2005 jährte sich zum 400. Mal die Fertigstellung des Pellerhauses und zum 60. Mal seine Zerstörung. Das Gebäude mit seinem herrlichen Arkaden-Innenhof war vor dem Krieg eine der Hauptsehenswürdigkeiten der Stadt und die einzige Architektur Nürnbergs von Weltrang.
In nahezu jeder kunsthistorischen Abhandlung der Vorkriegszeit war es als bedeutendster Vertreter der Renaissance erwähnt – als einziges Bauwerk Nürnbergs!
Nach den Zerstörungen 1945 blieb der Hof im Rahmen des modernen Wiederaufbaus 1956/57 fragmentarisch. Vertreter der Stadt entschieden sich damals gegen den Willen der Bürger für die Architekten Fritz und Walter Meyer, die in Ihrem Entwurf das echte Alte neben das echte Neue stellen wollten. Ein Ergebnis entstand, das ähnlich wie damals das Hotel Rose in Hildesheim, keine Liebhaber in Nürnberg hat.
Da der derzeitige Zustand des Hofes kaum das letzte Wort in Sachen Pellerhaus sein darf, haben engagierte Bürger der Stadt Nürnberg – sozusagen als Geburtstagsgeschenk – vier eigens rekonstruierte Steine zusammen mit der Auflage überreicht, diese an der entsprechenden Stelle einzubauen. Mit den Steinen kann der Wiederaufbau des Innenhofs an der Stelle fortgesetzt werden, an der er 1957 endete. Im Rahmen einer Führung fanden sich bis heute schon über 100 potenzielle Spender für weitere Steine. Der gesamte Innenhof könnte so recht schnell wiedererstehen.
Trotz der Offerte engagierter Bürger, ist es für die Stadtverwaltung Nürnberg scheinbar nicht einfach, eine Entscheidung zu treffen: Kann sie das Geschenk annehmen und die Steine einbauen lassen, oder will man dieses einst schönste Bürgerhaus Deutschlands nicht einmal geschenkt?
Der Innenhof seit 1957, so wie er nach Willen der Nürnberger Stadtverwaltung, Denkmalbehörde und Baulust e.V. erhalten werden soll
Am 21.12.05 wurde bei einem ersten Ortstermin im traurigen Rest des Pellerhauses die Frage erörtert. Teilnehmer waren u.a. Stadtverwaltung (vertreten durch Oberbürgermeister und Bauordnungsbehörde), Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege und Untere Denkmalschutzbehörde, der damalige Architekt Meyer und einige Vertreter der Initiative zum Wiederaufbau.
Hier stand fast wieder „Einer gegen Alle“.
Starke Zweifel an der Wiederaufbau-Idee wurden geäußert und größte Bedenkenträger sind kurioserweise der Bayerische Denkmalschutz sowie der Architektenverein „BauLust Nürnberg e.V.“ Dessen Sprecherin, Regine Bort, steht einem Wiederaufbau kritisch gegenüber und sieht im fragmentarischen Pellerhaus-Innenhof ein „wunderbares Zeichen dafür, dass nicht alle Ruinen weggeräumt wurden, sondern dass aus ihnen Neues in der Architektursprache ihrer Zeit entstehen konnte“.
Am 01. Februar fand erneut ein Treffen im Innenhof des Pellerhauses statt, um den Sachverhalt zum zweiten Mal zu erörtern. Das Treffen sollte ergebnisorientiert und konstruktiv sein. Teilnehmer waren auch diesmal Oberbürgermeister, Bauereferent, Denkmalschutz, sowie die neugegründete "Arbeitsgruppe Pellerhof" der Altstadtfreunde Nürnberg e.V.
Trotz der stadt-seitigen Einladung zur Diskussion, konnte erkennbar werden, das sich die ablehnende Haltung von Verwaltung und Denkmalschutz nicht geändert, ja sogar gefestigt hat: Ein Wiederaufbau des Hofes soll nicht durchgeführt werden, stattdessen forciert man über Video-Installationen an den Hof zu erinnern und ihn so virtuell erfahrbar zu machen. Gesammelte Geldspenden sollten laut Aussage von Denkmalschutzvertretern, lieber dazu verwendet werden. (Ein Vorschlag, der für alle Befürworter des Wiederaufbaus natürlich völlig inakzeptabel ist.)
Wie in so vielen Städten, scheint sich auch Nürnbergs Stadtverwaltung und der Denkmalschutz über den eindeutigen Bürgerwillen, artikuliert im Rahmen zahlreicher Leserbriefe und persönlicher Schreiben an den Oberbürgermeister, hinwegzusetzen.
Überkommene Lehrmeinungen und dogmatisches Rekonstruktionsverbot sind scheinbar höher zu bewerten, als eindeutige Umfrageergebnisse in Zeitungen.
Sollten Sie Ihre Meinung äußern wollen, möchte Stadtbild Deutschland Sie anbei auf folgende Mailadressen für Leserbriefe hinweisen:
Nürnberger Nachrichten: textarchiv.nn@pressenetz.de
Nürnberger Zeitung: redaktion@nz-online.de
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