Vor dem ehemaligen Brühltor, welches 1836 als erstes der sieben Stadttore abgebrochen wurde, erstreckt sich auf der nördlichen Seite der Rorschacher Strasse eine gerade, einförmige Häuserzeile. Die gegenüberliegende Strassenseite wird durch den Kantonsschulpark gesäumt. Die Zeile besteht aus drei Blöcken zu vier Reihenhäusern, die am stadtabgewandten Ende durch einen Solitärbau abgeschlossen wird.
1) Rorschacher Str. 1 an der Brühltorkreuzung.
Inhaltsverzeichnis:
1. Einleitung
2. Historische Ansichten des Umfeldes
4. Kurze Galerie anlässlich der Eröffnung der OLMA
5.1 Der erste Häuserblock mit Nr. 1 bis 7
5.2 Historische Ansichten von Nr. 1 bis 7
5.3 Historische Ansichten der Rückkseiten von Nr. 1 bis 7
6.1 Der zweite Häuserblock mit Nr. 9 bis 15
6.2 Die Rückseiten von Nr. 9 bis 15
6.3 Historische Ansichten von Nr. 9 bis 15
7.1 Der dritte Häuserblock mit Nr. 17 bis 23
7.2 Die Rückseiten von Nr. 17 bis 23
7.3 Historische Ansichten von Nr. 17 bis 23
8.2 Historische Ansichten von Nr. 25
9. Das Stadttheater in den ehemaligen Gärten von Nr. 23 und 25
1. Einleitung:
Auf eine Anregung zur „Anlegung neüer Häüsern und Werkstätten am Brüll“ hin wurde durch Stadtratsbeschluss vom 4. November 1791 erstmals der Weg zu einer planmässigen Überbauung ausserhalb der Stadtmauern geebnet. Bisher bestanden vor den Stadttoren mittelalterliche Vorstädte, Gewerbebetriebe und Landhäuser. Der grösste Teil des Bodens wurde aber für die Bleichen benötigt. St. Gallen lebte seit dem Mittelalter zu einem grossen Teil von der Leinwandproduktion. Um eine bestmögliche Qualität zu erreichen, wurden die Leinwandbahnen auf dem Boden ausgebreitet und mit Wasser besprengt, um sie durch die Sonneneinstrahlung zu bleichen. Der Brühl war aber auch eine grosse Wiese vor den Stadttoren, auf der seit Jahrhunderten Festivitäten und Jahrmärkte abgehalten wurden.
Mit dem Einbruch der Leinwandindustrie - durch deren Verdrängung durch die aufkommende Baumwolle - wurden diese Bleichen allmählich für andere Nutzungen frei. Platzmangel innerhalb der bebauten Gebiete führten dazu, dass die Stadt nach Wachstumsmöglichkeiten suchte und dafür einen Teil des Brühls als geeignet ansah, ohne den Platz für Festivitäten und die Bleichen einzuschränken.
Dies führte ab 1792 zum Bau einer ersten Häuserzeile zu acht Wohn- und Gewerbebauten, die in der Mitte durch einen Durchgang unterbrochen wird (Rorschacher Str. 1-7, 9-15):
2) Rorschacher Str. 3-7 und 9-15. Ganz hinten die spätere Fortsetzung mit Nrn. 17-23.
Im Visier hatte der Stadtrat eine Weiterführung dieser Überbauung, indem er den ersten acht Bewerbern für die Baugrundstücke ausdrücklich vorschrieb, auf Einsprachen für den allfälligen Bau von Häusern auf der gegenüberliegenden Strassenseite zu verzichten. Zum Bau einer solchen kam es nie, sodass wir heute noch uneingeschränkt den „Kleinen Brühl“ (auch „Oberer Brühl“, heute Kantonsschulpark) zur Erholung geniessen können:
3) Der Kantonsschulpark mit dem 1855 eröffneten Gymnasium. Im Hintergrund Jugendstilbauten am Rand der Altstadt (vorgestellt am Schluss dieses Beitrages im APH-Forum).
Ab 1798 erfolgte eine Fortsetzung der Zeile mit einem weiteren Baublock zu vier Häusern (Nrn. 17-23) und einem Solitärbau (Nr. 25) als Abschluss:
4) Rorschacher Str. 17-21 (rechts).
5) Rorschacher Str. 17-23 (Mitte) und 25 (rechts).
6) Zugehöriger Link: Google Maps
Google/maps bietet einen schönen Überblick über die Bebauung entlang der Rorschacher Strasse. Am linken Bildrand ist die Altstadt mit der Brühltorkreuzung erkennbar, unten rechts angeschnitten die dem Park namengebende Kantonsschule und oben rechts das Moderne Stadttheater, die Tonhalle (Konzerthaus) und das Kunstmuseum. Letztere drei bilden den Auftakt zum Museumsquartier aus dem späten 19. Jahrhundert, welches ich ebenfalls hier mal vorstellen werde.
Hinter den Häusern an der Rorschacher Strasse folgen Remise- und Gewerbebauten, allerdings nach einem weniger einheitlichen Bauplan folgend. Die Grundstücke reichen bis an die Museumstrasse, welche ebenfalls vom Brühltor aus abzweigt. Ihre schräg Lage in Bezug auf die Rorschacher Strasse hat zur Folge, dass die rückliegenden Gärten immer ausgedehnter werden, je weiter weg sie vom Brühltor liegen. Erst der Bau des 1969 eröffneten Stadttheaters bildete einen empfindlichen Eingriff ins Gefüge dieser ersten planmässigen Überbauung, indem diesem ein Teil der Hintergebäude und Gärten zum Opfer fielen.
7) Die Museumstrasse mit Blick zum Brühltor. Das Haus mit den roten Fensterläden ist die Rückseite von Rorschacher Str. 1.
8 ) Die Museumstrasse führt ostwärts zum zentrumsnahen Museumsquartier mit vielen kulturellen Institutionen.
9) In der Mitte der ersten acht Liegenschaften verbindet der Brühlweg die Museumstrasse mit der Rorschacher Strasse.
Die Museumstrasse schliesst die Gärten rückseitig ab. Heute bestehen hier kunstvolle Schmiedeeisenzäune aus dem Ende des 19. Jahrhunderts. Leider wird die Bepflanzung nicht sonderlich gepflegt, aber in Bezug auf die vor allem von Fussgängern stark begangene Strasse ist ein üppiger Sichtschutz für die Gärten natürlich verständlich.