Neubistritz - "Zmizelé Sudety" an Österreichs nördlichstem Punkt (Galerie)

  • Nun, Neubistritz selbst ist sicher nicht "vergessen". Schleißlich liegt es an einem halbwegsfrequentierten Grenzübergang, und dies schon seit kommunistischer Zeit, und ist als städtische Denkmalzone (MPZ) sogar einigermaßen erhalten. In seinem Umfeld jedoch sind zahlreiche Ortschaften eingeebnet worden.

    sicher hat der eine oder andere hier bzw im alten APH-Forum eine Galerie über diese Stadt vermisst. Hiermit schließen wir eine merkliche Lücke auf unserer Galerielandkarte zwischen Zlabings und Neuhaus.

    Ich hab mal im Radio einen lustig-bizarren Text eines tschech. Schriftstellers gehört, ungefähr so: wenn ich wüsse, dass ich sterben müsste, würde ich mit dem Zug von Neuhaus nach Neubistritz fahren....

    In Neubistritz würde sodann der Tod höchstpersönlich den Autor vom Bahnhof abholen.

    Das hatte was sehr Gemütliches an sich.

    gemeint ist natürlich die südböhm Schmalspurbahn, die ehem. Lokalbahn Neuhaus–Neubistritz:

    https://de.wikipedia.org/wiki/schmalspurbahn_jind%c5%99ich%c5%afv_hradec%e2%80%93nov%c3%a1_byst%c5%99ice

    Es ist ewig schade, dass die Lücke zwischen Litschau und Neubistritz niemals geschlossen worden ist- mit den Waldviertler Bahnen, die heute noch zwischen Groß-Gerungs und Gmünd bzw Gmünd und Litschau privat betrieben werden, ergäbe das ein phantastisches Schmalspur-Netz.

    für Liebhaber gibt es im Netz genug Videos, zB:

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    Auch dieses Bild trieft vor Schmalspurromantik:

    Ähnliches Foto

    (Quelle: Wiki.commons)

    Was sagt man dazu?

    Bildergebnis für Neubistritz

    (world rail photo)

    Nun zum Ort selbst:


    der Ringplatz gen Osten:

    Beginnen wir mit ein paar Bildlein, nachdem wir schon genug gequatscht haben:

    Bildergebnis für Neubistritz

    Die Westseite des Rings schaut heute anders aus, zum historischen Verständnis ist dieses Bild unabdingbar:

    Bildergebnis für Neubistritz

    Der Kirchturm ist Ende des 19 JH abgebrannt, der Turmhelm daher sozusagen neo-barock:

    Bildergebnis für Neubistritz

  • Bildergebnis für Neubistritz

    (Wikipedia)

    verschlafene Lage in der Landschaft, die die Tschechen "Böhmisch Kanada" nennen. Die Russen nannten das anschließende Waldviertel "Österreichisches Sibirien". Ein Česká Sibiř gibt es jedoch schon im südlichen Mittelböhmen, und dieser Begriff ist unzweifelhaft älter, zumal dieser Landstrich tschechischer geprägt wurde.

    Neubistritz weist keine derartigen Bürgerbauten auf:

    Bildergebnis für Neubistritz

    Weit gefehlt.

    Das markanteste Baudenkmal befindet sich außerhalb, dh in einem unweiten Dorf:

    ehem. Klosterkirche von Kloster bei Neubistritz (so tatsächlich der Ortsname)

    Herrlich an einem Teich gelegen, hat sie durch die Renovierung einiges an Ausstrahlung verloren (angeblich soll sich das heute wieder, nun ja, gebessert haben.


    photo-2948-8ee36e6f.jpg


    1945 muss es hier wild hergegangen sein:

    Noch vor der Potsdamer Erklärung wurden die Einwohner von Konrads (zu welchem Kloster damals eingemeindet war) am 29. Mai 1945 in einer „Wilden Vertreibung“ aus ihren Häusern vertrieben. Durch die Beschwerde des Bürgermeisters bei einem russischen General konnten jedoch alle Bewohner wieder in ihre Häuser zurückkehren. Am 24. Juni 1945 zogen die russischen Truppen ab und zwei Tage darauf wurden die Einwohner von Konrads endgültig vertrieben.

    1950 erfolgte die Umbenennung der Gemeinde Konrac in Klášter. Der Ortsteil Klášter wurde fortan als Klášter I und der Ortsteil Konrac als Klášter II bezeichnet.

    Offenbar war selbst den Kommunisten ein klerikaler Name lieber als ein deutscher.

    Seit Beginn des Jahres 1961 ist Klášter ein Ortsteil von Nová Bystřice.

    Die tschechischen Einwohner haben sich seit der Zwischenkriegszeit nur leicht vermehrt, die deutschen sind weg. Entsprechend öd sieht es in der Gegend aus. Die Klostergebäude wurden im Kommunismus abgerissen, nur die Kirche durfte vor sich hin verfallen.

    Heute Pfarrkirche hl. Dreifaltigkeit (1668–1682), Wallfahrtskirche, ehem. Paulaner-Klosterkirche (1501) am Klosterteich, Südturm vom ersten Bau im 16. Jahrhundert; Orgel um 1760.

    Innen ein 22m hoher Hochaltar, lt lokalem "Führer" - ein Zigeunerkind, aber das musste es auch von irgendwoher haben - der "höchste Altar der Welt".

    Nun ja.

    Irgendwann im Zuge der Wende war die Kirche nämlich mal offen. Ist schon lange her.

    Zurück ins vier Kilometer entfernte Neubistritz.

    Wiki weiß viel zu berichten:

    https://de.wikipedia.org/wiki/nov%c3%a1_byst%c5%99ice

    Das Gebiet gehörte wohl ursprünglich den Babenbergern und war lange strittig. Erst 1282 fiel Fistritz/Bistritz an Böhmen.

    Im 30-jährigen Krieg komplett zerstört, hieß der Ort fortan Neu-Bistritz bzw Neubistritz.

    Die Bewohner wurden bereits Ende Mai-Anfang Juni von den sog. (selbstern.) Revolutionsgardisten vertrieben, ein paramilitärischer Verband, der sich aus dem absoluten Abschaum rekrutierte.

    Der dünne Grenzstreifen an der nö. Grenze war leichter und rascher zu säubern als die breiten Gebiete im Westen und Norden.

    Nov%C3%A1_Byst%C5%99ice%2C_M%C3%ADrov%C3%A9_n%C3%A1m%C4%9Bst%C3%AD%2C_horn%C3%AD_%C4%8D%C3%A1st.jpg

    Von cs:ŠJů - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, File:Nová Bystřice, Mírové náměstí, horní část.jpg - Wikimedia Commons

    Dieses Bild ist bei Wiki falsch bezeichnet - das Schloss ist hier nicht zu sehen.

  • Bildergebnis für nova bystrice

    (Trip-suggest)

    Kirche und Schloss:

    Bildergebnis für nova bystrice

    (TripAdvisor)

    Ähnliches Foto

    Luftbild des Ringes- Die Nordzeile ist durch einen (komm.) Supermarktbau beeinträchtigt, im W fehlt die dörfliche Bebauung der Platzmitte. Dafür werden einige ältere Fassaden sichtbar. Insgesamt ist der Platz besser erhalten als in vergleichbaren waldviertler Kleinstädten (Heidenreichstein, Litschau, sogar Waidhofen) der Fall.

    Schlossareal:

    Ähnliches Foto

    daneben ehem. Brauerei mit wohl ma. Turm:

    Bildergebnis für Novabystrice pivovar

    (Freibo, wiki. commons)

    File:Pivovar Nová Bystřice (2).JPG

    ditto

    Bildergebnis für Novabystrice pivovar

    Pivety Neu Bistritz

  • Richtig, Zeno, diese kleine Subgalerie dient nur dazu, Enttäuschungen und falsche Erwartungen beim Besuch von Neubistritz hinanzuhalten.

    Bei euch gibt es auch ein Bistritz, aber nur als Fluss. Die Weißeritz heißt nicht umsonst so (slaw. Wildbach) , gilt sie doch als gefährlichster Fluss Sachsens.

    Brr... dort ist auch noch wo die gefährlichste Stadt...

    Nach diesem durchlebten Schrecken wieder zurück ins beschauliche Neubistritz.

    Ringbebauung:

    Bildergebnis für Nova bystrice

    Ähnliches Foto

    Bildergebnis für Nova bystrice

    Schlosshof:

    Bildergebnis für Nova bystrice

    Schloss:

    Ähnliches Foto

    Häuser am Ring (S-Seite):

    Bildergebnis für Nova bystrice

    (im Kern weitgehend barock, vereinzelt älter, Fassaden durchgehen 19.Jh).

    Hier endlich die Perle:

    Ähnliches Foto

  • Eine für mich sehr erfreuliche Nachricht im Zusammenhang mit diesem Strang.

    Wir haben geschrieben:

    Es ist ewig schade, dass die Lücke zwischen Litschau und Neubistritz niemals geschlossen worden ist- mit den Waldviertler Bahnen, die heute noch zwischen Groß-Gerungs und Gmünd bzw Gmünd und Litschau privat betrieben werden, ergäbe das ein phantastisches Schmalspur-Netz.

    Tatsächlich gibt es so etwas wie einen Verein, der diese Lücke tatsächlich schließen will. Zwar ist das nach wie vor reine Science-fiction, aber immerhin ist alles, was einmal angedacht ist, auf irgendeine Weise bereits Realität. Und dass man mit einer Vision nicht mehr der einzige ist, hat auch etwas.

    Dazu ist dieser Gedanke tatsächlich tourismuswirtschaftlich extrem ausbaufähig. Das längste Schmalspurnetz Europas sollte doch eine beträchtliche Attraktivität ausüben. Allein der Gedanke - einen halben Tag (in eine Richtung!) mit der Schmalspurbahn unterwegs zu sein - wo gibt es so etwas? Groß Gerungs-Gmünd: ca 1' 40, Gmünd Litschau ca 1h 15, Ltschau-Neubistritz (fiktiv) 45 min, Neubistritz-Neuhaus 1h 40.


    Unsere korrupte Politik träumt stattdessen von der Waldviertel-Autobahn, die von Hollabrunn über Waidhofen(!) nach Freistadt (!!) führen soll. Dies mit der Begründung, um eine Autobahnverbindung zum Flughafen Budweis(!!!) zu schaffen. So eine Schlangenlinie kriegt man nicht einmal als Vollauxoffena hin!