7.1 Der dritte Häuserblock mit Nr. 17 bis 23:
100) Google Street View 2016 von Norden. Rorschacher Str. 17-23 (von rechts). Rechts der Brühlweg, links unten das Stadttheater.
Nachdem die ersten beiden Häusergruppen 1798 vollendet waren, konnte die zweite Etappe mit Nr. 17-23 in Angriff genommen werden. Diese vier Häuser weisen eine rund zwei Meter grössere Breite und Tiefe als die Bauten der ersten Etappe auf. Offenbar waren die vorgegebenen Gebäudetiefen zuerst zu knapp bemessen, um gut funktionierende Wohnungen und Erschliessungen zu erreichen. Nicht umsonst erhielten alle Häuser der zweiten Häusergruppe Nr. 9-15 später rückseitige Erweiterungen.
Von den ursprünglichen Hinterhäusern haben nur die mittleren zwei bis heute überdauert. Auch sie haben eine grössere Tiefe als die Nachbarn im Westen. Gartenseitig sind zudem je zwei Trakte, möglicherweise ein Gartenhaus und einen Schopf enthaltend, angebaut. Bei Nr. 17 richten sich die jüngeren Hofbauten auf den Brühlweg aus. Das Hinterhaus von Nr. 23 fiel um 1964/65 dem Neubau des Stadttheaters zum Opfer, das in die Gärten von Nr. 23 und 25 (Scherrersche Villa, heute Jugendmusikschule) "hineingepflanzt" wurde.
101) Rorschacher Str. 17-23 von Westen.
Bei allen vier Bauten sind die Erdgeschosse noch original erhalten. Die Hauseingänge der beiden Kopfbauten sind an den Schmalseiten angeordnet, wo zudem die Dächer mit vollen Giebeln versehen und nicht wie bei den westlichen Bauten abgewalmt sind. Die breiten Quergiebel auf jedem Haus verleihen der Reihe vielmehr einen klassizistischen als barocken Charakter wie bei Nr. 1-15, wo die Quergiebel nachgewiesenermassen eine nachträgliche Zutat sind. Über dem Hausportal von Nr. 17 prangt ein Schlussstein mit den Jahrzahlen "1798 / 1802", der wahrscheinlich erst aus den 1950er-Jahren stammt. Auf die beiden Jahrzahlen stösst man immer wieder in der Literatur, aber Genaueres wie Baubeginn, Baufertigstellung etc. weiss niemand. Offensichtlich wurde immer wieder abgeschrieben…
102) Rorschacher Str. 17-23 von Osten.
103) Rorschacher Str. 17-23 von Osten.
Lange konnte ich mich nicht entschliessen, anstelle des vorangehenden Bildes dieses zu wählen. Für eine Dokumentation ist diffuses Licht nämlich vorteilhafter, damit Details nicht in kontrastreichen Schatten verschwinden. Auch für die Beurteilung von neuen Farbgebungen ist die Betrachtung bei unterschiedlichen Wetterverhältnissen erforderlich.
104) Rorschacher Str. 17-23 von Osten vor fünf Tagen bei Schneefall.
105) Rorschacher Str. 17-23 vom Kantonsschulpark aus vor fünf Tagen bei Schneefall.
106) Rorschacher Str. 17.
Bis auf den Ersatz der Fenster, Fensterläden und Dachziegel ist diese Fassade seit über zweihundert Jahren unverändert geblieben. Das Gurtsims mit dem kannelierten Band darunter könnte eine nachträgliche Zutat sein.
107) Rorschacher Str. 19.
Das Haus trägt als einziges der Reihe einen Namen, der allerdings erst beim letzten Umbau kurz vor 1990 angebracht wurde. Es ist eigenartig, dass die Häuser nicht mit Namen versehen wurden. In der Altstadt war es wie andernorts üblich, den Häusern einen Namen anstatt eine Hausnummer zu geben. Gerade im 19. Jahrhundert ist eine Renaissance der Hausnamen festzustellen, die aber alle eher schöngeistiger Natur entsprangen (Harmonie, Gerechtigkeit, Fortuna etc.). Die Frage der fehlenden Hausnamen muss vorerst offen bleiben.
Der breite Quergiebel mit leider zu klein geratenen Fenstern wurde erst beim letzten Umbau aufgesetzt. Die Farbgebung ist auch zu kontrastreich ausgefallen.
108) Rorschacher Str. 21.
Die Fassade erhielt gegen 1900 einen historistischen Dekor, der das Haus überladen machte und wohl deshalb wieder entfernt wurde (s. Abbildung im übernächsten Beitrag). Davon übrig geblieben sind noch Reste am Erdgeschoss (Portal, Granitsockel, Fensterschlusssteine) und durchgehende Fenstersimse an allen Obergeschossen. Wohl gleichzeitig mit diesem Dekor wurde der Quergiebel anstelle eines einfachen Dreieckgiebels aufgesetzt.
109) Rorschacher Str. 23.
Nr. 23 ist als einziges Gebäude der ganzen Zeile bis zur Traufe massiv errichtet worden. Nur die Giebelwand besteht aus konstruktivem Fachwerk. Die sichtbaren und unregelmässig hohen Sandstein-Eckquader passen nicht mehr so in die Zeit um 1800, weshalb ich gerade beim Gebäude, wo die kantonale Denkmalpflege lange drin beheimatet war, ein doppeltes Fragezeichen setze.
110) Giebelwand und Hauseingang mit Portikus von Rorschacher Str. 17 vom Brühlweg aus.
Die Rückseiten und Hinterhäuser sind am besten von Brühlweg aus und hinter dem Stadttheater zu sehen.
111) Das 1968 eröffnete Stadttheater vom Brühlweg aus über die Gärten von Rorschacher Str. 17-21 hinweg gesehen.