Beiträge von Citoyen

    Das Sakramentshaus und die Monstranz im Innern des neugotischen Turms meinte ich. Vielleicht sind sie aber auch nur gekonnt auf "alt" gemacht.

    Bei den zu flachen neugotischen Reliefs und den etwas an Baumarktmöbel erinnernden Kuppelornamenten des Pavillons gebe ich Dir recht.

    Im badischen Winzerort Fessenbach, der nach Offenburg eingemeindet ist, wurde jüngst durch Kurienerzbischof Georg Gänswein der "SenaTorre" eingeweiht. Es handelt sich um ein neugotisches Denkmal, das der Verlagschef Hubert Burda für seinen Vater "Senator" Franz Burda (1903–86) gestiftet hat. Entworfen wurde der Turm von den Mailänder Innenarchitekten Laura Sartori Rimini und Roberto Peregalli in Zusammenarbeit mit Hubert Burda. Peregalli war auch schon der Architekt eines klassizistischen Pavillons vor dem Fessenbacher Anwesen der Familie Burda.

    Der neue Turm besteht wohl aus einem patinierten Kunststein in Sandsteinoptik. Vorbild waren die Münster in Freiburg und Straßburg. Interessant ist auch ein Sakramentshaus im Innern mit Monstranz, abgebildet am Ende der Bilderstrecke im ersten Link. Beide Objekte wirken auf mich echt antik.

    Ulmers Zuordnung ist schon richtig. Hier die katholische Kirche:

    https://www.bildindex.de/media/obj45043…edium=tum898192

    Hier die protestantische:

    https://www.bildindex.de/media/obj45043…edium=tum898225

    Interessanterweise steht der Turm von St. Johann Baptist im Entwurf auf der Evangelienseite (links), auf Ulmers Fotografie aber auf der Epistelseite (rechts). Im Grundriß des Böhmschen Umbaus von 1926 sieht man dickere Mauern rechts und links vom ehemaligen Chor. Vielleicht hat man 1857 den Turmbau auf der Evangelienseite begonnen und während des Baues umgeplant?

    Adelaide kannte ich bisher nur als südaustralische Stadt, daß auch mal eine Person so hieß, ist mir neu.

    Da die kurfürstliche Adelheid - wie hier natürlich jeder weiß - aus dem Hause Savoyen stammte, sprach man ihren Namen allerdings eher wie hier aus:

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    Schöne Nachrichten aus Baden-Baden: Die beiden neuen Triebwägen der Merkurbahn sind eingetroffen. Hier ist ein bebilderter Bericht der Badischen Neuesten Nachrichten: Seilbahn fährt künftig im Retrolook auf den Baden-Badener Hausberg Merkur.

    Der "Badner" hatte letztes Jahr schon im APH über die Pläne berichtet (Sanierung der Merkur-Bergbahn). Die Triebwägen von 1979 sollten durch neue ersetzt werden, wobei im Netz zwischen drei Varianten abgestimmt werden konnte. Die "Retro"-Variante gewann deutlich. Laut BNN ist die äußere Verkleidung tatsächlich aus Holz. Früher war sicher noch etwas mehr Lametta (siehe unten), aber für eine moderne Bahn finde ich die neue ganz gut. Danke an alle, die abgestimmt haben!

    800px-HoffmannMerkurbahn.jpg

    Merkurbergbahn mit Turm und Gaststätte, nach 1913. Gemälde von Heinrich Hoffmann, Stadtmuseum/-archiv Baden-Baden, Bildquelle: Stadtwiki Baden-Baden, gemeinfrei

    Ja! Eines meiner schönsten Erlebnisse im vergangenen Jahr war die Abfahrt nach Maienfeld über die Steigstraße von St. Luzisteig her. Rechts und links mit Mauern eingefaßte nicht-flurbereinigte Weinberge, drunten ein intaktes Dorf und ringsum majestätische Berge – und das völlig unerwartet nach der Durchquerung der zersiedelten Ostseite des Rheintals. Welch eine Wohltat!

    Der Mensch ist kein Einzelgänger, sondern ein soziales Wesen... Man nennt das Isolationsangst.

    Ja. Daran ist per se auch nichts Verwerfliches, im Gegenteil. Problematisch ist nur die zunehmende Einseitigkeit der "Eliten" seit ca. '68. Der leider kürzlich verstorbene Sir Roger Scruton war der Meinung, daß die sog. kleinen Leute im Grunde ihres Herzens mehrheitlich konservativ seien, aber als Orientierung unter den Intellektuellen fast nur Progressive vorfänden. Deshalb finde ich die Meldung über den Entwurf der Trump-Administration interessant. Immerhin für etwa die republikanische Hälfte der US-Amerikaner könnte das Vorbildcharakter haben.

    Der Deutschlandfunk gibt jetzt auch seinen gebührenfinanzierten Senf dazu, angereichert mit Zitaten Nikolaus Bernaus:

    „Es gibt in konservativen Kreisen nicht nur der USA – auch in Europa hat man das – einen ganz tiefen Hass auf diese Gebäude aus Glas, Beton und Stahl und Holz“, beschreibt Architekturkritiker Nikolaus Bernau das Verhältnis zur gebauten Moderne. „Die werden als nicht spezifisch interpretiert, als nicht machtvoll genug, als nicht aussagekräftig genug. Da gibt es ganz direkte Angriffe auf Gebäude. Das ist zweifellos die Forderung nach einer Architektur der Macht.“

    Jawohl, weg mit den Gebäuden aus Holz! In der Informationsspalte werden wir über die Hintergründe aufgeklärt:

    Als Gegner moderner Architektur hat sich der US-Präsident schon mehrfach geoutet. Nun will er unter anderem ein „President’s Committee for the Re-Beautification of Federal Architecture“ einsetzen. Mitglieder sollen Vertreterinnen und Vertreter konservativer Architektur sein – etwa aus der „National Civic Art Society“. [...]

    Dass es solche Bewegungen auch in Deutschland gibt, zeigen hier vergangenheitsorientierte Pseudo-Rekonstruktionen wie der Platz um die Dresdner Frauenkirche, das Berliner Stadtschloss, die Garnisonkirche in Potsdam oder die so genannte „Frankfurter Altstadt“.

    (Hervorhebung von mir)

    Lieber Schortschibähr, das ist ein schönes kleines Beispiel für ein Phänomen, das man immer wieder beobachten kann: daß eine kleine „Elite“ – hier die Bauhausarchitekten – eine Meinung vorgibt, woraufhin jene, die auch zur „Avantgarde“ gehören wollen – Journalisten, Politiker, Akademiker – die Meinung übernehmen, worauf wiederum die Werber und schließlich die „normalen Leute“ folgen. Begründet wird das dann mit dem Satz: „Das hat/macht/meint/wählt/sagt man jetzt so.“ Kaum eine Angst ist größer als diejenige, nicht dazuzugehören.

    Vor kurzem ging eine Meldung über eine EU-Richtlinie durch die Presse, welche die Charta von Venedig in verschärfter Weise aufnimmt. Konkret hieß es in dem Papier, daß bei EU-geförderten Baumaßnahmen Ergänzungen an Denkmalen im zeitgenössischen Stil vorzunehmen sind. In Westeuropa ist diese Praxis ja leider längst üblich, aber nun wird sie EU-weit, zumindest für geförderte Bauten, "empfohlen" (Artikel 16). Rekonstruktionen sollen ausdrücklich nur in Ausnahmefällen gefördert werden (Artikel 19). Auf nationale Projekte, wie wir sie gegenwärtig beispielsweise in Ungarn sehen, dürfte diese Richtlinie also keine Auswirkung haben, sofern keine EU-Förderung vorliegt. Hier ein Pressetext dazu.

    Jenseits des Atlantiks sieht es für die abendländische Architekturtradition gerade besser aus: Jüngst erschien ein Entwurf für eine Verfügung des US-Präsidenten mit dem Titel: “Making Federal Buildings Beautiful Again”. Der Entwurf sieht für bundesstaatliche Bauten, insbesondere Regierungsgebäude und Bundesgerichte, „den klassischen Architekturstil (gemeint ist der [Neo-]Klassizismus) als den bevorzugten und Standardstil“ vor. Dieser lege Wert auf Schönheit, respektiere das regionale architektonische Erbe und nötige der Öffentlichkeit Bewunderung ab.

    Wo vom klassischen Stil abgewichen werde, müsse die Gestaltung mit großer Sorgfalt und Rücksichtnahme erfolgen, um eine schöne Gestaltung zu finden, welche die Würde, den Unternehmergeist, die Kraft und Stabilität der amerikanischen Selbstverwaltung vermittle. „Architektur im brutalistischen oder dekonstruktivistischen Stil und die davon abgeleiteten Stile verfehlen diese Anforderungen und sollen nicht verwendet werden.“ Bei Renovierung unpassender Bauten solle eine Erneuerung im klassischen Stil in Erwägung gezogen werden.

    Die etablierte Architektenschaft und die Presse laufen dagegen Sturm: Klick, Klick, Klick, Klick... Und in der FAZ: Klick.

    Witziger Kommentar auf Twitter:

    the panic is understandable... if i were in the business of designing ugly buildings, i wouldn't want normal people getting involved.

    Neues aus Freiburg: Vor über drei Jahren wurde berichtet, daß die Landesbank Baden-Württemberg ihr Haus an prominenter Stelle am Münsterplatz abreißen und durch einen Neubau ersetzen wolle: Zeitlos' Meldung im APH.

    Erfreulicherweise wollte man sich am Vorgängerbau, dem klassizistischen Kaufhaus Kapferer orientieren und hatte dafür den Architekten Jo Franzke engagiert, der in Mannheim ja schon ein ähnliches Projekt mit der LBBW realisiert hatte.

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    Münsterplatz in Freiburg, Kaufhaus Kapferer rechts im Bild, Foto: Joseph Schlippe, 1943/44

    Foto von 1910 und aktuelle Ansicht.

    Grafik von ca. 1905–10 und aktuelle Ansicht.

    Es geht um den weißen, vierstöckigen Nachkriegsbau.

    Seither hat man nichts mehr gehört und auch eine Visualisierung wurde meines Wissens nie veröffentlicht. Nun wurde bekannt, daß das benachbarte Modegeschäft Breunigner die Immobilie gekauft hat und Teile davon vorübergehend als "Outlet" nutzt. Quelle: Badische Zeitung.

    Man darf gespannt sein, wie es weitergeht. Ich bin ehrlich gesagt eher pessimistisch, denn für die üblichen Verkaufsflächen wäre das nur dreistöckige, fensterreiche Gebäude ja wahrscheinlich kaum geeignet.

    Vielen Dank, Riegel, für diesen wunderbaren Strang!

    Im APH wurde vor einiger Zeit die ahistorisch wiederaufgebaute südliche Brandmauer der Goldenen Waage thematisiert. Früher schloß dort das Haus Höllgasse 11 (zur Stadt Miltenberg) an, heute das „Stadthaus am Markt“. Beim Neubau der Goldenen Waage wurde nun eine Betonwand erstellt, die sich hinter den Eckbalken befindet, nicht seitlich davon, wie bei der ursprünglichen Brandmauer. Im Dachbereich wird das deutlich, wie ‚svuzhohenburg‘ bemerkt hat:

    Frankfurter Altstadt (Dom-Römer-Areal) - Frankfurt am Main - Architectura Pro Homine

    Die Diskussion über dieses unstimmige Detail will ich nicht aufwärmen. Beim Lesen von Riegels alten Beiträgen in diesem Strang fiel mir aber ein Detail auf, das für die Baugeschichte des ehemaligen Nachbarhauses Höllgasse 11 relevant sein könnte und das in der Diskussion im APH damals nicht erwähnt wurde. Auf diesen beiden Fotografien erkennt man nämlich bei genauem Hinsehen, daß die alte Brandmauer zweigeteilt war:

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    Goldene Waage und links davon Höllgasse 11, Foto: Rolf Kellner, Sammlung Riegel

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    Blick vom Domturm auf das Haus „Zur Goldenen Waage“, aus: Frankfurt am Main – die Stadt des deutschen Handwerks. Ein Bilderbuch von H. und E. Reeck, 1936

    Die linken 2/3 der Mauerstärke folgen den Vorsprüngen von Höllgasse 11 (wobei der tiefe Kragstein im Bereich der Decke des 1. Obergeschosses auf ein früher niedrigeres Geschoß schließen lassen könnte), das rechte Drittel der Mauerstärke paßt aber zur Goldenen Waage. Über dem Erdgeschoß ruht der Mauerabschnitt sogar auf einer Sandsteinkonsole, die gleichzeitig den Schwellenbalken des 1. Obergeschosses trägt. Die Eckpfosten schließen sich natürlich an die Mauer an und stehen nicht davor.

    Ich denke, diese Zweiteilung der Brandmauer spricht dafür, daß auch das gesamte Haus Höllgasse 11 etwa zur gleichen Zeit wie die Goldene Waage (1618) gebaut wurde, oder? Riegel vermutete bisher nur für das 1. OG das 17. Jh. und für das EG spätestens das 16. Jh. Klick. Klick.

    Übrigens regte namentlich diese Ecke den Maler Friedrich Eibner (1825–1877) zu romantisch-idealisierten Bildern an:

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    Friedrich Eibner: Das Freiburger Münster von Osten mit der Münsterbauhütte, 1854

    Doch erinnern die im vorigen Beitrag zu sehenden Rückseiten der Häuser nicht an Gemälde von Spitzweg?

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    Carl Spitzweg: Im Dachstübchen, 1849.

    Foto: Jean-Marc Pascolo, Wikimedia Commons, CC-BY-SA-3.0

    Die biedermeierlichen Ansichten deutscher Landstädte waren, anders als häufig angenommen, keineswegs nur romantische Fantasterei, sondern oft einfach Realismus.

    Freiburg, Herrenstraße 26 „zur Linde“ und 28, „zum Lindenkranz“

    Im APH wurde über ein freies Trümmergrundstück zwischen Münsterchor und Herrenstraße diskutiert. Wie SchortschiBähr gehe auch ich davon aus, daß die dortige Grünfläche bald wiederhergerichtet wird; etwa wie zuvor: Foto. Luftbild. Gerne wurde der Rasen z. B. von französischen Schülern zum Verputzen des Vesperbrotes genutzt. Laut „Freiburg im Breisgau in Alten Ansichten“ von Peter Kalchthaler (Europäische Bibliothek, 2001) wurden 1944 auf dem Grundstück übrigens Bombenopfer aus den Trümmern der Herrenstraße begraben.

    Grundsätzlich stimme ich Neußer jedoch zu. Schmale Zugänge sind typisch für den Freiburger Münsterplatz, im Gegensatz zu innerstädtischen Grünflächen für die Altstadt. Es müßte aber eine Rekonstruktion oder ein wirklich angepaßter Neubau sein. Die von SchortschiBähr im APH gezeigten Neubauten (Teil 1–3) sind dies meiner Meinung nach nicht. Aktuell ist die Wahrscheinlichkeit für ein solches Projekt aber äußerst gering.

    Erschwerend käme hinzu, daß ein Großteil der heutigen Freifläche vom ehemaligen Haus Nr. 26, „zur Linde“, eingenommen wurde. Das Eckhaus Nr. 28 ragte wohl weiter in die Verbindungsgasse zum Münsterplatz vor als die heutige Umfassungsmauer der Grünfläche. Man achte auf das Verhältnis zu den Strebepfeilern des Münsterchors:

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    Fast aktuell, noch ohne Andlawsches Haus-Nachfolgebau. Quelle: FreiGIS

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    Ausschnitt aus dem Kellerplan Freiburg, Zustand von ca. 1890. Quelle: Leo Schmidt: Kellerkartierung und Hausforschung in Freiburg i. Br., in: Denkmalpflege in Baden-Württemberg 2/1985, S. 115.

    Anbei noch einige Fotos der recht bescheidenen, aber umso malerischeren Häuser „zur Linde“ (ehem. Nr. 26) und „zum Lindenkranz“ (Eckhaus, ehem. Nr. 28), beide im Besitz des Domkapitels, genutzt als Wohnhäuser für Dompräbendare und (später, Nr. 26) des Domorganisten:

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    Foto 1: Links das Eckhaus Nr. 28, "zum Lindenkranz", daran anschließend Nr. 26, "zur Linde", undatiert. Quelle: Stadtarchiv Freiburg, hier aus: Günther Klugermann: Freiburg. Ein verlorenes Stadtbild. Wartberg Verlag, Gudensberg-Gleichen, 2000, S. 48.

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    Foto 2. Fotograf: Gottlieb Theodor Hase, 1885–1896, Quelle: Stadtarchiv Freiburg M75-13, Nr. 694

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    Foto 3, undatiert. Quelle: Großdiathek Halle

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    Foto 4: Alte Münsterbauhütte, rechts das Haus "zum Lindenkranz". Fotograf: Georg Röbcke, um 1900. Quelle: Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg

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    Foto 5: Rückseiten zum Münsterplatz, um 1930. Quelle: Helmut Müller-Schilling: Alte Photos erzählen Freiburger Stadtgeschichten 1840-1944. Verlag Karl Schillinger, Freiburg, 1976.

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    Luftbild 1, von SO. Quelle: Bildarchiv Foto Marburg, fm931598 (Ausschnitt).

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    Luftbild 2, von SW. Fotograf: Chr. Hoppe vor 1919 (Ausschnitt).

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    6 1903: Bensheim spielt Großstadt und baut das Rathaus im Jugendstil um.

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    7 1950: Nach Kriegszerstörung wäre die Chance zum Wiederaufbau des barocken Rathauses da.

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    8 Statt dessen Abriß des Rathauses, Neubau einer schlichten Kirchenfassade und immerhin Wiederherstellung des klassizistischen Inneren.

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    9 1980 Bau des Stadthauses (1979), das 2019 schon wieder abgerissen wird.

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    10 2019. Kurzzeitig ist eine Teilrekonstruktion in Anlehnung an das barocke Rathaus geplant, dann mischen sich die Bürger ein. Als Ergebnis mehrerer Diskussionsveranstaltungen kristallisiert sich heraus, daß man irgendwie mehr Blick auf St. Georg haben will (manche auch nicht, schließlich sei eine solche Dominanz einer bestimmten Religion/Konfession im Stadtkern nicht mehr zeitgemäß) – und auf jeden Fall mehr grün. Das Fragezeichen paßt also sinnbildlich ganz gut. Eine jede Zeit bekommt die Bauten, die sie verdient.

    Bildquellen:

    Wikipedia – Matthäus Merian: Bensheim 1646

    Bensheim.de – Der Marktplatz im Wandel der Zeit (PDF) (Abb. 2–8 u. 10)

    Museumsverein Bensheim (Abb. 9)

    Bensheim – eine Stilkritik

    Die Diskussion im APH zu Marktplatz und Rathaus der schönen Fachwerkstadt Bensheim an der Hessischen Bergstraße reizte mich zu einer kleinen Stilkritik in 10 Akten:

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    1 Bensheim 1646. Die romanisch-gotische Pfarrkirche St. Georg, davor wohl das quergestellte Rathaus von 1470. Märchendeutschland.

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    2 Der Marktplatz 1840, aber im Zustand wie um 1800, der letzten ästhetisch noch unverdorbenen Epoche. Nun mit barockem Rathaus.

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    3 1830. Romanischer Turm in klassizistisches Gewand gesteckt wie ein Konfirmand in den zu groß geratenen Anzug.

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    4 Da darf das Rathaus nicht nachstehen (1856). Dachumbau wie bei einem Provinzbahnhof der Zeit.

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    5 Unpassender Fassadenanstrich um 1900

    Sonst bin ich auch kein großer Freund des strengen Neoklassizismus, aber hier am Königsplatz und in diesem Maßstab fügen sich Führerbau und sein südliches Pendant gut ein. Auch innen wirkt das Gebäude sehr harmonisch, ja. Da studiert man doch gern, sofern das Dach abgedichtet und für Schallschutz gesorgt wird. Das einzige Gebäude, das die Harmonie des Königplatzes durch seine totalitäre, inhumane Architektur stört, ist dieses NS-Dokuzentrum.