnliche Fachwerkkirchen.

    Kunčice nad Labem hieß auf Deutsch wider Erwarten nicht Kunzendorf.

    Näheres lest selbst:


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